Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.thun, die Schwierigkeiten, welche die Revolution Frankreich bereitet, nicht zu Wir fügen der vorstehenden Mittheilung eines verehrten vieljährigen "Mit dem Sturze der spanischen Bourbonen, des letzten Dynastenzweiges thun, die Schwierigkeiten, welche die Revolution Frankreich bereitet, nicht zu Wir fügen der vorstehenden Mittheilung eines verehrten vieljährigen „Mit dem Sturze der spanischen Bourbonen, des letzten Dynastenzweiges <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0110" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287382"/> <p xml:id="ID_259" prev="#ID_258"> thun, die Schwierigkeiten, welche die Revolution Frankreich bereitet, nicht zu<lb/> hoch anzuschlagen und uns nicht im Vertrauen darauf falscher Sicherheit zu<lb/> überlassen. Wir wünschen Spanien das Beste, dürfen aber nicht dauerhafte<lb/> Mäßigung von einem Lande hoffen, das durch jahrhundertlange Mißregie¬<lb/> rung heruntergebracht ist. Nur ein Resultat ist vorläufig sicher und dies kann<lb/> uns allerdings willkommen sein: die spanische Revolution ist eine neue gründ¬<lb/> liche Niederlage des schlimmen Feindes deutscher Einheit, des Ultramontants-<lb/> mus. Die Welt hat aufs neue Gelegenheit zu sehen, wohin das Pfaffenregiment<lb/> führen muß, die Königin Jsabella wird Muße haben, über den Werth der<lb/> Rathschläge des Paters Claret und der Schwester Patrocinio nachzudenken, die<lb/> Spanier aber haben jetzt Gelegenheit zu zeigen, ob sie sich von dem Gängel¬<lb/> bande ihrer Priester frei zu machen verstehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_260"> Wir fügen der vorstehenden Mittheilung eines verehrten vieljährigen<lb/> Correspondenten den Abdruck eines zweiten uns bezüglich der spanischen Re¬<lb/> volution zugegangenen Schreibens hinzu. Obgleich dasselbe eine theilweise ab¬<lb/> weichende Anschauung vertritt, wird es den Lesern als Mittel zur Orientirung<lb/> willkommen sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_261" next="#ID_262"> „Mit dem Sturze der spanischen Bourbonen, des letzten Dynastenzweiges<lb/> jenes Geschlechtes, das nichts gelernt und nichts vergessen, ist die spanische<lb/> Thronfolge eine offene Frage geworden. Die Bourbons haben ähnlich den<lb/> Stuarts mit unvergleichlicher Frivolität die leicht zu erwerbende Volks¬<lb/> gunst verscherzt. Trotz der härtesten Bedrückungen, in denen die spanischen<lb/> Monarchen seit Jahrhunderten unter einander wetteiferten, trotz des un¬<lb/> seligsten Denk- und Glaubenszwanges, der engherzigsten Beschränkung poli¬<lb/> tischer und persönlicher Freiheit hat sich das spanische Volk stets einen un¬<lb/> verwüstlichen Kern von Loyalität und Ergebenheit gegen seine Monarchen<lb/> bewahrt bis auf das Frauenregiment Maria Christina's und ihrer Tochter.<lb/> Seit der Aufhebung des salischen Gesetzes für die spanische Thronfolge ist<lb/> die schöne Halbinsel mehr als vierzig Mal von aufständischen Bewegungen<lb/> erschüttert worden. Das Glück und die unglaublichste Verblendung der<lb/> Monarchie haben dieses Mal die Jnsurrection siegen lassen. Ruhig vollzieht<lb/> sich die neben der Thronentsetzung Ottos von Griechenland unblutigste aller<lb/> Revolutionen unseres Zeitalters. Jene furchtbare Verschwörung, die, wie<lb/> der pariser „Monde" verkündet, von Mazzini und Nattazzi, Prim und —<lb/> dem Grafen Bismarck angezettelt, durch preußisches Geld unterstützt wird und<lb/> nach dem clericalenBlatte die spanische Revolution gemacht hat, ist durchgedrun¬<lb/> gen. Und der „Monde" hat nicht Unrecht. Es besteht eine europäische Ver¬<lb/> schwörung, die auch an der spanischen Revolution Schuld ist. Die besten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0110]
thun, die Schwierigkeiten, welche die Revolution Frankreich bereitet, nicht zu
hoch anzuschlagen und uns nicht im Vertrauen darauf falscher Sicherheit zu
überlassen. Wir wünschen Spanien das Beste, dürfen aber nicht dauerhafte
Mäßigung von einem Lande hoffen, das durch jahrhundertlange Mißregie¬
rung heruntergebracht ist. Nur ein Resultat ist vorläufig sicher und dies kann
uns allerdings willkommen sein: die spanische Revolution ist eine neue gründ¬
liche Niederlage des schlimmen Feindes deutscher Einheit, des Ultramontants-
mus. Die Welt hat aufs neue Gelegenheit zu sehen, wohin das Pfaffenregiment
führen muß, die Königin Jsabella wird Muße haben, über den Werth der
Rathschläge des Paters Claret und der Schwester Patrocinio nachzudenken, die
Spanier aber haben jetzt Gelegenheit zu zeigen, ob sie sich von dem Gängel¬
bande ihrer Priester frei zu machen verstehen.
Wir fügen der vorstehenden Mittheilung eines verehrten vieljährigen
Correspondenten den Abdruck eines zweiten uns bezüglich der spanischen Re¬
volution zugegangenen Schreibens hinzu. Obgleich dasselbe eine theilweise ab¬
weichende Anschauung vertritt, wird es den Lesern als Mittel zur Orientirung
willkommen sein.
„Mit dem Sturze der spanischen Bourbonen, des letzten Dynastenzweiges
jenes Geschlechtes, das nichts gelernt und nichts vergessen, ist die spanische
Thronfolge eine offene Frage geworden. Die Bourbons haben ähnlich den
Stuarts mit unvergleichlicher Frivolität die leicht zu erwerbende Volks¬
gunst verscherzt. Trotz der härtesten Bedrückungen, in denen die spanischen
Monarchen seit Jahrhunderten unter einander wetteiferten, trotz des un¬
seligsten Denk- und Glaubenszwanges, der engherzigsten Beschränkung poli¬
tischer und persönlicher Freiheit hat sich das spanische Volk stets einen un¬
verwüstlichen Kern von Loyalität und Ergebenheit gegen seine Monarchen
bewahrt bis auf das Frauenregiment Maria Christina's und ihrer Tochter.
Seit der Aufhebung des salischen Gesetzes für die spanische Thronfolge ist
die schöne Halbinsel mehr als vierzig Mal von aufständischen Bewegungen
erschüttert worden. Das Glück und die unglaublichste Verblendung der
Monarchie haben dieses Mal die Jnsurrection siegen lassen. Ruhig vollzieht
sich die neben der Thronentsetzung Ottos von Griechenland unblutigste aller
Revolutionen unseres Zeitalters. Jene furchtbare Verschwörung, die, wie
der pariser „Monde" verkündet, von Mazzini und Nattazzi, Prim und —
dem Grafen Bismarck angezettelt, durch preußisches Geld unterstützt wird und
nach dem clericalenBlatte die spanische Revolution gemacht hat, ist durchgedrun¬
gen. Und der „Monde" hat nicht Unrecht. Es besteht eine europäische Ver¬
schwörung, die auch an der spanischen Revolution Schuld ist. Die besten
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