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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.

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der neuesten Periode angehören, .seien noch: I/arm6e frantzaise en 1867
vom General Trochu erwähnt. Wie Referent 24 sagt: "ein freimüthiges
militärisches Glaubensbekenntniß hinfichts der Vorzüge und Mängel der fran¬
zösischen Armee, abgelegt von von einem ihrer bedeutendsten und geistreichsten
Generale." -- Er vindicirt seiner Nation einen mehr kriegerischen als mili¬
tärischen Charakter. Den letzteren sucht er in der Ruhe des Temperaments,
in der Beständigkeit der Pflichterfüllung und in der Strenge der Haltung und
der Gewohnheiten, welche den Völkern des Nordens in hohem Maße eigen
sind, wodurch ihren Armeen so leicht der Stempel der Disciplin, des Gehor¬
sams und der strengen Erfüllung der Pflichten aufgedrückt wird. Den Mecha¬
nismus der Armee verlangt General Trochu einfach, fest und auf den Krieg
berechnet, nach den Worten Friedrichs des Großen: "Im Kriege ist nur das
Einfache von Werth." Die französischen Reglements haben seiner Ansicht
nach durch fortgesetztes Experimentiren jede Einfachheit und Festigkeit ver.
loren. In Bezug auf den Ersatz der Mannschaften verweist er auf das
preußische System, "das so glänzende Proben abgelegt" und verwirft die eine
Zeit lang förmlich "in eine Art Sclavenhandel Übergängen? Stellver¬
tretung."

Unter der reichen Literatur, welche die Militärhilfswissenschaften behan¬
delt, sei hier noch besonders auf das auch anderwärts von uns dringend
empfohlene Werk des Dr. Löffler hingewiesen, eines jener hervorragende
Männer, welche den Fortschritt des Feldsanitätswesens nicht nur anbahnten,
sondern an.es mit Muth und hohem Verständniß noch heute für ihn kämpfen.
In seinem Werk: "Das preußische Militär-Sanitätswesen und
seine Reform nach der Kriegsführung von 1866" hat die Literatur
fast jeder Gattung, die fachwissenschaftliche^wie die historische und statistische
ein Buch von hoher Geltung zu erkennen. Nicht nur, daß es eine Fülle
werthvoller Publicationen bietet, es ist auch durch eine schwungvolle, gedanken¬
reiche Sprache und die volle Forschung des oft spröden Stoffes ausgezeichnet.
Auch für Löffler gibt es auf dem von ihm mit so großem Erfolg vertretenen
und beherrschten Gebiet ein zartes "moti ins tangere". Und doch je eher es
mit fester Hand berührt wird, um so besser dürfte es sein. Wenn Einer es
vermag, so ist und wird es sein: der geistvolle Verfasser des Militär-Sani¬
tätswesens.

Wir müssen uns von allen den Schätzen trennen, welche Troschke in den
Blättern seines Buches aufgezeichnet hat, aber wir sind überzeugt, daß die¬
jenigen, welche es in die Hand nehmen, sei es, um es zu durchblättern, sei
es, um ihm eine gebührende Aufmerksamkeit zu widmen, es gleich einen alten
Freund begrüßen werden, an dessen Hand man wiederum inmitten einer
Schaar alter lieber Freunde sich versetzt sieht, und daß es tausend der ange-


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der neuesten Periode angehören, .seien noch: I/arm6e frantzaise en 1867
vom General Trochu erwähnt. Wie Referent 24 sagt: „ein freimüthiges
militärisches Glaubensbekenntniß hinfichts der Vorzüge und Mängel der fran¬
zösischen Armee, abgelegt von von einem ihrer bedeutendsten und geistreichsten
Generale." — Er vindicirt seiner Nation einen mehr kriegerischen als mili¬
tärischen Charakter. Den letzteren sucht er in der Ruhe des Temperaments,
in der Beständigkeit der Pflichterfüllung und in der Strenge der Haltung und
der Gewohnheiten, welche den Völkern des Nordens in hohem Maße eigen
sind, wodurch ihren Armeen so leicht der Stempel der Disciplin, des Gehor¬
sams und der strengen Erfüllung der Pflichten aufgedrückt wird. Den Mecha¬
nismus der Armee verlangt General Trochu einfach, fest und auf den Krieg
berechnet, nach den Worten Friedrichs des Großen: „Im Kriege ist nur das
Einfache von Werth." Die französischen Reglements haben seiner Ansicht
nach durch fortgesetztes Experimentiren jede Einfachheit und Festigkeit ver.
loren. In Bezug auf den Ersatz der Mannschaften verweist er auf das
preußische System, „das so glänzende Proben abgelegt" und verwirft die eine
Zeit lang förmlich „in eine Art Sclavenhandel Übergängen? Stellver¬
tretung."

Unter der reichen Literatur, welche die Militärhilfswissenschaften behan¬
delt, sei hier noch besonders auf das auch anderwärts von uns dringend
empfohlene Werk des Dr. Löffler hingewiesen, eines jener hervorragende
Männer, welche den Fortschritt des Feldsanitätswesens nicht nur anbahnten,
sondern an.es mit Muth und hohem Verständniß noch heute für ihn kämpfen.
In seinem Werk: „Das preußische Militär-Sanitätswesen und
seine Reform nach der Kriegsführung von 1866" hat die Literatur
fast jeder Gattung, die fachwissenschaftliche^wie die historische und statistische
ein Buch von hoher Geltung zu erkennen. Nicht nur, daß es eine Fülle
werthvoller Publicationen bietet, es ist auch durch eine schwungvolle, gedanken¬
reiche Sprache und die volle Forschung des oft spröden Stoffes ausgezeichnet.
Auch für Löffler gibt es auf dem von ihm mit so großem Erfolg vertretenen
und beherrschten Gebiet ein zartes „moti ins tangere". Und doch je eher es
mit fester Hand berührt wird, um so besser dürfte es sein. Wenn Einer es
vermag, so ist und wird es sein: der geistvolle Verfasser des Militär-Sani¬
tätswesens.

Wir müssen uns von allen den Schätzen trennen, welche Troschke in den
Blättern seines Buches aufgezeichnet hat, aber wir sind überzeugt, daß die¬
jenigen, welche es in die Hand nehmen, sei es, um es zu durchblättern, sei
es, um ihm eine gebührende Aufmerksamkeit zu widmen, es gleich einen alten
Freund begrüßen werden, an dessen Hand man wiederum inmitten einer
Schaar alter lieber Freunde sich versetzt sieht, und daß es tausend der ange-


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[0497] der neuesten Periode angehören, .seien noch: I/arm6e frantzaise en 1867 vom General Trochu erwähnt. Wie Referent 24 sagt: „ein freimüthiges militärisches Glaubensbekenntniß hinfichts der Vorzüge und Mängel der fran¬ zösischen Armee, abgelegt von von einem ihrer bedeutendsten und geistreichsten Generale." — Er vindicirt seiner Nation einen mehr kriegerischen als mili¬ tärischen Charakter. Den letzteren sucht er in der Ruhe des Temperaments, in der Beständigkeit der Pflichterfüllung und in der Strenge der Haltung und der Gewohnheiten, welche den Völkern des Nordens in hohem Maße eigen sind, wodurch ihren Armeen so leicht der Stempel der Disciplin, des Gehor¬ sams und der strengen Erfüllung der Pflichten aufgedrückt wird. Den Mecha¬ nismus der Armee verlangt General Trochu einfach, fest und auf den Krieg berechnet, nach den Worten Friedrichs des Großen: „Im Kriege ist nur das Einfache von Werth." Die französischen Reglements haben seiner Ansicht nach durch fortgesetztes Experimentiren jede Einfachheit und Festigkeit ver. loren. In Bezug auf den Ersatz der Mannschaften verweist er auf das preußische System, „das so glänzende Proben abgelegt" und verwirft die eine Zeit lang förmlich „in eine Art Sclavenhandel Übergängen? Stellver¬ tretung." Unter der reichen Literatur, welche die Militärhilfswissenschaften behan¬ delt, sei hier noch besonders auf das auch anderwärts von uns dringend empfohlene Werk des Dr. Löffler hingewiesen, eines jener hervorragende Männer, welche den Fortschritt des Feldsanitätswesens nicht nur anbahnten, sondern an.es mit Muth und hohem Verständniß noch heute für ihn kämpfen. In seinem Werk: „Das preußische Militär-Sanitätswesen und seine Reform nach der Kriegsführung von 1866" hat die Literatur fast jeder Gattung, die fachwissenschaftliche^wie die historische und statistische ein Buch von hoher Geltung zu erkennen. Nicht nur, daß es eine Fülle werthvoller Publicationen bietet, es ist auch durch eine schwungvolle, gedanken¬ reiche Sprache und die volle Forschung des oft spröden Stoffes ausgezeichnet. Auch für Löffler gibt es auf dem von ihm mit so großem Erfolg vertretenen und beherrschten Gebiet ein zartes „moti ins tangere". Und doch je eher es mit fester Hand berührt wird, um so besser dürfte es sein. Wenn Einer es vermag, so ist und wird es sein: der geistvolle Verfasser des Militär-Sani¬ tätswesens. Wir müssen uns von allen den Schätzen trennen, welche Troschke in den Blättern seines Buches aufgezeichnet hat, aber wir sind überzeugt, daß die¬ jenigen, welche es in die Hand nehmen, sei es, um es zu durchblättern, sei es, um ihm eine gebührende Aufmerksamkeit zu widmen, es gleich einen alten Freund begrüßen werden, an dessen Hand man wiederum inmitten einer Schaar alter lieber Freunde sich versetzt sieht, und daß es tausend der ange- 62*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087/497>, abgerufen am 28.09.2024.