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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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schnitte nicht geschwächt, und die Seitenrichtnng des Geschützes ganz unbe¬
hindert, aber allerdings hatten das Nohr und die Köpfe der Bedienungs¬
mannschaft gar keinen Schutz, Die Vortheile freien Schußfeldes und guter
Deckung von Geschütz und Bedienungsmannschaft sind nur bei einer Eisen¬
deckung zu vereinigen, und so ist denn die neuere Befestigung der Strand¬
batterien auch aus Eisenpanzerung hingewiesen. Zunächst auf eiserne Dreh¬
thürme, deren Dicke hier nicht durch die Rücksicht auf das Panzergewicht be¬
schränkt zu werden braucht, wie bei den Panzerschiffen mit ihrer bestimmten
unüberschreitbaren Tragfähigkeit. Bereits hat England für Gibraltar, Ply-
mouth :c. solche eiserne MMs zur Deckung der Geschütze herstellen lassen.
Noch früher führte Rußland Panzergeschützstände ein, die auch eine formidable
Bewaffnung von gezogenen Gußstahl-300Pfündern erhalten haben. Schon
im Anfang 186S wurde für Kronstäbe von den englischen Millwall-Jron-
works eine colossale Panzerwand von 43V2 Fuß Länge und 10 Fuß Höhe
vollendet, die ganz aus Walzeneisenbalken von 12 Zoll quadratischem Quer¬
schnitt zusammengesetzt ist, welche mit vorspringenden Leisten und entsprechen¬
den Auskehlungen fest ineinander gefugt, und äußerlich nicht durch Bolzen
geschwächt sind. Als Horizontalverband sind auf der Rückseite der Wand
noch 3 Zoll dicke eiserne Gurte mittelst nicht ganz durchgehender Bolzen an
den Platten befestigt, und mit senkrechten einzölligen Strebepfeilern dahinter
ebenfalls verholzt, welche letzteren auf einer 43^2 Fuß langen, 2 Fuß breiten
und 3Vs Zoll dicken Bodenplatte verbunden sind und somit gegen den An¬
schlag feindlicher Geschosse eine genügende Stütze gewähren. Die Geschütze
dieser Wand ersetzen, da sie bei 13 Zoll Wanddicke (statt 8-10 Fuß Wand-
dicke in den steinernen Forts) sehr viel Seitenrichtung nehmen können, so
ziemlich die freien Barbettgeschütze, während in den unteren gedeckten Etagen
die Batterien 6 zottige Schutzplatten erhalten haben.

Bis jetzt hat sich dafür die Zähigkeit des Schmiedeeisens (Walzeisens)
widerstandsfähiger gezeigt als sehr hartes Material. Mit letzterem will es
Gruson in Buckau (einer Vorstadt von Magdeburg) versuchen, der sich aus¬
schließlich auf Erzeugung von Hartgußeisen geworfen, und damit für Ge¬
schosse theilweise sehr gute Resultate erzielt hat. Indessen haben Geschosse
eine andere Aufgabe als der Panzer: dieser soll etwas nachgeben und damit
die Kraft des Choes schwächen, jene sollen absolut nicht nachgeben. Außer¬
dem muß Gruson seinen Hartgußpanzer, um einigermaßen mit dem Walzeisen
zu concurriren, viel dicker machen als letzteres (26--28 Zoll in der neuen
Deckung), und damit so schwer, daß er für Panzerschiffe gar nicht, für
Küstenbefestigungen aber wenigstens minder brauchbar erscheint. Für die
vorjährige Pariser Ausstellung hatte Gruson eine außerordentlich dicke Panzer¬
deckung hergestellt, gleich "der Hälfte einer senkrecht durchschnittenen colossalen


schnitte nicht geschwächt, und die Seitenrichtnng des Geschützes ganz unbe¬
hindert, aber allerdings hatten das Nohr und die Köpfe der Bedienungs¬
mannschaft gar keinen Schutz, Die Vortheile freien Schußfeldes und guter
Deckung von Geschütz und Bedienungsmannschaft sind nur bei einer Eisen¬
deckung zu vereinigen, und so ist denn die neuere Befestigung der Strand¬
batterien auch aus Eisenpanzerung hingewiesen. Zunächst auf eiserne Dreh¬
thürme, deren Dicke hier nicht durch die Rücksicht auf das Panzergewicht be¬
schränkt zu werden braucht, wie bei den Panzerschiffen mit ihrer bestimmten
unüberschreitbaren Tragfähigkeit. Bereits hat England für Gibraltar, Ply-
mouth :c. solche eiserne MMs zur Deckung der Geschütze herstellen lassen.
Noch früher führte Rußland Panzergeschützstände ein, die auch eine formidable
Bewaffnung von gezogenen Gußstahl-300Pfündern erhalten haben. Schon
im Anfang 186S wurde für Kronstäbe von den englischen Millwall-Jron-
works eine colossale Panzerwand von 43V2 Fuß Länge und 10 Fuß Höhe
vollendet, die ganz aus Walzeneisenbalken von 12 Zoll quadratischem Quer¬
schnitt zusammengesetzt ist, welche mit vorspringenden Leisten und entsprechen¬
den Auskehlungen fest ineinander gefugt, und äußerlich nicht durch Bolzen
geschwächt sind. Als Horizontalverband sind auf der Rückseite der Wand
noch 3 Zoll dicke eiserne Gurte mittelst nicht ganz durchgehender Bolzen an
den Platten befestigt, und mit senkrechten einzölligen Strebepfeilern dahinter
ebenfalls verholzt, welche letzteren auf einer 43^2 Fuß langen, 2 Fuß breiten
und 3Vs Zoll dicken Bodenplatte verbunden sind und somit gegen den An¬
schlag feindlicher Geschosse eine genügende Stütze gewähren. Die Geschütze
dieser Wand ersetzen, da sie bei 13 Zoll Wanddicke (statt 8-10 Fuß Wand-
dicke in den steinernen Forts) sehr viel Seitenrichtung nehmen können, so
ziemlich die freien Barbettgeschütze, während in den unteren gedeckten Etagen
die Batterien 6 zottige Schutzplatten erhalten haben.

Bis jetzt hat sich dafür die Zähigkeit des Schmiedeeisens (Walzeisens)
widerstandsfähiger gezeigt als sehr hartes Material. Mit letzterem will es
Gruson in Buckau (einer Vorstadt von Magdeburg) versuchen, der sich aus¬
schließlich auf Erzeugung von Hartgußeisen geworfen, und damit für Ge¬
schosse theilweise sehr gute Resultate erzielt hat. Indessen haben Geschosse
eine andere Aufgabe als der Panzer: dieser soll etwas nachgeben und damit
die Kraft des Choes schwächen, jene sollen absolut nicht nachgeben. Außer¬
dem muß Gruson seinen Hartgußpanzer, um einigermaßen mit dem Walzeisen
zu concurriren, viel dicker machen als letzteres (26—28 Zoll in der neuen
Deckung), und damit so schwer, daß er für Panzerschiffe gar nicht, für
Küstenbefestigungen aber wenigstens minder brauchbar erscheint. Für die
vorjährige Pariser Ausstellung hatte Gruson eine außerordentlich dicke Panzer¬
deckung hergestellt, gleich "der Hälfte einer senkrecht durchschnittenen colossalen


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[0376] schnitte nicht geschwächt, und die Seitenrichtnng des Geschützes ganz unbe¬ hindert, aber allerdings hatten das Nohr und die Köpfe der Bedienungs¬ mannschaft gar keinen Schutz, Die Vortheile freien Schußfeldes und guter Deckung von Geschütz und Bedienungsmannschaft sind nur bei einer Eisen¬ deckung zu vereinigen, und so ist denn die neuere Befestigung der Strand¬ batterien auch aus Eisenpanzerung hingewiesen. Zunächst auf eiserne Dreh¬ thürme, deren Dicke hier nicht durch die Rücksicht auf das Panzergewicht be¬ schränkt zu werden braucht, wie bei den Panzerschiffen mit ihrer bestimmten unüberschreitbaren Tragfähigkeit. Bereits hat England für Gibraltar, Ply- mouth :c. solche eiserne MMs zur Deckung der Geschütze herstellen lassen. Noch früher führte Rußland Panzergeschützstände ein, die auch eine formidable Bewaffnung von gezogenen Gußstahl-300Pfündern erhalten haben. Schon im Anfang 186S wurde für Kronstäbe von den englischen Millwall-Jron- works eine colossale Panzerwand von 43V2 Fuß Länge und 10 Fuß Höhe vollendet, die ganz aus Walzeneisenbalken von 12 Zoll quadratischem Quer¬ schnitt zusammengesetzt ist, welche mit vorspringenden Leisten und entsprechen¬ den Auskehlungen fest ineinander gefugt, und äußerlich nicht durch Bolzen geschwächt sind. Als Horizontalverband sind auf der Rückseite der Wand noch 3 Zoll dicke eiserne Gurte mittelst nicht ganz durchgehender Bolzen an den Platten befestigt, und mit senkrechten einzölligen Strebepfeilern dahinter ebenfalls verholzt, welche letzteren auf einer 43^2 Fuß langen, 2 Fuß breiten und 3Vs Zoll dicken Bodenplatte verbunden sind und somit gegen den An¬ schlag feindlicher Geschosse eine genügende Stütze gewähren. Die Geschütze dieser Wand ersetzen, da sie bei 13 Zoll Wanddicke (statt 8-10 Fuß Wand- dicke in den steinernen Forts) sehr viel Seitenrichtung nehmen können, so ziemlich die freien Barbettgeschütze, während in den unteren gedeckten Etagen die Batterien 6 zottige Schutzplatten erhalten haben. Bis jetzt hat sich dafür die Zähigkeit des Schmiedeeisens (Walzeisens) widerstandsfähiger gezeigt als sehr hartes Material. Mit letzterem will es Gruson in Buckau (einer Vorstadt von Magdeburg) versuchen, der sich aus¬ schließlich auf Erzeugung von Hartgußeisen geworfen, und damit für Ge¬ schosse theilweise sehr gute Resultate erzielt hat. Indessen haben Geschosse eine andere Aufgabe als der Panzer: dieser soll etwas nachgeben und damit die Kraft des Choes schwächen, jene sollen absolut nicht nachgeben. Außer¬ dem muß Gruson seinen Hartgußpanzer, um einigermaßen mit dem Walzeisen zu concurriren, viel dicker machen als letzteres (26—28 Zoll in der neuen Deckung), und damit so schwer, daß er für Panzerschiffe gar nicht, für Küstenbefestigungen aber wenigstens minder brauchbar erscheint. Für die vorjährige Pariser Ausstellung hatte Gruson eine außerordentlich dicke Panzer¬ deckung hergestellt, gleich "der Hälfte einer senkrecht durchschnittenen colossalen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/376>, abgerufen am 20.10.2024.