Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.während letzterer noch fast ganz unter dem Boden ruht. Ebenso sind im Der Domitianische Palast wird im Westen begrenzt durch einen auf L1*
während letzterer noch fast ganz unter dem Boden ruht. Ebenso sind im Der Domitianische Palast wird im Westen begrenzt durch einen auf L1*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0249" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123337"/> <p xml:id="ID_686" prev="#ID_685"> während letzterer noch fast ganz unter dem Boden ruht. Ebenso sind im<lb/> Uebrigen diejenigen Theile der Gärten, welche sich an den Domitianischen<lb/> Palast anschließen, bereits aufgedeckt, während die anderen jetzt allmälig<lb/> erst in Angriff genommen werden. Es darf dabei nicht Wunder nehmen,<lb/> daß Cav. Rosa seine Aufmerksamkeit nicht so sehr den Palästen, als den<lb/> freien Plätzen zuwendet, im Gegentheil ist das ein Beweis des durchaus<lb/> wissenschaftlichen Interesses, welches ihn und in gleichem Grade auch seinen<lb/> hohen Auftraggeber auszeichnet. Der kaiserliche Alterthumsforscher hatte<lb/> nicht die Absicht, nach Schätzen stöbern zu lassen, welche innerhalb der Pa¬<lb/> läste vielleicht noch zu finden waren, die Aufgabe, welche er stellte, ging viel¬<lb/> mehr auf Erforschung der Topographie und Geschichte des Palatins. Für<lb/> diese Studien sind aber die freien Plätze von größerer Bedeutung als die<lb/> Paläste, weil sie ältere Denkmäler enthalten. Wenn Despoten von der<lb/> gewaltthätigsten Rücksichtslosigkeit und zugleich von einer so großartigen<lb/> Baulust, wie sie besonders Caligula und Domitian eigen waren, sich begnügt<lb/> haben mit einzelnen Theilen des im Ganzen nicht allzu umfangreichen Ter¬<lb/> rains, so mußte man begierig sein, zu erfahren, was sie zu solcher Ein¬<lb/> schränkung veranlaßte. Diese Schranken, die sich ihnen entgegenstellten,<lb/> glaubt man jetzt mit einiger Sicherheit zu erkennen, und es empfiehlt sich,<lb/> die bedeutendsten Resultate der Ausgrabungen unter diesem Gesichtspunkte<lb/> kurz aufzuzählen, weil' dadurch zugleich ihre topographische Lage anschau¬<lb/> lich wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_687"> Der Domitianische Palast wird im Westen begrenzt durch einen auf<lb/> großen Substructionen gegründeten, mit imposanter Treppenanlage versehe¬<lb/> nen Tempel aus alter Zeit, wohl des Jupiter Victor, gelobt im Beginne<lb/> des dritten Jahrhunderts v. Chr. in der schweren Schlacht bei Sentinum.<lb/> wo der Opfertod des jüngeren Decius Mus allein nicht die Kraft gehabt<lb/> hatte, den Sieg an die römischen Waffen zu fesseln. Das Heiligthum des<lb/> höchsten Gottes als Siegers aber ist, so lange die römische Religion An¬<lb/> hänger fand, geehrt worden und keiner Kaiserlaune gewichen. Das Ge¬<lb/> bäude, welches ihm gegenüber an der Ostseite des Palastes lag, läßt sich, da<lb/> hier die Gärten eines der beiden Klöster sind, noch nicht genau ermitteln;<lb/> aller Wahrscheinlichkeit nach aber ist es der schöne Tempel des palatinischen<lb/> Apollo, den Augustus baute und seine Zeitgenossen begeistert preisen. Im<lb/> Süden reichen die Dependenzen des Palastes bis an den Abhang des Hügels,<lb/> im Norden ist unmittelbar vor der Front die uralte Mauer der ersten städti¬<lb/> schen Anlage wieder zum Vorschein gekommen und man nimmt an, daß da¬<lb/> selbst ihr Hauptthor war. Jedenfalls war eine Grenze vorhanden, welche<lb/> dem Palaste an dieser Seite nicht weniger als an den anderen sein Maß<lb/> vorschrieb.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> L1*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0249]
während letzterer noch fast ganz unter dem Boden ruht. Ebenso sind im
Uebrigen diejenigen Theile der Gärten, welche sich an den Domitianischen
Palast anschließen, bereits aufgedeckt, während die anderen jetzt allmälig
erst in Angriff genommen werden. Es darf dabei nicht Wunder nehmen,
daß Cav. Rosa seine Aufmerksamkeit nicht so sehr den Palästen, als den
freien Plätzen zuwendet, im Gegentheil ist das ein Beweis des durchaus
wissenschaftlichen Interesses, welches ihn und in gleichem Grade auch seinen
hohen Auftraggeber auszeichnet. Der kaiserliche Alterthumsforscher hatte
nicht die Absicht, nach Schätzen stöbern zu lassen, welche innerhalb der Pa¬
läste vielleicht noch zu finden waren, die Aufgabe, welche er stellte, ging viel¬
mehr auf Erforschung der Topographie und Geschichte des Palatins. Für
diese Studien sind aber die freien Plätze von größerer Bedeutung als die
Paläste, weil sie ältere Denkmäler enthalten. Wenn Despoten von der
gewaltthätigsten Rücksichtslosigkeit und zugleich von einer so großartigen
Baulust, wie sie besonders Caligula und Domitian eigen waren, sich begnügt
haben mit einzelnen Theilen des im Ganzen nicht allzu umfangreichen Ter¬
rains, so mußte man begierig sein, zu erfahren, was sie zu solcher Ein¬
schränkung veranlaßte. Diese Schranken, die sich ihnen entgegenstellten,
glaubt man jetzt mit einiger Sicherheit zu erkennen, und es empfiehlt sich,
die bedeutendsten Resultate der Ausgrabungen unter diesem Gesichtspunkte
kurz aufzuzählen, weil' dadurch zugleich ihre topographische Lage anschau¬
lich wird.
Der Domitianische Palast wird im Westen begrenzt durch einen auf
großen Substructionen gegründeten, mit imposanter Treppenanlage versehe¬
nen Tempel aus alter Zeit, wohl des Jupiter Victor, gelobt im Beginne
des dritten Jahrhunderts v. Chr. in der schweren Schlacht bei Sentinum.
wo der Opfertod des jüngeren Decius Mus allein nicht die Kraft gehabt
hatte, den Sieg an die römischen Waffen zu fesseln. Das Heiligthum des
höchsten Gottes als Siegers aber ist, so lange die römische Religion An¬
hänger fand, geehrt worden und keiner Kaiserlaune gewichen. Das Ge¬
bäude, welches ihm gegenüber an der Ostseite des Palastes lag, läßt sich, da
hier die Gärten eines der beiden Klöster sind, noch nicht genau ermitteln;
aller Wahrscheinlichkeit nach aber ist es der schöne Tempel des palatinischen
Apollo, den Augustus baute und seine Zeitgenossen begeistert preisen. Im
Süden reichen die Dependenzen des Palastes bis an den Abhang des Hügels,
im Norden ist unmittelbar vor der Front die uralte Mauer der ersten städti¬
schen Anlage wieder zum Vorschein gekommen und man nimmt an, daß da¬
selbst ihr Hauptthor war. Jedenfalls war eine Grenze vorhanden, welche
dem Palaste an dieser Seite nicht weniger als an den anderen sein Maß
vorschrieb.
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