Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Jhro Durchlaucht*) können sie aber alle Woche mit dem Postwagen be¬
kommen und von der besten Fabrik, das verspreche ich. Mein Bruder der
Docter Textor hat den einfall gehabt euren Herrn um Verse auf Doctor
Schlossers Hochzeit zu bitten. Da ich nun nicht glaube, dasz euer Herr dazu
Zeit und Laune hat, so tragt entweder einem andern dortigen Poeten auf
oder macht ihr euch daran. -- Wenn aber das alles nicht anginge, so mel¬
det es bey Zeit, damit die hiesige Poeten ihren Pegasus besteigen können.
Lebt wohl! grüßt alles, ich bin


Eure euch gewogene C. E. Goethe.
3.

Gestern erhielte die Musik**), sagt unserer lieben Fürstin den unterthä-
nigsten Dank davor. Auch Herrn Kr^nez***) versichert unserer Liebe und Freund¬
schaft -- billig hätte ich Ihm schon lange auf seine freundschaftliche Briefe ant¬
worten sollen -- aber wies so geht, man verschiebts von einer zeit zur an¬
dern u. s. w. Dasz ich meine schöne Tasse wieder habe, freut mich gar sehr
-- Ihr sollt vor die gute Besorgung meinen ganzen Dank haben auch bey
erster Gelegenheit den großen Thaler, den sie gekostet hat, ferner sie auslage
wegen des Koffers --. Mit dem ehesten wird Euer Herr durch einen Fuhrmann
wieder 6 Kruge alten Wein -- und ein gantzes Dutzende nagelneue Strümpfe
von mir erhalten -- sie sind alle von einer Hand gestrickt und werden den
Herrn Docter sehr wohl behagen. Jetzt Philippus habe ich einen auftrag,
der zum kranklachen ist -- stelt Euch vor! es betrifft die Schulmeisterstelle
in Umpferstedt'I-) -- der ehrliche Mann, der sie gern hätte ist Schulmeister
zu Zillbach 1">-) und heiszt Johann Valentin Hartmann. Er hat seine hiesige
Freunde an mich geschickt, die mich dann sehr gebeten haben, ein Vorwort
beym Docter einzulegen. -- Ich dachte aber, es wäre besser, Euch davon
Nachricht zu geben, Ihr könts Euren Herrn vortragen -- und wers angeht,
so würde es mir lieb seyn. Ihr habt Eure fachen biszhieher so gut ausge-
richt, dasz ich an dieser Commision auch nicht im geringsten zweifle. Wünsche
von Hertzen, daß das Ostereyerfest l'l"!-) möge gut abgelaufen seyn. -- Könnte
ich aber nur den 3. Feyertag bey Euch seyn. Nun ich werde doch das
neue stück auch zu lesen bekommen -- Das soll einstweilen mein tröst seyn.








>") Herzog Carl August.
") Musikstücke theilte die Herzogin Amalia an Goethe's Mutter sehr oft mit, wie sich aus
deren noch nicht veröffentlichten Briefen ergibt.
Johann Friedrich Kranz (nicht Krautz) war Kammermusikus in Weimar,
-j-) Dorf nahe bei Weimar.
ff) Ort im Eisenacher Landestheile des Herzogthums Weimar. Ob die Verwendung ge¬
fruchtet, ist nicht mehr festzustellen, da die bezüglichen Acten nicht mehr vorhanden sind,
ffl) Goethe pflegte solche mit Kindern in seinem Garten zu feiern.

Jhro Durchlaucht*) können sie aber alle Woche mit dem Postwagen be¬
kommen und von der besten Fabrik, das verspreche ich. Mein Bruder der
Docter Textor hat den einfall gehabt euren Herrn um Verse auf Doctor
Schlossers Hochzeit zu bitten. Da ich nun nicht glaube, dasz euer Herr dazu
Zeit und Laune hat, so tragt entweder einem andern dortigen Poeten auf
oder macht ihr euch daran. — Wenn aber das alles nicht anginge, so mel¬
det es bey Zeit, damit die hiesige Poeten ihren Pegasus besteigen können.
Lebt wohl! grüßt alles, ich bin


Eure euch gewogene C. E. Goethe.
3.

Gestern erhielte die Musik**), sagt unserer lieben Fürstin den unterthä-
nigsten Dank davor. Auch Herrn Kr^nez***) versichert unserer Liebe und Freund¬
schaft — billig hätte ich Ihm schon lange auf seine freundschaftliche Briefe ant¬
worten sollen — aber wies so geht, man verschiebts von einer zeit zur an¬
dern u. s. w. Dasz ich meine schöne Tasse wieder habe, freut mich gar sehr
— Ihr sollt vor die gute Besorgung meinen ganzen Dank haben auch bey
erster Gelegenheit den großen Thaler, den sie gekostet hat, ferner sie auslage
wegen des Koffers —. Mit dem ehesten wird Euer Herr durch einen Fuhrmann
wieder 6 Kruge alten Wein — und ein gantzes Dutzende nagelneue Strümpfe
von mir erhalten — sie sind alle von einer Hand gestrickt und werden den
Herrn Docter sehr wohl behagen. Jetzt Philippus habe ich einen auftrag,
der zum kranklachen ist — stelt Euch vor! es betrifft die Schulmeisterstelle
in Umpferstedt'I-) — der ehrliche Mann, der sie gern hätte ist Schulmeister
zu Zillbach 1">-) und heiszt Johann Valentin Hartmann. Er hat seine hiesige
Freunde an mich geschickt, die mich dann sehr gebeten haben, ein Vorwort
beym Docter einzulegen. — Ich dachte aber, es wäre besser, Euch davon
Nachricht zu geben, Ihr könts Euren Herrn vortragen — und wers angeht,
so würde es mir lieb seyn. Ihr habt Eure fachen biszhieher so gut ausge-
richt, dasz ich an dieser Commision auch nicht im geringsten zweifle. Wünsche
von Hertzen, daß das Ostereyerfest l'l"!-) möge gut abgelaufen seyn. — Könnte
ich aber nur den 3. Feyertag bey Euch seyn. Nun ich werde doch das
neue stück auch zu lesen bekommen — Das soll einstweilen mein tröst seyn.








>») Herzog Carl August.
") Musikstücke theilte die Herzogin Amalia an Goethe's Mutter sehr oft mit, wie sich aus
deren noch nicht veröffentlichten Briefen ergibt.
Johann Friedrich Kranz (nicht Krautz) war Kammermusikus in Weimar,
-j-) Dorf nahe bei Weimar.
ff) Ort im Eisenacher Landestheile des Herzogthums Weimar. Ob die Verwendung ge¬
fruchtet, ist nicht mehr festzustellen, da die bezüglichen Acten nicht mehr vorhanden sind,
ffl) Goethe pflegte solche mit Kindern in seinem Garten zu feiern.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0122" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124828"/>
            <p xml:id="ID_383"> Jhro Durchlaucht*) können sie aber alle Woche mit dem Postwagen be¬<lb/>
kommen und von der besten Fabrik, das verspreche ich. Mein Bruder der<lb/>
Docter Textor hat den einfall gehabt euren Herrn um Verse auf Doctor<lb/>
Schlossers Hochzeit zu bitten. Da ich nun nicht glaube, dasz euer Herr dazu<lb/>
Zeit und Laune hat, so tragt entweder einem andern dortigen Poeten auf<lb/>
oder macht ihr euch daran. &#x2014; Wenn aber das alles nicht anginge, so mel¬<lb/>
det es bey Zeit, damit die hiesige Poeten ihren Pegasus besteigen können.<lb/>
Lebt wohl! grüßt alles, ich bin</p><lb/>
            <note type="closer"> Eure euch gewogene<note type="bibl"> C. E. Goethe.</note></note><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> 3.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_384" next="#ID_385"> Gestern erhielte die Musik**), sagt unserer lieben Fürstin den unterthä-<lb/>
nigsten Dank davor. Auch Herrn Kr^nez***) versichert unserer Liebe und Freund¬<lb/>
schaft &#x2014; billig hätte ich Ihm schon lange auf seine freundschaftliche Briefe ant¬<lb/>
worten sollen &#x2014; aber wies so geht, man verschiebts von einer zeit zur an¬<lb/>
dern u. s. w. Dasz ich meine schöne Tasse wieder habe, freut mich gar sehr<lb/>
&#x2014; Ihr sollt vor die gute Besorgung meinen ganzen Dank haben auch bey<lb/>
erster Gelegenheit den großen Thaler, den sie gekostet hat, ferner sie auslage<lb/>
wegen des Koffers &#x2014;. Mit dem ehesten wird Euer Herr durch einen Fuhrmann<lb/>
wieder 6 Kruge alten Wein &#x2014; und ein gantzes Dutzende nagelneue Strümpfe<lb/>
von mir erhalten &#x2014; sie sind alle von einer Hand gestrickt und werden den<lb/>
Herrn Docter sehr wohl behagen. Jetzt Philippus habe ich einen auftrag,<lb/>
der zum kranklachen ist &#x2014; stelt Euch vor! es betrifft die Schulmeisterstelle<lb/>
in Umpferstedt'I-) &#x2014; der ehrliche Mann, der sie gern hätte ist Schulmeister<lb/>
zu Zillbach 1"&gt;-) und heiszt Johann Valentin Hartmann. Er hat seine hiesige<lb/>
Freunde an mich geschickt, die mich dann sehr gebeten haben, ein Vorwort<lb/>
beym Docter einzulegen. &#x2014; Ich dachte aber, es wäre besser, Euch davon<lb/>
Nachricht zu geben, Ihr könts Euren Herrn vortragen &#x2014; und wers angeht,<lb/>
so würde es mir lieb seyn. Ihr habt Eure fachen biszhieher so gut ausge-<lb/>
richt, dasz ich an dieser Commision auch nicht im geringsten zweifle. Wünsche<lb/>
von Hertzen, daß das Ostereyerfest l'l"!-) möge gut abgelaufen seyn. &#x2014; Könnte<lb/>
ich aber nur den 3. Feyertag bey Euch seyn. Nun ich werde doch das<lb/>
neue stück auch zu lesen bekommen &#x2014; Das soll einstweilen mein tröst seyn.</p><lb/>
            <note xml:id="FID_8" place="foot"> &gt;») Herzog Carl August.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_9" place="foot"> ") Musikstücke theilte die Herzogin Amalia an Goethe's Mutter sehr oft mit, wie sich aus<lb/>
deren noch nicht veröffentlichten Briefen ergibt.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_10" place="foot"> Johann Friedrich Kranz (nicht Krautz) war Kammermusikus in Weimar,</note><lb/>
            <note xml:id="FID_11" place="foot"> -j-) Dorf nahe bei Weimar.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_12" place="foot"> ff) Ort im Eisenacher Landestheile des Herzogthums Weimar.  Ob die Verwendung ge¬<lb/>
fruchtet, ist nicht mehr festzustellen, da die bezüglichen Acten nicht mehr vorhanden sind,</note><lb/>
            <note xml:id="FID_13" place="foot"> ffl) Goethe pflegte solche mit Kindern in seinem Garten zu feiern.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0122] Jhro Durchlaucht*) können sie aber alle Woche mit dem Postwagen be¬ kommen und von der besten Fabrik, das verspreche ich. Mein Bruder der Docter Textor hat den einfall gehabt euren Herrn um Verse auf Doctor Schlossers Hochzeit zu bitten. Da ich nun nicht glaube, dasz euer Herr dazu Zeit und Laune hat, so tragt entweder einem andern dortigen Poeten auf oder macht ihr euch daran. — Wenn aber das alles nicht anginge, so mel¬ det es bey Zeit, damit die hiesige Poeten ihren Pegasus besteigen können. Lebt wohl! grüßt alles, ich bin Eure euch gewogene C. E. Goethe. 3. Gestern erhielte die Musik**), sagt unserer lieben Fürstin den unterthä- nigsten Dank davor. Auch Herrn Kr^nez***) versichert unserer Liebe und Freund¬ schaft — billig hätte ich Ihm schon lange auf seine freundschaftliche Briefe ant¬ worten sollen — aber wies so geht, man verschiebts von einer zeit zur an¬ dern u. s. w. Dasz ich meine schöne Tasse wieder habe, freut mich gar sehr — Ihr sollt vor die gute Besorgung meinen ganzen Dank haben auch bey erster Gelegenheit den großen Thaler, den sie gekostet hat, ferner sie auslage wegen des Koffers —. Mit dem ehesten wird Euer Herr durch einen Fuhrmann wieder 6 Kruge alten Wein — und ein gantzes Dutzende nagelneue Strümpfe von mir erhalten — sie sind alle von einer Hand gestrickt und werden den Herrn Docter sehr wohl behagen. Jetzt Philippus habe ich einen auftrag, der zum kranklachen ist — stelt Euch vor! es betrifft die Schulmeisterstelle in Umpferstedt'I-) — der ehrliche Mann, der sie gern hätte ist Schulmeister zu Zillbach 1">-) und heiszt Johann Valentin Hartmann. Er hat seine hiesige Freunde an mich geschickt, die mich dann sehr gebeten haben, ein Vorwort beym Docter einzulegen. — Ich dachte aber, es wäre besser, Euch davon Nachricht zu geben, Ihr könts Euren Herrn vortragen — und wers angeht, so würde es mir lieb seyn. Ihr habt Eure fachen biszhieher so gut ausge- richt, dasz ich an dieser Commision auch nicht im geringsten zweifle. Wünsche von Hertzen, daß das Ostereyerfest l'l"!-) möge gut abgelaufen seyn. — Könnte ich aber nur den 3. Feyertag bey Euch seyn. Nun ich werde doch das neue stück auch zu lesen bekommen — Das soll einstweilen mein tröst seyn. >») Herzog Carl August. ") Musikstücke theilte die Herzogin Amalia an Goethe's Mutter sehr oft mit, wie sich aus deren noch nicht veröffentlichten Briefen ergibt. Johann Friedrich Kranz (nicht Krautz) war Kammermusikus in Weimar, -j-) Dorf nahe bei Weimar. ff) Ort im Eisenacher Landestheile des Herzogthums Weimar. Ob die Verwendung ge¬ fruchtet, ist nicht mehr festzustellen, da die bezüglichen Acten nicht mehr vorhanden sind, ffl) Goethe pflegte solche mit Kindern in seinem Garten zu feiern.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/122
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/122>, abgerufen am 22.12.2024.