Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.haben; Sir Francis Croßley, der große Teppichfabrikant, der das Princip der In der Ausbildung dieses eooperativen Princips sehen wir die Lösung Die Unternehmer müssen sich zu der Auffassung erheben, daß sie ihr haben; Sir Francis Croßley, der große Teppichfabrikant, der das Princip der In der Ausbildung dieses eooperativen Princips sehen wir die Lösung Die Unternehmer müssen sich zu der Auffassung erheben, daß sie ihr <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0067" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287339"/> <p xml:id="ID_139" prev="#ID_138"> haben; Sir Francis Croßley, der große Teppichfabrikant, der das Princip der<lb/> Kooperation zuerst eingeführt, gab seinen Arbeitern in den letzten Jahren<lb/> 20«/o Dividende und ist dabei selbst Millionär geworden; seit 24 Jahren<lb/> hat kein Strike bei ihm stattgehabt.</p><lb/> <p xml:id="ID_140"> In der Ausbildung dieses eooperativen Princips sehen wir die Lösung<lb/> der Arbeiterfrage, soweit dieselbe organisatorisch angefaßt werden kann.<lb/> Die Unternehmer werden mehr und mehr einsehen, daß, ebenso wie es zu<lb/> ihrem Bortheil gereichte, wenn der Staat durch Beschränkung der Arbeits¬<lb/> zeit die Arbeiter hob, es in ihrem eigenen Interesse sein muß, die Arbeiter<lb/> am Gedeihen des Geschäftes direct zu interessiren; die Arbeiter dagegen<lb/> müssen auf diese Weise die Borstellung aufgeben, daß sie erbarmungslos<lb/> vom Capital ausgebeutet werden. — Es ist nicht wahr, daß die moderne Ent¬<lb/> wickelung der Arbeit durch den Großbetrieb an sich die Lage derjenigen<lb/> Classen verschlechtern müsse, welche wesentlich auf ihre Hände angewiesen sind;<lb/> im Gegentheil liegt im Maschinenwesen für sie ein befreiendes Moment, indem<lb/> hierdurch der Mensch immer mehr von der grob mechanischer Arbeit emancipirt<lb/> wird. Nur das ist wahr und zu beklagen, daß sich durch die Schuld aller<lb/> Theile, der Unternehmer und des Staates wie der Arbeiter selbst, die ver¬<lb/> derblichen Folgen der an sich unvermeidlichen Auflösung überlebter socialer<lb/> Zustände dauernd haben geltend machen dürfen, ehe man auf die rechte<lb/> Hilfe gekommen ist. Es dünkt uns wahrscheinlich, daß die schlimmste Zeit<lb/> jenes Uebergangs hinter uns liegt, namentlich in England, und daß dort<lb/> die Gräuel der Iractes vnious mehr noch das letzte Aufflammen der alten<lb/> schlechten Leidenschaften gewesen sind, als daß sie ein drohendes Symptom<lb/> für die Zukunft bilden, ebenso wie wir in Deutschland hoffen dürfen, die<lb/> Hohlheit der Lassalle'schen Bewegung bald zu überwinden. Der Fortschritt<lb/> wird in demselben Maße wachsen, in welchem alle drei Theile ihre Pflicht thun.<lb/> Der Staat muß nicht nur die Freiheit der Arbeit im weitesten Sinne wahren,<lb/> sondern auch nach Kräften helfen, Bildung und Wohlbefinden der arbeitenden<lb/> Classen zu fördern, er muß dieselben nicht nur gegen Ausbeutung der Capita-<lb/> listen durch Regelung der Arbeitszeit und Behandlung schützen, sondern er<lb/> darf auch nicht den wohlhabenderen Classen Monopole geben, deren Last<lb/> vornehmlich auf die unteren fällt. Zu solchen Monopolen gehören immer<lb/> Schutzzölle, hohe Besteuerung der nothwendigsten Lebensmittel, Erlaubniß<lb/> durch Ausgabe von Papiergeld zinslos Capital zu machen, ebenso in den<lb/> häufigsten Fällen Concessionen, welche eine Art Monopol in sich schließen,<lb/> und Zinsgarantien.</p><lb/> <p xml:id="ID_141" next="#ID_142"> Die Unternehmer müssen sich zu der Auffassung erheben, daß sie ihr<lb/> eigenes Interesse am besten wahrnehmen, wenn sie die Arbeiter nicht aus¬<lb/> beuten, sondern durch Betheiligung am Gewinn heben; die Arbeiter müssen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0067]
haben; Sir Francis Croßley, der große Teppichfabrikant, der das Princip der
Kooperation zuerst eingeführt, gab seinen Arbeitern in den letzten Jahren
20«/o Dividende und ist dabei selbst Millionär geworden; seit 24 Jahren
hat kein Strike bei ihm stattgehabt.
In der Ausbildung dieses eooperativen Princips sehen wir die Lösung
der Arbeiterfrage, soweit dieselbe organisatorisch angefaßt werden kann.
Die Unternehmer werden mehr und mehr einsehen, daß, ebenso wie es zu
ihrem Bortheil gereichte, wenn der Staat durch Beschränkung der Arbeits¬
zeit die Arbeiter hob, es in ihrem eigenen Interesse sein muß, die Arbeiter
am Gedeihen des Geschäftes direct zu interessiren; die Arbeiter dagegen
müssen auf diese Weise die Borstellung aufgeben, daß sie erbarmungslos
vom Capital ausgebeutet werden. — Es ist nicht wahr, daß die moderne Ent¬
wickelung der Arbeit durch den Großbetrieb an sich die Lage derjenigen
Classen verschlechtern müsse, welche wesentlich auf ihre Hände angewiesen sind;
im Gegentheil liegt im Maschinenwesen für sie ein befreiendes Moment, indem
hierdurch der Mensch immer mehr von der grob mechanischer Arbeit emancipirt
wird. Nur das ist wahr und zu beklagen, daß sich durch die Schuld aller
Theile, der Unternehmer und des Staates wie der Arbeiter selbst, die ver¬
derblichen Folgen der an sich unvermeidlichen Auflösung überlebter socialer
Zustände dauernd haben geltend machen dürfen, ehe man auf die rechte
Hilfe gekommen ist. Es dünkt uns wahrscheinlich, daß die schlimmste Zeit
jenes Uebergangs hinter uns liegt, namentlich in England, und daß dort
die Gräuel der Iractes vnious mehr noch das letzte Aufflammen der alten
schlechten Leidenschaften gewesen sind, als daß sie ein drohendes Symptom
für die Zukunft bilden, ebenso wie wir in Deutschland hoffen dürfen, die
Hohlheit der Lassalle'schen Bewegung bald zu überwinden. Der Fortschritt
wird in demselben Maße wachsen, in welchem alle drei Theile ihre Pflicht thun.
Der Staat muß nicht nur die Freiheit der Arbeit im weitesten Sinne wahren,
sondern auch nach Kräften helfen, Bildung und Wohlbefinden der arbeitenden
Classen zu fördern, er muß dieselben nicht nur gegen Ausbeutung der Capita-
listen durch Regelung der Arbeitszeit und Behandlung schützen, sondern er
darf auch nicht den wohlhabenderen Classen Monopole geben, deren Last
vornehmlich auf die unteren fällt. Zu solchen Monopolen gehören immer
Schutzzölle, hohe Besteuerung der nothwendigsten Lebensmittel, Erlaubniß
durch Ausgabe von Papiergeld zinslos Capital zu machen, ebenso in den
häufigsten Fällen Concessionen, welche eine Art Monopol in sich schließen,
und Zinsgarantien.
Die Unternehmer müssen sich zu der Auffassung erheben, daß sie ihr
eigenes Interesse am besten wahrnehmen, wenn sie die Arbeiter nicht aus¬
beuten, sondern durch Betheiligung am Gewinn heben; die Arbeiter müssen
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