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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.

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wen. daß einmal ein Schuß weniger abgefeuert wird; das Feuer im Allge¬
meinen aber erleidet keine Unterbrechung. Uebrigens überspringt man gern
dann und wann einen Lauf, um allzugroßer Erhitzung vorzubeugen. Die
Patronen des Mitrailleurs lassen noch Einiges zu wünschen übrig, da durch
dieselben immer noch zahlreiche Versager vorkommen. --

Was das Gattin g-Geschütz anlangt, so findet, wenn die Oelung
schlecht ist und dadurch große Frictionen entstehen, die nöthige gleichmäßige
Rotation der Läufe leicht Hemmung. Anders wie bei dem Mitrailleur sind
hier die Schloßtheile gegen die Witterungseinflüsse vollkommen geschützt.

Wird außerdem die Kurbel zu schnell gedreht, so fallen die Patronen
nicht weit genug in das Patronenlager hinein; ist ferner die Talgung der
Patronen ungleichmäßig, an manchen Stellen zu dick, oder verengt Pulver¬
rückstand und andere Unreinigkeit den Laderaum, so werden hier allemal
Hemmungen eintreten müssen. -

Oft kommt es auch vor, daß der Theil des Schlößchens, welcher die
Patrone herauszuziehen hat, den Boden derselben abreißt oder gar selbst
zerbricht.

Die Elemente für die Trefffähigkeit, für die Durchschlagkraft der Ge-
schosse, die Rasanz der Flughahn beruht, wie bei jedem anderen Geschütz,
auf dem Zugsystem, der Geschoßform und dem Verhältniß der Ladung zum
Geschoßgewicht.

Entschieden sind diese Elemente noch verbesserungsfähig und nur vielfach
angestellte Versuchsschießen können der Beurtheilung: ob der Mitrailleur
besser sei als das Gatling-Geschütz und umgekehrt, zu Grunde gelegt wer¬
den. Als wesentliches Moment kommt hierbei die Zeit zur Sprache, in
welcher eine bestimmte Anzahl von Schüssen abgegeben werden kann. Das
sechsläufige Gatling-Geschütz vermochte in der Minute 120, das zehnläufige
dagegen 200 Schuß abzugeben. Die in Belgien angestellten Versuche mit
dem Montigny'schen Mitrailleur erwiesen in der Minute 300 Schuß. Immer¬
hin sind gerade diese Zahlen wichtig, da sie für die Gangbarkeit, Leichtigkeit
und Handhabung ein ziemlich genauer Ausdruck sind.

Was den Transport dieser Geschütze betrifft, so ist die Schwere für
einen permanenten Transport durch Menschen zu groß. Namentlich wenn
die Bedienungsmannschaft noch angeschafft werden soll, sind zwei Pferde
nöthig. Die Systeme größeren Kalibers -- wie die Gatling-Kanone mit
einem Geschoß von 13 bis 14 Loth -- bedürfen aber unbedingt vier Pferde.
Die Tragweite geht bis 1200 Schritt.

Schwer ist die Frage zu entscheiden, ob diese Jnfanteriekanonen den
correspondirenden Jnfanteriegewehren voranstehen. Die größere Präcision
der ersteren wird durch das feste statio bedingt gegenüber dem Anschlage


wen. daß einmal ein Schuß weniger abgefeuert wird; das Feuer im Allge¬
meinen aber erleidet keine Unterbrechung. Uebrigens überspringt man gern
dann und wann einen Lauf, um allzugroßer Erhitzung vorzubeugen. Die
Patronen des Mitrailleurs lassen noch Einiges zu wünschen übrig, da durch
dieselben immer noch zahlreiche Versager vorkommen. —

Was das Gattin g-Geschütz anlangt, so findet, wenn die Oelung
schlecht ist und dadurch große Frictionen entstehen, die nöthige gleichmäßige
Rotation der Läufe leicht Hemmung. Anders wie bei dem Mitrailleur sind
hier die Schloßtheile gegen die Witterungseinflüsse vollkommen geschützt.

Wird außerdem die Kurbel zu schnell gedreht, so fallen die Patronen
nicht weit genug in das Patronenlager hinein; ist ferner die Talgung der
Patronen ungleichmäßig, an manchen Stellen zu dick, oder verengt Pulver¬
rückstand und andere Unreinigkeit den Laderaum, so werden hier allemal
Hemmungen eintreten müssen. -

Oft kommt es auch vor, daß der Theil des Schlößchens, welcher die
Patrone herauszuziehen hat, den Boden derselben abreißt oder gar selbst
zerbricht.

Die Elemente für die Trefffähigkeit, für die Durchschlagkraft der Ge-
schosse, die Rasanz der Flughahn beruht, wie bei jedem anderen Geschütz,
auf dem Zugsystem, der Geschoßform und dem Verhältniß der Ladung zum
Geschoßgewicht.

Entschieden sind diese Elemente noch verbesserungsfähig und nur vielfach
angestellte Versuchsschießen können der Beurtheilung: ob der Mitrailleur
besser sei als das Gatling-Geschütz und umgekehrt, zu Grunde gelegt wer¬
den. Als wesentliches Moment kommt hierbei die Zeit zur Sprache, in
welcher eine bestimmte Anzahl von Schüssen abgegeben werden kann. Das
sechsläufige Gatling-Geschütz vermochte in der Minute 120, das zehnläufige
dagegen 200 Schuß abzugeben. Die in Belgien angestellten Versuche mit
dem Montigny'schen Mitrailleur erwiesen in der Minute 300 Schuß. Immer¬
hin sind gerade diese Zahlen wichtig, da sie für die Gangbarkeit, Leichtigkeit
und Handhabung ein ziemlich genauer Ausdruck sind.

Was den Transport dieser Geschütze betrifft, so ist die Schwere für
einen permanenten Transport durch Menschen zu groß. Namentlich wenn
die Bedienungsmannschaft noch angeschafft werden soll, sind zwei Pferde
nöthig. Die Systeme größeren Kalibers — wie die Gatling-Kanone mit
einem Geschoß von 13 bis 14 Loth — bedürfen aber unbedingt vier Pferde.
Die Tragweite geht bis 1200 Schritt.

Schwer ist die Frage zu entscheiden, ob diese Jnfanteriekanonen den
correspondirenden Jnfanteriegewehren voranstehen. Die größere Präcision
der ersteren wird durch das feste statio bedingt gegenüber dem Anschlage


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[0308] wen. daß einmal ein Schuß weniger abgefeuert wird; das Feuer im Allge¬ meinen aber erleidet keine Unterbrechung. Uebrigens überspringt man gern dann und wann einen Lauf, um allzugroßer Erhitzung vorzubeugen. Die Patronen des Mitrailleurs lassen noch Einiges zu wünschen übrig, da durch dieselben immer noch zahlreiche Versager vorkommen. — Was das Gattin g-Geschütz anlangt, so findet, wenn die Oelung schlecht ist und dadurch große Frictionen entstehen, die nöthige gleichmäßige Rotation der Läufe leicht Hemmung. Anders wie bei dem Mitrailleur sind hier die Schloßtheile gegen die Witterungseinflüsse vollkommen geschützt. Wird außerdem die Kurbel zu schnell gedreht, so fallen die Patronen nicht weit genug in das Patronenlager hinein; ist ferner die Talgung der Patronen ungleichmäßig, an manchen Stellen zu dick, oder verengt Pulver¬ rückstand und andere Unreinigkeit den Laderaum, so werden hier allemal Hemmungen eintreten müssen. - Oft kommt es auch vor, daß der Theil des Schlößchens, welcher die Patrone herauszuziehen hat, den Boden derselben abreißt oder gar selbst zerbricht. Die Elemente für die Trefffähigkeit, für die Durchschlagkraft der Ge- schosse, die Rasanz der Flughahn beruht, wie bei jedem anderen Geschütz, auf dem Zugsystem, der Geschoßform und dem Verhältniß der Ladung zum Geschoßgewicht. Entschieden sind diese Elemente noch verbesserungsfähig und nur vielfach angestellte Versuchsschießen können der Beurtheilung: ob der Mitrailleur besser sei als das Gatling-Geschütz und umgekehrt, zu Grunde gelegt wer¬ den. Als wesentliches Moment kommt hierbei die Zeit zur Sprache, in welcher eine bestimmte Anzahl von Schüssen abgegeben werden kann. Das sechsläufige Gatling-Geschütz vermochte in der Minute 120, das zehnläufige dagegen 200 Schuß abzugeben. Die in Belgien angestellten Versuche mit dem Montigny'schen Mitrailleur erwiesen in der Minute 300 Schuß. Immer¬ hin sind gerade diese Zahlen wichtig, da sie für die Gangbarkeit, Leichtigkeit und Handhabung ein ziemlich genauer Ausdruck sind. Was den Transport dieser Geschütze betrifft, so ist die Schwere für einen permanenten Transport durch Menschen zu groß. Namentlich wenn die Bedienungsmannschaft noch angeschafft werden soll, sind zwei Pferde nöthig. Die Systeme größeren Kalibers — wie die Gatling-Kanone mit einem Geschoß von 13 bis 14 Loth — bedürfen aber unbedingt vier Pferde. Die Tragweite geht bis 1200 Schritt. Schwer ist die Frage zu entscheiden, ob diese Jnfanteriekanonen den correspondirenden Jnfanteriegewehren voranstehen. Die größere Präcision der ersteren wird durch das feste statio bedingt gegenüber dem Anschlage

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087/308>, abgerufen am 29.06.2024.