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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.

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Hugo Hermann, Charlotte Deckner folgte an der Hand des Vaters der junge
talentvolle Hellmesberger. Alle Genannten haben eigene Concerte, wie auch
die Violoncellisten Popper und Röver. Popper hat sich hier rasch beliebt
gemacht; auch der bewährte Röver findet neben ihm noch immer Platz. --
Eine Vereinigung zahlreicher Künstlerkräfte boten Zellner's historische
Concerte, die diesmal "formverwandte Tonwerke früher Jahrhunderte
aus Frankreich, Italien und Deutschland" brachten; das Concert für den
Pensionssond der Professoren am Konservatorium nannte die Lieblinge der
Wiener; in der "Ander-Akademie", wurde Rossini's "Ltabat mater" vom
sämmtlichen Personale der Hofoper aufgeführt (Zweck derselben war Herbei¬
schaffung der Mittel zur Errichtung eines Grabdenkmals für den unverge߬
lichen Tenoristen Ander).

Und abermals wie schon früher drängt sich beim Ueberblick der großen
Concerte der Wunsch auf, es möchten die seit dem Jahre 1847 unterbroche¬
nen Musikfeste wieder aufgenommen und jedes Jahr einmal die hier ver¬
einzelt wirkenden Chor- und Orchesterkräste zu einer Gesammtleistung ver¬
wendet werden. Händel's Oratorien, hier ohnedies seiner Zeit in mißhandelter
Bearbeitung gegeben, harren der Auferweckung. Schon das kleine Schäfer¬
spiel "Acis und Galatea" hat so unverkennbar gefallen, wie erst müßten die
auf große Chöre berechneten Oratorien wirken! Und auch Mendelsohn's
Paulus und Elias -- wo bleiben Sie? In der jetzt gewohnten meisterhaften
Aufführung müßten diese Musikfeste epochemachend wirken. Vielleicht gibt
dazu die bevorstehende Beethoven-Feier Veranlassung. Die Aufführung
seiner großen solennen Messe in der schönen und akustisch vorzüglich günsti¬
gen kaiserl. Winterreitschule gäbe den Vereinen Gelegenheit, unter Herbeck's
Führung des großen Mannes lOOjähriges Geburtsfest in ebenso großartiger
als würdiger Weise zu begehen.




Literatur.

Lebensbilder deutscher Dichter von A. F. C. Vilmar. Völker, Frankfurt a. M. 1869.

Vilmar schrieb diese Lebensbilder deutscher Dichter für das Staats-Gcsellschafts-
lexikon von Wagener. Nach dem Tode "des unvergeßlichen Literarhistorikers" ver¬
öffentlicht ein Freund und Gesinnungsgenosse desselben die Lebensbilder als Beiträge
zur deutschen Literaturgeschichte. In der Vorrede empfiehlt der Gesinnungsgenosse
das Büchlein insbesondere "der reiferen Jugend unserer höheren Schulen." --

Durch kunstvollen und doch natürlich fließenden Stil, durch lebendige Erzäh-


Hugo Hermann, Charlotte Deckner folgte an der Hand des Vaters der junge
talentvolle Hellmesberger. Alle Genannten haben eigene Concerte, wie auch
die Violoncellisten Popper und Röver. Popper hat sich hier rasch beliebt
gemacht; auch der bewährte Röver findet neben ihm noch immer Platz. —
Eine Vereinigung zahlreicher Künstlerkräfte boten Zellner's historische
Concerte, die diesmal „formverwandte Tonwerke früher Jahrhunderte
aus Frankreich, Italien und Deutschland" brachten; das Concert für den
Pensionssond der Professoren am Konservatorium nannte die Lieblinge der
Wiener; in der „Ander-Akademie", wurde Rossini's „Ltabat mater" vom
sämmtlichen Personale der Hofoper aufgeführt (Zweck derselben war Herbei¬
schaffung der Mittel zur Errichtung eines Grabdenkmals für den unverge߬
lichen Tenoristen Ander).

Und abermals wie schon früher drängt sich beim Ueberblick der großen
Concerte der Wunsch auf, es möchten die seit dem Jahre 1847 unterbroche¬
nen Musikfeste wieder aufgenommen und jedes Jahr einmal die hier ver¬
einzelt wirkenden Chor- und Orchesterkräste zu einer Gesammtleistung ver¬
wendet werden. Händel's Oratorien, hier ohnedies seiner Zeit in mißhandelter
Bearbeitung gegeben, harren der Auferweckung. Schon das kleine Schäfer¬
spiel „Acis und Galatea" hat so unverkennbar gefallen, wie erst müßten die
auf große Chöre berechneten Oratorien wirken! Und auch Mendelsohn's
Paulus und Elias — wo bleiben Sie? In der jetzt gewohnten meisterhaften
Aufführung müßten diese Musikfeste epochemachend wirken. Vielleicht gibt
dazu die bevorstehende Beethoven-Feier Veranlassung. Die Aufführung
seiner großen solennen Messe in der schönen und akustisch vorzüglich günsti¬
gen kaiserl. Winterreitschule gäbe den Vereinen Gelegenheit, unter Herbeck's
Führung des großen Mannes lOOjähriges Geburtsfest in ebenso großartiger
als würdiger Weise zu begehen.




Literatur.

Lebensbilder deutscher Dichter von A. F. C. Vilmar. Völker, Frankfurt a. M. 1869.

Vilmar schrieb diese Lebensbilder deutscher Dichter für das Staats-Gcsellschafts-
lexikon von Wagener. Nach dem Tode „des unvergeßlichen Literarhistorikers" ver¬
öffentlicht ein Freund und Gesinnungsgenosse desselben die Lebensbilder als Beiträge
zur deutschen Literaturgeschichte. In der Vorrede empfiehlt der Gesinnungsgenosse
das Büchlein insbesondere „der reiferen Jugend unserer höheren Schulen." —

Durch kunstvollen und doch natürlich fließenden Stil, durch lebendige Erzäh-


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[0367] Hugo Hermann, Charlotte Deckner folgte an der Hand des Vaters der junge talentvolle Hellmesberger. Alle Genannten haben eigene Concerte, wie auch die Violoncellisten Popper und Röver. Popper hat sich hier rasch beliebt gemacht; auch der bewährte Röver findet neben ihm noch immer Platz. — Eine Vereinigung zahlreicher Künstlerkräfte boten Zellner's historische Concerte, die diesmal „formverwandte Tonwerke früher Jahrhunderte aus Frankreich, Italien und Deutschland" brachten; das Concert für den Pensionssond der Professoren am Konservatorium nannte die Lieblinge der Wiener; in der „Ander-Akademie", wurde Rossini's „Ltabat mater" vom sämmtlichen Personale der Hofoper aufgeführt (Zweck derselben war Herbei¬ schaffung der Mittel zur Errichtung eines Grabdenkmals für den unverge߬ lichen Tenoristen Ander). Und abermals wie schon früher drängt sich beim Ueberblick der großen Concerte der Wunsch auf, es möchten die seit dem Jahre 1847 unterbroche¬ nen Musikfeste wieder aufgenommen und jedes Jahr einmal die hier ver¬ einzelt wirkenden Chor- und Orchesterkräste zu einer Gesammtleistung ver¬ wendet werden. Händel's Oratorien, hier ohnedies seiner Zeit in mißhandelter Bearbeitung gegeben, harren der Auferweckung. Schon das kleine Schäfer¬ spiel „Acis und Galatea" hat so unverkennbar gefallen, wie erst müßten die auf große Chöre berechneten Oratorien wirken! Und auch Mendelsohn's Paulus und Elias — wo bleiben Sie? In der jetzt gewohnten meisterhaften Aufführung müßten diese Musikfeste epochemachend wirken. Vielleicht gibt dazu die bevorstehende Beethoven-Feier Veranlassung. Die Aufführung seiner großen solennen Messe in der schönen und akustisch vorzüglich günsti¬ gen kaiserl. Winterreitschule gäbe den Vereinen Gelegenheit, unter Herbeck's Führung des großen Mannes lOOjähriges Geburtsfest in ebenso großartiger als würdiger Weise zu begehen. Literatur. Lebensbilder deutscher Dichter von A. F. C. Vilmar. Völker, Frankfurt a. M. 1869. Vilmar schrieb diese Lebensbilder deutscher Dichter für das Staats-Gcsellschafts- lexikon von Wagener. Nach dem Tode „des unvergeßlichen Literarhistorikers" ver¬ öffentlicht ein Freund und Gesinnungsgenosse desselben die Lebensbilder als Beiträge zur deutschen Literaturgeschichte. In der Vorrede empfiehlt der Gesinnungsgenosse das Büchlein insbesondere „der reiferen Jugend unserer höheren Schulen." — Durch kunstvollen und doch natürlich fließenden Stil, durch lebendige Erzäh-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120686/367>, abgerufen am 04.07.2024.