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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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wieder große Schwierigkeiten. Das Anlagecapital muß zum größten Theile
geborgt werden, was immer unvortheilhaft wirkt, wenn schlechte Zeiten
eintreten, während welcher doch Zinsen gezahlt werden müssen. Sodann kann
ein Geschäft niemals erfolgreich durch einen Ausschuß betrieben werden und
die Arbeiter haben selten Einsicht genug, die Leitung in die Hand eines
würdigen Mannes zu legen und denselben dann frei schalten zu lassen,
auch ist ein solcher, falls der gute Wille dazu da wäre, nicht leicht zu
finden. Nichtsdestoweniger liegen eine Reihe von Beispielen solcher Produc-
tivassociationen vor, welche vortrefflich gedeihen; so vor allem die L.oeKä",Is
Pioneers, welche mit Ersparnissen aus ihrem Consumverein eine große Spinne¬
rei und Weberei gründeten, deren geringes Capital in einer kurzen Reihe von
Jahren auf nahezu 70,000 Pfd. Sterl. gewachsen war; ähnlich die Xortli ok
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jetzt ein Geschäft von 230,000 Pfd. Sterl. macht; die 'Wolvei'damxtou unä
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welche nach verzweifeltem Kampfe jetzt Chubb und Brauch Concurrenz
macht; die ^VorlcwA tZMorL, lailors, Lalcerg, Oadinot makeiö ^.ssoeiations
u. A. -- Im Ganzen aber werden die Productivassociationen, welche übri¬
gens in Frankreich mehr Prosperiren. als in England und Deutschland,
noch die Ausnahme bilden, weil sie sowohl eine hohe Bildung und Tüchtig¬
keit aller Arbeiter, als auch besonders begabte Geschäftsführer erfordern, welche
sich doch mit mäßigem Gewinn begnügen, und obwohl Schulze - Delitzsch mit
Recht diese Form der Kooperation als die Blüthe seines ganzen Systems
bezeichnet, so werden doch die Illäustrial karwerLnips, die Associationen der
Fabrikanten mit ihren Arbeitern, nach den obenerwähnten Grundsätzen für
die Zukunft die Regel bleiben. Drei verschiedene Modalitäten eines solchen ge¬
meinsamen Geschäftes liegen bis jetzt vor.

1) Der Unternehmer gibt festen Lohn und vertheilt von dem Reinge¬
winn einen Theil unter die Arbeiter, oder

2) der Unternehmer gibt festen Lohn und vom Reingewinn 10°/" des
gezählten Lohnes als Bonds.

3) Der Unternehmer macht sein Geschäft zur Actiengesellschaft, reservirt
sich eine große Zahl Actien sowie die freie Leitung und die Arbeiter werden
nach und nach Actionäre, die verhältnißmäßig an der Dividende theilnehmen.
Diese Form setzt schon eine weit vorgeschrittene Entwickelung der Arbeiter
voraus, da dieselben um Actien zu erwerben, selbst wenn dieselben sehr klein
sind, schon ein gewisses Capital besitzen müssen.

Alle drei Arten arbeiten mit ausgezeichnetem Erfolg, der Industrin,!
?artnorslup8 ^eeorä gibt die Abrechnung des letzten Jahres von acht coo-
perativen Firmen, welche durchschnittlich eine Dividende von 24°/" gegeben


wieder große Schwierigkeiten. Das Anlagecapital muß zum größten Theile
geborgt werden, was immer unvortheilhaft wirkt, wenn schlechte Zeiten
eintreten, während welcher doch Zinsen gezahlt werden müssen. Sodann kann
ein Geschäft niemals erfolgreich durch einen Ausschuß betrieben werden und
die Arbeiter haben selten Einsicht genug, die Leitung in die Hand eines
würdigen Mannes zu legen und denselben dann frei schalten zu lassen,
auch ist ein solcher, falls der gute Wille dazu da wäre, nicht leicht zu
finden. Nichtsdestoweniger liegen eine Reihe von Beispielen solcher Produc-
tivassociationen vor, welche vortrefflich gedeihen; so vor allem die L.oeKä«,Is
Pioneers, welche mit Ersparnissen aus ihrem Consumverein eine große Spinne¬
rei und Weberei gründeten, deren geringes Capital in einer kurzen Reihe von
Jahren auf nahezu 70,000 Pfd. Sterl. gewachsen war; ähnlich die Xortli ok
LnZIanÄ ^nolesg-Is Ooopsrativö Loeiet.7, welche nach zweijährigem Bestehen
jetzt ein Geschäft von 230,000 Pfd. Sterl. macht; die 'Wolvei'damxtou unä
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welche nach verzweifeltem Kampfe jetzt Chubb und Brauch Concurrenz
macht; die ^VorlcwA tZMorL, lailors, Lalcerg, Oadinot makeiö ^.ssoeiations
u. A. — Im Ganzen aber werden die Productivassociationen, welche übri¬
gens in Frankreich mehr Prosperiren. als in England und Deutschland,
noch die Ausnahme bilden, weil sie sowohl eine hohe Bildung und Tüchtig¬
keit aller Arbeiter, als auch besonders begabte Geschäftsführer erfordern, welche
sich doch mit mäßigem Gewinn begnügen, und obwohl Schulze - Delitzsch mit
Recht diese Form der Kooperation als die Blüthe seines ganzen Systems
bezeichnet, so werden doch die Illäustrial karwerLnips, die Associationen der
Fabrikanten mit ihren Arbeitern, nach den obenerwähnten Grundsätzen für
die Zukunft die Regel bleiben. Drei verschiedene Modalitäten eines solchen ge¬
meinsamen Geschäftes liegen bis jetzt vor.

1) Der Unternehmer gibt festen Lohn und vertheilt von dem Reinge¬
winn einen Theil unter die Arbeiter, oder

2) der Unternehmer gibt festen Lohn und vom Reingewinn 10°/» des
gezählten Lohnes als Bonds.

3) Der Unternehmer macht sein Geschäft zur Actiengesellschaft, reservirt
sich eine große Zahl Actien sowie die freie Leitung und die Arbeiter werden
nach und nach Actionäre, die verhältnißmäßig an der Dividende theilnehmen.
Diese Form setzt schon eine weit vorgeschrittene Entwickelung der Arbeiter
voraus, da dieselben um Actien zu erwerben, selbst wenn dieselben sehr klein
sind, schon ein gewisses Capital besitzen müssen.

Alle drei Arten arbeiten mit ausgezeichnetem Erfolg, der Industrin,!
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perativen Firmen, welche durchschnittlich eine Dividende von 24°/« gegeben


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/66>, abgerufen am 05.02.2025.