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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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Lebt wohl! grüszt alles von mir, besonders gevatter Wieland und sagt ihm,
ich liesze mich vor den letzten Mercur bedanken -- aber von Pervonte*) hätte
ich die Vortsetzung vergeblich gesucht. Nun Gott befohlen! Es ist Oster-
samstag und Frau Aja hat noch viel zu schaffen -- und der Brief musz heut
fort -- gehabt Euch wohl, ich bin wie immer Eure Euch gewogene
Den 3. Aprill 1779.


C. E. Goethe.

X. 8. Zu mehrerer Deutlichkeit kommt dir der Schulmeister Brief
in Natur mit.


4.

Es mag ohngefähr ein ^ Jahr seyn, dasz ich durch Euch einen Brief
an Herrn Bertuch**) überschickte, es beträfe Herrn Schauspieler Groszmanns
seine Kinderwärterin hinterlaszenes geringes vermögen -- da nun bisz äaro
keine rückantwort von Herrn Bertuch erfolgt ist und Groszmann doch gerne
wiszen mögte, wie es um die Sache steht, so bittet Er nur um ein paar
zeiten. Ich schicke Euch auch hiebey ein stück von einem Brief, daraus sein
anders Anliegen ersichtlich ist. -- Ich sähe gern, dasz der Coffer durch einen
Fuhrmann hierher gebracht würde. -- Aus dem offenen Brief an den Sil¬
berarbeiter in Eissenberg erhelt, dasz nur der Fuhrlohn von Eisenberg nach
Weimar zu bezahlen wäre, ich hoffe nicht, dasz der Coffer etwa Schulden
halber ist in in Verwahrung stehen geblieben, in dem fall wasche ich mir
die Hände -- und mag er meinetwegen bis an jüngsten Tag stehen -- ist
es aber alles in seiner gehörigen Ordnung und kostet nur das Porto, so
schickt ihn wie schon gesagt mit fuhrleuten an mich. Jetzt wirds bey Euch
wieder herrlich im garder seyn, wenn ichs nur einmahl mit genieszen könnte!
Mit jedem Postwagen warte ich auf mein liebes unterschälgen, ich sage Euch,
schafft es mir.

(Unterschrift und Datum fehlen.)






Kriegsbericht.
Die Verpflegung des Heeres.

Im Anfang des August, als die dritte Armee meist den französischen Boden
betrat, war für die Verpflegung des Heeres eine glückliche Zeit, an welche
*


Pervontc, ein neapolitanisches Märchen im teutschen Mercur 1778, S. 99.
Johann Justin Bertuch, Rath und Geh. Secretär in Weimar.
15

Lebt wohl! grüszt alles von mir, besonders gevatter Wieland und sagt ihm,
ich liesze mich vor den letzten Mercur bedanken — aber von Pervonte*) hätte
ich die Vortsetzung vergeblich gesucht. Nun Gott befohlen! Es ist Oster-
samstag und Frau Aja hat noch viel zu schaffen — und der Brief musz heut
fort — gehabt Euch wohl, ich bin wie immer Eure Euch gewogene
Den 3. Aprill 1779.


C. E. Goethe.

X. 8. Zu mehrerer Deutlichkeit kommt dir der Schulmeister Brief
in Natur mit.


4.

Es mag ohngefähr ein ^ Jahr seyn, dasz ich durch Euch einen Brief
an Herrn Bertuch**) überschickte, es beträfe Herrn Schauspieler Groszmanns
seine Kinderwärterin hinterlaszenes geringes vermögen — da nun bisz äaro
keine rückantwort von Herrn Bertuch erfolgt ist und Groszmann doch gerne
wiszen mögte, wie es um die Sache steht, so bittet Er nur um ein paar
zeiten. Ich schicke Euch auch hiebey ein stück von einem Brief, daraus sein
anders Anliegen ersichtlich ist. — Ich sähe gern, dasz der Coffer durch einen
Fuhrmann hierher gebracht würde. — Aus dem offenen Brief an den Sil¬
berarbeiter in Eissenberg erhelt, dasz nur der Fuhrlohn von Eisenberg nach
Weimar zu bezahlen wäre, ich hoffe nicht, dasz der Coffer etwa Schulden
halber ist in in Verwahrung stehen geblieben, in dem fall wasche ich mir
die Hände — und mag er meinetwegen bis an jüngsten Tag stehen — ist
es aber alles in seiner gehörigen Ordnung und kostet nur das Porto, so
schickt ihn wie schon gesagt mit fuhrleuten an mich. Jetzt wirds bey Euch
wieder herrlich im garder seyn, wenn ichs nur einmahl mit genieszen könnte!
Mit jedem Postwagen warte ich auf mein liebes unterschälgen, ich sage Euch,
schafft es mir.

(Unterschrift und Datum fehlen.)






Kriegsbericht.
Die Verpflegung des Heeres.

Im Anfang des August, als die dritte Armee meist den französischen Boden
betrat, war für die Verpflegung des Heeres eine glückliche Zeit, an welche
*


Pervontc, ein neapolitanisches Märchen im teutschen Mercur 1778, S. 99.
Johann Justin Bertuch, Rath und Geh. Secretär in Weimar.
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[0123] Lebt wohl! grüszt alles von mir, besonders gevatter Wieland und sagt ihm, ich liesze mich vor den letzten Mercur bedanken — aber von Pervonte*) hätte ich die Vortsetzung vergeblich gesucht. Nun Gott befohlen! Es ist Oster- samstag und Frau Aja hat noch viel zu schaffen — und der Brief musz heut fort — gehabt Euch wohl, ich bin wie immer Eure Euch gewogene Den 3. Aprill 1779. C. E. Goethe. X. 8. Zu mehrerer Deutlichkeit kommt dir der Schulmeister Brief in Natur mit. 4. Es mag ohngefähr ein ^ Jahr seyn, dasz ich durch Euch einen Brief an Herrn Bertuch**) überschickte, es beträfe Herrn Schauspieler Groszmanns seine Kinderwärterin hinterlaszenes geringes vermögen — da nun bisz äaro keine rückantwort von Herrn Bertuch erfolgt ist und Groszmann doch gerne wiszen mögte, wie es um die Sache steht, so bittet Er nur um ein paar zeiten. Ich schicke Euch auch hiebey ein stück von einem Brief, daraus sein anders Anliegen ersichtlich ist. — Ich sähe gern, dasz der Coffer durch einen Fuhrmann hierher gebracht würde. — Aus dem offenen Brief an den Sil¬ berarbeiter in Eissenberg erhelt, dasz nur der Fuhrlohn von Eisenberg nach Weimar zu bezahlen wäre, ich hoffe nicht, dasz der Coffer etwa Schulden halber ist in in Verwahrung stehen geblieben, in dem fall wasche ich mir die Hände — und mag er meinetwegen bis an jüngsten Tag stehen — ist es aber alles in seiner gehörigen Ordnung und kostet nur das Porto, so schickt ihn wie schon gesagt mit fuhrleuten an mich. Jetzt wirds bey Euch wieder herrlich im garder seyn, wenn ichs nur einmahl mit genieszen könnte! Mit jedem Postwagen warte ich auf mein liebes unterschälgen, ich sage Euch, schafft es mir. (Unterschrift und Datum fehlen.) Kriegsbericht. Die Verpflegung des Heeres. Im Anfang des August, als die dritte Armee meist den französischen Boden betrat, war für die Verpflegung des Heeres eine glückliche Zeit, an welche * Pervontc, ein neapolitanisches Märchen im teutschen Mercur 1778, S. 99. Johann Justin Bertuch, Rath und Geh. Secretär in Weimar. 15

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/123>, abgerufen am 22.12.2024.