Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band.in Wörth erdröhnten; wenigstens bricht an diesem Zeitpunkt seine Erzählung Als unsere Ritter von der Feder den französischen Armeen "zur Reise Die Herren erreichen, von Basel kommend, am Abend des 6ten das in Wörth erdröhnten; wenigstens bricht an diesem Zeitpunkt seine Erzählung Als unsere Ritter von der Feder den französischen Armeen „zur Reise Die Herren erreichen, von Basel kommend, am Abend des 6ten das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0349" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124499"/> <p xml:id="ID_1031" prev="#ID_1030"> in Wörth erdröhnten; wenigstens bricht an diesem Zeitpunkt seine Erzählung<lb/> ab. Der „Gaulois" bleibt noch standhaft auf dem Posten des Berichterstat¬<lb/> ters, als er wiederholt seinen Versteck wechseln mußte, um bald vor den preu¬<lb/> ßischen, bald vor den französischen Feuerschlünden Zuflucht zu suchen; um¬<lb/> spielt von Kanonen, Mitrailleusen, Chassepots und Zündnadeln setzte er sein<lb/> Tagebuch fort, bis nach 10 Uhr die Preußen des S. Armeecorps einen er¬<lb/> neuten Vorstoß der anfangs überlegenen französischen Streirkräfte zurück¬<lb/> wiesen und zwischen den Häuserreihen von Wörth festen Fuß faßten. Diese<lb/> rühmliche Ausdauer unseres Galliers wird es rechtfertigen, wenn wir seinen<lb/> Collegen im Hintergrund lassen und nur seinen Namen auf das hier gege-<lb/> ebene Genrebild übernehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1032"> Als unsere Ritter von der Feder den französischen Armeen „zur Reise<lb/> nach Deutschland hinein" sich angeschlossen hatten, war ihre Meinung gewesen,<lb/> das Geschäft des Kriegslärmens, in dem sie jahrelange Vorstudien gemacht,<lb/> vom Kriegsschauplatz aus mit ungeschwächten Kräften weiter zu üben. Es<lb/> liegt eine tiefe Ironie des Schicksals darin, daß aus dem zahllosen Schwarm<lb/> von krtegswüthigen Stoßvögeln, über welche die französische Presse gebietet,<lb/> gerade diese beiden Habichte des „Gaulois und Figaro," die immer die Ersten<lb/> im Zuge waren, wenn es galt, den Schnabel gegen Preußen zu wetzen, die<lb/> Zeugen des preußischen Kriegsruhms werden mußten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1033"> Die Herren erreichen, von Basel kommend, am Abend des 6ten das<lb/> Hauptquartier Mac Mahon's. Man hat die Nachricht von dem Gefecht bei<lb/> den Weißenburger Linien (4. Aug.), dessen Bedeutung doch auch von den<lb/> Feinden nicht unterschätzt wird. Man weiß, daß d?e Division Donay, die<lb/> sich eben dem Gros der Armee anschließt, schwere Verluste erlitten hat: —<lb/> „eile est allen6>z" — sagt von dieser Truppe der Eine unserer Gewährs¬<lb/> männer. Im Wirthshaus „zum weißen Roß" in Wörth wird Nachtlager<lb/> gehalten. Ein commandirender Feldherr hätte seinen Standort nicht glücklicher<lb/> wählen können als der französische Journalismus, so umittelbar am Platze<lb/> der Entscheidung. Denn von der Herberge aus beherrscht der Blick die bei¬<lb/> den Hauptstraßen des französischen Heereszuges, die auf Bietsch und Hagenau.<lb/> Es ist die Richtung, in der die Truppen Mac Mahon's mit Anbruch des<lb/> Morgens aufmarschiren, und in der sie, wenn die Würfel zu ihren Ungunsten<lb/> fallen, sich zurückziehen müssen. Vorläufig jedoch hat man keinen andern<lb/> Glauben, als daß sich diesmal der Sieg an die französischen Fahnen heften<lb/> werde. Es kann nicht vollkommener zugestanden werden, als es hier von<lb/> Feindesseite geschieht, daß die Positionen, in denen der Marschall die Preu¬<lb/> ßen erwartete, die ausgiebigsten Chancen für den Inhaber darboten. Alle<lb/> Offiziere versichern, sagt Carton, „daß unsere Aufstellungen vortrefflich sind"<lb/> — (positions aämirMö!?).</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0349]
in Wörth erdröhnten; wenigstens bricht an diesem Zeitpunkt seine Erzählung
ab. Der „Gaulois" bleibt noch standhaft auf dem Posten des Berichterstat¬
ters, als er wiederholt seinen Versteck wechseln mußte, um bald vor den preu¬
ßischen, bald vor den französischen Feuerschlünden Zuflucht zu suchen; um¬
spielt von Kanonen, Mitrailleusen, Chassepots und Zündnadeln setzte er sein
Tagebuch fort, bis nach 10 Uhr die Preußen des S. Armeecorps einen er¬
neuten Vorstoß der anfangs überlegenen französischen Streirkräfte zurück¬
wiesen und zwischen den Häuserreihen von Wörth festen Fuß faßten. Diese
rühmliche Ausdauer unseres Galliers wird es rechtfertigen, wenn wir seinen
Collegen im Hintergrund lassen und nur seinen Namen auf das hier gege-
ebene Genrebild übernehmen.
Als unsere Ritter von der Feder den französischen Armeen „zur Reise
nach Deutschland hinein" sich angeschlossen hatten, war ihre Meinung gewesen,
das Geschäft des Kriegslärmens, in dem sie jahrelange Vorstudien gemacht,
vom Kriegsschauplatz aus mit ungeschwächten Kräften weiter zu üben. Es
liegt eine tiefe Ironie des Schicksals darin, daß aus dem zahllosen Schwarm
von krtegswüthigen Stoßvögeln, über welche die französische Presse gebietet,
gerade diese beiden Habichte des „Gaulois und Figaro," die immer die Ersten
im Zuge waren, wenn es galt, den Schnabel gegen Preußen zu wetzen, die
Zeugen des preußischen Kriegsruhms werden mußten.
Die Herren erreichen, von Basel kommend, am Abend des 6ten das
Hauptquartier Mac Mahon's. Man hat die Nachricht von dem Gefecht bei
den Weißenburger Linien (4. Aug.), dessen Bedeutung doch auch von den
Feinden nicht unterschätzt wird. Man weiß, daß d?e Division Donay, die
sich eben dem Gros der Armee anschließt, schwere Verluste erlitten hat: —
„eile est allen6>z" — sagt von dieser Truppe der Eine unserer Gewährs¬
männer. Im Wirthshaus „zum weißen Roß" in Wörth wird Nachtlager
gehalten. Ein commandirender Feldherr hätte seinen Standort nicht glücklicher
wählen können als der französische Journalismus, so umittelbar am Platze
der Entscheidung. Denn von der Herberge aus beherrscht der Blick die bei¬
den Hauptstraßen des französischen Heereszuges, die auf Bietsch und Hagenau.
Es ist die Richtung, in der die Truppen Mac Mahon's mit Anbruch des
Morgens aufmarschiren, und in der sie, wenn die Würfel zu ihren Ungunsten
fallen, sich zurückziehen müssen. Vorläufig jedoch hat man keinen andern
Glauben, als daß sich diesmal der Sieg an die französischen Fahnen heften
werde. Es kann nicht vollkommener zugestanden werden, als es hier von
Feindesseite geschieht, daß die Positionen, in denen der Marschall die Preu¬
ßen erwartete, die ausgiebigsten Chancen für den Inhaber darboten. Alle
Offiziere versichern, sagt Carton, „daß unsere Aufstellungen vortrefflich sind"
— (positions aämirMö!?).
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