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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band.

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trsx.: 52,900 Mann.
2,S00 "

Hierzu noch die afrikanische leichte Infanterie

55.400 Mann.

Diese von der Friedensstärke (368,000 Mann) abgezogen, bleiben 312,600,
rund 313 000 Mann in Cadres, welche sich erst auf die Kriegsstärke zu com-
pletiren haben.

Wie hoch sie dies Mal gebracht werden soll, ist nicht bekannt; wenn
wir annehmen: ebenso hoch wie bei uns, d. h. das Bataillon auf 1000 M,
das Cavallerie-Regiment auf 600 Mann, so würde dies ergeben:

für 300 Bataillone Linien-Infanterie: 300,000 Mann,
20 " Jäger: 20.000 "
60 Regimenter Linien-Cavallerie: 30.000 "

Dazu:

22 " Artillerie: 48.000 "
3 " Genie: 12.000
Train: __20,000 "
430.000 Mann.
Friedensstärke der betr. Cadres: 312.600
Einzuberufende Reserven: 127M0 Mann,
rund 127,000 .,

Das Verhältniß der letzteren zu der bereits disponibeln Mannschaft
würde in diesem Falle 1 : 2, also für die Schlagfertigkeit der Armee gün¬
stiger sein als bei uns. Aber das zu den Operationen im Felde bestimmte
Heer würde nur 485,000 Mann (430,000 -4- 55,000) mit 1140 Geschützen,
mithin 147,000 Mann und 432 Geschütze weniger als das unsrige zählen.
Mit anderen Worten: die französische Armee gebraucht allerdings eine kür¬
zere Zeit, um sich kriegsbereit zu machen; wenn sie aber diesen einzigen Vor¬
sprung ihrer Organisation sich hat entgehen lassen, so findet sie den Gegner
um den vierten, beinahe den dritten Theil ihrer Stärke überleqen.

Und es sind gewichtige Gründe für die Ansicht vorhanden, daß sie nicht
einmal die Höhe von 485.000 Mann erreichen wird. Sobald nämlich zur
Complettrung der Cadres 127.000 Mann aus der Reserve einberufen werden,
muß bereits die Zsuxiöros xortion (vie Krümper mit 5 monatlicher Dienst¬
zeit) in bedeutendem Umfang herangezogen werden.

Um dies zu beweisen, stellen wir zunächst die heutige Stärke der fran¬
zösischen Reserve fest.

Reserve im preußischen Sinne des Wortes giebt es in Frankreich erst
seit dem Gesetz vom 1. Februar 1868. Früher trat der Soldat nach 7jäh-
riger Dienstzeit bei der Fahne einfach in den Civilstand zurück, die Reserve
bestand nur aus Krümpern. 1868 erhielt sie den ersten Jahrgang
gedienter, wirklich brauchbarer Soldaten, und da dem Gesetze keine rückwtr-


trsx.: 52,900 Mann.
2,S00 „

Hierzu noch die afrikanische leichte Infanterie

55.400 Mann.

Diese von der Friedensstärke (368,000 Mann) abgezogen, bleiben 312,600,
rund 313 000 Mann in Cadres, welche sich erst auf die Kriegsstärke zu com-
pletiren haben.

Wie hoch sie dies Mal gebracht werden soll, ist nicht bekannt; wenn
wir annehmen: ebenso hoch wie bei uns, d. h. das Bataillon auf 1000 M,
das Cavallerie-Regiment auf 600 Mann, so würde dies ergeben:

für 300 Bataillone Linien-Infanterie: 300,000 Mann,
20 „ Jäger: 20.000 „
60 Regimenter Linien-Cavallerie: 30.000 „

Dazu:

22 „ Artillerie: 48.000 „
3 „ Genie: 12.000
Train: __20,000 „
430.000 Mann.
Friedensstärke der betr. Cadres: 312.600
Einzuberufende Reserven: 127M0 Mann,
rund 127,000 .,

Das Verhältniß der letzteren zu der bereits disponibeln Mannschaft
würde in diesem Falle 1 : 2, also für die Schlagfertigkeit der Armee gün¬
stiger sein als bei uns. Aber das zu den Operationen im Felde bestimmte
Heer würde nur 485,000 Mann (430,000 -4- 55,000) mit 1140 Geschützen,
mithin 147,000 Mann und 432 Geschütze weniger als das unsrige zählen.
Mit anderen Worten: die französische Armee gebraucht allerdings eine kür¬
zere Zeit, um sich kriegsbereit zu machen; wenn sie aber diesen einzigen Vor¬
sprung ihrer Organisation sich hat entgehen lassen, so findet sie den Gegner
um den vierten, beinahe den dritten Theil ihrer Stärke überleqen.

Und es sind gewichtige Gründe für die Ansicht vorhanden, daß sie nicht
einmal die Höhe von 485.000 Mann erreichen wird. Sobald nämlich zur
Complettrung der Cadres 127.000 Mann aus der Reserve einberufen werden,
muß bereits die Zsuxiöros xortion (vie Krümper mit 5 monatlicher Dienst¬
zeit) in bedeutendem Umfang herangezogen werden.

Um dies zu beweisen, stellen wir zunächst die heutige Stärke der fran¬
zösischen Reserve fest.

Reserve im preußischen Sinne des Wortes giebt es in Frankreich erst
seit dem Gesetz vom 1. Februar 1868. Früher trat der Soldat nach 7jäh-
riger Dienstzeit bei der Fahne einfach in den Civilstand zurück, die Reserve
bestand nur aus Krümpern. 1868 erhielt sie den ersten Jahrgang
gedienter, wirklich brauchbarer Soldaten, und da dem Gesetze keine rückwtr-


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[0343] trsx.: 52,900 Mann. 2,S00 „ Hierzu noch die afrikanische leichte Infanterie 55.400 Mann. Diese von der Friedensstärke (368,000 Mann) abgezogen, bleiben 312,600, rund 313 000 Mann in Cadres, welche sich erst auf die Kriegsstärke zu com- pletiren haben. Wie hoch sie dies Mal gebracht werden soll, ist nicht bekannt; wenn wir annehmen: ebenso hoch wie bei uns, d. h. das Bataillon auf 1000 M, das Cavallerie-Regiment auf 600 Mann, so würde dies ergeben: für 300 Bataillone Linien-Infanterie: 300,000 Mann, 20 „ Jäger: 20.000 „ 60 Regimenter Linien-Cavallerie: 30.000 „ Dazu: 22 „ Artillerie: 48.000 „ 3 „ Genie: 12.000 Train: __20,000 „ 430.000 Mann. Friedensstärke der betr. Cadres: 312.600 Einzuberufende Reserven: 127M0 Mann, rund 127,000 ., Das Verhältniß der letzteren zu der bereits disponibeln Mannschaft würde in diesem Falle 1 : 2, also für die Schlagfertigkeit der Armee gün¬ stiger sein als bei uns. Aber das zu den Operationen im Felde bestimmte Heer würde nur 485,000 Mann (430,000 -4- 55,000) mit 1140 Geschützen, mithin 147,000 Mann und 432 Geschütze weniger als das unsrige zählen. Mit anderen Worten: die französische Armee gebraucht allerdings eine kür¬ zere Zeit, um sich kriegsbereit zu machen; wenn sie aber diesen einzigen Vor¬ sprung ihrer Organisation sich hat entgehen lassen, so findet sie den Gegner um den vierten, beinahe den dritten Theil ihrer Stärke überleqen. Und es sind gewichtige Gründe für die Ansicht vorhanden, daß sie nicht einmal die Höhe von 485.000 Mann erreichen wird. Sobald nämlich zur Complettrung der Cadres 127.000 Mann aus der Reserve einberufen werden, muß bereits die Zsuxiöros xortion (vie Krümper mit 5 monatlicher Dienst¬ zeit) in bedeutendem Umfang herangezogen werden. Um dies zu beweisen, stellen wir zunächst die heutige Stärke der fran¬ zösischen Reserve fest. Reserve im preußischen Sinne des Wortes giebt es in Frankreich erst seit dem Gesetz vom 1. Februar 1868. Früher trat der Soldat nach 7jäh- riger Dienstzeit bei der Fahne einfach in den Civilstand zurück, die Reserve bestand nur aus Krümpern. 1868 erhielt sie den ersten Jahrgang gedienter, wirklich brauchbarer Soldaten, und da dem Gesetze keine rückwtr-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semeter. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124151/343>, abgerufen am 26.06.2024.