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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.

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unentgeltlich, oder doch zu den niedrigsten Sätzen Kranke bedienen. Es ist
indessen kein Zweifel, daß die Vorzüge echter Krankenpflegerinnen dieser an¬
scheinenden Wohlfeilheit der Ordensschwestern mehr als die Waage halten
werden. Den Uebergang, um die Sache zu beschleunigen, mögen immerhin
Vereine vermitteln: auf die Dauer wird man ihrer kaum bedürfen, um den
neuen wichtigen Berufsstand inmitten einer freien, wohlhabenden und gebil¬
deten Gesellschaft am Leben zu erhalten.




Zur Waterlooliteratur.
Charles F. Chesney. Waterloo-Vorlesungen. Studien zum Feldzuge von 1815, zweite
vermehrte Auflage. Mit Genehmigung des Verfassers übersetzt von der kriegsge¬
schichtlichen Abtheilung des königl. Vreusz. Generalstabes. Berlin. Mittler 1369.
X. 188 S. -- (Im Texte mit V bezeichnet).
Oluu-IeS OtwSllS^, ^/Vatsrloo (trMuit 6e 1'^nglais g-oso 1'autoriSatiou as I'autour
Mi- ^. ?edle). Lruxellss, Nuauarät. 1869. 3425. -- (Im Texte mit ?. bezeichnet.)

An der Generalstabsschule zu Sandhurst ist es üblich, den Cursus der
Kriegsgeschichte mit der kritischen Betrachtung eines bedeutenden Feldzuges
zu eröffnen. Herr Oberstlieutenant Chesney, welcher diesen Unterricht eine
Zeit lang zu ertheilen hatte, wählte dazu den auch uns nahe liegenden bel¬
gischen Feldzug von 1813. An die unter Genehmigung des Verfassers an¬
gefertigten Uebersetzungen in das Deutsche und Französische der übrigens erst
nach Chesney's Lehrthätigkeit geschriebenen sieben Vorlesungen über diesen Feld¬
zug knüpft mein Bericht an; daß das englische Original mir nicht zugänglich
war, wolle der Leser entschuldigen.

Die Darstellung Chesney's setzt Zuhörer und Leser von tüchtiger allge¬
meiner Bildung sowie einiger Fachkenntniß voraus; doch überwiegt die erstere
Forderung so sehr, daß das Buch zugleich für Geschichtsfreunde als ein
Muster verbundener methodischer Forschung und Schilderung bezeichnet wer¬
den kann. Die Methode selbst freilich ist von einer nüchternen Gleichförmig¬
keit und herben Zurückhaltung, welche den Schönheitsgesetzen einigermaßen
zu nahe tritt. Aber das Werk entspricht doch vollkommen dem gegebenen
Zwecke strenger Schulung zu unbefangenem Urtheile über Fragen der Kriegs¬
geschichte; es ist mit durchsichtiger Klarheit ohne Pedanterie angelegt, bietet
scharfe Kritik ohne unedle Beisatze und ist sachlich vollständig, ohne mit Stoff
überhäuft zu sein. In der Regel geht der Verfasser von der Bloslegung


unentgeltlich, oder doch zu den niedrigsten Sätzen Kranke bedienen. Es ist
indessen kein Zweifel, daß die Vorzüge echter Krankenpflegerinnen dieser an¬
scheinenden Wohlfeilheit der Ordensschwestern mehr als die Waage halten
werden. Den Uebergang, um die Sache zu beschleunigen, mögen immerhin
Vereine vermitteln: auf die Dauer wird man ihrer kaum bedürfen, um den
neuen wichtigen Berufsstand inmitten einer freien, wohlhabenden und gebil¬
deten Gesellschaft am Leben zu erhalten.




Zur Waterlooliteratur.
Charles F. Chesney. Waterloo-Vorlesungen. Studien zum Feldzuge von 1815, zweite
vermehrte Auflage. Mit Genehmigung des Verfassers übersetzt von der kriegsge¬
schichtlichen Abtheilung des königl. Vreusz. Generalstabes. Berlin. Mittler 1369.
X. 188 S. — (Im Texte mit V bezeichnet).
Oluu-IeS OtwSllS^, ^/Vatsrloo (trMuit 6e 1'^nglais g-oso 1'autoriSatiou as I'autour
Mi- ^. ?edle). Lruxellss, Nuauarät. 1869. 3425. — (Im Texte mit ?. bezeichnet.)

An der Generalstabsschule zu Sandhurst ist es üblich, den Cursus der
Kriegsgeschichte mit der kritischen Betrachtung eines bedeutenden Feldzuges
zu eröffnen. Herr Oberstlieutenant Chesney, welcher diesen Unterricht eine
Zeit lang zu ertheilen hatte, wählte dazu den auch uns nahe liegenden bel¬
gischen Feldzug von 1813. An die unter Genehmigung des Verfassers an¬
gefertigten Uebersetzungen in das Deutsche und Französische der übrigens erst
nach Chesney's Lehrthätigkeit geschriebenen sieben Vorlesungen über diesen Feld¬
zug knüpft mein Bericht an; daß das englische Original mir nicht zugänglich
war, wolle der Leser entschuldigen.

Die Darstellung Chesney's setzt Zuhörer und Leser von tüchtiger allge¬
meiner Bildung sowie einiger Fachkenntniß voraus; doch überwiegt die erstere
Forderung so sehr, daß das Buch zugleich für Geschichtsfreunde als ein
Muster verbundener methodischer Forschung und Schilderung bezeichnet wer¬
den kann. Die Methode selbst freilich ist von einer nüchternen Gleichförmig¬
keit und herben Zurückhaltung, welche den Schönheitsgesetzen einigermaßen
zu nahe tritt. Aber das Werk entspricht doch vollkommen dem gegebenen
Zwecke strenger Schulung zu unbefangenem Urtheile über Fragen der Kriegs¬
geschichte; es ist mit durchsichtiger Klarheit ohne Pedanterie angelegt, bietet
scharfe Kritik ohne unedle Beisatze und ist sachlich vollständig, ohne mit Stoff
überhäuft zu sein. In der Regel geht der Verfasser von der Bloslegung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_123087/190>, abgerufen am 26.06.2024.