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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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Masse des hier außer Dienst gestellten Panzerfahrzeuges "Prinz Adalbert".
das wir vor einiger Zeit in diesen Blättern beschrieben, mit den ragenden
Maststumpfen und den konischen Dächern über seinen Kasemattenthürmen.
Schräg gegenüber ist d^er kleine quadratische Marktplatz mit niedrigen freund¬
lichen Häusern, daran schließen sich größere Plätze, deren Einrahmung die
Massen der Seeschiffe in den anderen Bassins bilden. Saubere kurze
Straßen im Charakter eines netten, zierlichen, noch im Werden begriffenen
Städtchens, eine Anzahl von Werften und Docks an der Geeste vollenden
das Bild, und lassen ein fröhliches Aufblühen des preußischen Orts im engen
Verein mit seiner reicheren Schwesterstadt wünschen.

Die Benutzung Geestemündes als Kriegshafen ist eifrig in Vorschlag
gebracht worden und wird noch erstrebt, sie erscheint uns aber durchaus un-
thunlich und wir wünschen davon zu überzeugen. Der Hafen besteht aus
einem in die Geestemündung ausgehenden Vorhafen nebst einer doppelten
Schleuse von 80 Fuß Breite mit einer Schleusenkammer von 230 Fuß
Länge und aus einem sich daran schließenden Hauptbassin von 1734 Fuß
Länge, 400 Fuß Breite, 26 Fuß Tiefe. Gleich links am Eingang zweigt
sich der von den preußischen Kriegsschiffen benutzte Canal rechtwinklig ab, in
einer Länge von 1300 Fuß, einer Breite von 180 Fuß und einer Tiefe von
21 Fuß, und an diesen Canal stößt ein zweiter rückwärts bis in die Nähe
der Geeste laufender Canal von ebenfalls 1300 Fuß Länge und 21 Fuß
Tiefe, aber nur 112 Fuß Breite. Schon diese beiden Canäle allein bieten
eine Wasserfläche von 338,000 Quadratfuß und allerdings hinreichenden
Platz sür Unterbringung der preußischen Holzkriegsschiffe außer den großen
gedeckten Corvetten. Dazu kommt aber noch das große Bassin mit 690,000
Quadratfuß, welches 20--23 große Kriegsschiffe aufnehmen kann, wenn die¬
selben keinen bedeutenden Tiefgang haben. Die mächtigen Packhäuser haben
je 300 Fuß Länge und 60 Fuß Tiefe, außerdem ist Platz für den Bau noch
zweier solcher Packhäuser vorhanden und ebenso reichlicher Platz für Auf¬
schüttung bedeutender Kohlenvorräthe. Schließlich sind in nächster Nähe, in
der Geeste, mehrere bereits fertig eingerichtete und erprobte Privatdocks,
welche für jedes unserer Holzschiffe genügen, in Bremerhaven die des Consuls
Lange, weiter oben am Flusse das Tecklenborg'sche, in Geestemünde nament¬
lich das der Firma H. F. Ulrichs, das nach den neuesten Bedürfnissen, z. B.
auch mit Krahnen und Vorrichtungen zum Ein- und Aufbringen der
Schraube, eingerichtet und 1863 eröffnet worden ist. Dieses Trockendock hat
nicht weniger als 405 Fuß Länge, eine mittlere Breite von 100 Fuß. eine
Schleusenweite von 62 Fuß und eine Tiefe von 7 Fuß unter 0 des Pegels,
sodaß der gewöhnliche Wasserstand 19--^4 Fuß ist. Hier wurde auch einst
unser "Cheops" ausgebessert, der allerdings nachher in Danzig nochmals


Masse des hier außer Dienst gestellten Panzerfahrzeuges „Prinz Adalbert".
das wir vor einiger Zeit in diesen Blättern beschrieben, mit den ragenden
Maststumpfen und den konischen Dächern über seinen Kasemattenthürmen.
Schräg gegenüber ist d^er kleine quadratische Marktplatz mit niedrigen freund¬
lichen Häusern, daran schließen sich größere Plätze, deren Einrahmung die
Massen der Seeschiffe in den anderen Bassins bilden. Saubere kurze
Straßen im Charakter eines netten, zierlichen, noch im Werden begriffenen
Städtchens, eine Anzahl von Werften und Docks an der Geeste vollenden
das Bild, und lassen ein fröhliches Aufblühen des preußischen Orts im engen
Verein mit seiner reicheren Schwesterstadt wünschen.

Die Benutzung Geestemündes als Kriegshafen ist eifrig in Vorschlag
gebracht worden und wird noch erstrebt, sie erscheint uns aber durchaus un-
thunlich und wir wünschen davon zu überzeugen. Der Hafen besteht aus
einem in die Geestemündung ausgehenden Vorhafen nebst einer doppelten
Schleuse von 80 Fuß Breite mit einer Schleusenkammer von 230 Fuß
Länge und aus einem sich daran schließenden Hauptbassin von 1734 Fuß
Länge, 400 Fuß Breite, 26 Fuß Tiefe. Gleich links am Eingang zweigt
sich der von den preußischen Kriegsschiffen benutzte Canal rechtwinklig ab, in
einer Länge von 1300 Fuß, einer Breite von 180 Fuß und einer Tiefe von
21 Fuß, und an diesen Canal stößt ein zweiter rückwärts bis in die Nähe
der Geeste laufender Canal von ebenfalls 1300 Fuß Länge und 21 Fuß
Tiefe, aber nur 112 Fuß Breite. Schon diese beiden Canäle allein bieten
eine Wasserfläche von 338,000 Quadratfuß und allerdings hinreichenden
Platz sür Unterbringung der preußischen Holzkriegsschiffe außer den großen
gedeckten Corvetten. Dazu kommt aber noch das große Bassin mit 690,000
Quadratfuß, welches 20—23 große Kriegsschiffe aufnehmen kann, wenn die¬
selben keinen bedeutenden Tiefgang haben. Die mächtigen Packhäuser haben
je 300 Fuß Länge und 60 Fuß Tiefe, außerdem ist Platz für den Bau noch
zweier solcher Packhäuser vorhanden und ebenso reichlicher Platz für Auf¬
schüttung bedeutender Kohlenvorräthe. Schließlich sind in nächster Nähe, in
der Geeste, mehrere bereits fertig eingerichtete und erprobte Privatdocks,
welche für jedes unserer Holzschiffe genügen, in Bremerhaven die des Consuls
Lange, weiter oben am Flusse das Tecklenborg'sche, in Geestemünde nament¬
lich das der Firma H. F. Ulrichs, das nach den neuesten Bedürfnissen, z. B.
auch mit Krahnen und Vorrichtungen zum Ein- und Aufbringen der
Schraube, eingerichtet und 1863 eröffnet worden ist. Dieses Trockendock hat
nicht weniger als 405 Fuß Länge, eine mittlere Breite von 100 Fuß. eine
Schleusenweite von 62 Fuß und eine Tiefe von 7 Fuß unter 0 des Pegels,
sodaß der gewöhnliche Wasserstand 19—^4 Fuß ist. Hier wurde auch einst
unser „Cheops" ausgebessert, der allerdings nachher in Danzig nochmals


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[0238] Masse des hier außer Dienst gestellten Panzerfahrzeuges „Prinz Adalbert". das wir vor einiger Zeit in diesen Blättern beschrieben, mit den ragenden Maststumpfen und den konischen Dächern über seinen Kasemattenthürmen. Schräg gegenüber ist d^er kleine quadratische Marktplatz mit niedrigen freund¬ lichen Häusern, daran schließen sich größere Plätze, deren Einrahmung die Massen der Seeschiffe in den anderen Bassins bilden. Saubere kurze Straßen im Charakter eines netten, zierlichen, noch im Werden begriffenen Städtchens, eine Anzahl von Werften und Docks an der Geeste vollenden das Bild, und lassen ein fröhliches Aufblühen des preußischen Orts im engen Verein mit seiner reicheren Schwesterstadt wünschen. Die Benutzung Geestemündes als Kriegshafen ist eifrig in Vorschlag gebracht worden und wird noch erstrebt, sie erscheint uns aber durchaus un- thunlich und wir wünschen davon zu überzeugen. Der Hafen besteht aus einem in die Geestemündung ausgehenden Vorhafen nebst einer doppelten Schleuse von 80 Fuß Breite mit einer Schleusenkammer von 230 Fuß Länge und aus einem sich daran schließenden Hauptbassin von 1734 Fuß Länge, 400 Fuß Breite, 26 Fuß Tiefe. Gleich links am Eingang zweigt sich der von den preußischen Kriegsschiffen benutzte Canal rechtwinklig ab, in einer Länge von 1300 Fuß, einer Breite von 180 Fuß und einer Tiefe von 21 Fuß, und an diesen Canal stößt ein zweiter rückwärts bis in die Nähe der Geeste laufender Canal von ebenfalls 1300 Fuß Länge und 21 Fuß Tiefe, aber nur 112 Fuß Breite. Schon diese beiden Canäle allein bieten eine Wasserfläche von 338,000 Quadratfuß und allerdings hinreichenden Platz sür Unterbringung der preußischen Holzkriegsschiffe außer den großen gedeckten Corvetten. Dazu kommt aber noch das große Bassin mit 690,000 Quadratfuß, welches 20—23 große Kriegsschiffe aufnehmen kann, wenn die¬ selben keinen bedeutenden Tiefgang haben. Die mächtigen Packhäuser haben je 300 Fuß Länge und 60 Fuß Tiefe, außerdem ist Platz für den Bau noch zweier solcher Packhäuser vorhanden und ebenso reichlicher Platz für Auf¬ schüttung bedeutender Kohlenvorräthe. Schließlich sind in nächster Nähe, in der Geeste, mehrere bereits fertig eingerichtete und erprobte Privatdocks, welche für jedes unserer Holzschiffe genügen, in Bremerhaven die des Consuls Lange, weiter oben am Flusse das Tecklenborg'sche, in Geestemünde nament¬ lich das der Firma H. F. Ulrichs, das nach den neuesten Bedürfnissen, z. B. auch mit Krahnen und Vorrichtungen zum Ein- und Aufbringen der Schraube, eingerichtet und 1863 eröffnet worden ist. Dieses Trockendock hat nicht weniger als 405 Fuß Länge, eine mittlere Breite von 100 Fuß. eine Schleusenweite von 62 Fuß und eine Tiefe von 7 Fuß unter 0 des Pegels, sodaß der gewöhnliche Wasserstand 19—^4 Fuß ist. Hier wurde auch einst unser „Cheops" ausgebessert, der allerdings nachher in Danzig nochmals

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/238>, abgerufen am 05.02.2025.