Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.dasselbe ziemlich unumwunden ein, als er am 23. Juli 1867 sagte: "Der Indeß Grant Duff möchte doch Recht haben, wenn er in Bezug auf Aber auch die Radicalen werden sich täuschen, welche Disraeli's Bill durch¬ dasselbe ziemlich unumwunden ein, als er am 23. Juli 1867 sagte: „Der Indeß Grant Duff möchte doch Recht haben, wenn er in Bezug auf Aber auch die Radicalen werden sich täuschen, welche Disraeli's Bill durch¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0360" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287632"/> <p xml:id="ID_914" prev="#ID_913"> dasselbe ziemlich unumwunden ein, als er am 23. Juli 1867 sagte: „Der<lb/> eigenthümliche Fehler eines Satzes von 7 Pfd. Sterl. war, daß er eine An¬<lb/> zahl Stimmberechtigter gebracht hätte, die ungefähr auf derselben Stufe<lb/> wie die 10 Pfd. Sterl.-Wähler standen, mit denen dieselben zusammen<lb/> gearbeitet hätten um die über ihnen Stehenden todtzustimmen. Dagegen ist<lb/> ein bedeutender Unterschied zwischen denen, welche höhere Arbeiterclassen ge¬<lb/> nannt werden, und denen, die unter ihnen stehen." Und noch deutlicher sprach<lb/> es ein Mitglied der Partei außer dem Parlament aus, daß man auf die<lb/> untern Stände für die Conservativen rechne. „Wir wünschen das Wahlrecht<lb/> zu geben nicht dem intelligentesten Theil der arbeitenden Classen, sondern<lb/> dem, aus welchen wir unsere Intelligenz am leichtesten wirken lassen<lb/> können." —</p><lb/> <p xml:id="ID_915"> Indeß Grant Duff möchte doch Recht haben, wenn er in Bezug auf<lb/> diesen Punkt Disraeli das italienische Sprüchwort zurief: „Es wandern mehr<lb/> Felle von Füchsen als von Eseln zum Kürschner." Die Sache ist schlau genug<lb/> ersonnen, dürfte aber doch scheitern, denn um ein Resultat zu erzielen wie<lb/> z. B. Napoleon, müßte Disraeli auch wie dieser über eine bureaukratisch<lb/> verzweigte, gewaltige Regierungsmaschinerie gebieten; der Kaiser von Ru߬<lb/> land mit seinem allmächtigen Beamtenstaat könnte ohne Gefahr morgen all¬<lb/> gemeines Stimmrecht einführen; in England, wo die Regierung verhältni߬<lb/> mäßig so geringe Macht hat, wird sie der organisirten demokratischen Bewegung<lb/> ziemlich rathlos gegenüberstehen. Auf dem Lande werden die Wahlen nach<lb/> wie vor von den Großgrundbesitzern bestimmt werden, aber in den Städten<lb/> haben die Tones als Actionsmittel für die Massen nur das Geld und werden<lb/> es nicht sparen dürfen um den reichen Emporkömmlingen die Stange zu<lb/> halten, denen der Preis des M. P. noch hoch genug ist, um dafür mit vollen<lb/> Händen auszutheilen.</p><lb/> <p xml:id="ID_916" next="#ID_917"> Aber auch die Radicalen werden sich täuschen, welche Disraeli's Bill durch¬<lb/> bringen halfen und meinen, daß nun nur noch die geheime Stimmabgabe<lb/> fehle um das Wahlsystem vollkommen zu machen, und daß das neue Parla¬<lb/> ment alle Reformen in Schule. Staat und Kirche durchsetzen werde, für die<lb/> sie gegen Bigotterie und Vorurtheil bisher vergeblich gekämpft haben. Sie<lb/> hoffen mit Hilfe der neuen Wähler gründlich in dem mittelalterlichen Wesen<lb/> auszuräumen, die Landgesetze, Erstgeburtsrecht, Fiedeicommisse, die Staats-<lb/> kirche abzuschaffen, obligatorischen und rein weltlichen Unterricht einzuführen,<lb/> den Wust der Gesetze durch Codification zu lichten, das Kaufsystem in der<lb/> Armee durch Conscription zu ersetzen u. 's. w. Aber es fragt sich, ob sie<lb/> nicht die Rechnung ohne den Wirth gemacht und ob die Arbeiter sich von<lb/> denen werden lenken lassen, die bisher für sie gesprochen. Seit ihnen durch<lb/> das Wahlrecht politische Macht gegeben ist, werden sie dieselbe auch für ihr</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0360]
dasselbe ziemlich unumwunden ein, als er am 23. Juli 1867 sagte: „Der
eigenthümliche Fehler eines Satzes von 7 Pfd. Sterl. war, daß er eine An¬
zahl Stimmberechtigter gebracht hätte, die ungefähr auf derselben Stufe
wie die 10 Pfd. Sterl.-Wähler standen, mit denen dieselben zusammen
gearbeitet hätten um die über ihnen Stehenden todtzustimmen. Dagegen ist
ein bedeutender Unterschied zwischen denen, welche höhere Arbeiterclassen ge¬
nannt werden, und denen, die unter ihnen stehen." Und noch deutlicher sprach
es ein Mitglied der Partei außer dem Parlament aus, daß man auf die
untern Stände für die Conservativen rechne. „Wir wünschen das Wahlrecht
zu geben nicht dem intelligentesten Theil der arbeitenden Classen, sondern
dem, aus welchen wir unsere Intelligenz am leichtesten wirken lassen
können." —
Indeß Grant Duff möchte doch Recht haben, wenn er in Bezug auf
diesen Punkt Disraeli das italienische Sprüchwort zurief: „Es wandern mehr
Felle von Füchsen als von Eseln zum Kürschner." Die Sache ist schlau genug
ersonnen, dürfte aber doch scheitern, denn um ein Resultat zu erzielen wie
z. B. Napoleon, müßte Disraeli auch wie dieser über eine bureaukratisch
verzweigte, gewaltige Regierungsmaschinerie gebieten; der Kaiser von Ru߬
land mit seinem allmächtigen Beamtenstaat könnte ohne Gefahr morgen all¬
gemeines Stimmrecht einführen; in England, wo die Regierung verhältni߬
mäßig so geringe Macht hat, wird sie der organisirten demokratischen Bewegung
ziemlich rathlos gegenüberstehen. Auf dem Lande werden die Wahlen nach
wie vor von den Großgrundbesitzern bestimmt werden, aber in den Städten
haben die Tones als Actionsmittel für die Massen nur das Geld und werden
es nicht sparen dürfen um den reichen Emporkömmlingen die Stange zu
halten, denen der Preis des M. P. noch hoch genug ist, um dafür mit vollen
Händen auszutheilen.
Aber auch die Radicalen werden sich täuschen, welche Disraeli's Bill durch¬
bringen halfen und meinen, daß nun nur noch die geheime Stimmabgabe
fehle um das Wahlsystem vollkommen zu machen, und daß das neue Parla¬
ment alle Reformen in Schule. Staat und Kirche durchsetzen werde, für die
sie gegen Bigotterie und Vorurtheil bisher vergeblich gekämpft haben. Sie
hoffen mit Hilfe der neuen Wähler gründlich in dem mittelalterlichen Wesen
auszuräumen, die Landgesetze, Erstgeburtsrecht, Fiedeicommisse, die Staats-
kirche abzuschaffen, obligatorischen und rein weltlichen Unterricht einzuführen,
den Wust der Gesetze durch Codification zu lichten, das Kaufsystem in der
Armee durch Conscription zu ersetzen u. 's. w. Aber es fragt sich, ob sie
nicht die Rechnung ohne den Wirth gemacht und ob die Arbeiter sich von
denen werden lenken lassen, die bisher für sie gesprochen. Seit ihnen durch
das Wahlrecht politische Macht gegeben ist, werden sie dieselbe auch für ihr
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