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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.

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detrommel angebracht und daran anstoßend eine Schloßtrommel. Die Lade¬
trommel erweist eine bezügliche Anzahl mit den Läufen correspondirender Län¬
genschlitze, in welche die Patronen durch einen seitlich angebrachten Trichter
geleitet werden. Die Schloßtrommel dagegen enthält für jeden einzelnen
Lauf ein cylinderisches Schloß mit spiraler Schlagseder und einen aus zwei
konischen Treibrädern bestehenden, höchst einfachen Drehmechanismus, welcher
durch eine an der rechten Seite des Geschützes angebrachte Kurbel in Bewe¬
gung gesetzt wird. Durch die Nückwärtsbewegungen der Schlößchen werden
gleichzeitig die leeren Hülsen mit entfernt, und fallen die neuen Patronen
nach einander von selbst wieder in die Oeffnungen, um denselben Kreislauf
zu beginnen und zu vollenden. Wird hier also die" Kurbel gedreht, so dreht
sich auch die ganze Welle des Systems und die Ladetrommel und die Schlo߬
trommel rotiren gleichmäßig mit den Läufen, durch welche Drehung dann
das Laden, das Spannen, das Abfeuern und das Auswerfen der Patronen¬
hülsen ohne Unterbrecheng bewirkt werden kann. Etwa 20 Umdrehungen
finden in einer Minute statt, was 120 resp. 200 Schuß ergeben würde. Die
bei dem 6 lausigen Geschütz gewöhnlich angewendete Munition besteht aus
einer ordinairen Militair-Einheits-Patrone mit Metallhülse und Randzün¬
dung von 6 auch 13 bis 14 Loth Bleigewicht. Die Geschosse selbst sind blei-
erne volle Spitzgeschosse. Die Ladung beträgt für die größeren Geschütze
21. 2. Gramm für die kleineren 3. 7. Gramm.

Das ganze Geschütz wiegt bei kleinerm Kaliber 92 Kilogramm, bei grö-
ßerm Kaliber 362 Kilogramm ohne die Lafette. Haben wir gesehen, daß
bei dem Mitrailleur eine Art Salvenfeuer erzielt wurde, so erreicht man hier
ein Feuer wie aus einem Repetir - Gewehr von großer Wirkungsweite, Prä¬
cision und Percussionskraft der einzelnen Geschosse, ein continuirliches kräf¬
tiges Kartätschenfeuer, weil, wie auch bei dem Mitrailleur, kein Rück¬
lauf stattfindet.

Die Handhabung der genannten Geschützsysteme ist eine leichte und ein"
fache. Wenige Uebungstunden reichen hin, die Bedienungsmannschaften aus¬
zubilden. Drei Mann sind nöthig. Der 1. trägt die Munition heran; der
2. steht an dem Ladetrichter und ladet; der 3. richtet, und feuert, an der
Kurbel stehend, ab.

Laffette und Protze sind bei allen Systemen ziemlich gleich und durch
günstige Einrichtungen vereinfacht worden.

Was das Ineinandergreifen der einzelnen Theile des Mechanismus an¬
belangt, so erscheint dabei der Mitrailleur im Vortheil, da der ganze Ver¬
schluß-Apparat in einer geschlossenen Bronze-Büchse gegen jede Verschmutzung
und Verletzung geschützt ist.

Wird irgend ein Theil eines Schlößchens verletzt, so kann es vorkom-


detrommel angebracht und daran anstoßend eine Schloßtrommel. Die Lade¬
trommel erweist eine bezügliche Anzahl mit den Läufen correspondirender Län¬
genschlitze, in welche die Patronen durch einen seitlich angebrachten Trichter
geleitet werden. Die Schloßtrommel dagegen enthält für jeden einzelnen
Lauf ein cylinderisches Schloß mit spiraler Schlagseder und einen aus zwei
konischen Treibrädern bestehenden, höchst einfachen Drehmechanismus, welcher
durch eine an der rechten Seite des Geschützes angebrachte Kurbel in Bewe¬
gung gesetzt wird. Durch die Nückwärtsbewegungen der Schlößchen werden
gleichzeitig die leeren Hülsen mit entfernt, und fallen die neuen Patronen
nach einander von selbst wieder in die Oeffnungen, um denselben Kreislauf
zu beginnen und zu vollenden. Wird hier also die» Kurbel gedreht, so dreht
sich auch die ganze Welle des Systems und die Ladetrommel und die Schlo߬
trommel rotiren gleichmäßig mit den Läufen, durch welche Drehung dann
das Laden, das Spannen, das Abfeuern und das Auswerfen der Patronen¬
hülsen ohne Unterbrecheng bewirkt werden kann. Etwa 20 Umdrehungen
finden in einer Minute statt, was 120 resp. 200 Schuß ergeben würde. Die
bei dem 6 lausigen Geschütz gewöhnlich angewendete Munition besteht aus
einer ordinairen Militair-Einheits-Patrone mit Metallhülse und Randzün¬
dung von 6 auch 13 bis 14 Loth Bleigewicht. Die Geschosse selbst sind blei-
erne volle Spitzgeschosse. Die Ladung beträgt für die größeren Geschütze
21. 2. Gramm für die kleineren 3. 7. Gramm.

Das ganze Geschütz wiegt bei kleinerm Kaliber 92 Kilogramm, bei grö-
ßerm Kaliber 362 Kilogramm ohne die Lafette. Haben wir gesehen, daß
bei dem Mitrailleur eine Art Salvenfeuer erzielt wurde, so erreicht man hier
ein Feuer wie aus einem Repetir - Gewehr von großer Wirkungsweite, Prä¬
cision und Percussionskraft der einzelnen Geschosse, ein continuirliches kräf¬
tiges Kartätschenfeuer, weil, wie auch bei dem Mitrailleur, kein Rück¬
lauf stattfindet.

Die Handhabung der genannten Geschützsysteme ist eine leichte und ein«
fache. Wenige Uebungstunden reichen hin, die Bedienungsmannschaften aus¬
zubilden. Drei Mann sind nöthig. Der 1. trägt die Munition heran; der
2. steht an dem Ladetrichter und ladet; der 3. richtet, und feuert, an der
Kurbel stehend, ab.

Laffette und Protze sind bei allen Systemen ziemlich gleich und durch
günstige Einrichtungen vereinfacht worden.

Was das Ineinandergreifen der einzelnen Theile des Mechanismus an¬
belangt, so erscheint dabei der Mitrailleur im Vortheil, da der ganze Ver¬
schluß-Apparat in einer geschlossenen Bronze-Büchse gegen jede Verschmutzung
und Verletzung geschützt ist.

Wird irgend ein Theil eines Schlößchens verletzt, so kann es vorkom-


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[0307] detrommel angebracht und daran anstoßend eine Schloßtrommel. Die Lade¬ trommel erweist eine bezügliche Anzahl mit den Läufen correspondirender Län¬ genschlitze, in welche die Patronen durch einen seitlich angebrachten Trichter geleitet werden. Die Schloßtrommel dagegen enthält für jeden einzelnen Lauf ein cylinderisches Schloß mit spiraler Schlagseder und einen aus zwei konischen Treibrädern bestehenden, höchst einfachen Drehmechanismus, welcher durch eine an der rechten Seite des Geschützes angebrachte Kurbel in Bewe¬ gung gesetzt wird. Durch die Nückwärtsbewegungen der Schlößchen werden gleichzeitig die leeren Hülsen mit entfernt, und fallen die neuen Patronen nach einander von selbst wieder in die Oeffnungen, um denselben Kreislauf zu beginnen und zu vollenden. Wird hier also die» Kurbel gedreht, so dreht sich auch die ganze Welle des Systems und die Ladetrommel und die Schlo߬ trommel rotiren gleichmäßig mit den Läufen, durch welche Drehung dann das Laden, das Spannen, das Abfeuern und das Auswerfen der Patronen¬ hülsen ohne Unterbrecheng bewirkt werden kann. Etwa 20 Umdrehungen finden in einer Minute statt, was 120 resp. 200 Schuß ergeben würde. Die bei dem 6 lausigen Geschütz gewöhnlich angewendete Munition besteht aus einer ordinairen Militair-Einheits-Patrone mit Metallhülse und Randzün¬ dung von 6 auch 13 bis 14 Loth Bleigewicht. Die Geschosse selbst sind blei- erne volle Spitzgeschosse. Die Ladung beträgt für die größeren Geschütze 21. 2. Gramm für die kleineren 3. 7. Gramm. Das ganze Geschütz wiegt bei kleinerm Kaliber 92 Kilogramm, bei grö- ßerm Kaliber 362 Kilogramm ohne die Lafette. Haben wir gesehen, daß bei dem Mitrailleur eine Art Salvenfeuer erzielt wurde, so erreicht man hier ein Feuer wie aus einem Repetir - Gewehr von großer Wirkungsweite, Prä¬ cision und Percussionskraft der einzelnen Geschosse, ein continuirliches kräf¬ tiges Kartätschenfeuer, weil, wie auch bei dem Mitrailleur, kein Rück¬ lauf stattfindet. Die Handhabung der genannten Geschützsysteme ist eine leichte und ein« fache. Wenige Uebungstunden reichen hin, die Bedienungsmannschaften aus¬ zubilden. Drei Mann sind nöthig. Der 1. trägt die Munition heran; der 2. steht an dem Ladetrichter und ladet; der 3. richtet, und feuert, an der Kurbel stehend, ab. Laffette und Protze sind bei allen Systemen ziemlich gleich und durch günstige Einrichtungen vereinfacht worden. Was das Ineinandergreifen der einzelnen Theile des Mechanismus an¬ belangt, so erscheint dabei der Mitrailleur im Vortheil, da der ganze Ver¬ schluß-Apparat in einer geschlossenen Bronze-Büchse gegen jede Verschmutzung und Verletzung geschützt ist. Wird irgend ein Theil eines Schlößchens verletzt, so kann es vorkom-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087/307>, abgerufen am 29.06.2024.