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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.

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"Der Kenner der Militärliteratur wird -- so hofft der Verfasser --
nicht ungern eine Darstellung des weiten Gebietes derselben vor sich auf¬
gerollt sehen, und von manchen Einzelheiten Kenntniß nehmen, die wir als
neu hinzufügen konnten. Dem Dilettanten wird ein leitender Faden zu
bieten gesucht, der für das Durchwandern der oft verschlungenen Pfade nicht
ohne Nutzen sein dürfte.

Der Novize wird'neben dem Ueberblick über das anscheinend unerme߬
liche Feld, das sich ihm eröffnet, manche Winke dafür finden, wie er sich
beim Eintritt in dasselbe und beim weiteren Fortschritt zu verhalten, welche
Richtungen er seinen Studien zu geben, welche Hilfsmittel er dabei zu be-
nutzen habe."

Und anscheinend unermeßlich ist allerdings das Feld, welches in den
Seiten dieses Buches sich eröffnet. Umrahmt von den größten Begebenheiten
der neuen Geschichte: dem Freiheitskriege und dem deutsch-östreichischen Kriege
finden wir innerhalb ihrer das Fluthen und Ebben geistiger und materieller
Kämpfe, es ziehen an uns Ereignisse vorüber, welche den Boden unter un¬
seren Füßen wanken ließen, Katastrophen treten mit dem Reiz des Lebendi¬
gen in ihren Anfängen vor unser inneres Auge, welche in ihrer Entwickelung
unserem Jahrhundert eine andere Gestaltung verliehen, die Wunderwerke der
Erinnerung in die der denkende Geist des Menschen so gern sich vertieft,
bieten uns in den Zeilen dieser interessanten Blätter ein umfassendes Bild
von dem, was gewesen, was ist und was, in Folge inductiver Combinatio¬
nen, sein wird.

Da stehen beisammen alle jene Namen, die dem deutschen Volk wohl¬
klingen und die es gern hört; viele der im Felde hervorragenden Führer
finden wir hier kämpfen mit Feder und Wort. Männer, deren Kriegsruhm
weit über Deutschland hinausgedrungen ist, sehen wir in einem weihevollen
Bund am Friedenswerk der Wissenschaft arbeiten und mit ihrer Feder nicht
minderen Ruhm sich sichern, als sie es mit ihrem Degen gethan. Da treten
jene Heroen von Neuem vor uns hin, die längst bestattet, dem Gedächtniß
jedes Patrioten unvergeßlich sind und welche nicht nur die Literatur, sondern
auch die Geschichte ihren Unsterblichen beizählen.

Mit unverkennbarer Wehmuth gedenkt der Verfasser der hingegangener
unvergeßlichen ersten Redacteure und Begründer der Militär-Literatur-
Zeitung, des scharfurtheilenden v. Decker, des wohlwollenden Blesson, Malis-
ezewski's, Brandt's und vieler anderen mehr, welche als Mitarbeiter dieser
Zeitung Ruhm und dauernde Wirkung sicherten, aber nicht mehr unter uns
weilen.

Es würde zu weit führen, wollten wir dem anziehenden Werk in seinen
einzelnen Theilen folgen. Es ist nur unsere Absicht, die allgemeine Auf-


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„Der Kenner der Militärliteratur wird — so hofft der Verfasser —
nicht ungern eine Darstellung des weiten Gebietes derselben vor sich auf¬
gerollt sehen, und von manchen Einzelheiten Kenntniß nehmen, die wir als
neu hinzufügen konnten. Dem Dilettanten wird ein leitender Faden zu
bieten gesucht, der für das Durchwandern der oft verschlungenen Pfade nicht
ohne Nutzen sein dürfte.

Der Novize wird'neben dem Ueberblick über das anscheinend unerme߬
liche Feld, das sich ihm eröffnet, manche Winke dafür finden, wie er sich
beim Eintritt in dasselbe und beim weiteren Fortschritt zu verhalten, welche
Richtungen er seinen Studien zu geben, welche Hilfsmittel er dabei zu be-
nutzen habe."

Und anscheinend unermeßlich ist allerdings das Feld, welches in den
Seiten dieses Buches sich eröffnet. Umrahmt von den größten Begebenheiten
der neuen Geschichte: dem Freiheitskriege und dem deutsch-östreichischen Kriege
finden wir innerhalb ihrer das Fluthen und Ebben geistiger und materieller
Kämpfe, es ziehen an uns Ereignisse vorüber, welche den Boden unter un¬
seren Füßen wanken ließen, Katastrophen treten mit dem Reiz des Lebendi¬
gen in ihren Anfängen vor unser inneres Auge, welche in ihrer Entwickelung
unserem Jahrhundert eine andere Gestaltung verliehen, die Wunderwerke der
Erinnerung in die der denkende Geist des Menschen so gern sich vertieft,
bieten uns in den Zeilen dieser interessanten Blätter ein umfassendes Bild
von dem, was gewesen, was ist und was, in Folge inductiver Combinatio¬
nen, sein wird.

Da stehen beisammen alle jene Namen, die dem deutschen Volk wohl¬
klingen und die es gern hört; viele der im Felde hervorragenden Führer
finden wir hier kämpfen mit Feder und Wort. Männer, deren Kriegsruhm
weit über Deutschland hinausgedrungen ist, sehen wir in einem weihevollen
Bund am Friedenswerk der Wissenschaft arbeiten und mit ihrer Feder nicht
minderen Ruhm sich sichern, als sie es mit ihrem Degen gethan. Da treten
jene Heroen von Neuem vor uns hin, die längst bestattet, dem Gedächtniß
jedes Patrioten unvergeßlich sind und welche nicht nur die Literatur, sondern
auch die Geschichte ihren Unsterblichen beizählen.

Mit unverkennbarer Wehmuth gedenkt der Verfasser der hingegangener
unvergeßlichen ersten Redacteure und Begründer der Militär-Literatur-
Zeitung, des scharfurtheilenden v. Decker, des wohlwollenden Blesson, Malis-
ezewski's, Brandt's und vieler anderen mehr, welche als Mitarbeiter dieser
Zeitung Ruhm und dauernde Wirkung sicherten, aber nicht mehr unter uns
weilen.

Es würde zu weit führen, wollten wir dem anziehenden Werk in seinen
einzelnen Theilen folgen. Es ist nur unsere Absicht, die allgemeine Auf-


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[0489] „Der Kenner der Militärliteratur wird — so hofft der Verfasser — nicht ungern eine Darstellung des weiten Gebietes derselben vor sich auf¬ gerollt sehen, und von manchen Einzelheiten Kenntniß nehmen, die wir als neu hinzufügen konnten. Dem Dilettanten wird ein leitender Faden zu bieten gesucht, der für das Durchwandern der oft verschlungenen Pfade nicht ohne Nutzen sein dürfte. Der Novize wird'neben dem Ueberblick über das anscheinend unerme߬ liche Feld, das sich ihm eröffnet, manche Winke dafür finden, wie er sich beim Eintritt in dasselbe und beim weiteren Fortschritt zu verhalten, welche Richtungen er seinen Studien zu geben, welche Hilfsmittel er dabei zu be- nutzen habe." Und anscheinend unermeßlich ist allerdings das Feld, welches in den Seiten dieses Buches sich eröffnet. Umrahmt von den größten Begebenheiten der neuen Geschichte: dem Freiheitskriege und dem deutsch-östreichischen Kriege finden wir innerhalb ihrer das Fluthen und Ebben geistiger und materieller Kämpfe, es ziehen an uns Ereignisse vorüber, welche den Boden unter un¬ seren Füßen wanken ließen, Katastrophen treten mit dem Reiz des Lebendi¬ gen in ihren Anfängen vor unser inneres Auge, welche in ihrer Entwickelung unserem Jahrhundert eine andere Gestaltung verliehen, die Wunderwerke der Erinnerung in die der denkende Geist des Menschen so gern sich vertieft, bieten uns in den Zeilen dieser interessanten Blätter ein umfassendes Bild von dem, was gewesen, was ist und was, in Folge inductiver Combinatio¬ nen, sein wird. Da stehen beisammen alle jene Namen, die dem deutschen Volk wohl¬ klingen und die es gern hört; viele der im Felde hervorragenden Führer finden wir hier kämpfen mit Feder und Wort. Männer, deren Kriegsruhm weit über Deutschland hinausgedrungen ist, sehen wir in einem weihevollen Bund am Friedenswerk der Wissenschaft arbeiten und mit ihrer Feder nicht minderen Ruhm sich sichern, als sie es mit ihrem Degen gethan. Da treten jene Heroen von Neuem vor uns hin, die längst bestattet, dem Gedächtniß jedes Patrioten unvergeßlich sind und welche nicht nur die Literatur, sondern auch die Geschichte ihren Unsterblichen beizählen. Mit unverkennbarer Wehmuth gedenkt der Verfasser der hingegangener unvergeßlichen ersten Redacteure und Begründer der Militär-Literatur- Zeitung, des scharfurtheilenden v. Decker, des wohlwollenden Blesson, Malis- ezewski's, Brandt's und vieler anderen mehr, welche als Mitarbeiter dieser Zeitung Ruhm und dauernde Wirkung sicherten, aber nicht mehr unter uns weilen. Es würde zu weit führen, wollten wir dem anziehenden Werk in seinen einzelnen Theilen folgen. Es ist nur unsere Absicht, die allgemeine Auf- 61*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087/489>, abgerufen am 28.09.2024.