Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.das fleißig gearbeitete, aber durch eigene Erfindung sich wenig auszeichnende Die Gesellschaftsabende des Orchestervereins boten unter der treuen Bevor wir zu den eigentlichen Virtuosen-Concerten übergehen, sei noch ") Vor Kurzem in Partitur und Stimmen bei Rieter-Biedermcinn (Leipzig und Winterthur)
erschienen. das fleißig gearbeitete, aber durch eigene Erfindung sich wenig auszeichnende Die Gesellschaftsabende des Orchestervereins boten unter der treuen Bevor wir zu den eigentlichen Virtuosen-Concerten übergehen, sei noch ") Vor Kurzem in Partitur und Stimmen bei Rieter-Biedermcinn (Leipzig und Winterthur)
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das fleißig gearbeitete, aber durch eigene Erfindung sich wenig auszeichnende
Werk nicht ungünstig aufnahm. Dem letzten Jahresbericht zufolge stehen dem
Verein sehr ansehnliche Mittel zu Gebot, seinem schönen Beruf nachzukommen.
Dies Resultat verdankter hauptsächlich Haydns „Schöpfung" und den „Jahres¬
zeiten", einer wahrhaft goldenen Doppelquelle, wie denn überhaupt ganz be^
sonders an der Hand der „Schöpfung" in einer Reihe größerer Städte sich
gleichartige Bereine zur Unterstützung der nothdürftigen bildeten. Vorstand
des „Haydn", der nächstes Jahr das hundertjährige Fest seiner Gründung
feiert, ist seit kurzem Carl Heißler, Mitglied der Hofkapelle und Professor am
Conservatorium. Sein Vorgänger war Heinrich Esser, der diese Ehrenstelle
bei seiner Uebersiedelung nach Salzburg niederlegte.
Die Gesellschaftsabende des Orchestervereins boten unter der treuen
Pflege ihres Dirigenten, des eben genannten C. Heißler, auch diesen
Winter drei besonders anregende Programme. So brachte der letzte Abend
nur Werke aus den 70 er und 80 er Jahren des vorigen Jahrhunderts:
Symphonie für zwei Orchester von I. C. Bach, Arie von Hasse, Ouvertüre
von Mozart, 1779 (Köchel's Mozartcatalog Ur. 318), Clavierconcert von
PH. Em. Bach und Symphonie Y-Äur von Haydn*), sämmtlich Werke, die
für die meisten Zuhörer als ebenso viele Novitäten gelten konnten. — Wenn
wir wenigstens vorübergehend noch der, einer großen Zuhörerschaft stets
sicheren Concerte des Wiener Männergesang-Vereins gedenken, der
u. A. David's „Wüste" und ein ausschließlich mit Schubert'schen Werken
ausgestattetes Programm ausführte; dann des academischen Gesang¬
vereins (mit Engelberg's „nat. Liedevspiel") und allenfalls noch des Lehrer-
Sängerchores „Schubertbund" (mit Schubert's „Gesang der Geister über den
Wassern"), so wären damit — abgesehen von manchen gemischten Wohlthätig-
keitsacademien — die in größeren Massen auftretenden Concerte erschöpft.
Bevor wir zu den eigentlichen Virtuosen-Concerten übergehen, sei noch
der Kammermusiker gedacht, die namentlich in den Monaten November und
December sich Quartett auf Quartett drängend einander gegenseitig im Wege
standen. Das Florentiner Quartett erweiterte in sieben Soire'en sein be¬
kanntes Programm durch ein weniger ansprechendes Quartett von Volkmann,
ein Clavier-Quintett von I. P. Gotthard, nicht tief gehend, aber geschickt in
der Mache, und ein Quartett von Herbeck (ox. 9 Ur, 2), das manche geist¬
reiche Züge bietet. Interessante Gegensätze boten Beethoven's Serenade
v-aur ox. 8 und ^-moll-Quartett ox. 132. Die Aufführung von drei Quar¬
tetten von Schubert an Einem Abend konnte nur ermüdend wirken. Die
auf dieselben Abende fallenden Vorlesungen von Vogt thaten diesmal
") Vor Kurzem in Partitur und Stimmen bei Rieter-Biedermcinn (Leipzig und Winterthur)
erschienen.
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