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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.

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wen gründlich zu brechen. -- Auf den ersten Blick scheint es fast, als hätte
man den entgegengesetzten Weg eingeschlagen, wenn man das und jenes mit
dem, was in Preußen geschehen, vergleicht, z. B. die Zusammensetzung der
Regimentsstäbe, für die man in Baiern ein eigenes Contingent von Officieren
und Beamten stellt. Man muß dabei unwillkürlich an die alten guten deut¬
schen Sprüchwörter denken: "Viel Köpfe, viel Sinne" oder: "Viel Köche ver-
derben den Brei."

Doch wir enthalten uns für dieses Mal aller Urtheile und fassen kurz
zusammen, was uns über den Thatbestand der vorgenommenen Veränderun¬
gen bekannt geworden ist. Infolge der am 10. Mai erschienenen allerhöch¬
sten Cabinetsordre ist die Eintheilung der königlich bairischen Armee fortan
folgende:

Die Infanterie besteht aus 16 Regimentern, jedes zu 3 Bataillonen,
das Bataillon zu 4 Compagnien. Zum Regimentsstab zählt: 1 Oberst,
1 Oberstlieutenant, 3 Majore, 3 Hauptleute, 2 Oberlieutenants und 1 Unter¬
lieutenant als Adjutanten, 1 Regimentsarzt, 3 Bataillonsärzte, 1 Regiments¬
quartiermeister, 3 Unterquartiermeister, 1 Regimentsauditeur, 1 Auditoriats-
actuar, 4 Rechnungspractikanten, 1 Regimentstambour, 1 Musikmeister, 2
Bataillonstamboure, 3 Sergeanten, 18 Hautboisten? 1 Profos, 1 Profosen-
gehilfe und 1 Büchsenmacher, in Summa 33 Köpfe/)

Die Compagnie besteht aus: 1 Hauptmann, 1 Oberlieutenant, 2 Unter¬
lieutenants, 1 Officieraspirant, 1 Feldwebel, 3 Sergeanten, 1 Listenführer,
3 Corporcile erster, 3 zweiter Classe und 3 Vicecorporale, 1 Hornist, 1 Tam¬
bour erster und 1 Tambour zweiter Classe, 2 Pioniere, 12 Gefreite, 100
Gemeine und 7 Nichtcombattanten. In Summa 138 Mann. Ein jedes
der 10 Jägerbataillone besteht ebenfalls aus 4 Compagnien. Zum Stab
zählen: 1 Oberstlieutenant, 1 Major, 1 Hauptmann, 1 Ober- oder Unter¬
lieutenant als Adjutant, 1 Regiments- oder Vataillonsarzt, 1 Bataillons¬
quartiermeister, 1 Bataillonsauditeur, 1 Auditoriatsactuar, 1 Rechnungs-
practikant, 1 Stabshornist, 1 Seeondejäger, 1 Profos, 1 Profosengehilse, 1
Büchsenmacher, zusammen 15 Köpfe. Die Jägercompagnie ist in gleicher
Stärke wie die der anderen Infanterie, nämlich 5 Officiere, 138 Mann; neu
stguriren hier statt des Feldwebels ein Oberjäger, statt der Sergeanten 3
Seeondejäger und statt des einen Hornisten drei von erster und zwei zwei¬
ter Classe.

Das Bataillon war früher zu 6 Compagnien formirt. Zu diesem ist ein
Stabshauptmann creirt, der vorzugsweise zur Führung der Schützenzüge be-



") Es sind hier wohl die Biltaillonsstcibe mit inbegriffen. In Preußen befindet sich nur
bei je einer Diviston (2 Brigaden) ein Auditeur.
Grenzboten II. 18S8. 60

wen gründlich zu brechen. — Auf den ersten Blick scheint es fast, als hätte
man den entgegengesetzten Weg eingeschlagen, wenn man das und jenes mit
dem, was in Preußen geschehen, vergleicht, z. B. die Zusammensetzung der
Regimentsstäbe, für die man in Baiern ein eigenes Contingent von Officieren
und Beamten stellt. Man muß dabei unwillkürlich an die alten guten deut¬
schen Sprüchwörter denken: „Viel Köpfe, viel Sinne" oder: „Viel Köche ver-
derben den Brei."

Doch wir enthalten uns für dieses Mal aller Urtheile und fassen kurz
zusammen, was uns über den Thatbestand der vorgenommenen Veränderun¬
gen bekannt geworden ist. Infolge der am 10. Mai erschienenen allerhöch¬
sten Cabinetsordre ist die Eintheilung der königlich bairischen Armee fortan
folgende:

Die Infanterie besteht aus 16 Regimentern, jedes zu 3 Bataillonen,
das Bataillon zu 4 Compagnien. Zum Regimentsstab zählt: 1 Oberst,
1 Oberstlieutenant, 3 Majore, 3 Hauptleute, 2 Oberlieutenants und 1 Unter¬
lieutenant als Adjutanten, 1 Regimentsarzt, 3 Bataillonsärzte, 1 Regiments¬
quartiermeister, 3 Unterquartiermeister, 1 Regimentsauditeur, 1 Auditoriats-
actuar, 4 Rechnungspractikanten, 1 Regimentstambour, 1 Musikmeister, 2
Bataillonstamboure, 3 Sergeanten, 18 Hautboisten? 1 Profos, 1 Profosen-
gehilfe und 1 Büchsenmacher, in Summa 33 Köpfe/)

Die Compagnie besteht aus: 1 Hauptmann, 1 Oberlieutenant, 2 Unter¬
lieutenants, 1 Officieraspirant, 1 Feldwebel, 3 Sergeanten, 1 Listenführer,
3 Corporcile erster, 3 zweiter Classe und 3 Vicecorporale, 1 Hornist, 1 Tam¬
bour erster und 1 Tambour zweiter Classe, 2 Pioniere, 12 Gefreite, 100
Gemeine und 7 Nichtcombattanten. In Summa 138 Mann. Ein jedes
der 10 Jägerbataillone besteht ebenfalls aus 4 Compagnien. Zum Stab
zählen: 1 Oberstlieutenant, 1 Major, 1 Hauptmann, 1 Ober- oder Unter¬
lieutenant als Adjutant, 1 Regiments- oder Vataillonsarzt, 1 Bataillons¬
quartiermeister, 1 Bataillonsauditeur, 1 Auditoriatsactuar, 1 Rechnungs-
practikant, 1 Stabshornist, 1 Seeondejäger, 1 Profos, 1 Profosengehilse, 1
Büchsenmacher, zusammen 15 Köpfe. Die Jägercompagnie ist in gleicher
Stärke wie die der anderen Infanterie, nämlich 5 Officiere, 138 Mann; neu
stguriren hier statt des Feldwebels ein Oberjäger, statt der Sergeanten 3
Seeondejäger und statt des einen Hornisten drei von erster und zwei zwei¬
ter Classe.

Das Bataillon war früher zu 6 Compagnien formirt. Zu diesem ist ein
Stabshauptmann creirt, der vorzugsweise zur Führung der Schützenzüge be-



") Es sind hier wohl die Biltaillonsstcibe mit inbegriffen. In Preußen befindet sich nur
bei je einer Diviston (2 Brigaden) ein Auditeur.
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[0397] wen gründlich zu brechen. — Auf den ersten Blick scheint es fast, als hätte man den entgegengesetzten Weg eingeschlagen, wenn man das und jenes mit dem, was in Preußen geschehen, vergleicht, z. B. die Zusammensetzung der Regimentsstäbe, für die man in Baiern ein eigenes Contingent von Officieren und Beamten stellt. Man muß dabei unwillkürlich an die alten guten deut¬ schen Sprüchwörter denken: „Viel Köpfe, viel Sinne" oder: „Viel Köche ver- derben den Brei." Doch wir enthalten uns für dieses Mal aller Urtheile und fassen kurz zusammen, was uns über den Thatbestand der vorgenommenen Veränderun¬ gen bekannt geworden ist. Infolge der am 10. Mai erschienenen allerhöch¬ sten Cabinetsordre ist die Eintheilung der königlich bairischen Armee fortan folgende: Die Infanterie besteht aus 16 Regimentern, jedes zu 3 Bataillonen, das Bataillon zu 4 Compagnien. Zum Regimentsstab zählt: 1 Oberst, 1 Oberstlieutenant, 3 Majore, 3 Hauptleute, 2 Oberlieutenants und 1 Unter¬ lieutenant als Adjutanten, 1 Regimentsarzt, 3 Bataillonsärzte, 1 Regiments¬ quartiermeister, 3 Unterquartiermeister, 1 Regimentsauditeur, 1 Auditoriats- actuar, 4 Rechnungspractikanten, 1 Regimentstambour, 1 Musikmeister, 2 Bataillonstamboure, 3 Sergeanten, 18 Hautboisten? 1 Profos, 1 Profosen- gehilfe und 1 Büchsenmacher, in Summa 33 Köpfe/) Die Compagnie besteht aus: 1 Hauptmann, 1 Oberlieutenant, 2 Unter¬ lieutenants, 1 Officieraspirant, 1 Feldwebel, 3 Sergeanten, 1 Listenführer, 3 Corporcile erster, 3 zweiter Classe und 3 Vicecorporale, 1 Hornist, 1 Tam¬ bour erster und 1 Tambour zweiter Classe, 2 Pioniere, 12 Gefreite, 100 Gemeine und 7 Nichtcombattanten. In Summa 138 Mann. Ein jedes der 10 Jägerbataillone besteht ebenfalls aus 4 Compagnien. Zum Stab zählen: 1 Oberstlieutenant, 1 Major, 1 Hauptmann, 1 Ober- oder Unter¬ lieutenant als Adjutant, 1 Regiments- oder Vataillonsarzt, 1 Bataillons¬ quartiermeister, 1 Bataillonsauditeur, 1 Auditoriatsactuar, 1 Rechnungs- practikant, 1 Stabshornist, 1 Seeondejäger, 1 Profos, 1 Profosengehilse, 1 Büchsenmacher, zusammen 15 Köpfe. Die Jägercompagnie ist in gleicher Stärke wie die der anderen Infanterie, nämlich 5 Officiere, 138 Mann; neu stguriren hier statt des Feldwebels ein Oberjäger, statt der Sergeanten 3 Seeondejäger und statt des einen Hornisten drei von erster und zwei zwei¬ ter Classe. Das Bataillon war früher zu 6 Compagnien formirt. Zu diesem ist ein Stabshauptmann creirt, der vorzugsweise zur Führung der Schützenzüge be- ") Es sind hier wohl die Biltaillonsstcibe mit inbegriffen. In Preußen befindet sich nur bei je einer Diviston (2 Brigaden) ein Auditeur. Grenzboten II. 18S8. 60

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_362043/397>, abgerufen am 15.01.2025.