Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.Unterschied zwischen märkischer und süddeutscher Flachlandschaft nicht zum Was Berlin angeht, so haben die Hohenzollern, durch welche die Stadt Vielleicht werden die süddeutschen Gegner auch bemerkt haben, daß das Leiderwaren die meisten Abgeordneten Süddeutschlands im vorigen Jahre Unterschied zwischen märkischer und süddeutscher Flachlandschaft nicht zum Was Berlin angeht, so haben die Hohenzollern, durch welche die Stadt Vielleicht werden die süddeutschen Gegner auch bemerkt haben, daß das Leiderwaren die meisten Abgeordneten Süddeutschlands im vorigen Jahre <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0335" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/121022"/> <p xml:id="ID_1034" prev="#ID_1033"> Unterschied zwischen märkischer und süddeutscher Flachlandschaft nicht zum<lb/> Befremden groß. Wer durch Sandstellen der Mark fährt, mag daran<lb/> denken, daß es zwischen München und Augsburg ebenfalls eine weite<lb/> Strecke gibt, wo Brombeeren und Nudeln von Nannhofen als Südfrüchte<lb/> gelten müssen, Der Welsheimer und Löwensteiner Wald sind auch kein Land<lb/> der Glückseligkeit. Dagegen fand man die Rehberge und selbst die Breiten<lb/> von Köpenick und Teltow schon sehr anständig von der Cultur beleckt.<lb/> Statt der Firnen des Südens wies der Norden die See, „die silbergraue,<lb/> von Schiffen durchfurchte, Länder verbindende".</p><lb/> <p xml:id="ID_1035"> Was Berlin angeht, so haben die Hohenzollern, durch welche die Stadt<lb/> groß geworden, allerdings bis zum Jahre 1848 immer nur als preußische<lb/> Könige gebaut und cultivirt. Sie haben nie auf das deutsche Kaiserthum<lb/> speculirt. drum ist das alte Berlin nur auf preußische Hauptstadt, nicht auf<lb/> norddeutsche, nicht auf deutsche Hauptstadt eingerichtet; und Berlin als Welt¬<lb/> stadt wurde erst neuerdings auf dem Wallner-Theater vorgeführt. Daß<lb/> die königlichen Schlösser Berlins nicht übermäßig prunkvoll sind, wird man<lb/> doch in Süddeutschland nicht bedauern. Daß die Kirchen, Theater, Museen<lb/> Berlins sich nicht überwältigend hervorthun, kann politische Männer nicht<lb/> stören. Sind bayerische Curaten und württembergische Bürger-Volksvertreter,<lb/> den Hut in die Stirn gedrückt und ohne aufzusehen, an Berlins Stolz, dem<lb/> Standbilde des alten Fritz vorübergeeilt, so haben nur sie dabei verloren.<lb/> Wer den Eroberer Schlesiens und den Philosophen von Sanssouci nicht gel¬<lb/> ten lassen will, darf wenigstens den Schöpfer prompter Justiz und muster¬<lb/> gültiger Finanzen anerkennen; und am Sockel des Königsdenkmals befinden<lb/> sich die Gestalten von Immanuel Kant und Gotthold Ephraim Lessing.</p><lb/> <p xml:id="ID_1036"> Vielleicht werden die süddeutschen Gegner auch bemerkt haben, daß das<lb/> heutige Berlin nicht den Eindruck macht, als wenn der königliche Hof und<lb/> das Militair, wie man draußen voraussetzt, alles übrige Leben niederdrückten.<lb/> Größer als die Casernen sind die Fabriken und einzelnen Bahnhofsgebäude.<lb/> Ein recht absprechender Herr aus Tübingen hat wenigstens (im dritten Heft<lb/> der deutschen Vierteljahresschrift von 1868) auf das Droschkenwesen und die<lb/> Feuerwehr Berlins als mustergültig hingewiesen. — Ein Glück freilich, daß<lb/> die süddeutschen Demokraten das Wappen Berlin's am neuen Rathhause, den<lb/> Bären an der Kette, nicht bemerkt haben; denn wie würden sie diesen<lb/> Kettenbär gegen Berlin und ganz Preußen verwerthet haben!</p><lb/> <p xml:id="ID_1037" next="#ID_1038"> Leiderwaren die meisten Abgeordneten Süddeutschlands im vorigen Jahre<lb/> nicht gekommen, um sich aufrichtig zu freuen, daß endlich einmal wieder Vertre¬<lb/> ter Deutschlands am Bodensee wie von der Nordsee, vom Rhein wie von der<lb/> Weichsel versammelt waren, um gemeinsamen Rath zu pflegen. Für eine<lb/> That hat man es schließlich ausgeben wollen, daß man die Petroleumsteuer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0335]
Unterschied zwischen märkischer und süddeutscher Flachlandschaft nicht zum
Befremden groß. Wer durch Sandstellen der Mark fährt, mag daran
denken, daß es zwischen München und Augsburg ebenfalls eine weite
Strecke gibt, wo Brombeeren und Nudeln von Nannhofen als Südfrüchte
gelten müssen, Der Welsheimer und Löwensteiner Wald sind auch kein Land
der Glückseligkeit. Dagegen fand man die Rehberge und selbst die Breiten
von Köpenick und Teltow schon sehr anständig von der Cultur beleckt.
Statt der Firnen des Südens wies der Norden die See, „die silbergraue,
von Schiffen durchfurchte, Länder verbindende".
Was Berlin angeht, so haben die Hohenzollern, durch welche die Stadt
groß geworden, allerdings bis zum Jahre 1848 immer nur als preußische
Könige gebaut und cultivirt. Sie haben nie auf das deutsche Kaiserthum
speculirt. drum ist das alte Berlin nur auf preußische Hauptstadt, nicht auf
norddeutsche, nicht auf deutsche Hauptstadt eingerichtet; und Berlin als Welt¬
stadt wurde erst neuerdings auf dem Wallner-Theater vorgeführt. Daß
die königlichen Schlösser Berlins nicht übermäßig prunkvoll sind, wird man
doch in Süddeutschland nicht bedauern. Daß die Kirchen, Theater, Museen
Berlins sich nicht überwältigend hervorthun, kann politische Männer nicht
stören. Sind bayerische Curaten und württembergische Bürger-Volksvertreter,
den Hut in die Stirn gedrückt und ohne aufzusehen, an Berlins Stolz, dem
Standbilde des alten Fritz vorübergeeilt, so haben nur sie dabei verloren.
Wer den Eroberer Schlesiens und den Philosophen von Sanssouci nicht gel¬
ten lassen will, darf wenigstens den Schöpfer prompter Justiz und muster¬
gültiger Finanzen anerkennen; und am Sockel des Königsdenkmals befinden
sich die Gestalten von Immanuel Kant und Gotthold Ephraim Lessing.
Vielleicht werden die süddeutschen Gegner auch bemerkt haben, daß das
heutige Berlin nicht den Eindruck macht, als wenn der königliche Hof und
das Militair, wie man draußen voraussetzt, alles übrige Leben niederdrückten.
Größer als die Casernen sind die Fabriken und einzelnen Bahnhofsgebäude.
Ein recht absprechender Herr aus Tübingen hat wenigstens (im dritten Heft
der deutschen Vierteljahresschrift von 1868) auf das Droschkenwesen und die
Feuerwehr Berlins als mustergültig hingewiesen. — Ein Glück freilich, daß
die süddeutschen Demokraten das Wappen Berlin's am neuen Rathhause, den
Bären an der Kette, nicht bemerkt haben; denn wie würden sie diesen
Kettenbär gegen Berlin und ganz Preußen verwerthet haben!
Leiderwaren die meisten Abgeordneten Süddeutschlands im vorigen Jahre
nicht gekommen, um sich aufrichtig zu freuen, daß endlich einmal wieder Vertre¬
ter Deutschlands am Bodensee wie von der Nordsee, vom Rhein wie von der
Weichsel versammelt waren, um gemeinsamen Rath zu pflegen. Für eine
That hat man es schließlich ausgeben wollen, daß man die Petroleumsteuer
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