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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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"Nillesimo quati-ieentessimo LsxstsZesimo quinto. XIII. Inäi.
^."tovellus N68sausu8 me xinxit".

Von späteren Arbeiten kennen wir noch folgende Bilder: in Neapel mit dem
Datum 1470. in Messina mit D. 1473, in Glasgow mit 1474, in Paris
(Louvre) mit 1475, in Mailand mit 1476. Stücke ohne Jahreszahl, aber
mit Antonello's Namen, haben wir gesehen: in Rom, Genua, Venedig,
Pavia, London, Wien, Berlin und Frankfurt a. M. Unter den nicht mehr
nachweisbaren Bildern ist ein Portrait aus der Gallerie Vidman in Venedig
bemerkenswerth, das nach Zanetti's Angabe mit vollem Namen und der
Jahreszahl 1478 bezeichnet war. Davon mehr.

Vorab müssen wir uns mit Vasari über die Chronologie seiner Angaben
auseinandersetzen: Antonello geht nach Flandern und macht sich dort mit
van Eyck persönlich bekannt, sieht jedoch nachher ein Bild desselben, das für
Alfons von Aragon gekauft war. Nun ist aber zu erinnern, daß Johann
van Eyck 1440 starb und Alfons die Regierung in Neapel erst 1442 antrat.
Dies Wirrniß läßt sich heben, wenn man entweder einen Schreibfehler Va-
sari's annimmt und statt Alfons "Rene' von Anjou" liest oder die Angabe
dahin interpretirt, jenes in Neapel ausgestellte Bild habe sich auf dem Wege
zu Alfons nach Palermo befunden. Jedenfalls scheint unwidersprechlich, daß
Antonello bei van Eyck's Lebzeit in Flandern war, sobald man die Jahrzahl
des Berliner Bildes in Rechnung zieht; angesichts dieses Portraits wird
vollkommen einleuchtend, wie der Sicilianer durch unmittelbares Studium
bei dem niederländischen Meister es soweit brachte, um in der Zeit kurz nach
dessen Tode der ungewöhnlichen Schwierigkeiten des neuen Verfahrens Herr
zu werden und im Jahre 1445 die Technik desselben so meisterhaft zu hand¬
haben, wie es unser Bild von "1445" zeigt. Wir gestehen, die Beweiskraft
dieses Gemäldes für unanfechtbar gehalten zusahen; weder die Unzulänglich¬
keit der Angabe Vasari's noch die Zweifel über den Werth der handschrift¬
lichen Notiz des Herrn de Bast konnten bisher das greifbare Zeugniß er¬
schüttern, das diese Arbeit bot. Eingehendes Studium der venezianischen
Schule jedoch und eigene Musterung- von Antonello's Bild aus den, I. 1465,
das erst kürzlich bekannt geworden ist, haben uns über den Thatbestand Be¬
denken beigebracht. Das Heilandsbild der Nationalgallerie in London hat
sehr viel Flämisches, ober nicht die gleiche Verwandtschaft mit dem alten
Mosaiktypus wie Arbeiten aus van Eyck's Schule; es ist in Oel gemalt,
doch ohne die vollendete Durchführung, die spätere Gemälde Antonello's aus¬
zeichnet: Christus, Brustbild von vorn gesehen, erhebt die Rechte zum Segnen,
während die Finger der Linken auf den Sockel ruhen, der den Körper unten
abschließt; die Stirn ist niedrig, die Nase lang, die Augen wie schwarze Puncte
dicht hinter der Nase. Die Farbe ist durchsichtig, aber braun und noch von


„Nillesimo quati-ieentessimo LsxstsZesimo quinto. XIII. Inäi.
^.»tovellus N68sausu8 me xinxit".

Von späteren Arbeiten kennen wir noch folgende Bilder: in Neapel mit dem
Datum 1470. in Messina mit D. 1473, in Glasgow mit 1474, in Paris
(Louvre) mit 1475, in Mailand mit 1476. Stücke ohne Jahreszahl, aber
mit Antonello's Namen, haben wir gesehen: in Rom, Genua, Venedig,
Pavia, London, Wien, Berlin und Frankfurt a. M. Unter den nicht mehr
nachweisbaren Bildern ist ein Portrait aus der Gallerie Vidman in Venedig
bemerkenswerth, das nach Zanetti's Angabe mit vollem Namen und der
Jahreszahl 1478 bezeichnet war. Davon mehr.

Vorab müssen wir uns mit Vasari über die Chronologie seiner Angaben
auseinandersetzen: Antonello geht nach Flandern und macht sich dort mit
van Eyck persönlich bekannt, sieht jedoch nachher ein Bild desselben, das für
Alfons von Aragon gekauft war. Nun ist aber zu erinnern, daß Johann
van Eyck 1440 starb und Alfons die Regierung in Neapel erst 1442 antrat.
Dies Wirrniß läßt sich heben, wenn man entweder einen Schreibfehler Va-
sari's annimmt und statt Alfons „Rene' von Anjou" liest oder die Angabe
dahin interpretirt, jenes in Neapel ausgestellte Bild habe sich auf dem Wege
zu Alfons nach Palermo befunden. Jedenfalls scheint unwidersprechlich, daß
Antonello bei van Eyck's Lebzeit in Flandern war, sobald man die Jahrzahl
des Berliner Bildes in Rechnung zieht; angesichts dieses Portraits wird
vollkommen einleuchtend, wie der Sicilianer durch unmittelbares Studium
bei dem niederländischen Meister es soweit brachte, um in der Zeit kurz nach
dessen Tode der ungewöhnlichen Schwierigkeiten des neuen Verfahrens Herr
zu werden und im Jahre 1445 die Technik desselben so meisterhaft zu hand¬
haben, wie es unser Bild von „1445" zeigt. Wir gestehen, die Beweiskraft
dieses Gemäldes für unanfechtbar gehalten zusahen; weder die Unzulänglich¬
keit der Angabe Vasari's noch die Zweifel über den Werth der handschrift¬
lichen Notiz des Herrn de Bast konnten bisher das greifbare Zeugniß er¬
schüttern, das diese Arbeit bot. Eingehendes Studium der venezianischen
Schule jedoch und eigene Musterung- von Antonello's Bild aus den, I. 1465,
das erst kürzlich bekannt geworden ist, haben uns über den Thatbestand Be¬
denken beigebracht. Das Heilandsbild der Nationalgallerie in London hat
sehr viel Flämisches, ober nicht die gleiche Verwandtschaft mit dem alten
Mosaiktypus wie Arbeiten aus van Eyck's Schule; es ist in Oel gemalt,
doch ohne die vollendete Durchführung, die spätere Gemälde Antonello's aus¬
zeichnet: Christus, Brustbild von vorn gesehen, erhebt die Rechte zum Segnen,
während die Finger der Linken auf den Sockel ruhen, der den Körper unten
abschließt; die Stirn ist niedrig, die Nase lang, die Augen wie schwarze Puncte
dicht hinter der Nase. Die Farbe ist durchsichtig, aber braun und noch von


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[0063] „Nillesimo quati-ieentessimo LsxstsZesimo quinto. XIII. Inäi. ^.»tovellus N68sausu8 me xinxit". Von späteren Arbeiten kennen wir noch folgende Bilder: in Neapel mit dem Datum 1470. in Messina mit D. 1473, in Glasgow mit 1474, in Paris (Louvre) mit 1475, in Mailand mit 1476. Stücke ohne Jahreszahl, aber mit Antonello's Namen, haben wir gesehen: in Rom, Genua, Venedig, Pavia, London, Wien, Berlin und Frankfurt a. M. Unter den nicht mehr nachweisbaren Bildern ist ein Portrait aus der Gallerie Vidman in Venedig bemerkenswerth, das nach Zanetti's Angabe mit vollem Namen und der Jahreszahl 1478 bezeichnet war. Davon mehr. Vorab müssen wir uns mit Vasari über die Chronologie seiner Angaben auseinandersetzen: Antonello geht nach Flandern und macht sich dort mit van Eyck persönlich bekannt, sieht jedoch nachher ein Bild desselben, das für Alfons von Aragon gekauft war. Nun ist aber zu erinnern, daß Johann van Eyck 1440 starb und Alfons die Regierung in Neapel erst 1442 antrat. Dies Wirrniß läßt sich heben, wenn man entweder einen Schreibfehler Va- sari's annimmt und statt Alfons „Rene' von Anjou" liest oder die Angabe dahin interpretirt, jenes in Neapel ausgestellte Bild habe sich auf dem Wege zu Alfons nach Palermo befunden. Jedenfalls scheint unwidersprechlich, daß Antonello bei van Eyck's Lebzeit in Flandern war, sobald man die Jahrzahl des Berliner Bildes in Rechnung zieht; angesichts dieses Portraits wird vollkommen einleuchtend, wie der Sicilianer durch unmittelbares Studium bei dem niederländischen Meister es soweit brachte, um in der Zeit kurz nach dessen Tode der ungewöhnlichen Schwierigkeiten des neuen Verfahrens Herr zu werden und im Jahre 1445 die Technik desselben so meisterhaft zu hand¬ haben, wie es unser Bild von „1445" zeigt. Wir gestehen, die Beweiskraft dieses Gemäldes für unanfechtbar gehalten zusahen; weder die Unzulänglich¬ keit der Angabe Vasari's noch die Zweifel über den Werth der handschrift¬ lichen Notiz des Herrn de Bast konnten bisher das greifbare Zeugniß er¬ schüttern, das diese Arbeit bot. Eingehendes Studium der venezianischen Schule jedoch und eigene Musterung- von Antonello's Bild aus den, I. 1465, das erst kürzlich bekannt geworden ist, haben uns über den Thatbestand Be¬ denken beigebracht. Das Heilandsbild der Nationalgallerie in London hat sehr viel Flämisches, ober nicht die gleiche Verwandtschaft mit dem alten Mosaiktypus wie Arbeiten aus van Eyck's Schule; es ist in Oel gemalt, doch ohne die vollendete Durchführung, die spätere Gemälde Antonello's aus¬ zeichnet: Christus, Brustbild von vorn gesehen, erhebt die Rechte zum Segnen, während die Finger der Linken auf den Sockel ruhen, der den Körper unten abschließt; die Stirn ist niedrig, die Nase lang, die Augen wie schwarze Puncte dicht hinter der Nase. Die Farbe ist durchsichtig, aber braun und noch von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/63>, abgerufen am 02.07.2024.