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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.

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nehmen, was geeignet erscheint, die einzelnen Werke kurz zu charakterisiren,
ohne dabei die Eigenthümlichkeiten des Referenten verschwinden zu lassen, die
oft so großen Reiz hat", das Streben: "die leitende Idee kenntlich zu machen,
welche in den verschiedenen Zeiten und in den einzelnen Zweigen der Wissen"
schaften in den Vordergrund traten und deren Zusammenhang mit der Tages¬
geschichte sowohl, wie mit der Militärliteratur klar zu legen", das ist dem
Verfasser in vollkommenster Weise gelungen und sein Werk darf füglich nach
innerer Gestaltung und Schreibart als das mustergiltige Product eines scharf"
sinnigen Geistes angesehen werden.

Daß ein solches Werk nicht blos Interesse für den Fachmann, sondern
für das gesammte gebildete Publicum besitzt, dürfte heutigen Tags um so
weniger zu bezweifeln sein, als die Bedeutung der militärischen Wissen¬
schaften dem innersten Leben der Nation nahe genug getreten ist, um eine
eingehendere Bekanntschaft mit denselben in weiten Kreisen nicht nur wün-
schenswerth, sondern nothwendig zu machen.

"Im Hinblick auf die Erlebnisse des letzten Jahrzehnts" -- sagt von
Troschke in Bezug hierauf -- "möchte man es der deutschen Nation nur
heilsam erachten, wenn militärische Urtheilsfähigkeit ein möglichst weit ver¬
breitetes Gemeingut würde. Tieferes Eindringen in das Wesen der mili¬
tärischen Verhältnisse, wie solche zur erfolgreichen Theilnahme anderContro-
verse über diese Gegenstände erforderlich ist, wird zwar unter den Nichtmilt-
tärs nur einer kleineren Zahl möglich sein. Aber selbst ein mehr historisches
Wissen in diesem Bereich, wenn es nur auf gesunder praktischer Anschauung
beruht, möchten den, der sich dasselbe zu eigen gemacht, befähigen, diejenigen
herauszuerkennen, welche auf diesem Felde des Vertrauens würdig sind und
bloße rhetorische Wendungen von sachlichen Gründen zu unterscheiden.

Wenn es -- was Gott verhüte -- das Schicksal Deutschlands sein sollte
die Bürgschaft seiner nationalen Unabhängigkeit in Frage gestellt zu sehen,
dann werden die militärischen Wissenschaften das Arsenal sein, aus dem die
gewichtigsten Waffen für den entbrennenden Kampf der Geister zu ent¬
nehmen sind.

Die Uebersicht über dieses Arsenal in seiner gewaltigen Ausdehnung und
Bedeutung zu gewähren, die Kenntniß des darin aufbewahrten reichen In¬
halts in weite Kreise zu tragen und die Armee -- das Volk in Waffen --
der gesammten Nation näher zu bringen: Hierin besteht einer der Zwecke,
welche der Verfasser im Verlaufe seiner Arbeit sich vorzusetzen gewagt hat,
wenngleich dieselbe zunächst nur auf eine Gelegenheitsschrist angelegt war.
Möge dieselbe in recht Vielen die Ueberzeugung fördern, daß die Wehr¬
kraft des Vaterlandes das Bollwerk unserer heiligsten
Güter ist!"


nehmen, was geeignet erscheint, die einzelnen Werke kurz zu charakterisiren,
ohne dabei die Eigenthümlichkeiten des Referenten verschwinden zu lassen, die
oft so großen Reiz hat", das Streben: „die leitende Idee kenntlich zu machen,
welche in den verschiedenen Zeiten und in den einzelnen Zweigen der Wissen«
schaften in den Vordergrund traten und deren Zusammenhang mit der Tages¬
geschichte sowohl, wie mit der Militärliteratur klar zu legen", das ist dem
Verfasser in vollkommenster Weise gelungen und sein Werk darf füglich nach
innerer Gestaltung und Schreibart als das mustergiltige Product eines scharf»
sinnigen Geistes angesehen werden.

Daß ein solches Werk nicht blos Interesse für den Fachmann, sondern
für das gesammte gebildete Publicum besitzt, dürfte heutigen Tags um so
weniger zu bezweifeln sein, als die Bedeutung der militärischen Wissen¬
schaften dem innersten Leben der Nation nahe genug getreten ist, um eine
eingehendere Bekanntschaft mit denselben in weiten Kreisen nicht nur wün-
schenswerth, sondern nothwendig zu machen.

„Im Hinblick auf die Erlebnisse des letzten Jahrzehnts" — sagt von
Troschke in Bezug hierauf — „möchte man es der deutschen Nation nur
heilsam erachten, wenn militärische Urtheilsfähigkeit ein möglichst weit ver¬
breitetes Gemeingut würde. Tieferes Eindringen in das Wesen der mili¬
tärischen Verhältnisse, wie solche zur erfolgreichen Theilnahme anderContro-
verse über diese Gegenstände erforderlich ist, wird zwar unter den Nichtmilt-
tärs nur einer kleineren Zahl möglich sein. Aber selbst ein mehr historisches
Wissen in diesem Bereich, wenn es nur auf gesunder praktischer Anschauung
beruht, möchten den, der sich dasselbe zu eigen gemacht, befähigen, diejenigen
herauszuerkennen, welche auf diesem Felde des Vertrauens würdig sind und
bloße rhetorische Wendungen von sachlichen Gründen zu unterscheiden.

Wenn es — was Gott verhüte — das Schicksal Deutschlands sein sollte
die Bürgschaft seiner nationalen Unabhängigkeit in Frage gestellt zu sehen,
dann werden die militärischen Wissenschaften das Arsenal sein, aus dem die
gewichtigsten Waffen für den entbrennenden Kampf der Geister zu ent¬
nehmen sind.

Die Uebersicht über dieses Arsenal in seiner gewaltigen Ausdehnung und
Bedeutung zu gewähren, die Kenntniß des darin aufbewahrten reichen In¬
halts in weite Kreise zu tragen und die Armee — das Volk in Waffen —
der gesammten Nation näher zu bringen: Hierin besteht einer der Zwecke,
welche der Verfasser im Verlaufe seiner Arbeit sich vorzusetzen gewagt hat,
wenngleich dieselbe zunächst nur auf eine Gelegenheitsschrist angelegt war.
Möge dieselbe in recht Vielen die Ueberzeugung fördern, daß die Wehr¬
kraft des Vaterlandes das Bollwerk unserer heiligsten
Güter ist!"


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087/488>, abgerufen am 28.09.2024.