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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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Wenden wir uns jetzt noch einmal zu den beiden Schleusen zurück, von
denen die eine, die Binnenschleuse, den Vorhafen gegen den Hasencanal, die
andere, die Außenschleuse, aber denselben gegen die Hafeneinfahrt abschließt
und damit dem dahinter liegenden Vorhafen stets 12 Fuß Wasser des Hafen¬
pegels , also die mittlere Fluthhöhe sichert. Beide sind vollständig gleich
(Länge zwischen den Stirnmauern 142^2 F-, Höhe der Mauerkrone 28 F.,
Kosten zusammen 1,236,000 Thlr.). Jede hat ein paar Fluth- und ein paar
Ebbethore, die des Bohrwurms wegen von Eisen sind, und ihre Fundament¬
sohle, die infolge des schlechten Sandgrundes auf Belon gegründet werden
mußte, liegt 41 Fuß unter dem gewöhnlichen Hochwasser von 12 Fuß des
Hafenpegels, damit der Unterdrempel (untere Horizontalbalken eines Rah¬
mens) 27 Fuß unter Hochwasser kam und so bei 66 Fuß lichter Weite
zwischen den Thorsäulen auch den größten Panzerschiffen Eingang gestattete*).
Von den erwähnten eisernen Doppelthoren springt das Fluththor nach außen,
das Ebbethor nach innen vor, sodaß sie durch den Druck des Wassers selbst
geschlossen werden. Die Thore bestehen aus hohlen Zellen von starkem
Eisenblech, in drei nebeneinander liegenden Abtheilungen, und die zu jeder
Abtheilung gehörigen Zellen communiciren von oben nach unten durch Maur¬
ischer mit einander. Dieselben sind zur Beschwerung mit Wasser gefüllt, so¬
bald sie fertig waren; das Oeffnen und Schließen der Thore geschieht durch
Menschenkraft mittelst Ketten und Vorlegehaspeln, doch wünscht man diese
Einrichtung älterer Construction durch eine hydraulische Maschinerie, wie in
Geestemünde und bei den meisten anderen modernen Hafenanlagen, ersetzt zu
sehen. Uebrigens klang in der Zeit, wo die Thore eingesetzt und vermietet
wurden, wochenlang ein dumpfes und doch schmetterndes Dröhnen über die
ganze Hasenanlage dahin, daß man in der Nähe einer Eisenschiffbauanstalt
zu sein glaubte.

Da, wo die convergirenden Deiche mit den Quaimauern zusammen¬
treffen , ist auf jeder Seite der Einfahrt im Winkel ein halbkreisförmiger
kleiner durch Erdwall und Kehlpallisadirung gedeckter Geschützstand ein¬
gerichtet, der kaum über die Deichkrone hinwegschaut und die Einfahrt
durch Frontalfeuer schützen soll. Vom Deich aus aber hat man einen präch¬
tigen Ueberblick über die weite Wasserfläche des Jahdebusens und die Hafen¬
arbeiter auf dem Groden. Zu unseren Füßen plätschern die Wellen in der
Hafeneinfahrt und um die Mauern der Vorköpfe; hinter uns nach Westen
hin begrenzen die langgestreckten monotonen Dämme den Horizont, und



") Doch würde der "Wilhelm" wohl etwas geliechtet werden müssen, wenn nicht, wie
es oft eintritt, das Hochwasser bis 28'/. Fuß steigt. Bei der 12 Fuß 2 Zoll niedrigeren Ebbe
können natürlich schwere Schisse nicht Passiren, allein das schadet wenig, da solche bei Ebbe
auch die Barre nicht Passiren können.

Wenden wir uns jetzt noch einmal zu den beiden Schleusen zurück, von
denen die eine, die Binnenschleuse, den Vorhafen gegen den Hasencanal, die
andere, die Außenschleuse, aber denselben gegen die Hafeneinfahrt abschließt
und damit dem dahinter liegenden Vorhafen stets 12 Fuß Wasser des Hafen¬
pegels , also die mittlere Fluthhöhe sichert. Beide sind vollständig gleich
(Länge zwischen den Stirnmauern 142^2 F-, Höhe der Mauerkrone 28 F.,
Kosten zusammen 1,236,000 Thlr.). Jede hat ein paar Fluth- und ein paar
Ebbethore, die des Bohrwurms wegen von Eisen sind, und ihre Fundament¬
sohle, die infolge des schlechten Sandgrundes auf Belon gegründet werden
mußte, liegt 41 Fuß unter dem gewöhnlichen Hochwasser von 12 Fuß des
Hafenpegels, damit der Unterdrempel (untere Horizontalbalken eines Rah¬
mens) 27 Fuß unter Hochwasser kam und so bei 66 Fuß lichter Weite
zwischen den Thorsäulen auch den größten Panzerschiffen Eingang gestattete*).
Von den erwähnten eisernen Doppelthoren springt das Fluththor nach außen,
das Ebbethor nach innen vor, sodaß sie durch den Druck des Wassers selbst
geschlossen werden. Die Thore bestehen aus hohlen Zellen von starkem
Eisenblech, in drei nebeneinander liegenden Abtheilungen, und die zu jeder
Abtheilung gehörigen Zellen communiciren von oben nach unten durch Maur¬
ischer mit einander. Dieselben sind zur Beschwerung mit Wasser gefüllt, so¬
bald sie fertig waren; das Oeffnen und Schließen der Thore geschieht durch
Menschenkraft mittelst Ketten und Vorlegehaspeln, doch wünscht man diese
Einrichtung älterer Construction durch eine hydraulische Maschinerie, wie in
Geestemünde und bei den meisten anderen modernen Hafenanlagen, ersetzt zu
sehen. Uebrigens klang in der Zeit, wo die Thore eingesetzt und vermietet
wurden, wochenlang ein dumpfes und doch schmetterndes Dröhnen über die
ganze Hasenanlage dahin, daß man in der Nähe einer Eisenschiffbauanstalt
zu sein glaubte.

Da, wo die convergirenden Deiche mit den Quaimauern zusammen¬
treffen , ist auf jeder Seite der Einfahrt im Winkel ein halbkreisförmiger
kleiner durch Erdwall und Kehlpallisadirung gedeckter Geschützstand ein¬
gerichtet, der kaum über die Deichkrone hinwegschaut und die Einfahrt
durch Frontalfeuer schützen soll. Vom Deich aus aber hat man einen präch¬
tigen Ueberblick über die weite Wasserfläche des Jahdebusens und die Hafen¬
arbeiter auf dem Groden. Zu unseren Füßen plätschern die Wellen in der
Hafeneinfahrt und um die Mauern der Vorköpfe; hinter uns nach Westen
hin begrenzen die langgestreckten monotonen Dämme den Horizont, und



") Doch würde der „Wilhelm" wohl etwas geliechtet werden müssen, wenn nicht, wie
es oft eintritt, das Hochwasser bis 28'/. Fuß steigt. Bei der 12 Fuß 2 Zoll niedrigeren Ebbe
können natürlich schwere Schisse nicht Passiren, allein das schadet wenig, da solche bei Ebbe
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/20>, abgerufen am 05.02.2025.