Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.Ornamentenstyls durch eine beträchtliche Entwickelungsstrecke verfolgen. Es Wiewohl die neuen Entdeckungen in der formellen Behandlung der ein¬ Bei den Hellenen hörte diese Bauweise früh auf. Der hellenische Ge¬ Ornamentenstyls durch eine beträchtliche Entwickelungsstrecke verfolgen. Es Wiewohl die neuen Entdeckungen in der formellen Behandlung der ein¬ Bei den Hellenen hörte diese Bauweise früh auf. Der hellenische Ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0164" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124870"/> <p xml:id="ID_503" prev="#ID_502"> Ornamentenstyls durch eine beträchtliche Entwickelungsstrecke verfolgen. Es<lb/> befinden sich darunter Incrustationen, auf welchen, wie auf den Vasen älte¬<lb/> sten Styls, Reihen von Thierfiguren gemalt sind. Besonders häufig kehren<lb/> Platten und Stäbe wieder, die mit einer bunten schuppenartigen Ornament¬<lb/> malerei vereint sind, wie wir sie bereits bei der oben besprochenen Gruppe<lb/> antrafen — ein Motiv, welches sich auch an bemalten Vasen findet, deren<lb/> Styl dem der sogenannten korinthischen verwandt ist, und wahrscheinlich der<lb/> uralten Technik der cisellirten Bronzeincrustation seinen Ursprung verdankt.<lb/> Auch hierbei springt die eigenthümliche Uebereinstimmung in die Augen,<lb/> welche zwischen den Motiven der ältesten Kunst und denen der Kunst nach<lb/> Alexander dem Großen obwaltet. An dem Leichenwagen des großen Königs,<lb/> von dem uns eine Beschreibung bei Diodor vorliegt, war über dem Sarko¬<lb/> phage ein goldener Baldachin angebracht, dessen Decke mit einer aus Edel¬<lb/> steinen zusammengesetzten Schuppenbekletdung überzogen war. In die Stein¬<lb/> technik übertragen findet sich dieses Motiv an den Deckeln griechischer und<lb/> grvßgriechischer Sarkophage, deren formale Elemente sich fast durchweg mit<lb/> hinreichender Sicherheit auf hellenistische Quelle zurückführen lassen. Wenn<lb/> demnach dasselbe Motiv auf Werken ältester griechischer und italischer Kunst<lb/> vorkommt und später wiederum in der hellenistischen Epoche Verwendung<lb/> findet, so werden wir in beiden Fällen asiatischen Einfluß vorauszusetzen<lb/> haben, der, je weiter sich unsere Monumentalkenntniß entwickelt, für beide<lb/> Perioden mit um so größerer Schärfe hervortritt. Auch fehlt es nicht an<lb/> Incrustationen, welche Ornamente der entwickelten griechischen Kunst in<lb/> leuchtender Farbenpracht darbieten. Als besonders merkwürdig erwähne ich<lb/> schließlich noch ein Gitter, welches in deutlichster Weise die Bronzetechnik in<lb/> die Technik der Terracotta übertragen wiedergiebt.</p><lb/> <p xml:id="ID_504"> Wiewohl die neuen Entdeckungen in der formellen Behandlung der ein¬<lb/> zelnen Bestandtheile eine beträchtliche Strecke der Kunstentwickelung überblicken<lb/> lassen, so gehören sie nichtsdestoweniger alle einem in sich abgeschlossenen<lb/> Bausthle an, welcher in einer gewissen Epoche in Griechenland wie in Italien<lb/> der herrschende war. jedoch in dem östlichen Gebiete des Mittelmeeres früher<lb/> einer weiteren Entwickelung Platz machte, als in dem westlichen. Es ist der<lb/> Baustyl, den wir nach dem bei seiner Ausstattung besonders hervortretenden<lb/> Material als den Terracottastyl bezeichnen dürfen. Das Grundschema der<lb/> hellenischen Bauweise ist in ihm bereits entwickelt; doch wird in der Beklei¬<lb/> dung der Mauer und des Holzwerkes durch Terracottaplatten noch das alte<lb/> Jncrustationsprincip festgehalten, wie es der vorhergehenden, durch asiatische<lb/> Einflüsse bedingten Entwickelung eigenthümlich gewesen war. Terracotten-<lb/> fragmente, die sich unter dem Bauschutte des alten vorperikleischen Parthe¬<lb/> nons fanden, bezeugen, daß derselbe in diesem Style aufgeführt war. Der<lb/> Duc de Luynes machte entsprechende Entdeckungen unter dem Schütte eines<lb/> Tempels in Metapont. Frugmente, welche, vielfach Exemplaren unserer cae-<lb/> retaner Ausgrabungen entsprechend, in Sicilien zu Tage kamen, bezeugen die<lb/> Verbreitung der Bauweise auf dieser Insel. Dieselbe Weise der Decoration<lb/> werden wir auch in den Werken des DamophiloS und Gorgasos voraus¬<lb/> zusetzen haben, welche in Rom ungefähr gegen Mitte des Seen Jahrhunderts<lb/> vor Christus, wie Plinius berichtet, „berühmte Piaster und zugleich Maler,<lb/> den Tempel der Ceres beim Lireus maximus mit beiden Gattungen ihrer<lb/> Kunst aueschmückten." Sie wird auch wenigstens in älterer Zeit bei dem<lb/> tuscanischen Tempel die maßgebende gewesen sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_505" next="#ID_506"> Bei den Hellenen hörte diese Bauweise früh auf. Der hellenische Ge¬<lb/> danke, durch die Emancipation vom Stofflichen die Formen, welche die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0164]
Ornamentenstyls durch eine beträchtliche Entwickelungsstrecke verfolgen. Es
befinden sich darunter Incrustationen, auf welchen, wie auf den Vasen älte¬
sten Styls, Reihen von Thierfiguren gemalt sind. Besonders häufig kehren
Platten und Stäbe wieder, die mit einer bunten schuppenartigen Ornament¬
malerei vereint sind, wie wir sie bereits bei der oben besprochenen Gruppe
antrafen — ein Motiv, welches sich auch an bemalten Vasen findet, deren
Styl dem der sogenannten korinthischen verwandt ist, und wahrscheinlich der
uralten Technik der cisellirten Bronzeincrustation seinen Ursprung verdankt.
Auch hierbei springt die eigenthümliche Uebereinstimmung in die Augen,
welche zwischen den Motiven der ältesten Kunst und denen der Kunst nach
Alexander dem Großen obwaltet. An dem Leichenwagen des großen Königs,
von dem uns eine Beschreibung bei Diodor vorliegt, war über dem Sarko¬
phage ein goldener Baldachin angebracht, dessen Decke mit einer aus Edel¬
steinen zusammengesetzten Schuppenbekletdung überzogen war. In die Stein¬
technik übertragen findet sich dieses Motiv an den Deckeln griechischer und
grvßgriechischer Sarkophage, deren formale Elemente sich fast durchweg mit
hinreichender Sicherheit auf hellenistische Quelle zurückführen lassen. Wenn
demnach dasselbe Motiv auf Werken ältester griechischer und italischer Kunst
vorkommt und später wiederum in der hellenistischen Epoche Verwendung
findet, so werden wir in beiden Fällen asiatischen Einfluß vorauszusetzen
haben, der, je weiter sich unsere Monumentalkenntniß entwickelt, für beide
Perioden mit um so größerer Schärfe hervortritt. Auch fehlt es nicht an
Incrustationen, welche Ornamente der entwickelten griechischen Kunst in
leuchtender Farbenpracht darbieten. Als besonders merkwürdig erwähne ich
schließlich noch ein Gitter, welches in deutlichster Weise die Bronzetechnik in
die Technik der Terracotta übertragen wiedergiebt.
Wiewohl die neuen Entdeckungen in der formellen Behandlung der ein¬
zelnen Bestandtheile eine beträchtliche Strecke der Kunstentwickelung überblicken
lassen, so gehören sie nichtsdestoweniger alle einem in sich abgeschlossenen
Bausthle an, welcher in einer gewissen Epoche in Griechenland wie in Italien
der herrschende war. jedoch in dem östlichen Gebiete des Mittelmeeres früher
einer weiteren Entwickelung Platz machte, als in dem westlichen. Es ist der
Baustyl, den wir nach dem bei seiner Ausstattung besonders hervortretenden
Material als den Terracottastyl bezeichnen dürfen. Das Grundschema der
hellenischen Bauweise ist in ihm bereits entwickelt; doch wird in der Beklei¬
dung der Mauer und des Holzwerkes durch Terracottaplatten noch das alte
Jncrustationsprincip festgehalten, wie es der vorhergehenden, durch asiatische
Einflüsse bedingten Entwickelung eigenthümlich gewesen war. Terracotten-
fragmente, die sich unter dem Bauschutte des alten vorperikleischen Parthe¬
nons fanden, bezeugen, daß derselbe in diesem Style aufgeführt war. Der
Duc de Luynes machte entsprechende Entdeckungen unter dem Schütte eines
Tempels in Metapont. Frugmente, welche, vielfach Exemplaren unserer cae-
retaner Ausgrabungen entsprechend, in Sicilien zu Tage kamen, bezeugen die
Verbreitung der Bauweise auf dieser Insel. Dieselbe Weise der Decoration
werden wir auch in den Werken des DamophiloS und Gorgasos voraus¬
zusetzen haben, welche in Rom ungefähr gegen Mitte des Seen Jahrhunderts
vor Christus, wie Plinius berichtet, „berühmte Piaster und zugleich Maler,
den Tempel der Ceres beim Lireus maximus mit beiden Gattungen ihrer
Kunst aueschmückten." Sie wird auch wenigstens in älterer Zeit bei dem
tuscanischen Tempel die maßgebende gewesen sein.
Bei den Hellenen hörte diese Bauweise früh auf. Der hellenische Ge¬
danke, durch die Emancipation vom Stofflichen die Formen, welche die
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