Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.keinen Vortheil vor der bisherigen Abmessung nach der Miethe, weil sie nach Durch diese meisterhafte Kritik der Bill, welche um so mehr zu bewun¬ Für den Augenblick sah es nun zwar nicht so aus, als ob das Ministe¬ keinen Vortheil vor der bisherigen Abmessung nach der Miethe, weil sie nach Durch diese meisterhafte Kritik der Bill, welche um so mehr zu bewun¬ Für den Augenblick sah es nun zwar nicht so aus, als ob das Ministe¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0227" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287499"/> <p xml:id="ID_581" prev="#ID_580"> keinen Vortheil vor der bisherigen Abmessung nach der Miethe, weil sie nach<lb/> dieser berechnet werde, sie habe aber den, Nachtheil, daß der Abzug, welcher<lb/> von der Miethe für die Anlage der Gemeindesteuern gemacht werde, un¬<lb/> gemein in seinem Betrage schwanke: in der einen Stadt Exeter werde in<lb/> einem Kirchspiel ein Abzug von Is, im zweiten von 25—33, im dritten von<lb/> S0°/<, gemacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_582"> Durch diese meisterhafte Kritik der Bill, welche um so mehr zu bewun¬<lb/> dern war, als Gladstone sie ganz aus dem Stegreif gab, ward Disraeli in<lb/> große Verlegenheit gesetzt; er wußte sich nicht anders zu helfen, als daß er<lb/> die Unregelmäßigkeiten zugab, zu denen seine Vorschläge führen würden;<lb/> behauptete aber, sie würden nichts schaden, weil gerade der größte Mangel<lb/> der bisherigen Systems seine Monotonie sei, der zu gleiche Charakter der<lb/> Wählerschaften. Gerade die Anomalien würden die mannigfaltigere Interessen-<lb/> Vertretung ergeben, welche Indien und das Cvlonialreich forderten. Die<lb/> Lahmheit dieser Antwort war augenfällig und die Lage des Ministeriums<lb/> so übel wie möglich, aber unglücklicherweise kam ihm Gladstone selbst zu<lb/> Hilfe; bisher hatte er sich maßvoll und sachlich gehalten, aber die unehr¬<lb/> liche und leichtfertige Politik seines Gegners erbitterte ihn zu sehr und er<lb/> ließ sich zu einer heftigen persönlichen Invective hinreißen: dies mißfiel de!<lb/> Mehrzahl seiner eigenen Partei und als er sich der zweiten Lesung wider¬<lb/> setzen wollte, weigerte sie sich mit ihm zu gehen. Der Grund hiefür war<lb/> hauptsächlich die Ansicht, daß die Reformfrage auf eine oder die andere Weise<lb/> aus der Welt geschafft werden müsse; wenn beide Parteien in zwei auf ein¬<lb/> ander folgenden Sitzungen sich unfähig zeigten eine annehmbare Bill durch¬<lb/> zubringen, so würde das ein zu großes Armuthszeugniß für das Parlament<lb/> sein. So mußte er nachgeben und erklären, daß, wenn das Ministerium das<lb/> doppelte Stimmrecht aufgebe und die Wahlberechtigung ausgleiche, die Ma߬<lb/> regel annehmbar gemacht werden könne.</p><lb/> <p xml:id="ID_583" next="#ID_584"> Für den Augenblick sah es nun zwar nicht so aus, als ob das Ministe¬<lb/> rium Concessionen machen wollte; vielmehr erhob sich, nachdem Gladstone<lb/> beim Antrag auf zweite Lesung die Forderungen der Liberalen aufgezählt,<lb/> welche auf eine vollkommene Umgestaltung der Bill hinausliefen, der Mi¬<lb/> nister Hardy und vertheidigte die ministeriellen Vorschläge als ein Ganzes<lb/> und Lord Stanley wies mit Entrüstung die Unterstellung zurück, als ob die<lb/> Regierung je aus Bright's Grundsätze kommen und die Gegengewichte gegen<lb/> das Haushaltswahlrecht, das Verlangen zweijährigen Wohnens und die dop¬<lb/> pelten Stimmen aufgeben werde. Aber siehe da, am folgenden Abend stand<lb/> der Schatzkanzler auf und desavouirte seine Collegen; er gab das doppelte<lb/> Stimmrecht auf, weil Niemand dafür sei, und es daher unnütz sei gegen<lb/> einen solchen Widerstand darauf zu beharren; auch das Erforderniß zwei-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0227]
keinen Vortheil vor der bisherigen Abmessung nach der Miethe, weil sie nach
dieser berechnet werde, sie habe aber den, Nachtheil, daß der Abzug, welcher
von der Miethe für die Anlage der Gemeindesteuern gemacht werde, un¬
gemein in seinem Betrage schwanke: in der einen Stadt Exeter werde in
einem Kirchspiel ein Abzug von Is, im zweiten von 25—33, im dritten von
S0°/<, gemacht.
Durch diese meisterhafte Kritik der Bill, welche um so mehr zu bewun¬
dern war, als Gladstone sie ganz aus dem Stegreif gab, ward Disraeli in
große Verlegenheit gesetzt; er wußte sich nicht anders zu helfen, als daß er
die Unregelmäßigkeiten zugab, zu denen seine Vorschläge führen würden;
behauptete aber, sie würden nichts schaden, weil gerade der größte Mangel
der bisherigen Systems seine Monotonie sei, der zu gleiche Charakter der
Wählerschaften. Gerade die Anomalien würden die mannigfaltigere Interessen-
Vertretung ergeben, welche Indien und das Cvlonialreich forderten. Die
Lahmheit dieser Antwort war augenfällig und die Lage des Ministeriums
so übel wie möglich, aber unglücklicherweise kam ihm Gladstone selbst zu
Hilfe; bisher hatte er sich maßvoll und sachlich gehalten, aber die unehr¬
liche und leichtfertige Politik seines Gegners erbitterte ihn zu sehr und er
ließ sich zu einer heftigen persönlichen Invective hinreißen: dies mißfiel de!
Mehrzahl seiner eigenen Partei und als er sich der zweiten Lesung wider¬
setzen wollte, weigerte sie sich mit ihm zu gehen. Der Grund hiefür war
hauptsächlich die Ansicht, daß die Reformfrage auf eine oder die andere Weise
aus der Welt geschafft werden müsse; wenn beide Parteien in zwei auf ein¬
ander folgenden Sitzungen sich unfähig zeigten eine annehmbare Bill durch¬
zubringen, so würde das ein zu großes Armuthszeugniß für das Parlament
sein. So mußte er nachgeben und erklären, daß, wenn das Ministerium das
doppelte Stimmrecht aufgebe und die Wahlberechtigung ausgleiche, die Ma߬
regel annehmbar gemacht werden könne.
Für den Augenblick sah es nun zwar nicht so aus, als ob das Ministe¬
rium Concessionen machen wollte; vielmehr erhob sich, nachdem Gladstone
beim Antrag auf zweite Lesung die Forderungen der Liberalen aufgezählt,
welche auf eine vollkommene Umgestaltung der Bill hinausliefen, der Mi¬
nister Hardy und vertheidigte die ministeriellen Vorschläge als ein Ganzes
und Lord Stanley wies mit Entrüstung die Unterstellung zurück, als ob die
Regierung je aus Bright's Grundsätze kommen und die Gegengewichte gegen
das Haushaltswahlrecht, das Verlangen zweijährigen Wohnens und die dop¬
pelten Stimmen aufgeben werde. Aber siehe da, am folgenden Abend stand
der Schatzkanzler auf und desavouirte seine Collegen; er gab das doppelte
Stimmrecht auf, weil Niemand dafür sei, und es daher unnütz sei gegen
einen solchen Widerstand darauf zu beharren; auch das Erforderniß zwei-
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