Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.ihn in Berlin und Kiel hegen und pflegen möchte, zunächst an Terrain ein¬ Neisetiilder aus Galizien. 3. Vom San an den Pellet". Auf halbem Wege zwischen Krakau und Lemberg beginnt die polnisch- ihn in Berlin und Kiel hegen und pflegen möchte, zunächst an Terrain ein¬ Neisetiilder aus Galizien. 3. Vom San an den Pellet». Auf halbem Wege zwischen Krakau und Lemberg beginnt die polnisch- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0155" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123243"/> <p xml:id="ID_426" prev="#ID_425"> ihn in Berlin und Kiel hegen und pflegen möchte, zunächst an Terrain ein¬<lb/> gebüßt und die Partei der Mißvergnügten in all' ihren Schattirungen sich<lb/> numerisch verstärkt hat. So impotent, grundsatzlos, geistiger und politischer<lb/> Capacität baar, wie das graue Mischmasch unserer Oppositionellen ist, werden<lb/> sie weder Preußen Gefahren, noch der Regierung besondere Schwierigkeiten<lb/> zu schaffen im Stande sein. Wo die Magistrate neu zu wählen oder wesentlich<lb/> zu ergänzen sind, werden einige gouvernementale Elemente durch oppositionelle<lb/> Persönlichkeiten verdrängt werden und da die Negierung verständiger Weise<lb/> auch für Altona, Kiel und Flensburg auf die Einrichtung selbständiger staat¬<lb/> licher Sicherheitspolizeibehörden verzichtet hat, wird es über die xersouae<lb/> Zratas und minus gratae der neuen Polizeiverwalter einige Reibungen ab¬<lb/> geben. Indessen besitzen wir in unserm Beamtenthum so zahlreiche vielge¬<lb/> wandte Persönlichkeiten, deren Physiognomie „mit einem heitern, einem nassen<lb/> Auge'' den Stempel so mannigfach durchgearbeiteter politischer Wandlungen<lb/> harmonisch vereinigt, daß es an geeignetem Compromißmaterial nicht fehlen<lb/> kann. — Die verwaschenste politische Gesinnungslosigkeit, diese ist es in Wirk¬<lb/> lichkeit, die hinter der heiligen Opposition in unserer Provinz schlummert und<lb/> welche die eigentliche Gefahr für die Entwickelung der Zukunft in sich birgt.<lb/> Ob es bei den nächsten und nächstfolgenden Wahlen zum Landtage gelingt,<lb/> die trostlose Gesellschaft der Schleswig.holsteinischen Budgetverweigerer im Ab¬<lb/> geordnetenhause in ihrer inhaltleeren Reinheit zu erhalten oder zu vermehren<lb/> ist im Grunde für die nächste Entwickelung des Staats und der Provinzen<lb/> eine herzlich gleichgiltige Sache. Daß aber unter dem demoralisirenden Re¬<lb/> gime einer geistlosen Administration und einer ebenso gedankenöden Opposition<lb/> die Bildung einer unabhängigen liberalen Mittelpartei dauernd zur Unmög¬<lb/> lichkeit wird, läßt den Patrioten daran zweifeln, ob dieses Land und diese<lb/> Leute überhaupt zu etwas Anderm bestimmt sind, als der bureaukratischen<lb/> Centralisation schließlich in die Arme zu taumeln. Ist man erst des ewigen<lb/> Neinsagens müde geworden, — und darin stumpfen sich die Nerven schnell<lb/> genug ab — dann findet man sich in das unterthänige Jasagen leichter, als<lb/> die Schleswig-holsteinischen Freiheitshelden von heute sich träumen lassen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neisetiilder aus Galizien.</head><lb/> <div n="2"> <head> 3. Vom San an den Pellet».</head><lb/> <p xml:id="ID_427" next="#ID_428"> Auf halbem Wege zwischen Krakau und Lemberg beginnt die polnisch-<lb/> ruthenische Sprachgrenze. Jaroslaw am San ist die erste größere Stadt<lb/> des ruthenischen Galizien, ein Ort, der wegen seiner vielbesuchten Messen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0155]
ihn in Berlin und Kiel hegen und pflegen möchte, zunächst an Terrain ein¬
gebüßt und die Partei der Mißvergnügten in all' ihren Schattirungen sich
numerisch verstärkt hat. So impotent, grundsatzlos, geistiger und politischer
Capacität baar, wie das graue Mischmasch unserer Oppositionellen ist, werden
sie weder Preußen Gefahren, noch der Regierung besondere Schwierigkeiten
zu schaffen im Stande sein. Wo die Magistrate neu zu wählen oder wesentlich
zu ergänzen sind, werden einige gouvernementale Elemente durch oppositionelle
Persönlichkeiten verdrängt werden und da die Negierung verständiger Weise
auch für Altona, Kiel und Flensburg auf die Einrichtung selbständiger staat¬
licher Sicherheitspolizeibehörden verzichtet hat, wird es über die xersouae
Zratas und minus gratae der neuen Polizeiverwalter einige Reibungen ab¬
geben. Indessen besitzen wir in unserm Beamtenthum so zahlreiche vielge¬
wandte Persönlichkeiten, deren Physiognomie „mit einem heitern, einem nassen
Auge'' den Stempel so mannigfach durchgearbeiteter politischer Wandlungen
harmonisch vereinigt, daß es an geeignetem Compromißmaterial nicht fehlen
kann. — Die verwaschenste politische Gesinnungslosigkeit, diese ist es in Wirk¬
lichkeit, die hinter der heiligen Opposition in unserer Provinz schlummert und
welche die eigentliche Gefahr für die Entwickelung der Zukunft in sich birgt.
Ob es bei den nächsten und nächstfolgenden Wahlen zum Landtage gelingt,
die trostlose Gesellschaft der Schleswig.holsteinischen Budgetverweigerer im Ab¬
geordnetenhause in ihrer inhaltleeren Reinheit zu erhalten oder zu vermehren
ist im Grunde für die nächste Entwickelung des Staats und der Provinzen
eine herzlich gleichgiltige Sache. Daß aber unter dem demoralisirenden Re¬
gime einer geistlosen Administration und einer ebenso gedankenöden Opposition
die Bildung einer unabhängigen liberalen Mittelpartei dauernd zur Unmög¬
lichkeit wird, läßt den Patrioten daran zweifeln, ob dieses Land und diese
Leute überhaupt zu etwas Anderm bestimmt sind, als der bureaukratischen
Centralisation schließlich in die Arme zu taumeln. Ist man erst des ewigen
Neinsagens müde geworden, — und darin stumpfen sich die Nerven schnell
genug ab — dann findet man sich in das unterthänige Jasagen leichter, als
die Schleswig-holsteinischen Freiheitshelden von heute sich träumen lassen.
Neisetiilder aus Galizien.
3. Vom San an den Pellet».
Auf halbem Wege zwischen Krakau und Lemberg beginnt die polnisch-
ruthenische Sprachgrenze. Jaroslaw am San ist die erste größere Stadt
des ruthenischen Galizien, ein Ort, der wegen seiner vielbesuchten Messen
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