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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.

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Kriegswaffsn der Gegenwart" von Elgger, Leipzig, Brockhaus). Der Mi-
trailleur besteht aus 23 Läufen, welche zusammengeschmiedet sind, und in
ihrer Vereinigung ein einziges achtkantiges Rohr darstellen, welches 1'°- lang,
und in welchem jede einzelne Bohrung 30"' ^ weit ist. Diese 25 Läufe --
man hat auch Mitrailleurs zu 19. 31 und 36 Flintenläufen hergerichtet --
können durch einen gemeinsamen Schlußapparat, die sogenannte Schloß-
tromm el gleichzeitig geladen und geschlossen werden. Der Mechanismus
beruht einfach auf einer verschiebbaren Platte, welche durch ihre Fortbewegung
einen Lauf nach dem andern abfeuert. Je schneller die Platte seitwärts ge¬
schoben wird, desto gleichzeitiger kann die gesammte Schlußzahl lager¬
artig abgegeben werden, wodurch in der Minute 8mal ein kräftiges Salven¬
feuer erzielt werden kann, da jede einzelne Salve aus so vielen Schüssen be¬
steht, als das Modell Flintenläufe vereinigt. Die Schußzahl des Mitrailleur
kann in der Minute auf 300 Schuß gebracht werden, und hierbei wird ein
Kartäschenschuß erzielt, bei welchem jede einzelne Kugel durch einen ge¬
zogenen Lauf ihren Weg angewiesen erhält. Die sogenannte Ladetrommel
d. h. der Theil, in welchen die Patronen hineingelegt werden, muß für das
Laden, wie die Walze des Revolvers jedesmal herausgenommen werden und
ist es nöthig, daß deshalb im Kriege ein ganzer Vorrath solcher gefüllter
Trommeln gleich mitgenommen wird.

Die belgische Erfindung (durch den in Lüttich wohnenden Waffenfabri¬
kanten Montigny erdacht) hat in ihrem Mechanismus mit dem eben beschrie¬
benen französischen System sehr viel Ähnlichkeit.

Hier haben wir 37 Läufe, welche ebenfalls zu einem Rohr vereinigt sind,
auch hier ist eine herauszunehmende Ladetrommel vorhanden, gegen welche
das Bodenstück beim Schuß geschoben wird, in dem Bodenstück sind gleich¬
falls wieder 37 Nadelschlösser mit Spiral- und Schlagfedern angebracht:c.
Die Laufweite beträgt n-"->". resp. i4-">und können pro Minute eben¬
falls bis zu 300 Schuß abgegeben werden. Vergl. v. Sauer Grundriß der
Waffenlehre, München, Cotta 1869 Pag. 367.

In Nordamerika wendete man schon vor Charlestown eine sogenannte
Requa-batterie an, welche einem Modell des Berliner Museums sehr ähnelte.
Dieser folgte bald das durch einen Amerikaner Gattin g erfundene Gatling-
Geschütz, welches die erste Feuertaufe auf dem James-River und Missi-
sippi erhielt. Diese Erfindung, hervorgegangen aus der Coll'schen Revolver¬
fabrik zu Connecticut, stellt sich als ein Zündnadelrevolver in etwas größern
Proportionen heraus. Das Gewehr ruht auf einer gewöhnlichen Feldlafette,
ist mit 4, 6 oder 10 Läufen versehen, welche sich um eine gemeinschaftliche
Achse drehen, und wirft 13 bis 14 Loth schwere Geschosse. An der gemein¬
schaftlichen Achse ist zunächst dem Pulversack der Läufe eine sogenannte La-


Kriegswaffsn der Gegenwart" von Elgger, Leipzig, Brockhaus). Der Mi-
trailleur besteht aus 23 Läufen, welche zusammengeschmiedet sind, und in
ihrer Vereinigung ein einziges achtkantiges Rohr darstellen, welches 1'°- lang,
und in welchem jede einzelne Bohrung 30"' ^ weit ist. Diese 25 Läufe —
man hat auch Mitrailleurs zu 19. 31 und 36 Flintenläufen hergerichtet —
können durch einen gemeinsamen Schlußapparat, die sogenannte Schloß-
tromm el gleichzeitig geladen und geschlossen werden. Der Mechanismus
beruht einfach auf einer verschiebbaren Platte, welche durch ihre Fortbewegung
einen Lauf nach dem andern abfeuert. Je schneller die Platte seitwärts ge¬
schoben wird, desto gleichzeitiger kann die gesammte Schlußzahl lager¬
artig abgegeben werden, wodurch in der Minute 8mal ein kräftiges Salven¬
feuer erzielt werden kann, da jede einzelne Salve aus so vielen Schüssen be¬
steht, als das Modell Flintenläufe vereinigt. Die Schußzahl des Mitrailleur
kann in der Minute auf 300 Schuß gebracht werden, und hierbei wird ein
Kartäschenschuß erzielt, bei welchem jede einzelne Kugel durch einen ge¬
zogenen Lauf ihren Weg angewiesen erhält. Die sogenannte Ladetrommel
d. h. der Theil, in welchen die Patronen hineingelegt werden, muß für das
Laden, wie die Walze des Revolvers jedesmal herausgenommen werden und
ist es nöthig, daß deshalb im Kriege ein ganzer Vorrath solcher gefüllter
Trommeln gleich mitgenommen wird.

Die belgische Erfindung (durch den in Lüttich wohnenden Waffenfabri¬
kanten Montigny erdacht) hat in ihrem Mechanismus mit dem eben beschrie¬
benen französischen System sehr viel Ähnlichkeit.

Hier haben wir 37 Läufe, welche ebenfalls zu einem Rohr vereinigt sind,
auch hier ist eine herauszunehmende Ladetrommel vorhanden, gegen welche
das Bodenstück beim Schuß geschoben wird, in dem Bodenstück sind gleich¬
falls wieder 37 Nadelschlösser mit Spiral- und Schlagfedern angebracht:c.
Die Laufweite beträgt n-"->«. resp. i4-»>und können pro Minute eben¬
falls bis zu 300 Schuß abgegeben werden. Vergl. v. Sauer Grundriß der
Waffenlehre, München, Cotta 1869 Pag. 367.

In Nordamerika wendete man schon vor Charlestown eine sogenannte
Requa-batterie an, welche einem Modell des Berliner Museums sehr ähnelte.
Dieser folgte bald das durch einen Amerikaner Gattin g erfundene Gatling-
Geschütz, welches die erste Feuertaufe auf dem James-River und Missi-
sippi erhielt. Diese Erfindung, hervorgegangen aus der Coll'schen Revolver¬
fabrik zu Connecticut, stellt sich als ein Zündnadelrevolver in etwas größern
Proportionen heraus. Das Gewehr ruht auf einer gewöhnlichen Feldlafette,
ist mit 4, 6 oder 10 Läufen versehen, welche sich um eine gemeinschaftliche
Achse drehen, und wirft 13 bis 14 Loth schwere Geschosse. An der gemein¬
schaftlichen Achse ist zunächst dem Pulversack der Läufe eine sogenannte La-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087/306>, abgerufen am 29.06.2024.