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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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achtenden Idealismus, der aus den Meditations und Harmonies spricht,
empfindlich genug Lügen strafen. Damit ist die Bedeutung, welche La¬
martine für die Jahre nach der Restauration hatte, aber nicht aufgehoben
und seine aus dieser Periode herstammenden Gedichte werden nicht nur
bleiben, so lange französische Gedichte gelesen werden, sondern zugleich einen
interessanten Wendepunkt in der französischen Bildungs- und Literaturgeschichte
dauernd bezeichnen. An diesen haben wir durch die Betrachtung der Medi¬
tations und des Jocelyn in einer Zeit erinnern wollen, die wesentlich unter
dem Eindruck der traurigen zweiten Hälfte von Lamartine's Lebensgang steht.
Verglichen mit der gegenwärtigen Phase der sittlichen und literarischen Zu¬
stände Frankreichs, erscheint der Zeitabschnitt, der in der Geschichte französi¬
scher Poesie durch den Namen Alphons Lamartine charakterisirt ist, bei aller
Kränklichkeit und innerer Hohlheit immer noch als ein begünstigter.




Die deutschen Eisenbahnen und der Einpfennigtarif.

Die Verhandlungen des ersten Zollparlaments über die Ermäßigung
der Zollsätze auf Roheisen und Eisenfabrikate haben die schon längst ange¬
bahnte Ueberzeugung, daß die Einführung des EinPfennig-Eisenbahnfracht¬
tarifs als Vorbedingung dieser Ermäßigung dringend nothwendig ist,
wesentlich befestigt.

Der Beweis dieser Nothwendigkeit ist mehr wie ein Mal geführt worden.
Dennoch wird es nicht überflüssig sein, die nachstehenden Mittheilungen über ein
in der Gegend von Hagen gelegenes Puddlings und Walzwerk (ohne Hochofen,
aber mit einer Production von 30 Mill. Pfund fertigen Eisens und Stahls im
Jahr) beispielsweise anzuführen, weil dieselben besonders schlagend sind. Es wird
daselbst ein Quantum von 42 Mill. Pfund Roheisen verbraucht. Dieses
Roheisen wird von verschiedenen Orten bezogen und das Werk muß nach
den noch bestehenden heutigen Tarifen die beigesetzten Frachtsummen dafür
bezahlen, während die zweiten Zahlen die Fracht zum Einpfennigtarif an¬
geben. Es werden bezogen an:

Roheisen 42,000,000 Pfund Fracht 31,169 Thaler gegen 16,174 Thaler.
Steinkohlen 8100 Wagen " 18,990 " .. 7170 .,
Steine u.Sand 390 " " 1347 " " 633
Fabrikate 15,000,000 Pfund " 4050 " " 1250
Fabrikate 15.000,000 " " 24.649 ., " 10.123 "
in Summa Fracht 85.095 Thaler gegen 35.350 Thales

mithin gegen einen durchgeführten Einpsennigtaris mehr 44,746 Thaler.


achtenden Idealismus, der aus den Meditations und Harmonies spricht,
empfindlich genug Lügen strafen. Damit ist die Bedeutung, welche La¬
martine für die Jahre nach der Restauration hatte, aber nicht aufgehoben
und seine aus dieser Periode herstammenden Gedichte werden nicht nur
bleiben, so lange französische Gedichte gelesen werden, sondern zugleich einen
interessanten Wendepunkt in der französischen Bildungs- und Literaturgeschichte
dauernd bezeichnen. An diesen haben wir durch die Betrachtung der Medi¬
tations und des Jocelyn in einer Zeit erinnern wollen, die wesentlich unter
dem Eindruck der traurigen zweiten Hälfte von Lamartine's Lebensgang steht.
Verglichen mit der gegenwärtigen Phase der sittlichen und literarischen Zu¬
stände Frankreichs, erscheint der Zeitabschnitt, der in der Geschichte französi¬
scher Poesie durch den Namen Alphons Lamartine charakterisirt ist, bei aller
Kränklichkeit und innerer Hohlheit immer noch als ein begünstigter.




Die deutschen Eisenbahnen und der Einpfennigtarif.

Die Verhandlungen des ersten Zollparlaments über die Ermäßigung
der Zollsätze auf Roheisen und Eisenfabrikate haben die schon längst ange¬
bahnte Ueberzeugung, daß die Einführung des EinPfennig-Eisenbahnfracht¬
tarifs als Vorbedingung dieser Ermäßigung dringend nothwendig ist,
wesentlich befestigt.

Der Beweis dieser Nothwendigkeit ist mehr wie ein Mal geführt worden.
Dennoch wird es nicht überflüssig sein, die nachstehenden Mittheilungen über ein
in der Gegend von Hagen gelegenes Puddlings und Walzwerk (ohne Hochofen,
aber mit einer Production von 30 Mill. Pfund fertigen Eisens und Stahls im
Jahr) beispielsweise anzuführen, weil dieselben besonders schlagend sind. Es wird
daselbst ein Quantum von 42 Mill. Pfund Roheisen verbraucht. Dieses
Roheisen wird von verschiedenen Orten bezogen und das Werk muß nach
den noch bestehenden heutigen Tarifen die beigesetzten Frachtsummen dafür
bezahlen, während die zweiten Zahlen die Fracht zum Einpfennigtarif an¬
geben. Es werden bezogen an:

Roheisen 42,000,000 Pfund Fracht 31,169 Thaler gegen 16,174 Thaler.
Steinkohlen 8100 Wagen „ 18,990 „ .. 7170 .,
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Fabrikate 15,000,000 Pfund „ 4050 „ „ 1250
Fabrikate 15.000,000 „ „ 24.649 ., „ 10.123 „
in Summa Fracht 85.095 Thaler gegen 35.350 Thales

mithin gegen einen durchgeführten Einpsennigtaris mehr 44,746 Thaler.


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[0200] achtenden Idealismus, der aus den Meditations und Harmonies spricht, empfindlich genug Lügen strafen. Damit ist die Bedeutung, welche La¬ martine für die Jahre nach der Restauration hatte, aber nicht aufgehoben und seine aus dieser Periode herstammenden Gedichte werden nicht nur bleiben, so lange französische Gedichte gelesen werden, sondern zugleich einen interessanten Wendepunkt in der französischen Bildungs- und Literaturgeschichte dauernd bezeichnen. An diesen haben wir durch die Betrachtung der Medi¬ tations und des Jocelyn in einer Zeit erinnern wollen, die wesentlich unter dem Eindruck der traurigen zweiten Hälfte von Lamartine's Lebensgang steht. Verglichen mit der gegenwärtigen Phase der sittlichen und literarischen Zu¬ stände Frankreichs, erscheint der Zeitabschnitt, der in der Geschichte französi¬ scher Poesie durch den Namen Alphons Lamartine charakterisirt ist, bei aller Kränklichkeit und innerer Hohlheit immer noch als ein begünstigter. Die deutschen Eisenbahnen und der Einpfennigtarif. Die Verhandlungen des ersten Zollparlaments über die Ermäßigung der Zollsätze auf Roheisen und Eisenfabrikate haben die schon längst ange¬ bahnte Ueberzeugung, daß die Einführung des EinPfennig-Eisenbahnfracht¬ tarifs als Vorbedingung dieser Ermäßigung dringend nothwendig ist, wesentlich befestigt. Der Beweis dieser Nothwendigkeit ist mehr wie ein Mal geführt worden. Dennoch wird es nicht überflüssig sein, die nachstehenden Mittheilungen über ein in der Gegend von Hagen gelegenes Puddlings und Walzwerk (ohne Hochofen, aber mit einer Production von 30 Mill. Pfund fertigen Eisens und Stahls im Jahr) beispielsweise anzuführen, weil dieselben besonders schlagend sind. Es wird daselbst ein Quantum von 42 Mill. Pfund Roheisen verbraucht. Dieses Roheisen wird von verschiedenen Orten bezogen und das Werk muß nach den noch bestehenden heutigen Tarifen die beigesetzten Frachtsummen dafür bezahlen, während die zweiten Zahlen die Fracht zum Einpfennigtarif an¬ geben. Es werden bezogen an: Roheisen 42,000,000 Pfund Fracht 31,169 Thaler gegen 16,174 Thaler. Steinkohlen 8100 Wagen „ 18,990 „ .. 7170 ., Steine u.Sand 390 „ „ 1347 „ „ 633 Fabrikate 15,000,000 Pfund „ 4050 „ „ 1250 Fabrikate 15.000,000 „ „ 24.649 ., „ 10.123 „ in Summa Fracht 85.095 Thaler gegen 35.350 Thales mithin gegen einen durchgeführten Einpsennigtaris mehr 44,746 Thaler.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/200>, abgerufen am 29.06.2024.