Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.Die Verhältnisse haben unter Mitwirkung der Regierungen ein Monopol Schon im Jahr 1833 feierten die europäischen Eisenbahnen ihr ^jähri¬ Der beispiellose Erfolg der Eisenschienen berechtigt zu hohen Anforderun¬ Die Verhältnisse haben unter Mitwirkung der Regierungen ein Monopol Schon im Jahr 1833 feierten die europäischen Eisenbahnen ihr ^jähri¬ Der beispiellose Erfolg der Eisenschienen berechtigt zu hohen Anforderun¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0014" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117546"/> <p xml:id="ID_30" prev="#ID_29"> Die Verhältnisse haben unter Mitwirkung der Regierungen ein Monopol<lb/> geschaffen und mit demselben die unvermeidlichen Nachtheile für das aus die<lb/> Benutzung des monopolisirten Instituts angewiesene Publikum herbeigeführt.<lb/> Wenden wir die Blicke wohin immer es sei, nirgend finden wir eine brauch¬<lb/> bare Gelegenheit, unsere Güter ohne Mitwirkung der Eisenbahnen ihren Be¬<lb/> stimmungsorten zuzuführen: da die Verwaltungen die Bedingungen der<lb/> Verführung einseitig festgesetzt haben und alle anderen Fortschaffungsmittel<lb/> beseitigt sind, so haben wir, mögen die betreffenden Reglements unsern In¬<lb/> teressen noch so sehr entgegen laufen, keine Wahl, müssen wir uns auf Gnade<lb/> oder Ungnade ergeben. Wo jede Möglichkeit der Selbsthilfe abgeschnitten<lb/> ist, scheint es uns nicht nur gerathen, sondern geboten, daß das öffentliche<lb/> Interesse durch die Gesetzgebung gewahrt werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_31"> Schon im Jahr 1833 feierten die europäischen Eisenbahnen ihr ^jähri¬<lb/> ges Jubiläum, denn am 13. September 1830 wurde die erste Eisenbahn<lb/> auf der Strecke zwischen Liverpool und Manchester eröffnet. Erinnert man<lb/> sich des zweifelvollen Mißtrauens, mit welchem das Unternehmen selbst in<lb/> England betrachtet wurde; weiß man, daß auf dem Festlande die einsichts¬<lb/> vollsten Männer an ihre Gemeinverbreitung nicht glaubten, daß z. B.<lb/> Thiers noch sechs Jahre später den Eisenbahnen nur als Verbindungsmitteln<lb/> zwischen 2 Großstädten und zum Behuf des Personenverkehrs einigen Nutzen<lb/> zuerkannte; daß Arago zu den entschiedensten Gegnern ihrer Einführung in<lb/> Frankreich gehörte, so muß man gestehen, daß die Erfindung gewaltig, wie<lb/> sie selbst ist, im Zeitraum eines Vierteljahrhunderts ungeheuere Fortschritte<lb/> gemacht, sich die Welt erobert hat. Monarchien und Republiken, demokra¬<lb/> tische und absolutistische Staaten, große und kleine Länder arbeiten heute<lb/> um die Wette in Anlegung und Vervollständigung ihres Bahnnetzes.,</p><lb/> <p xml:id="ID_32"> Der beispiellose Erfolg der Eisenschienen berechtigt zu hohen Anforderun¬<lb/> gen. Leistet das neue Verkehrsmittel — so darf das Publikum fragen —<lb/> das, was von ihm gehofft wurde, was mit Recht von ihm verlangt werden<lb/> kann? Durch ihre unschätzbaren Specialeigenthümlichkeiten haben die Eisen¬<lb/> bahnen die Fähigkeit, auf den von der Lokomotive befahrenen Strecken<lb/> jede Mitbewerbung unmöglich zu machen, das heißt, dem Publikum in allen<lb/> Transportbeziehungen die größten Vortheile zu bieten, namentlich alle die¬<lb/> jenigen Vortheile, deren es im Kampfe mit fremden Interessen auf der han¬<lb/> delspolitischen Weltbühne nothwendig bedarf. Weil hiezu befähigt, sind die<lb/> Eisenbahnen auch zweifach dazu verpflichtet, erstlich dem Publikum gegen¬<lb/> über, welches mit Recht fordern kann, daß die neue Transportweise all das,<lb/> was sie zu leisten vermag, auch wirklich leiste, und sodann den Unternehmern<lb/> gegenüber, weil diese erst dann aus ihrer Capitalanlage alle Vortheile ziehen,<lb/> welche gezogen werden können.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
Die Verhältnisse haben unter Mitwirkung der Regierungen ein Monopol
geschaffen und mit demselben die unvermeidlichen Nachtheile für das aus die
Benutzung des monopolisirten Instituts angewiesene Publikum herbeigeführt.
Wenden wir die Blicke wohin immer es sei, nirgend finden wir eine brauch¬
bare Gelegenheit, unsere Güter ohne Mitwirkung der Eisenbahnen ihren Be¬
stimmungsorten zuzuführen: da die Verwaltungen die Bedingungen der
Verführung einseitig festgesetzt haben und alle anderen Fortschaffungsmittel
beseitigt sind, so haben wir, mögen die betreffenden Reglements unsern In¬
teressen noch so sehr entgegen laufen, keine Wahl, müssen wir uns auf Gnade
oder Ungnade ergeben. Wo jede Möglichkeit der Selbsthilfe abgeschnitten
ist, scheint es uns nicht nur gerathen, sondern geboten, daß das öffentliche
Interesse durch die Gesetzgebung gewahrt werde.
Schon im Jahr 1833 feierten die europäischen Eisenbahnen ihr ^jähri¬
ges Jubiläum, denn am 13. September 1830 wurde die erste Eisenbahn
auf der Strecke zwischen Liverpool und Manchester eröffnet. Erinnert man
sich des zweifelvollen Mißtrauens, mit welchem das Unternehmen selbst in
England betrachtet wurde; weiß man, daß auf dem Festlande die einsichts¬
vollsten Männer an ihre Gemeinverbreitung nicht glaubten, daß z. B.
Thiers noch sechs Jahre später den Eisenbahnen nur als Verbindungsmitteln
zwischen 2 Großstädten und zum Behuf des Personenverkehrs einigen Nutzen
zuerkannte; daß Arago zu den entschiedensten Gegnern ihrer Einführung in
Frankreich gehörte, so muß man gestehen, daß die Erfindung gewaltig, wie
sie selbst ist, im Zeitraum eines Vierteljahrhunderts ungeheuere Fortschritte
gemacht, sich die Welt erobert hat. Monarchien und Republiken, demokra¬
tische und absolutistische Staaten, große und kleine Länder arbeiten heute
um die Wette in Anlegung und Vervollständigung ihres Bahnnetzes.,
Der beispiellose Erfolg der Eisenschienen berechtigt zu hohen Anforderun¬
gen. Leistet das neue Verkehrsmittel — so darf das Publikum fragen —
das, was von ihm gehofft wurde, was mit Recht von ihm verlangt werden
kann? Durch ihre unschätzbaren Specialeigenthümlichkeiten haben die Eisen¬
bahnen die Fähigkeit, auf den von der Lokomotive befahrenen Strecken
jede Mitbewerbung unmöglich zu machen, das heißt, dem Publikum in allen
Transportbeziehungen die größten Vortheile zu bieten, namentlich alle die¬
jenigen Vortheile, deren es im Kampfe mit fremden Interessen auf der han¬
delspolitischen Weltbühne nothwendig bedarf. Weil hiezu befähigt, sind die
Eisenbahnen auch zweifach dazu verpflichtet, erstlich dem Publikum gegen¬
über, welches mit Recht fordern kann, daß die neue Transportweise all das,
was sie zu leisten vermag, auch wirklich leiste, und sodann den Unternehmern
gegenüber, weil diese erst dann aus ihrer Capitalanlage alle Vortheile ziehen,
welche gezogen werden können.
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