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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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Complicirtheit der Maschinerie, die nach längerem Spielen vielleicht die Ge¬
nauigkeit des Zielens beeinträchtigen wird, obwol bisher alle Versuche große
Solidität gezeigt haben, und zweitens der Mangel an Deckung gegen Vertical-
feuer von oben einfallenden Granaten oder Sprengstücken. Gegen letztere
könnte man nach unserer Ansicht ein zwei Zoll starkes Eisenbach anbringen,
auf starken Eisenstützen, welche auf dem Rande der Drehscheibe stehen und sich
mit dem Geschütz drehen. Uebrigens braucht das Geschütz nicht gerade in
einer Grube zu stehen -- es kann auch hinter einem Wall aufgepflanzt sein,
der dann keine Schießscharten erhält. Wahrscheinlich werden mit der Zeit
alle unsere Küstenbatterien mit Geschützen auf Moncnefflafetten armirt wer¬
den, mit einziger Ausnahme der besonders exponirten Punkte, z. B. der
Hafeneingänge, welche Eisendeckungen erhalten müssen, und der Reduits
von Küstenbefestigungen, während sonst Erdwerk mit bombenfesten Käse-
matten genügen, die auch ihrer Billigkeit wegen vortheilhaft sind. Als Eisen¬
deckung empfehlen sich bei Landbefestigungen die Coles'schen Drehthürme
wegen ihres unbeschränkten Schußfeldes; wenigstens sind sie hier viel eher
als auf Schiffen anwendbar, da man hier ohne Rücksicht auf die Tragfähig,
keit des Unterbaues ihnen dicke Wandung geben und dadurch den Anprall
des Schusses so weit unschädlich machen kann, daß Verbiegung der Axen oder
Festklemmen in den Führungen nicht zu befürchten ist.

Das Solideste bleibt allerdings ein mit Eisen verkleideter Erdwall mit
Minimalscharte, welche gerade groß genug ist, um die Geschützmündung hin¬
durch zubringen, wobei das Geschütz nicht wie in früherer Zeit mit der
Mündung, sondern mit dem Stoß, dem Bodenstück, im Richten einen Kreis
beschreibt. Diese Befestigung läßt sich aber nur dann ohne Nachtheil an¬
wenden, wenn wenig Seitenrichtung nothwendig ist, z. B. an der Biegung
eines Flusses, von dem ein Stück der Länge nach bestrichen werden soll.
Ueberhaupt ist das Fahrwasser möglichst zu enfiliren, da sonst die Panzer¬
schiffe unter vollem Dampf zu schnell vorbeifahren und Breitseiten abgebend
aus der Ziellinie verschwinden. Die Moncrieffgruben - oder Stände da-
gegen sind der einzige Schutz sür Geschütze, die mit außergewöhnlich hoher
Elevation feuern und den Gegner nicht horizontal, sondern von oben treffen
sollen, also namentlich für die Mörser. Diese hat man bisher zwar auf
den Flotten, welche gegen Festungen operiren sollten, also in der ganzen
Stadt ein sehr großes Zielobject besaßen, gebraucht, aber nicht bei Küsten¬
vertheidigung gegen Schiffe. Ihr Feuer ist nämlich so ungenau, daß in
den letzten englischen Versuchen bei Shoeburyneß gegen die Cementdeckung
der Panzerforts, wo doch die Distanz ganz genau bekannt war, die
Bomben das Ziel oft gar nicht trafen. Noch viel weniger wäre dies gegen¬
über dem kleinen Object eines Schiffs zu erwarten, das seinen Platz stets


Complicirtheit der Maschinerie, die nach längerem Spielen vielleicht die Ge¬
nauigkeit des Zielens beeinträchtigen wird, obwol bisher alle Versuche große
Solidität gezeigt haben, und zweitens der Mangel an Deckung gegen Vertical-
feuer von oben einfallenden Granaten oder Sprengstücken. Gegen letztere
könnte man nach unserer Ansicht ein zwei Zoll starkes Eisenbach anbringen,
auf starken Eisenstützen, welche auf dem Rande der Drehscheibe stehen und sich
mit dem Geschütz drehen. Uebrigens braucht das Geschütz nicht gerade in
einer Grube zu stehen — es kann auch hinter einem Wall aufgepflanzt sein,
der dann keine Schießscharten erhält. Wahrscheinlich werden mit der Zeit
alle unsere Küstenbatterien mit Geschützen auf Moncnefflafetten armirt wer¬
den, mit einziger Ausnahme der besonders exponirten Punkte, z. B. der
Hafeneingänge, welche Eisendeckungen erhalten müssen, und der Reduits
von Küstenbefestigungen, während sonst Erdwerk mit bombenfesten Käse-
matten genügen, die auch ihrer Billigkeit wegen vortheilhaft sind. Als Eisen¬
deckung empfehlen sich bei Landbefestigungen die Coles'schen Drehthürme
wegen ihres unbeschränkten Schußfeldes; wenigstens sind sie hier viel eher
als auf Schiffen anwendbar, da man hier ohne Rücksicht auf die Tragfähig,
keit des Unterbaues ihnen dicke Wandung geben und dadurch den Anprall
des Schusses so weit unschädlich machen kann, daß Verbiegung der Axen oder
Festklemmen in den Führungen nicht zu befürchten ist.

Das Solideste bleibt allerdings ein mit Eisen verkleideter Erdwall mit
Minimalscharte, welche gerade groß genug ist, um die Geschützmündung hin¬
durch zubringen, wobei das Geschütz nicht wie in früherer Zeit mit der
Mündung, sondern mit dem Stoß, dem Bodenstück, im Richten einen Kreis
beschreibt. Diese Befestigung läßt sich aber nur dann ohne Nachtheil an¬
wenden, wenn wenig Seitenrichtung nothwendig ist, z. B. an der Biegung
eines Flusses, von dem ein Stück der Länge nach bestrichen werden soll.
Ueberhaupt ist das Fahrwasser möglichst zu enfiliren, da sonst die Panzer¬
schiffe unter vollem Dampf zu schnell vorbeifahren und Breitseiten abgebend
aus der Ziellinie verschwinden. Die Moncrieffgruben - oder Stände da-
gegen sind der einzige Schutz sür Geschütze, die mit außergewöhnlich hoher
Elevation feuern und den Gegner nicht horizontal, sondern von oben treffen
sollen, also namentlich für die Mörser. Diese hat man bisher zwar auf
den Flotten, welche gegen Festungen operiren sollten, also in der ganzen
Stadt ein sehr großes Zielobject besaßen, gebraucht, aber nicht bei Küsten¬
vertheidigung gegen Schiffe. Ihr Feuer ist nämlich so ungenau, daß in
den letzten englischen Versuchen bei Shoeburyneß gegen die Cementdeckung
der Panzerforts, wo doch die Distanz ganz genau bekannt war, die
Bomben das Ziel oft gar nicht trafen. Noch viel weniger wäre dies gegen¬
über dem kleinen Object eines Schiffs zu erwarten, das seinen Platz stets


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[0378] Complicirtheit der Maschinerie, die nach längerem Spielen vielleicht die Ge¬ nauigkeit des Zielens beeinträchtigen wird, obwol bisher alle Versuche große Solidität gezeigt haben, und zweitens der Mangel an Deckung gegen Vertical- feuer von oben einfallenden Granaten oder Sprengstücken. Gegen letztere könnte man nach unserer Ansicht ein zwei Zoll starkes Eisenbach anbringen, auf starken Eisenstützen, welche auf dem Rande der Drehscheibe stehen und sich mit dem Geschütz drehen. Uebrigens braucht das Geschütz nicht gerade in einer Grube zu stehen — es kann auch hinter einem Wall aufgepflanzt sein, der dann keine Schießscharten erhält. Wahrscheinlich werden mit der Zeit alle unsere Küstenbatterien mit Geschützen auf Moncnefflafetten armirt wer¬ den, mit einziger Ausnahme der besonders exponirten Punkte, z. B. der Hafeneingänge, welche Eisendeckungen erhalten müssen, und der Reduits von Küstenbefestigungen, während sonst Erdwerk mit bombenfesten Käse- matten genügen, die auch ihrer Billigkeit wegen vortheilhaft sind. Als Eisen¬ deckung empfehlen sich bei Landbefestigungen die Coles'schen Drehthürme wegen ihres unbeschränkten Schußfeldes; wenigstens sind sie hier viel eher als auf Schiffen anwendbar, da man hier ohne Rücksicht auf die Tragfähig, keit des Unterbaues ihnen dicke Wandung geben und dadurch den Anprall des Schusses so weit unschädlich machen kann, daß Verbiegung der Axen oder Festklemmen in den Führungen nicht zu befürchten ist. Das Solideste bleibt allerdings ein mit Eisen verkleideter Erdwall mit Minimalscharte, welche gerade groß genug ist, um die Geschützmündung hin¬ durch zubringen, wobei das Geschütz nicht wie in früherer Zeit mit der Mündung, sondern mit dem Stoß, dem Bodenstück, im Richten einen Kreis beschreibt. Diese Befestigung läßt sich aber nur dann ohne Nachtheil an¬ wenden, wenn wenig Seitenrichtung nothwendig ist, z. B. an der Biegung eines Flusses, von dem ein Stück der Länge nach bestrichen werden soll. Ueberhaupt ist das Fahrwasser möglichst zu enfiliren, da sonst die Panzer¬ schiffe unter vollem Dampf zu schnell vorbeifahren und Breitseiten abgebend aus der Ziellinie verschwinden. Die Moncrieffgruben - oder Stände da- gegen sind der einzige Schutz sür Geschütze, die mit außergewöhnlich hoher Elevation feuern und den Gegner nicht horizontal, sondern von oben treffen sollen, also namentlich für die Mörser. Diese hat man bisher zwar auf den Flotten, welche gegen Festungen operiren sollten, also in der ganzen Stadt ein sehr großes Zielobject besaßen, gebraucht, aber nicht bei Küsten¬ vertheidigung gegen Schiffe. Ihr Feuer ist nämlich so ungenau, daß in den letzten englischen Versuchen bei Shoeburyneß gegen die Cementdeckung der Panzerforts, wo doch die Distanz ganz genau bekannt war, die Bomben das Ziel oft gar nicht trafen. Noch viel weniger wäre dies gegen¬ über dem kleinen Object eines Schiffs zu erwarten, das seinen Platz stets

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/378>, abgerufen am 28.09.2024.