Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.die Feldherren unseres Heeres wissen wohl, daß der Tag von Sedan nur Freilich ist der Generalintendantur nicht sofort möglich gewesen, große Aber die Sicherheit, daß wir selbst im fremden Lande auszudauern ver¬ die Feldherren unseres Heeres wissen wohl, daß der Tag von Sedan nur Freilich ist der Generalintendantur nicht sofort möglich gewesen, große Aber die Sicherheit, daß wir selbst im fremden Lande auszudauern ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0127" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124833"/> <p xml:id="ID_397" prev="#ID_396"> die Feldherren unseres Heeres wissen wohl, daß der Tag von Sedan nur<lb/> möglich wurde, weil die verpflegenden Factoren des Heeres unter den schwie¬<lb/> rigsten Verhältnissen immer noch weit mehr gethan haben, als man seither für<lb/> möglich hielt. Seitdem wird die Verpflegung unseres Heeres in neuem,<lb/> großartigerem Maßstabe betrieben, um den Bedürfnissen der Belagerung von<lb/> Metz und Paris zu entsprechen. Durch die neue Eisenbahn von Remilly<lb/> bis Pont Z, Moussou ist für die Versorgung der Armee vor Metz eine<lb/> zweite kürzere Verbindung mit Deutschland geschaffen, die Einnahme von<lb/> Toul macht möglich, große Transporte zwar noch nicht bis um Paris zu<lb/> schaffen, aber doch den Achsentransport auf kurze Strecken zu beschränken.<lb/> An geeigneten Punkten sind bei Metz und Paris große Magazine angelegt<lb/> worden, welche durch weite Requisitionen unserer Cavalerie und durch massen¬<lb/> hafte Sendungen aus der Heimath gefüllt werden und unseren Belagerungs¬<lb/> heeren die Sicherheit geben sollen, daß die militärischen Operationen nicht durch<lb/> Mangel an Proviant gestört werden. Dies ist in der Hauptsache bereits<lb/> gelungen. Wir vermögen den Tagesbedarf unserer Mannschaften bei der<lb/> bisherigen Methode der Verbindung mit der Heimath mit den eigenen Be¬<lb/> ständen auf längere Zeit zu decken und suchen einen immer größeren Theil<lb/> der Eisenbahnleistungen für andere Zwecke frei zu machen. Für die Be¬<lb/> schaffung der Fourage helfen glücklicherweise große Aufsammlungen der Fran¬<lb/> zosen, das übrige dafür müssen Requisitionen der Cavalerie thun, welche<lb/> auch darum immer weiteres Terrain besetzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_398"> Freilich ist der Generalintendantur nicht sofort möglich gewesen, große<lb/> Uebelstände unserer Verpflegung zu beseitigen. Die seit Jahren angestrebte<lb/> Umwandlung der Jntendanturbrcmche in eine rein militärische ist noch nicht<lb/> durchgesetzt; nicht wenige Beamte, im Frieden eingerostet, lassen zu wünschen<lb/> übrig. Es hat sich als ein großer Uebelstand erwiesen, das jedes Corps einzeln<lb/> und ganz gesondert seine Verpflegung besorgt, denn während die eine Truppe<lb/> vor Metz entbehrt, verderben dicht daneben die Vorräthe, welche für die dabei<lb/> stehende aufgespeichert sind. Ferner ist die Kost unserer Soldaten zu ein¬<lb/> förmig und wenig schmackhaft, und die neuen Präparate, welche durch große<lb/> Anlagen zumal in Berlin beschafft werden, haben nicht sofort die nöthige<lb/> Ausdehnung gewinnen können, um das ganze Heer zu versorgen. Endlich ist unser<lb/> Marketenderwesen, welches dem Soldaten zwar nicht die eigentliche Nahrung,<lb/> wohl aber das Behagen des Tages sichern könnte, im Ganzen höchst erbärm¬<lb/> lich, ruppig und widerwärtig und fordert dringend eine gründliche Reform.<lb/> Doch darüber soll bei anderer Gelegenheit berichtet werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_399" next="#ID_400"> Aber die Sicherheit, daß wir selbst im fremden Lande auszudauern ver¬<lb/> mögen, verblendet allerdings nicht über die furchtbaren Folgen, welche die<lb/> fortgesetzte Belagerung von Paris für die Eingeschlossenen haben muß. Die</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0127]
die Feldherren unseres Heeres wissen wohl, daß der Tag von Sedan nur
möglich wurde, weil die verpflegenden Factoren des Heeres unter den schwie¬
rigsten Verhältnissen immer noch weit mehr gethan haben, als man seither für
möglich hielt. Seitdem wird die Verpflegung unseres Heeres in neuem,
großartigerem Maßstabe betrieben, um den Bedürfnissen der Belagerung von
Metz und Paris zu entsprechen. Durch die neue Eisenbahn von Remilly
bis Pont Z, Moussou ist für die Versorgung der Armee vor Metz eine
zweite kürzere Verbindung mit Deutschland geschaffen, die Einnahme von
Toul macht möglich, große Transporte zwar noch nicht bis um Paris zu
schaffen, aber doch den Achsentransport auf kurze Strecken zu beschränken.
An geeigneten Punkten sind bei Metz und Paris große Magazine angelegt
worden, welche durch weite Requisitionen unserer Cavalerie und durch massen¬
hafte Sendungen aus der Heimath gefüllt werden und unseren Belagerungs¬
heeren die Sicherheit geben sollen, daß die militärischen Operationen nicht durch
Mangel an Proviant gestört werden. Dies ist in der Hauptsache bereits
gelungen. Wir vermögen den Tagesbedarf unserer Mannschaften bei der
bisherigen Methode der Verbindung mit der Heimath mit den eigenen Be¬
ständen auf längere Zeit zu decken und suchen einen immer größeren Theil
der Eisenbahnleistungen für andere Zwecke frei zu machen. Für die Be¬
schaffung der Fourage helfen glücklicherweise große Aufsammlungen der Fran¬
zosen, das übrige dafür müssen Requisitionen der Cavalerie thun, welche
auch darum immer weiteres Terrain besetzt.
Freilich ist der Generalintendantur nicht sofort möglich gewesen, große
Uebelstände unserer Verpflegung zu beseitigen. Die seit Jahren angestrebte
Umwandlung der Jntendanturbrcmche in eine rein militärische ist noch nicht
durchgesetzt; nicht wenige Beamte, im Frieden eingerostet, lassen zu wünschen
übrig. Es hat sich als ein großer Uebelstand erwiesen, das jedes Corps einzeln
und ganz gesondert seine Verpflegung besorgt, denn während die eine Truppe
vor Metz entbehrt, verderben dicht daneben die Vorräthe, welche für die dabei
stehende aufgespeichert sind. Ferner ist die Kost unserer Soldaten zu ein¬
förmig und wenig schmackhaft, und die neuen Präparate, welche durch große
Anlagen zumal in Berlin beschafft werden, haben nicht sofort die nöthige
Ausdehnung gewinnen können, um das ganze Heer zu versorgen. Endlich ist unser
Marketenderwesen, welches dem Soldaten zwar nicht die eigentliche Nahrung,
wohl aber das Behagen des Tages sichern könnte, im Ganzen höchst erbärm¬
lich, ruppig und widerwärtig und fordert dringend eine gründliche Reform.
Doch darüber soll bei anderer Gelegenheit berichtet werden.
Aber die Sicherheit, daß wir selbst im fremden Lande auszudauern ver¬
mögen, verblendet allerdings nicht über die furchtbaren Folgen, welche die
fortgesetzte Belagerung von Paris für die Eingeschlossenen haben muß. Die
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