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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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Zur C^dur>Messe von Äcethovtn-

Bei meinen Besuchen in Eisenstabe, dem denkwürdigen Aufenthalte
Jos. Haydn's, bemühete ich mich u. A. auch Näheres über die Angelegenheit
der Beethoven'schen Messe zu ermitteln. Zunächst suchte ich im Musikarchiv
der Bergkirche nach etwa noch vorhandenen Orchesterstimmen. Ich sand sie
auch bald, zerstreut liegend unter Kirchenmusikstücken aller Art, unter denen
jene von dem alten Gregorius Werner, Haydn's wunderlichem Vorgänger, beson¬
ders stark vertreten waren. Die Chor- und Orchesterstimmen, in denen
Beethoven mit Rothstift und Tinte zahlreiche Correcturen, Tempobezeich¬
nungen u. s. w. vorgenommen hatte, waren sämmtlich so wohl erhalten,
daß man wohl annehmen kann, daß sie nach der ersten Aufführung in Eisen¬
stabe nicht weiter in Gebrauch genommen wurden. Eine Abschrift der Par¬
titur, ebenfalls reich mit Correcturen von Beethoven versehen, trug auf dem
Titelblatt von des Meisters Hand in großen Schriftzügen die ursprünglich
beabsichtigte Widmung:


Rissa,
Lomxostg, s äeäieata, a! Sen'w" e LeoellW'
Princips
Moolo Lstörda/y as tZals-iMg, ete. ete.
al I^uiZi v: Löötliovön.

Ueber das Datum der ersten Aufführung schwanken noch immer dle Angaben.
Schindler setzte sie zuerst ins Jahr 1810, dann ins Jahr 1808 "im Laufe
des Sommers"; Rost nennt ebenfalls das Jahr 1808. Durch die in der
Anmerkung Ur. I ersichtliche, vom Fürsten an den Vice-Kapellmeister Joh.
Fuchs gerichtete Zuschrift, welche ich im fürstlichen Hauptarchiv auffand, er¬
gibt sich als sicheres Datum der ersten Aufführung der 13. September 1807.



Anmerkung I. An meinen Vice-Kapellmeister Johann Fuchs. Es wird mir mein Vice-Kapellmeister die Ursache anzuzeigen haben, warum meine con-
ventionirten Sängerinnen nicht jedesmahl in Dienst bei deren Nusiauoll erscheinen? Gleichwie
ich heute mit vielem Mißvergnügen ersehen habe, daß bei der abgehaltenen Probe von der
Veihovischen Messe von denen fünf Contra-Altisten nur eine zugegen war, welches auch der
Vice-Kapellmeister beobachten hätte sollen, und daher ich demselben hiemit den Auftrag er¬
theilen muß, strengstens darauf zu sehen, daß nicht nur Morgens bei abzuhaltenden Produc-
twn von der Bethovischen Messe Alles von meinem Rühl-zus uiid Singe-Pusonale erscheinen
sondern auch ansonsten Niemand ohne hinlänglicher Ursache vom Dienst sich entfernen solle,
weilen ich ansonsten mich gerade an Meinen Vice-Kapellmeister als vorgesetzten Chef welchen
es obliegt, alles in Ordnung zu erhalten und Nichts was zuwider den Dienst zu dulden,
halten, und demselben zur Verantwortung ziehen müsse. Eisenstabe am 12, Sept. 1807. Lxx. k. Lstsrw57.
Zur C^dur>Messe von Äcethovtn-

Bei meinen Besuchen in Eisenstabe, dem denkwürdigen Aufenthalte
Jos. Haydn's, bemühete ich mich u. A. auch Näheres über die Angelegenheit
der Beethoven'schen Messe zu ermitteln. Zunächst suchte ich im Musikarchiv
der Bergkirche nach etwa noch vorhandenen Orchesterstimmen. Ich sand sie
auch bald, zerstreut liegend unter Kirchenmusikstücken aller Art, unter denen
jene von dem alten Gregorius Werner, Haydn's wunderlichem Vorgänger, beson¬
ders stark vertreten waren. Die Chor- und Orchesterstimmen, in denen
Beethoven mit Rothstift und Tinte zahlreiche Correcturen, Tempobezeich¬
nungen u. s. w. vorgenommen hatte, waren sämmtlich so wohl erhalten,
daß man wohl annehmen kann, daß sie nach der ersten Aufführung in Eisen¬
stabe nicht weiter in Gebrauch genommen wurden. Eine Abschrift der Par¬
titur, ebenfalls reich mit Correcturen von Beethoven versehen, trug auf dem
Titelblatt von des Meisters Hand in großen Schriftzügen die ursprünglich
beabsichtigte Widmung:


Rissa,
Lomxostg, s äeäieata, a! Sen'w« e LeoellW'
Princips
Moolo Lstörda/y as tZals-iMg, ete. ete.
al I^uiZi v: Löötliovön.

Ueber das Datum der ersten Aufführung schwanken noch immer dle Angaben.
Schindler setzte sie zuerst ins Jahr 1810, dann ins Jahr 1808 „im Laufe
des Sommers"; Rost nennt ebenfalls das Jahr 1808. Durch die in der
Anmerkung Ur. I ersichtliche, vom Fürsten an den Vice-Kapellmeister Joh.
Fuchs gerichtete Zuschrift, welche ich im fürstlichen Hauptarchiv auffand, er¬
gibt sich als sicheres Datum der ersten Aufführung der 13. September 1807.



Anmerkung I. An meinen Vice-Kapellmeister Johann Fuchs. Es wird mir mein Vice-Kapellmeister die Ursache anzuzeigen haben, warum meine con-
ventionirten Sängerinnen nicht jedesmahl in Dienst bei deren Nusiauoll erscheinen? Gleichwie
ich heute mit vielem Mißvergnügen ersehen habe, daß bei der abgehaltenen Probe von der
Veihovischen Messe von denen fünf Contra-Altisten nur eine zugegen war, welches auch der
Vice-Kapellmeister beobachten hätte sollen, und daher ich demselben hiemit den Auftrag er¬
theilen muß, strengstens darauf zu sehen, daß nicht nur Morgens bei abzuhaltenden Produc-
twn von der Bethovischen Messe Alles von meinem Rühl-zus uiid Singe-Pusonale erscheinen
sondern auch ansonsten Niemand ohne hinlänglicher Ursache vom Dienst sich entfernen solle,
weilen ich ansonsten mich gerade an Meinen Vice-Kapellmeister als vorgesetzten Chef welchen
es obliegt, alles in Ordnung zu erhalten und Nichts was zuwider den Dienst zu dulden,
halten, und demselben zur Verantwortung ziehen müsse. Eisenstabe am 12, Sept. 1807. Lxx. k. Lstsrw57.
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[0267] Zur C^dur>Messe von Äcethovtn- Bei meinen Besuchen in Eisenstabe, dem denkwürdigen Aufenthalte Jos. Haydn's, bemühete ich mich u. A. auch Näheres über die Angelegenheit der Beethoven'schen Messe zu ermitteln. Zunächst suchte ich im Musikarchiv der Bergkirche nach etwa noch vorhandenen Orchesterstimmen. Ich sand sie auch bald, zerstreut liegend unter Kirchenmusikstücken aller Art, unter denen jene von dem alten Gregorius Werner, Haydn's wunderlichem Vorgänger, beson¬ ders stark vertreten waren. Die Chor- und Orchesterstimmen, in denen Beethoven mit Rothstift und Tinte zahlreiche Correcturen, Tempobezeich¬ nungen u. s. w. vorgenommen hatte, waren sämmtlich so wohl erhalten, daß man wohl annehmen kann, daß sie nach der ersten Aufführung in Eisen¬ stabe nicht weiter in Gebrauch genommen wurden. Eine Abschrift der Par¬ titur, ebenfalls reich mit Correcturen von Beethoven versehen, trug auf dem Titelblatt von des Meisters Hand in großen Schriftzügen die ursprünglich beabsichtigte Widmung: Rissa, Lomxostg, s äeäieata, a! Sen'w« e LeoellW' Princips Moolo Lstörda/y as tZals-iMg, ete. ete. al I^uiZi v: Löötliovön. Ueber das Datum der ersten Aufführung schwanken noch immer dle Angaben. Schindler setzte sie zuerst ins Jahr 1810, dann ins Jahr 1808 „im Laufe des Sommers"; Rost nennt ebenfalls das Jahr 1808. Durch die in der Anmerkung Ur. I ersichtliche, vom Fürsten an den Vice-Kapellmeister Joh. Fuchs gerichtete Zuschrift, welche ich im fürstlichen Hauptarchiv auffand, er¬ gibt sich als sicheres Datum der ersten Aufführung der 13. September 1807. Anmerkung I. An meinen Vice-Kapellmeister Johann Fuchs. Es wird mir mein Vice-Kapellmeister die Ursache anzuzeigen haben, warum meine con- ventionirten Sängerinnen nicht jedesmahl in Dienst bei deren Nusiauoll erscheinen? Gleichwie ich heute mit vielem Mißvergnügen ersehen habe, daß bei der abgehaltenen Probe von der Veihovischen Messe von denen fünf Contra-Altisten nur eine zugegen war, welches auch der Vice-Kapellmeister beobachten hätte sollen, und daher ich demselben hiemit den Auftrag er¬ theilen muß, strengstens darauf zu sehen, daß nicht nur Morgens bei abzuhaltenden Produc- twn von der Bethovischen Messe Alles von meinem Rühl-zus uiid Singe-Pusonale erscheinen sondern auch ansonsten Niemand ohne hinlänglicher Ursache vom Dienst sich entfernen solle, weilen ich ansonsten mich gerade an Meinen Vice-Kapellmeister als vorgesetzten Chef welchen es obliegt, alles in Ordnung zu erhalten und Nichts was zuwider den Dienst zu dulden, halten, und demselben zur Verantwortung ziehen müsse. Eisenstabe am 12, Sept. 1807. Lxx. k. Lstsrw57.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/267>, abgerufen am 05.02.2025.