Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.gaben, welche die Rechtsentwickelung Deutschlands für die nächsten Jahr¬ Es bleibt übrig, daß wir der historischen und Staatswissenschaften in Kürze Wie die Verlegung der kieler Universität auszuführen ist, läßt sich in -) Bekannt ist, daß das ethnographische Museum lediglich aus Geschenken Privater ge¬
bildet wurde. gaben, welche die Rechtsentwickelung Deutschlands für die nächsten Jahr¬ Es bleibt übrig, daß wir der historischen und Staatswissenschaften in Kürze Wie die Verlegung der kieler Universität auszuführen ist, läßt sich in -) Bekannt ist, daß das ethnographische Museum lediglich aus Geschenken Privater ge¬
bildet wurde. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0078" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287350"/> <p xml:id="ID_174" prev="#ID_173"> gaben, welche die Rechtsentwickelung Deutschlands für die nächsten Jahr¬<lb/> zehnte stellt, bedarf die Nation eines reichlichen Nachwuchses, bei dem viel¬<lb/> seitige und umfassende Gesichtspunkte mit gründlicher Rechtskenntniß sich ver¬<lb/> einigt finden. Und solcher Männer würde die Universität Hamburg viele<lb/> bilden.</p><lb/> <p xml:id="ID_175"> Es bleibt übrig, daß wir der historischen und Staatswissenschaften in Kürze<lb/> gedenken. Hamburg ist die Stadt, wo einst die Handelsschule des trefflichen<lb/> Büsch Männer wie Barthold, G. Niebuhr und Andere erzogen hat; hier er¬<lb/> öffnet sich ein weites nur wenig angebautes Feld für Ausbildung der Lehren<lb/> vom Staate und des Verkehrslebens. Wir erinnern an die Arbeiten des<lb/> verdienten Professor Wurm; wie wenig ist seitdem geschehen, und was könnte<lb/> doch gerade hier geleistet werden. Hamburg erleichtert die Anknüpfung an<lb/> die wissenschaftlichen Bestrebungen anderer Länder und Welttheile, und dies<lb/> ist von großer Bedeutung. Die Stadt besitzt zudem in ihrer Commerz¬<lb/> bibliothek gerade für eine staatswissenschaftliche Facultät eine schöne Grund¬<lb/> lage. Und nicht blos daß in allen Zweigen der Volkswirthschaftslehre, in<lb/> der Statistik und Politik, Handels- und Finanzwissenschasten, der Kunde und<lb/> Geschichte fremder Nationen, von dem Forscher in der Theorie Erhebliches<lb/> geschaffen würde; nicht minder groß dürfte die Rückwirkung der Wissenschaft<lb/> auf die Handel- und gewerbtreibende Bevölkerung Hamburgs sein. Hierfür<lb/> ist in Hamburg ein fruchtbarer Boden bereitet. Der Hinweis auf die öffent¬<lb/> liche Gewerbeschule und die Schule für Bauhandwerker mit zusammen circa<lb/> 700 Schülern und Is Lehrern mag genügen, der reichen Zahl praktisch¬<lb/> wissenschaftlicher Vereine zu geschweigen. Fast möchte man zweifeln, ob eine<lb/> Universität Hamburg diesem Boden mehr geben, denn aus ihm empfangen<lb/> kann, wäre es nicht, daß gerade die Wechselwirkung Beider die edelsten<lb/> Früchte verspräche*).</p><lb/> <p xml:id="ID_176" next="#ID_177"> Wie die Verlegung der kieler Universität auszuführen ist, läßt sich in<lb/> verschiedener Weise denken. Sei es nun, daß dieselbe, wie minder ent¬<lb/> sprechend vorgeschlagen ist, in Altona eingerichtet würde, sei es, daß sie eben<lb/> in Hamburg selbst ihren Sitz erhält, als ein Preußen und Hamburg gemein¬<lb/> schaftliches Institut, verschmolzen mit dem akademischen Gymnasium — soviel<lb/> steht uns fest, daß die Universität in Kiel nicht bleiben kann, daß der Staat<lb/> im Begriff steht, hier ein Capital anzulegen, welches auf dem frischeren<lb/> Boden Hamburgs der deutschen Nation einen ungleich reicheren geistigen<lb/> Ertrag verspricht. Es mag hierfür noch ein Umstand besprochen werden, der<lb/> scheinbar fernliegend, doch von einiger Tragweite ist. Hamburg ist die Haupt-</p><lb/> <note xml:id="FID_18" place="foot"> -) Bekannt ist, daß das ethnographische Museum lediglich aus Geschenken Privater ge¬<lb/> bildet wurde.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0078]
gaben, welche die Rechtsentwickelung Deutschlands für die nächsten Jahr¬
zehnte stellt, bedarf die Nation eines reichlichen Nachwuchses, bei dem viel¬
seitige und umfassende Gesichtspunkte mit gründlicher Rechtskenntniß sich ver¬
einigt finden. Und solcher Männer würde die Universität Hamburg viele
bilden.
Es bleibt übrig, daß wir der historischen und Staatswissenschaften in Kürze
gedenken. Hamburg ist die Stadt, wo einst die Handelsschule des trefflichen
Büsch Männer wie Barthold, G. Niebuhr und Andere erzogen hat; hier er¬
öffnet sich ein weites nur wenig angebautes Feld für Ausbildung der Lehren
vom Staate und des Verkehrslebens. Wir erinnern an die Arbeiten des
verdienten Professor Wurm; wie wenig ist seitdem geschehen, und was könnte
doch gerade hier geleistet werden. Hamburg erleichtert die Anknüpfung an
die wissenschaftlichen Bestrebungen anderer Länder und Welttheile, und dies
ist von großer Bedeutung. Die Stadt besitzt zudem in ihrer Commerz¬
bibliothek gerade für eine staatswissenschaftliche Facultät eine schöne Grund¬
lage. Und nicht blos daß in allen Zweigen der Volkswirthschaftslehre, in
der Statistik und Politik, Handels- und Finanzwissenschasten, der Kunde und
Geschichte fremder Nationen, von dem Forscher in der Theorie Erhebliches
geschaffen würde; nicht minder groß dürfte die Rückwirkung der Wissenschaft
auf die Handel- und gewerbtreibende Bevölkerung Hamburgs sein. Hierfür
ist in Hamburg ein fruchtbarer Boden bereitet. Der Hinweis auf die öffent¬
liche Gewerbeschule und die Schule für Bauhandwerker mit zusammen circa
700 Schülern und Is Lehrern mag genügen, der reichen Zahl praktisch¬
wissenschaftlicher Vereine zu geschweigen. Fast möchte man zweifeln, ob eine
Universität Hamburg diesem Boden mehr geben, denn aus ihm empfangen
kann, wäre es nicht, daß gerade die Wechselwirkung Beider die edelsten
Früchte verspräche*).
Wie die Verlegung der kieler Universität auszuführen ist, läßt sich in
verschiedener Weise denken. Sei es nun, daß dieselbe, wie minder ent¬
sprechend vorgeschlagen ist, in Altona eingerichtet würde, sei es, daß sie eben
in Hamburg selbst ihren Sitz erhält, als ein Preußen und Hamburg gemein¬
schaftliches Institut, verschmolzen mit dem akademischen Gymnasium — soviel
steht uns fest, daß die Universität in Kiel nicht bleiben kann, daß der Staat
im Begriff steht, hier ein Capital anzulegen, welches auf dem frischeren
Boden Hamburgs der deutschen Nation einen ungleich reicheren geistigen
Ertrag verspricht. Es mag hierfür noch ein Umstand besprochen werden, der
scheinbar fernliegend, doch von einiger Tragweite ist. Hamburg ist die Haupt-
-) Bekannt ist, daß das ethnographische Museum lediglich aus Geschenken Privater ge¬
bildet wurde.
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