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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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Abfassung des Berichtes über die Arbeiten in edeln Metallen auf der Londoner
Ausstellung beauftragt.

Als Gelehrter war der Duc de Luynes nicht bahnbrechend; aber er
arbeitete als Fachmann, nicht als Dilettant, er scheute vor keiner mühsamen
Untersuchung zurück, und verschmähte es nicht sich mit dem Handwerkszeuge
wissenschaftlicher Forschung zu rüsten, -- Doch sind es nicht sowohl diese eigenen
Arbeiten, die den Namen des Herzogs zu einem gefeierten gemacht haben,
als die Pflege und die Unterstützung, die er wissenschaftlichen und künstlerischen
Bestrebungen mit der größten Liberalität, aber mit feiner Unterscheidung des
Würdigen, mit dem für den Empfänger wohlthuendsten Zartgefühl, stets
mehr unter der Form einer Auszeichnung als einer Hilfeleistung gewährte.
Ohne jede Ostentation und Ruhmredigkeit, nur von der wärmsten Liebe zur
Sache geleitet, hat er mehrere Unternehmungen von der größten Bedeutung allein
möglich gemacht. Unter den Werken, die auf seine Kosten, oft auch auf seinen
Antrieb erschienen, nennen wir nur die wichtigsten: die Chronik des Matthieu
Paris, Untersuchungen über die Denkmäler und die Geschichte der Normanen
und des schwäbischen Kaiserhauses in Süditalien, die große zwölfbändige
Ilistoria äixlomatieg. Kaiser Friedrichs II. (Friedrich Wilhelm IV. gewidmet);
alle diese Werke sind von Huillard-Bre'bottes, der zu den nächsten Vertrauten
des Herzogs gehörte, und auch eine schöne, von herzlicher Wärme eingegebene
Biographie seines edeln Freundes geschrieben hat. Ferner verdanken wir dem
Duc de Luynes noch die Publication der Amari-Dufour'schen vergleichenden
Karte des modernen und arabischen Sicilien, des Werth von Cochet über
das Grab Childerichs I., der archäologischen Reise nach Tunis von Gue'rin,
der wichtigen Untersuchungen über den Mithrasdienst von Lajard, endlich
vieler Cartularien von Abteien und Klöstern aus der Gegend von Paris.
Auf die Kunstwerke, die der reiche Gönner ausführen ließ, werden wir später
zurückkommen.

Der Duc de Luynes, obgleich dem bourbonischen Königshause ergeben,
war von liberalen Grundsätzen erfüllt, seine Familie war während der Re¬
volution nicht ausgewandert und hatte nichts von den Vorurtheilen und dem
Groll gegen das neue System, welche die Emigrirten in ihre Heimath
zurückbrachten. Er selbst tadelte die Juliverordnungen scharf, aber er konnte
sich nicht entschließen, unter der Regierung Louis Philipp's seinen Sitz in
der Pairskammer einzunehmen. Das einzige öffentliche Amt, das er beklei¬
dete, war die Mitgliedschaft des Loriseil Mu6rs.1 im Departement Seine
et Oise; es wäre unmöglich, alle Wohlthaten aufzuführen, die er in den
16 Jahren, während deren er diese Stellung behielt, der Gegend erwies.
Anlagen von Straßen, Stiftungen von Schulen und Asylen, Unterstützungen
aller Art an Bedürftige und öffentliche Anstalten, endlich seine persönliche


Abfassung des Berichtes über die Arbeiten in edeln Metallen auf der Londoner
Ausstellung beauftragt.

Als Gelehrter war der Duc de Luynes nicht bahnbrechend; aber er
arbeitete als Fachmann, nicht als Dilettant, er scheute vor keiner mühsamen
Untersuchung zurück, und verschmähte es nicht sich mit dem Handwerkszeuge
wissenschaftlicher Forschung zu rüsten, — Doch sind es nicht sowohl diese eigenen
Arbeiten, die den Namen des Herzogs zu einem gefeierten gemacht haben,
als die Pflege und die Unterstützung, die er wissenschaftlichen und künstlerischen
Bestrebungen mit der größten Liberalität, aber mit feiner Unterscheidung des
Würdigen, mit dem für den Empfänger wohlthuendsten Zartgefühl, stets
mehr unter der Form einer Auszeichnung als einer Hilfeleistung gewährte.
Ohne jede Ostentation und Ruhmredigkeit, nur von der wärmsten Liebe zur
Sache geleitet, hat er mehrere Unternehmungen von der größten Bedeutung allein
möglich gemacht. Unter den Werken, die auf seine Kosten, oft auch auf seinen
Antrieb erschienen, nennen wir nur die wichtigsten: die Chronik des Matthieu
Paris, Untersuchungen über die Denkmäler und die Geschichte der Normanen
und des schwäbischen Kaiserhauses in Süditalien, die große zwölfbändige
Ilistoria äixlomatieg. Kaiser Friedrichs II. (Friedrich Wilhelm IV. gewidmet);
alle diese Werke sind von Huillard-Bre'bottes, der zu den nächsten Vertrauten
des Herzogs gehörte, und auch eine schöne, von herzlicher Wärme eingegebene
Biographie seines edeln Freundes geschrieben hat. Ferner verdanken wir dem
Duc de Luynes noch die Publication der Amari-Dufour'schen vergleichenden
Karte des modernen und arabischen Sicilien, des Werth von Cochet über
das Grab Childerichs I., der archäologischen Reise nach Tunis von Gue'rin,
der wichtigen Untersuchungen über den Mithrasdienst von Lajard, endlich
vieler Cartularien von Abteien und Klöstern aus der Gegend von Paris.
Auf die Kunstwerke, die der reiche Gönner ausführen ließ, werden wir später
zurückkommen.

Der Duc de Luynes, obgleich dem bourbonischen Königshause ergeben,
war von liberalen Grundsätzen erfüllt, seine Familie war während der Re¬
volution nicht ausgewandert und hatte nichts von den Vorurtheilen und dem
Groll gegen das neue System, welche die Emigrirten in ihre Heimath
zurückbrachten. Er selbst tadelte die Juliverordnungen scharf, aber er konnte
sich nicht entschließen, unter der Regierung Louis Philipp's seinen Sitz in
der Pairskammer einzunehmen. Das einzige öffentliche Amt, das er beklei¬
dete, war die Mitgliedschaft des Loriseil Mu6rs.1 im Departement Seine
et Oise; es wäre unmöglich, alle Wohlthaten aufzuführen, die er in den
16 Jahren, während deren er diese Stellung behielt, der Gegend erwies.
Anlagen von Straßen, Stiftungen von Schulen und Asylen, Unterstützungen
aller Art an Bedürftige und öffentliche Anstalten, endlich seine persönliche


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[0463] Abfassung des Berichtes über die Arbeiten in edeln Metallen auf der Londoner Ausstellung beauftragt. Als Gelehrter war der Duc de Luynes nicht bahnbrechend; aber er arbeitete als Fachmann, nicht als Dilettant, er scheute vor keiner mühsamen Untersuchung zurück, und verschmähte es nicht sich mit dem Handwerkszeuge wissenschaftlicher Forschung zu rüsten, — Doch sind es nicht sowohl diese eigenen Arbeiten, die den Namen des Herzogs zu einem gefeierten gemacht haben, als die Pflege und die Unterstützung, die er wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen mit der größten Liberalität, aber mit feiner Unterscheidung des Würdigen, mit dem für den Empfänger wohlthuendsten Zartgefühl, stets mehr unter der Form einer Auszeichnung als einer Hilfeleistung gewährte. Ohne jede Ostentation und Ruhmredigkeit, nur von der wärmsten Liebe zur Sache geleitet, hat er mehrere Unternehmungen von der größten Bedeutung allein möglich gemacht. Unter den Werken, die auf seine Kosten, oft auch auf seinen Antrieb erschienen, nennen wir nur die wichtigsten: die Chronik des Matthieu Paris, Untersuchungen über die Denkmäler und die Geschichte der Normanen und des schwäbischen Kaiserhauses in Süditalien, die große zwölfbändige Ilistoria äixlomatieg. Kaiser Friedrichs II. (Friedrich Wilhelm IV. gewidmet); alle diese Werke sind von Huillard-Bre'bottes, der zu den nächsten Vertrauten des Herzogs gehörte, und auch eine schöne, von herzlicher Wärme eingegebene Biographie seines edeln Freundes geschrieben hat. Ferner verdanken wir dem Duc de Luynes noch die Publication der Amari-Dufour'schen vergleichenden Karte des modernen und arabischen Sicilien, des Werth von Cochet über das Grab Childerichs I., der archäologischen Reise nach Tunis von Gue'rin, der wichtigen Untersuchungen über den Mithrasdienst von Lajard, endlich vieler Cartularien von Abteien und Klöstern aus der Gegend von Paris. Auf die Kunstwerke, die der reiche Gönner ausführen ließ, werden wir später zurückkommen. Der Duc de Luynes, obgleich dem bourbonischen Königshause ergeben, war von liberalen Grundsätzen erfüllt, seine Familie war während der Re¬ volution nicht ausgewandert und hatte nichts von den Vorurtheilen und dem Groll gegen das neue System, welche die Emigrirten in ihre Heimath zurückbrachten. Er selbst tadelte die Juliverordnungen scharf, aber er konnte sich nicht entschließen, unter der Regierung Louis Philipp's seinen Sitz in der Pairskammer einzunehmen. Das einzige öffentliche Amt, das er beklei¬ dete, war die Mitgliedschaft des Loriseil Mu6rs.1 im Departement Seine et Oise; es wäre unmöglich, alle Wohlthaten aufzuführen, die er in den 16 Jahren, während deren er diese Stellung behielt, der Gegend erwies. Anlagen von Straßen, Stiftungen von Schulen und Asylen, Unterstützungen aller Art an Bedürftige und öffentliche Anstalten, endlich seine persönliche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/463>, abgerufen am 03.07.2024.