Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.hat die Entfernung, aus welcher der Landwirth noch Dünger von der Stadt Wir sehen an diesem einen Beispiel, daß die Nähe des Consumenten Die Landwirthschaft wird um so größeren Gewinn bringen, je näher Wo der Producent und der Consument neben einander wohnen, herrscht Ueberall wo diese Bedingung erfüllt wird, sehen wir eine Zunahme Grenzboten IV. 1868. 63
hat die Entfernung, aus welcher der Landwirth noch Dünger von der Stadt Wir sehen an diesem einen Beispiel, daß die Nähe des Consumenten Die Landwirthschaft wird um so größeren Gewinn bringen, je näher Wo der Producent und der Consument neben einander wohnen, herrscht Ueberall wo diese Bedingung erfüllt wird, sehen wir eine Zunahme Grenzboten IV. 1868. 63
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hat die Entfernung, aus welcher der Landwirth noch Dünger von der Stadt
zu holen vermag, berechnet: die Quantität, die in den Borstädten einen Werth
von 8 Thalern hat, ist nur 6 Thaler werth, wenn das Gut eine deutsche
Meile entfernt ist, 4 Thaler, wenn die Entfernung zwei Meilen beträgt.
2 Thlr. 20 Sgr. auf 3 Meilen und 1 Thlr. 5 Sgr. auf 4 Meilen Ent¬
fernung. Bei einer Entfernung von 4^ Meilen kann der Landwirth gar
Nichts mehr für den Dünger bezahlen, weil dann die Transportkosten ebenso
hoch sind, wie der Werth desselben.
Wir sehen an diesem einen Beispiel, daß die Nähe des Consumenten
unentbehrlich ist, oder die Frachtsätze äußerst gering sein müssen, wenn der
Producent fähig sein soll Früchte zu pflanzen, welche die Erde in Masse
producirt. In der Entfernung vom Consumenten schwächen zwei Umstände
seine Kraft: die Transportkosten des Ernteertrags nach dem Markte und die
Schwierigkeit den Dünger zurückzubringen.
Die Landwirthschaft wird um so größeren Gewinn bringen, je näher
der Markt für ihre Erzeugnisse gelegen ist. oder je wohlfeiler die Verkehrs¬
mittel zum Markte sind.
Wo der Producent und der Consument neben einander wohnen, herrscht
rasche Bewegung in den Producten der Arbeit nebst vermehrter Fähigkeit
der Mutter Erde ihr Darlehn zurückzuzahlen. Wo es dagegen auf einem
bestimmten Terrain nur Landwirthe oder Pflanzer gibt, vermindern sich die
Kräfte der Erde und der Producent und Consument werden mehr von ein¬
ander getrennt. Das sieht man in allen reinen Agriculturstaaten. In
Virginien und den Carolina's der vereinigten Staaten erschöpften sich die
im Boden ruhenden Elemente der Fruchtbarkeit immer mehr, weil die Con¬
sumenten mangelten und man so in Abhängigkeit von entfernten Märkten
gerieth. Der Consument muß sich neben dem Producenten niederlassen, damit
der Mensch fähig werde, die Bedingung zu erfüllen, unter welcher er die
Darlehen von der Erde erhält, die einfache Bedingung nämlich, das ihm an¬
vertraute Capital an den Ort zurück zu bringen, von welchem er es be¬
zogen hat.
Ueberall wo diese Bedingung erfüllt wird, sehen wir eine Zunahme
in der Bewegung des Stoffs, der bestimmt ist den Menschen mit Nahrung
zu versehen und eine ebenso constante Zunahme der zu ernährenden Menschen^
zahl nebst steter Verbesserung der Quantität und Qualität der Nahrung, die
unter die zunehmende Bevölkerung vertheilt werden kann. Zur Zeit der
Plantagenets, als die Bevölkerung Englands nicht viel über zwei Millionen
betrug, producirte ein Morgen Land nur sechs Bushel Weizen. Jetzt leben
achtzehn Millionen auf demselben Raum und erhalten bedeutend vermehrte
Vorräthe weit besserer Nahrung, weil alle erforderlichen Bedingungen in der
Grenzboten IV. 1868. 63
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