Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, I. Semester. I. Band.Stellung constatirten, welche der süddeutsche Liberalismus heute zu dem Es liegt in solchen Zusammenkünften gleichgestimmter und an einem Aus Schleswig-Holstein. Wenn ich die Chronik unserer Provincialereignifse chronologisch da wieder Stellung constatirten, welche der süddeutsche Liberalismus heute zu dem Es liegt in solchen Zusammenkünften gleichgestimmter und an einem Aus Schleswig-Holstein. Wenn ich die Chronik unserer Provincialereignifse chronologisch da wieder <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0152" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/123240"/> <p xml:id="ID_418" prev="#ID_417"> Stellung constatirten, welche der süddeutsche Liberalismus heute zu dem<lb/> Militärwesen einnimmt. Wer sich erinnert, wie diese Frage immer die<lb/> heikelste und unpopulärste in Süddeutschland war und bis in die Gegenwart<lb/> den schwächsten Punkt der liberalen Parteien bildete, der mußte die Art, wie<lb/> Dernburg, Lamey, Kiefer unter lebhafter Zustimmung der Versammlung<lb/> darüber sich aussprachen, wirklich sür ein Symptom halten. Wir sind in der<lb/> That weiter gekommen. Die Ehre der allgemeinen Wehrpflicht wird einen<lb/> unauflöslichen Kitt bilden, eine sichere Grundlage für den künftigen Staats¬<lb/> bäu, so sicher wie die gemeinschaftlichen Zollvereinsinteressen. Zu bedauern<lb/> war nur, daß nicht auch eine würtenbergische Stimme sich ausdrücklich in<lb/> dieses Concert mischte. Es war zufällig, aber doch wäre von dieser Seite<lb/> die Zustimmung doppelt erwünscht gewesen, denn nur in diesem Lande ist<lb/> heute eine Agitation gegen die Wehrhaftigkeit Deutschlands möglich, für die<lb/> es in Baden und selbst in Bayern an allen Elementen fehlt.</p><lb/> <p xml:id="ID_419"> Es liegt in solchen Zusammenkünften gleichgestimmter und an einem<lb/> Werk arbeitender Männer immer ein Moment der Ermuthigung. Und selten<lb/> mag dieses Gefühl so frisch und ungetrübt sich mitgetheilt haben als diesmal<lb/> in Karlsruhe, das allerdings der günstigste Boden war, den die süddeutschen<lb/> nationalen finden konnten. Eine nächste Versammlung wird vielleicht wieder<lb/> in Stuttgart stattfinden. Dann wird ihre äußere Physiognomie freilich eine<lb/> andere sein; ohne Zweifel werden die Gäste nicht dieselben erfreulichen Ein¬<lb/> drücke, wie Heuer mit nach Hause nehmen und lebhafter als in Karlsruhe<lb/> werden die Hindernisse empfunden werden, mit welchen die nationale Sache<lb/> noch zu kämpfen hat.</p><lb/> <note type="byline"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus Schleswig-Holstein.</head><lb/> <p xml:id="ID_420" next="#ID_421"> Wenn ich die Chronik unserer Provincialereignifse chronologisch da wieder<lb/> anknüpfen darf, wo ich sie im Spätsommer v. I. fallen ließ, habe ich zunächst<lb/> noch ein Wort über die Altonaer landwirtschaftliche und Industrieausstellung<lb/> nachzutragen. Obwohl das Unternehmen durch das Zusammenfallen mit der<lb/> großen Hamburger Gartenausstcllung etwas gedrückt wurde, gelang es ihm<lb/> doch einen ganz respectablen Erfolg einzuheimsen. Es war gelungen, die<lb/> französische und belgische Industrie in großem Umfange sür die Exposition<lb/> zu interessiren, die meisten Pariser Firmen von Auszeichnung hatten ihre so</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0152]
Stellung constatirten, welche der süddeutsche Liberalismus heute zu dem
Militärwesen einnimmt. Wer sich erinnert, wie diese Frage immer die
heikelste und unpopulärste in Süddeutschland war und bis in die Gegenwart
den schwächsten Punkt der liberalen Parteien bildete, der mußte die Art, wie
Dernburg, Lamey, Kiefer unter lebhafter Zustimmung der Versammlung
darüber sich aussprachen, wirklich sür ein Symptom halten. Wir sind in der
That weiter gekommen. Die Ehre der allgemeinen Wehrpflicht wird einen
unauflöslichen Kitt bilden, eine sichere Grundlage für den künftigen Staats¬
bäu, so sicher wie die gemeinschaftlichen Zollvereinsinteressen. Zu bedauern
war nur, daß nicht auch eine würtenbergische Stimme sich ausdrücklich in
dieses Concert mischte. Es war zufällig, aber doch wäre von dieser Seite
die Zustimmung doppelt erwünscht gewesen, denn nur in diesem Lande ist
heute eine Agitation gegen die Wehrhaftigkeit Deutschlands möglich, für die
es in Baden und selbst in Bayern an allen Elementen fehlt.
Es liegt in solchen Zusammenkünften gleichgestimmter und an einem
Werk arbeitender Männer immer ein Moment der Ermuthigung. Und selten
mag dieses Gefühl so frisch und ungetrübt sich mitgetheilt haben als diesmal
in Karlsruhe, das allerdings der günstigste Boden war, den die süddeutschen
nationalen finden konnten. Eine nächste Versammlung wird vielleicht wieder
in Stuttgart stattfinden. Dann wird ihre äußere Physiognomie freilich eine
andere sein; ohne Zweifel werden die Gäste nicht dieselben erfreulichen Ein¬
drücke, wie Heuer mit nach Hause nehmen und lebhafter als in Karlsruhe
werden die Hindernisse empfunden werden, mit welchen die nationale Sache
noch zu kämpfen hat.
Aus Schleswig-Holstein.
Wenn ich die Chronik unserer Provincialereignifse chronologisch da wieder
anknüpfen darf, wo ich sie im Spätsommer v. I. fallen ließ, habe ich zunächst
noch ein Wort über die Altonaer landwirtschaftliche und Industrieausstellung
nachzutragen. Obwohl das Unternehmen durch das Zusammenfallen mit der
großen Hamburger Gartenausstcllung etwas gedrückt wurde, gelang es ihm
doch einen ganz respectablen Erfolg einzuheimsen. Es war gelungen, die
französische und belgische Industrie in großem Umfange sür die Exposition
zu interessiren, die meisten Pariser Firmen von Auszeichnung hatten ihre so
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