Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. II. Band.aus der Zeit vor Ausbruch der römisch-karthagischen Kriege, letztere in das aus der Zeit vor Ausbruch der römisch-karthagischen Kriege, letztere in das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0238" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123858"/> <p xml:id="ID_721" prev="#ID_720" next="#ID_722"> aus der Zeit vor Ausbruch der römisch-karthagischen Kriege, letztere in das<lb/> vierte vorchristliche Jahrhundert gesetzt. — Ungleich größeres Interesse aber<lb/> hat schon durch ihr hohes Alter die kürzlich zu Dhiban, dem alten Dibon<lb/> im Moabiterlande jenseit des Todten Meeres gefundene Inschrift auf der<lb/> Stele des Moabiterkönigs Mesa, an deren Echtheit durchaus nicht zu<lb/> zweifeln ist. Ein Deutscher, Herr G. Grove. hat den Stein zuerst ge¬<lb/> sehen, aber er hat einem Franzosen, Herrn Charles Clermont - Ganneau,<lb/> Dragoman-Kanzler des französischen Consulats zu Jerusalem, die Ehre und<lb/> das Verdienst gelassen, mit großen Schwierigkeiten den Text dieser Inschrift<lb/> für die Wissenschaft gerettet und zuerst gedeutet zu haben. Leider wurde<lb/> der erste Abklatsch, den Herr Ganneau durch einen Araber von dem Steine<lb/> nehmen ließ, in Folge eines Streites mit dem Beduinenstamm der Beni-<lb/> Hamiden, der Eigenthümer des Steines, nur in Fetzen gerettet; und als man<lb/> darauf Anstrengungen machte, die Stele selbst zu erwerben, zersprengten jene<lb/> Beduinen, entweder aus Widerwillen gegen die Einmischung der türkischen<lb/> Negierung, oder in dem gewöhnlichen Aberglauben der Orientalen, daß die<lb/> geheimnißvolle Inschrift dem Kundigen Zauberwissen und Schätze offenbare,<lb/> den Stein durch Feuer und kaltes Wasser in mehrere Stücke. Doch gelang<lb/> es den Beauftragten Ganneau's von den zwei größten Bruchstücken einen<lb/> Bürstenabzug zu nehmen und in den Besitz mehrerer kleiner Bruchstücke<lb/> und später sogar des ganzen obern Fragments selbst zu gelangen, so daß<lb/> die Lücken der Inschrift nicht allzu bedeutend sind. Auch soll Hoffnung sein,<lb/> das größte Trümmerstück des untern Theils zu retten. — Die Stele war<lb/> ein bläulich-schwarzer Basalt von ungefähr 1 Meter Höhe und 60 Centimeter<lb/> Breite und Dicke, die Inschrift in 34 Zeilen, meist sehr deutlich, die Wörter<lb/> durch Punkte, die Sätze durch Striche getrennt. Das erste Facsimile wurde<lb/> von Graf de Vogue' veröffentlicht: I.g> stsls as Hlesa, roi as Noad 896<lb/> avant is. L. — I^velle ü, N. Is (üomts as Voguö par Vn. <A6rmvnt-6a.ni!eg,u,<lb/> ?g.ris 1870, ein viel vollständigeres von Ganneau in dem Märzheft der<lb/> „Revue Arche'ologique" von 1870. Ueber die Inschrift wurde gehandelt von<lb/> Emanuel Deutsch in der Times und von Renan. Bei uns erschienen eine<lb/> Abhandlung des schon um die Entzifferung der Inschrift Aschmunezer's ver¬<lb/> dienten Professor Schlottmann in dem Osterprogramm der Universität Halle-<lb/> Wittenberg: Die Siegessäule Mesa's, Königs derMoabiter, Halle 1870 —dann<lb/> eine Besprechung von Neubauer in Fränkel's Monatschrift, jetzt die Abhand¬<lb/> lung Rottele's. Letztere Schrift gibt die Geschichte der Auffindung, eine<lb/> Transscription und Uebersetzung der Inschrift nebst Commentar und eine<lb/> Darstellung ihrer geschichtlichen wie philologischen Bedeutung. Wir lassen<lb/> hier die Uebersetzung folgen, die Rottele von den 33 ersten Zeilen gibt —<lb/> die letzte vierunddreißigste ist unlesbar — wobei die Lücken mit Punkten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0238]
aus der Zeit vor Ausbruch der römisch-karthagischen Kriege, letztere in das
vierte vorchristliche Jahrhundert gesetzt. — Ungleich größeres Interesse aber
hat schon durch ihr hohes Alter die kürzlich zu Dhiban, dem alten Dibon
im Moabiterlande jenseit des Todten Meeres gefundene Inschrift auf der
Stele des Moabiterkönigs Mesa, an deren Echtheit durchaus nicht zu
zweifeln ist. Ein Deutscher, Herr G. Grove. hat den Stein zuerst ge¬
sehen, aber er hat einem Franzosen, Herrn Charles Clermont - Ganneau,
Dragoman-Kanzler des französischen Consulats zu Jerusalem, die Ehre und
das Verdienst gelassen, mit großen Schwierigkeiten den Text dieser Inschrift
für die Wissenschaft gerettet und zuerst gedeutet zu haben. Leider wurde
der erste Abklatsch, den Herr Ganneau durch einen Araber von dem Steine
nehmen ließ, in Folge eines Streites mit dem Beduinenstamm der Beni-
Hamiden, der Eigenthümer des Steines, nur in Fetzen gerettet; und als man
darauf Anstrengungen machte, die Stele selbst zu erwerben, zersprengten jene
Beduinen, entweder aus Widerwillen gegen die Einmischung der türkischen
Negierung, oder in dem gewöhnlichen Aberglauben der Orientalen, daß die
geheimnißvolle Inschrift dem Kundigen Zauberwissen und Schätze offenbare,
den Stein durch Feuer und kaltes Wasser in mehrere Stücke. Doch gelang
es den Beauftragten Ganneau's von den zwei größten Bruchstücken einen
Bürstenabzug zu nehmen und in den Besitz mehrerer kleiner Bruchstücke
und später sogar des ganzen obern Fragments selbst zu gelangen, so daß
die Lücken der Inschrift nicht allzu bedeutend sind. Auch soll Hoffnung sein,
das größte Trümmerstück des untern Theils zu retten. — Die Stele war
ein bläulich-schwarzer Basalt von ungefähr 1 Meter Höhe und 60 Centimeter
Breite und Dicke, die Inschrift in 34 Zeilen, meist sehr deutlich, die Wörter
durch Punkte, die Sätze durch Striche getrennt. Das erste Facsimile wurde
von Graf de Vogue' veröffentlicht: I.g> stsls as Hlesa, roi as Noad 896
avant is. L. — I^velle ü, N. Is (üomts as Voguö par Vn. <A6rmvnt-6a.ni!eg,u,
?g.ris 1870, ein viel vollständigeres von Ganneau in dem Märzheft der
„Revue Arche'ologique" von 1870. Ueber die Inschrift wurde gehandelt von
Emanuel Deutsch in der Times und von Renan. Bei uns erschienen eine
Abhandlung des schon um die Entzifferung der Inschrift Aschmunezer's ver¬
dienten Professor Schlottmann in dem Osterprogramm der Universität Halle-
Wittenberg: Die Siegessäule Mesa's, Königs derMoabiter, Halle 1870 —dann
eine Besprechung von Neubauer in Fränkel's Monatschrift, jetzt die Abhand¬
lung Rottele's. Letztere Schrift gibt die Geschichte der Auffindung, eine
Transscription und Uebersetzung der Inschrift nebst Commentar und eine
Darstellung ihrer geschichtlichen wie philologischen Bedeutung. Wir lassen
hier die Uebersetzung folgen, die Rottele von den 33 ersten Zeilen gibt —
die letzte vierunddreißigste ist unlesbar — wobei die Lücken mit Punkten
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