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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.

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wina verbreitet sind. Rumänen wohnen ferner im Küstenlande, sowie in ge¬
ringer Zahl in Dalmatien, wo sich auch Albanesen vorfinden. Diese können
indeß wegen ihrer geringen Anzahl ebensowenig als die Juden, Macedo-
Wlachen, Griechen, Armenier, Zigeuner, welche gleichfalls kein ge¬
schlossenes Gebiet bewohnen, als besondere Gruppe berücksichtigt werden.

Es bleibt uns noch übrig, auf die Verbreitung der Magyaren über¬
zugehen, welche in fünf Comitaten über 90, in sechs anderen über 80, in
zehn weiteren noch über 80 Procent der einheimischen Bevölkerung bilden,
und von dem ost-stebenbürgischen Hochlande bis nach Steiermark, von den
Grenzen der Kroaten, Serben und Rumänen bis hinauf zu den Ausläufern
der Czechen, Mähren und Polen reichen.

Nach den Deutschen und den Czechen, Mährern und Slowaken haben also
die Magyaren die größte Verbreitung in der östreichisch-ungarischen Monarchie.
Entsprechend dieser Verbreitung ist der Flächeninhalt, den sie innehaben.

4,463 Quadratmeilen gehören dem slavischen, 2,300 Quadratmeilen dem
deutschen, 2,070 dem magyarischen, 1,782 dem romanischen Stamme zu.

Es leben in der östreichisch-ungarischen Monarchie 9.040,000 Deutsche
(7,230.000 in den im Reichsrath vertretenen Ländern; 1,765,000 in Ungarn.
Siebenbürgen, Kroatien, Slavonien), 7,730,000 Czechen, Mährer, Slo-
vaken, 5.431.000 Magyaren.

Daran reihen sich 3,435,500 Romanen, 3,104000 Ruthenen.
2,944,000 Kroaten und Serben. 2.380,000 Polen, 1,260,000 Slo-
venen, außerdem: 1,167.500 Jsraeliten, 26,500 Bulgaren. 156,000
Zigeuner, 18,000 Armenier, 3,500 Alvanesen, 3,200 Griechen.

Abgesehen von den zuletzt angeführten vereinzelten Stämmen, gehören
die sämmtlichen zuletzt genannten Nationalitäten zur slavischen Familie,
welche somit 16.219.000, oder nicht ganz die Hälfte der Gesammtbevölke-
rung der östreichisch-ungarischen Monarchie bildet; fast doppelt so stark wie
die Deutschen sind sie drei Maki stärker als die Magyaren, fünf Mal so
zahlreich als die zur romanischen Gruppe gehörige Bewohner des Staates.

In den zur ungarischen Krone gehörigen Ländern bilden die Slaven
über ein Viertel der Gesammtbevölkerung, in den im Reichsrathe vertretenen
Ländern aber über die Hälfte.

Daß in der östreichisch-ungarischen Monarchie das Religionsbekenntniß
häufig mit der Nationalität zusammenhängt ist allgemein bekannt. Noch
gegenwärtig heißt die katholische Religion in Ungarn der alte, die augs¬
burgische Confession der deutsche, die helvetische Confession der magyarische
Glaube. Kroaten und Serben, Polen und Ruthenen lassen sich häufig nur
nach dem Religionsbekenntniß scheiden. Die Ruthenen z, B. sind theilweise
griechisch, theilweise unirt, die Polen ausschließlich katholisch.


wina verbreitet sind. Rumänen wohnen ferner im Küstenlande, sowie in ge¬
ringer Zahl in Dalmatien, wo sich auch Albanesen vorfinden. Diese können
indeß wegen ihrer geringen Anzahl ebensowenig als die Juden, Macedo-
Wlachen, Griechen, Armenier, Zigeuner, welche gleichfalls kein ge¬
schlossenes Gebiet bewohnen, als besondere Gruppe berücksichtigt werden.

Es bleibt uns noch übrig, auf die Verbreitung der Magyaren über¬
zugehen, welche in fünf Comitaten über 90, in sechs anderen über 80, in
zehn weiteren noch über 80 Procent der einheimischen Bevölkerung bilden,
und von dem ost-stebenbürgischen Hochlande bis nach Steiermark, von den
Grenzen der Kroaten, Serben und Rumänen bis hinauf zu den Ausläufern
der Czechen, Mähren und Polen reichen.

Nach den Deutschen und den Czechen, Mährern und Slowaken haben also
die Magyaren die größte Verbreitung in der östreichisch-ungarischen Monarchie.
Entsprechend dieser Verbreitung ist der Flächeninhalt, den sie innehaben.

4,463 Quadratmeilen gehören dem slavischen, 2,300 Quadratmeilen dem
deutschen, 2,070 dem magyarischen, 1,782 dem romanischen Stamme zu.

Es leben in der östreichisch-ungarischen Monarchie 9.040,000 Deutsche
(7,230.000 in den im Reichsrath vertretenen Ländern; 1,765,000 in Ungarn.
Siebenbürgen, Kroatien, Slavonien), 7,730,000 Czechen, Mährer, Slo-
vaken, 5.431.000 Magyaren.

Daran reihen sich 3,435,500 Romanen, 3,104000 Ruthenen.
2,944,000 Kroaten und Serben. 2.380,000 Polen, 1,260,000 Slo-
venen, außerdem: 1,167.500 Jsraeliten, 26,500 Bulgaren. 156,000
Zigeuner, 18,000 Armenier, 3,500 Alvanesen, 3,200 Griechen.

Abgesehen von den zuletzt angeführten vereinzelten Stämmen, gehören
die sämmtlichen zuletzt genannten Nationalitäten zur slavischen Familie,
welche somit 16.219.000, oder nicht ganz die Hälfte der Gesammtbevölke-
rung der östreichisch-ungarischen Monarchie bildet; fast doppelt so stark wie
die Deutschen sind sie drei Maki stärker als die Magyaren, fünf Mal so
zahlreich als die zur romanischen Gruppe gehörige Bewohner des Staates.

In den zur ungarischen Krone gehörigen Ländern bilden die Slaven
über ein Viertel der Gesammtbevölkerung, in den im Reichsrathe vertretenen
Ländern aber über die Hälfte.

Daß in der östreichisch-ungarischen Monarchie das Religionsbekenntniß
häufig mit der Nationalität zusammenhängt ist allgemein bekannt. Noch
gegenwärtig heißt die katholische Religion in Ungarn der alte, die augs¬
burgische Confession der deutsche, die helvetische Confession der magyarische
Glaube. Kroaten und Serben, Polen und Ruthenen lassen sich häufig nur
nach dem Religionsbekenntniß scheiden. Die Ruthenen z, B. sind theilweise
griechisch, theilweise unirt, die Polen ausschließlich katholisch.


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[0074] wina verbreitet sind. Rumänen wohnen ferner im Küstenlande, sowie in ge¬ ringer Zahl in Dalmatien, wo sich auch Albanesen vorfinden. Diese können indeß wegen ihrer geringen Anzahl ebensowenig als die Juden, Macedo- Wlachen, Griechen, Armenier, Zigeuner, welche gleichfalls kein ge¬ schlossenes Gebiet bewohnen, als besondere Gruppe berücksichtigt werden. Es bleibt uns noch übrig, auf die Verbreitung der Magyaren über¬ zugehen, welche in fünf Comitaten über 90, in sechs anderen über 80, in zehn weiteren noch über 80 Procent der einheimischen Bevölkerung bilden, und von dem ost-stebenbürgischen Hochlande bis nach Steiermark, von den Grenzen der Kroaten, Serben und Rumänen bis hinauf zu den Ausläufern der Czechen, Mähren und Polen reichen. Nach den Deutschen und den Czechen, Mährern und Slowaken haben also die Magyaren die größte Verbreitung in der östreichisch-ungarischen Monarchie. Entsprechend dieser Verbreitung ist der Flächeninhalt, den sie innehaben. 4,463 Quadratmeilen gehören dem slavischen, 2,300 Quadratmeilen dem deutschen, 2,070 dem magyarischen, 1,782 dem romanischen Stamme zu. Es leben in der östreichisch-ungarischen Monarchie 9.040,000 Deutsche (7,230.000 in den im Reichsrath vertretenen Ländern; 1,765,000 in Ungarn. Siebenbürgen, Kroatien, Slavonien), 7,730,000 Czechen, Mährer, Slo- vaken, 5.431.000 Magyaren. Daran reihen sich 3,435,500 Romanen, 3,104000 Ruthenen. 2,944,000 Kroaten und Serben. 2.380,000 Polen, 1,260,000 Slo- venen, außerdem: 1,167.500 Jsraeliten, 26,500 Bulgaren. 156,000 Zigeuner, 18,000 Armenier, 3,500 Alvanesen, 3,200 Griechen. Abgesehen von den zuletzt angeführten vereinzelten Stämmen, gehören die sämmtlichen zuletzt genannten Nationalitäten zur slavischen Familie, welche somit 16.219.000, oder nicht ganz die Hälfte der Gesammtbevölke- rung der östreichisch-ungarischen Monarchie bildet; fast doppelt so stark wie die Deutschen sind sie drei Maki stärker als die Magyaren, fünf Mal so zahlreich als die zur romanischen Gruppe gehörige Bewohner des Staates. In den zur ungarischen Krone gehörigen Ländern bilden die Slaven über ein Viertel der Gesammtbevölkerung, in den im Reichsrathe vertretenen Ländern aber über die Hälfte. Daß in der östreichisch-ungarischen Monarchie das Religionsbekenntniß häufig mit der Nationalität zusammenhängt ist allgemein bekannt. Noch gegenwärtig heißt die katholische Religion in Ungarn der alte, die augs¬ burgische Confession der deutsche, die helvetische Confession der magyarische Glaube. Kroaten und Serben, Polen und Ruthenen lassen sich häufig nur nach dem Religionsbekenntniß scheiden. Die Ruthenen z, B. sind theilweise griechisch, theilweise unirt, die Polen ausschließlich katholisch.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087/74>, abgerufen am 26.06.2024.