Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

unterbleiben soll, als es für viele Kenner eine Quelle ergötzlicher Unterhal¬
tung geworden. Sein Titel ist: Oenturiovis eujusäam Lorussorum Ah bello
vermalliev anni lidelws.

Das Beste über jenen Krieg schrieben wohl von Rüstow, von Willisen,
Dragomirow (Oberst im K. russ. Generalstabe; machte den Krieg mit General
von Steinmetz mit und lieferte über denselben eine der anziehendsten Schrif¬
ten), von Verdy (Theilnahme der zweiten Armee unter dem Oberkommando
Sr. K. H. des Kronprinzen am Feldzuge von 1866). Außerdem liefern
selbstverständlich das wesentlichste und wichtigste Material: die officiellen
Werke, welche über jenen Feldzug von den Königl. preußischen und K. K.
östreichischen Generalstäben herausgegeben worden sind. Nach Referat 24
der Militär-Literatur-Zeitung bringt das Letztere eine solche Fülle von De¬
tails, daß die Masse überwältigend wirkt und die Uebersicht des Ganzen er¬
schwert. Des Neuen und Ueberraschenden birgt dasselbe nach ihm mehr als
das preußische.

Diesen Werken reihen sich "das Feldzugs-Journal des Oberbefehlshabers
des 8. deutschen Bundesarmeecorps im Feldzuge des Jahres 1866 in West¬
deutschland" und "der Antheil der K. bayrischen Armee am Kriege 1866
vom K. bayrischen Quartiermeisterstab", sowie "der Antheil des K. sächsi¬
schen Armeecorps an diesem Feldzuge, bearbeitet nach den Feldacten des
Generalstabes" würdig an. Namentlich sei letzteres Werk durch seine objective
Haltung und seine ansprechende Schreibart hervorgehoben. Es enthält
schätzenswerthe Quellen auch für die bei der verbündeten Armee nach der
Schlacht bei Königgrätz obwaltenden Verhältnisse.

Im Uebrigen sei beigefügt, daß trotz der angeblich diesen Stoff behan¬
delnden 1475 Werke jedenfalls noch recht viel übrig bleibt, was noch darüber
zu sagen ist und vielleicht nicht das Uninteressanteste. Ein so großer und ge¬
waltiger Stoff will ausgegöhren und gereift sein, ehe er in allen Theilen
genießbar erscheint. Aber die Zeit dürfte bald kommen, wo über manchen
jetzt noch unaufgeklärten oder absichtlich verdunkelten Vorgang eine erwünschte
Helle sich verbreiten wird. Wenn manches Tagebuch sich öffnen, mancher
Mund, jetzt noch verpflichtet zu schweigen, reden, manche Rücksicht aufhören
wird, dann dürfte nicht nur "der Nebel von China", sondern auch noch
manch anderer Nebel sich aufklären. Namentlich ist über die Vorgeschichte
jenes Krieges noch lange nicht das letzte Wort geredet und gerade hier sind
mit Gewißheit anziehende Mittheilungen zu erwarten, die man sicher nicht
deshalb weniger lesenswerth finden wird, weil sie über einen "großen Staats¬
mann" , jetzt im Süden wirkend. Mannigfaches und Neues zu erzählen ver¬
sprechen.

Von sonstigen Werken allgemeinen kriegswissenschaftlichen Inhalts, welche


unterbleiben soll, als es für viele Kenner eine Quelle ergötzlicher Unterhal¬
tung geworden. Sein Titel ist: Oenturiovis eujusäam Lorussorum Ah bello
vermalliev anni lidelws.

Das Beste über jenen Krieg schrieben wohl von Rüstow, von Willisen,
Dragomirow (Oberst im K. russ. Generalstabe; machte den Krieg mit General
von Steinmetz mit und lieferte über denselben eine der anziehendsten Schrif¬
ten), von Verdy (Theilnahme der zweiten Armee unter dem Oberkommando
Sr. K. H. des Kronprinzen am Feldzuge von 1866). Außerdem liefern
selbstverständlich das wesentlichste und wichtigste Material: die officiellen
Werke, welche über jenen Feldzug von den Königl. preußischen und K. K.
östreichischen Generalstäben herausgegeben worden sind. Nach Referat 24
der Militär-Literatur-Zeitung bringt das Letztere eine solche Fülle von De¬
tails, daß die Masse überwältigend wirkt und die Uebersicht des Ganzen er¬
schwert. Des Neuen und Ueberraschenden birgt dasselbe nach ihm mehr als
das preußische.

Diesen Werken reihen sich „das Feldzugs-Journal des Oberbefehlshabers
des 8. deutschen Bundesarmeecorps im Feldzuge des Jahres 1866 in West¬
deutschland" und „der Antheil der K. bayrischen Armee am Kriege 1866
vom K. bayrischen Quartiermeisterstab", sowie „der Antheil des K. sächsi¬
schen Armeecorps an diesem Feldzuge, bearbeitet nach den Feldacten des
Generalstabes" würdig an. Namentlich sei letzteres Werk durch seine objective
Haltung und seine ansprechende Schreibart hervorgehoben. Es enthält
schätzenswerthe Quellen auch für die bei der verbündeten Armee nach der
Schlacht bei Königgrätz obwaltenden Verhältnisse.

Im Uebrigen sei beigefügt, daß trotz der angeblich diesen Stoff behan¬
delnden 1475 Werke jedenfalls noch recht viel übrig bleibt, was noch darüber
zu sagen ist und vielleicht nicht das Uninteressanteste. Ein so großer und ge¬
waltiger Stoff will ausgegöhren und gereift sein, ehe er in allen Theilen
genießbar erscheint. Aber die Zeit dürfte bald kommen, wo über manchen
jetzt noch unaufgeklärten oder absichtlich verdunkelten Vorgang eine erwünschte
Helle sich verbreiten wird. Wenn manches Tagebuch sich öffnen, mancher
Mund, jetzt noch verpflichtet zu schweigen, reden, manche Rücksicht aufhören
wird, dann dürfte nicht nur „der Nebel von China", sondern auch noch
manch anderer Nebel sich aufklären. Namentlich ist über die Vorgeschichte
jenes Krieges noch lange nicht das letzte Wort geredet und gerade hier sind
mit Gewißheit anziehende Mittheilungen zu erwarten, die man sicher nicht
deshalb weniger lesenswerth finden wird, weil sie über einen „großen Staats¬
mann" , jetzt im Süden wirkend. Mannigfaches und Neues zu erzählen ver¬
sprechen.

Von sonstigen Werken allgemeinen kriegswissenschaftlichen Inhalts, welche


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0496" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123584"/>
          <p xml:id="ID_1415" prev="#ID_1414"> unterbleiben soll, als es für viele Kenner eine Quelle ergötzlicher Unterhal¬<lb/>
tung geworden. Sein Titel ist: Oenturiovis eujusäam Lorussorum Ah bello<lb/>
vermalliev anni lidelws.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1416"> Das Beste über jenen Krieg schrieben wohl von Rüstow, von Willisen,<lb/>
Dragomirow (Oberst im K. russ. Generalstabe; machte den Krieg mit General<lb/>
von Steinmetz mit und lieferte über denselben eine der anziehendsten Schrif¬<lb/>
ten), von Verdy (Theilnahme der zweiten Armee unter dem Oberkommando<lb/>
Sr. K. H. des Kronprinzen am Feldzuge von 1866). Außerdem liefern<lb/>
selbstverständlich das wesentlichste und wichtigste Material: die officiellen<lb/>
Werke, welche über jenen Feldzug von den Königl. preußischen und K. K.<lb/>
östreichischen Generalstäben herausgegeben worden sind. Nach Referat 24<lb/>
der Militär-Literatur-Zeitung bringt das Letztere eine solche Fülle von De¬<lb/>
tails, daß die Masse überwältigend wirkt und die Uebersicht des Ganzen er¬<lb/>
schwert. Des Neuen und Ueberraschenden birgt dasselbe nach ihm mehr als<lb/>
das preußische.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1417"> Diesen Werken reihen sich &#x201E;das Feldzugs-Journal des Oberbefehlshabers<lb/>
des 8. deutschen Bundesarmeecorps im Feldzuge des Jahres 1866 in West¬<lb/>
deutschland" und &#x201E;der Antheil der K. bayrischen Armee am Kriege 1866<lb/>
vom K. bayrischen Quartiermeisterstab", sowie &#x201E;der Antheil des K. sächsi¬<lb/>
schen Armeecorps an diesem Feldzuge, bearbeitet nach den Feldacten des<lb/>
Generalstabes" würdig an. Namentlich sei letzteres Werk durch seine objective<lb/>
Haltung und seine ansprechende Schreibart hervorgehoben. Es enthält<lb/>
schätzenswerthe Quellen auch für die bei der verbündeten Armee nach der<lb/>
Schlacht bei Königgrätz obwaltenden Verhältnisse.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1418"> Im Uebrigen sei beigefügt, daß trotz der angeblich diesen Stoff behan¬<lb/>
delnden 1475 Werke jedenfalls noch recht viel übrig bleibt, was noch darüber<lb/>
zu sagen ist und vielleicht nicht das Uninteressanteste. Ein so großer und ge¬<lb/>
waltiger Stoff will ausgegöhren und gereift sein, ehe er in allen Theilen<lb/>
genießbar erscheint. Aber die Zeit dürfte bald kommen, wo über manchen<lb/>
jetzt noch unaufgeklärten oder absichtlich verdunkelten Vorgang eine erwünschte<lb/>
Helle sich verbreiten wird. Wenn manches Tagebuch sich öffnen, mancher<lb/>
Mund, jetzt noch verpflichtet zu schweigen, reden, manche Rücksicht aufhören<lb/>
wird, dann dürfte nicht nur &#x201E;der Nebel von China", sondern auch noch<lb/>
manch anderer Nebel sich aufklären. Namentlich ist über die Vorgeschichte<lb/>
jenes Krieges noch lange nicht das letzte Wort geredet und gerade hier sind<lb/>
mit Gewißheit anziehende Mittheilungen zu erwarten, die man sicher nicht<lb/>
deshalb weniger lesenswerth finden wird, weil sie über einen &#x201E;großen Staats¬<lb/>
mann" , jetzt im Süden wirkend. Mannigfaches und Neues zu erzählen ver¬<lb/>
sprechen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1419" next="#ID_1420"> Von sonstigen Werken allgemeinen kriegswissenschaftlichen Inhalts, welche</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0496] unterbleiben soll, als es für viele Kenner eine Quelle ergötzlicher Unterhal¬ tung geworden. Sein Titel ist: Oenturiovis eujusäam Lorussorum Ah bello vermalliev anni lidelws. Das Beste über jenen Krieg schrieben wohl von Rüstow, von Willisen, Dragomirow (Oberst im K. russ. Generalstabe; machte den Krieg mit General von Steinmetz mit und lieferte über denselben eine der anziehendsten Schrif¬ ten), von Verdy (Theilnahme der zweiten Armee unter dem Oberkommando Sr. K. H. des Kronprinzen am Feldzuge von 1866). Außerdem liefern selbstverständlich das wesentlichste und wichtigste Material: die officiellen Werke, welche über jenen Feldzug von den Königl. preußischen und K. K. östreichischen Generalstäben herausgegeben worden sind. Nach Referat 24 der Militär-Literatur-Zeitung bringt das Letztere eine solche Fülle von De¬ tails, daß die Masse überwältigend wirkt und die Uebersicht des Ganzen er¬ schwert. Des Neuen und Ueberraschenden birgt dasselbe nach ihm mehr als das preußische. Diesen Werken reihen sich „das Feldzugs-Journal des Oberbefehlshabers des 8. deutschen Bundesarmeecorps im Feldzuge des Jahres 1866 in West¬ deutschland" und „der Antheil der K. bayrischen Armee am Kriege 1866 vom K. bayrischen Quartiermeisterstab", sowie „der Antheil des K. sächsi¬ schen Armeecorps an diesem Feldzuge, bearbeitet nach den Feldacten des Generalstabes" würdig an. Namentlich sei letzteres Werk durch seine objective Haltung und seine ansprechende Schreibart hervorgehoben. Es enthält schätzenswerthe Quellen auch für die bei der verbündeten Armee nach der Schlacht bei Königgrätz obwaltenden Verhältnisse. Im Uebrigen sei beigefügt, daß trotz der angeblich diesen Stoff behan¬ delnden 1475 Werke jedenfalls noch recht viel übrig bleibt, was noch darüber zu sagen ist und vielleicht nicht das Uninteressanteste. Ein so großer und ge¬ waltiger Stoff will ausgegöhren und gereift sein, ehe er in allen Theilen genießbar erscheint. Aber die Zeit dürfte bald kommen, wo über manchen jetzt noch unaufgeklärten oder absichtlich verdunkelten Vorgang eine erwünschte Helle sich verbreiten wird. Wenn manches Tagebuch sich öffnen, mancher Mund, jetzt noch verpflichtet zu schweigen, reden, manche Rücksicht aufhören wird, dann dürfte nicht nur „der Nebel von China", sondern auch noch manch anderer Nebel sich aufklären. Namentlich ist über die Vorgeschichte jenes Krieges noch lange nicht das letzte Wort geredet und gerade hier sind mit Gewißheit anziehende Mittheilungen zu erwarten, die man sicher nicht deshalb weniger lesenswerth finden wird, weil sie über einen „großen Staats¬ mann" , jetzt im Süden wirkend. Mannigfaches und Neues zu erzählen ver¬ sprechen. Von sonstigen Werken allgemeinen kriegswissenschaftlichen Inhalts, welche

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087/496
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087/496>, abgerufen am 28.09.2024.