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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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richtige sein mag, so dürfte doch eine lösende Beantwortung der meisten der¬
selben überhaupt schwer zu geben sein.

Was die Preise von Weizen und Mehl betrifft, die gleich denen aller
anderen Artikel in Folge der jetzigen eigenthümlichen Verhältnisse in den
Ver. Staaten so hoch stehen sollen und die wir besonders ins Auge fassen
Müssen, weil jenes die Producte sind, welche, wenn verhandelt, in viel
größeren Massen exportirt werden könnten, so erinnere ich mich seit dem
o5"hre 1851 keines niedrigeren Preises für ^xtra-state-Mehl, die Qualität
von welcher die größten Massen verkauft werden, als 3^2 Dollars in
Gold, und jetzt kostet diese Waare 8,^/i<>o Dollars Papier, macht bei
einem Goldagio von 45°/g Dollars 6, 04 ä. Gold; im vergangenen
October kostete sie Dollars 10. -- macht A 140 Dollars 7. 14 Gold.
Den Preis von Dollars 8 und zwar in Gold hat der Artikel in New-
Nork aber früher auch schon mehrmals erreicht und im Jahre 1855 um
1-^-2 Dollars Gold überschritten und die Octobernotirung ist jedenfalls
denselben Factoren größtentheils zuzuschreiben, die in England und auf dem
Continente seit längerer Zeit die Brodstoffe hoch im Preise gehalten haben,
den halben und ganzen Mißernten der letzten Jahre. In England z. B.
hat das Quarter Weizen in der letzten Woche des October in den Jahren

1863, 1864, 1865, 1866, 1867
40 38/6 Ä. 42/4 6. 52/6 ä. 70/8 ä.

gekostet, ohne daß Schutzzölle oder Papiergeld die Veranlassung dazu ge¬
gegeben hätten und trotzdem, daß England als Insel den Zufuhren aller
Art, also auch von Brodstoffen leichter zugänglich ist als die meisten Staaten
und deshalb dem möglicherweise entstehenden Mangel immer vorzugsweise
leicht abhelfen kann. Die Preise von Weizen habe ich nicht angeführt, weil
die des Mehls sie immer bestimmen.

Nimmt man 5 Dollars in Gold als den Durchschnittspreis des Mehls
in den Vereinigten Staaten in der Dekade 1860--60 an, was gewiß
nicht zu niedrig gegriffen ist, so findet man jetzt also bei 8"/" Dollars
ohne das jetzige Agio von 45°/o zu berücksichtigen nur eine Steigerung von
etwas über 50°/",, gewiß kaum so viel wie bei den meisten Ländern Europas
seit zehn Jahren die Getreide- und Mehlpreise gestiegen sind. Darin liegt
aber eine entschiedene Widerlegung der Ansicht, daß die Schutzzölle in den
Ver. Staaten einen wesentlichen Einfluß auf die Steigerung aller Preise aus¬
geübt hätten.

Wie in allen civilisirten Ländern seit 15 Jahren durch die Massen des
dem Weltverkehr aus Californien und Australien zuströmenden Goldes der
Werth dieses edeln Metalls beträchtlich gesunken ist, andere Gegenstände von
stabileren Werthe, unter denen Grundeigenthum obenansteht, im Verhältniß


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richtige sein mag, so dürfte doch eine lösende Beantwortung der meisten der¬
selben überhaupt schwer zu geben sein.

Was die Preise von Weizen und Mehl betrifft, die gleich denen aller
anderen Artikel in Folge der jetzigen eigenthümlichen Verhältnisse in den
Ver. Staaten so hoch stehen sollen und die wir besonders ins Auge fassen
Müssen, weil jenes die Producte sind, welche, wenn verhandelt, in viel
größeren Massen exportirt werden könnten, so erinnere ich mich seit dem
o5«hre 1851 keines niedrigeren Preises für ^xtra-state-Mehl, die Qualität
von welcher die größten Massen verkauft werden, als 3^2 Dollars in
Gold, und jetzt kostet diese Waare 8,^/i<>o Dollars Papier, macht bei
einem Goldagio von 45°/g Dollars 6, 04 ä. Gold; im vergangenen
October kostete sie Dollars 10. — macht A 140 Dollars 7. 14 Gold.
Den Preis von Dollars 8 und zwar in Gold hat der Artikel in New-
Nork aber früher auch schon mehrmals erreicht und im Jahre 1855 um
1-^-2 Dollars Gold überschritten und die Octobernotirung ist jedenfalls
denselben Factoren größtentheils zuzuschreiben, die in England und auf dem
Continente seit längerer Zeit die Brodstoffe hoch im Preise gehalten haben,
den halben und ganzen Mißernten der letzten Jahre. In England z. B.
hat das Quarter Weizen in der letzten Woche des October in den Jahren

1863, 1864, 1865, 1866, 1867
40 38/6 Ä. 42/4 6. 52/6 ä. 70/8 ä.

gekostet, ohne daß Schutzzölle oder Papiergeld die Veranlassung dazu ge¬
gegeben hätten und trotzdem, daß England als Insel den Zufuhren aller
Art, also auch von Brodstoffen leichter zugänglich ist als die meisten Staaten
und deshalb dem möglicherweise entstehenden Mangel immer vorzugsweise
leicht abhelfen kann. Die Preise von Weizen habe ich nicht angeführt, weil
die des Mehls sie immer bestimmen.

Nimmt man 5 Dollars in Gold als den Durchschnittspreis des Mehls
in den Vereinigten Staaten in der Dekade 1860—60 an, was gewiß
nicht zu niedrig gegriffen ist, so findet man jetzt also bei 8»/« Dollars
ohne das jetzige Agio von 45°/o zu berücksichtigen nur eine Steigerung von
etwas über 50°/«,, gewiß kaum so viel wie bei den meisten Ländern Europas
seit zehn Jahren die Getreide- und Mehlpreise gestiegen sind. Darin liegt
aber eine entschiedene Widerlegung der Ansicht, daß die Schutzzölle in den
Ver. Staaten einen wesentlichen Einfluß auf die Steigerung aller Preise aus¬
geübt hätten.

Wie in allen civilisirten Ländern seit 15 Jahren durch die Massen des
dem Weltverkehr aus Californien und Australien zuströmenden Goldes der
Werth dieses edeln Metalls beträchtlich gesunken ist, andere Gegenstände von
stabileren Werthe, unter denen Grundeigenthum obenansteht, im Verhältniß


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[0517] richtige sein mag, so dürfte doch eine lösende Beantwortung der meisten der¬ selben überhaupt schwer zu geben sein. Was die Preise von Weizen und Mehl betrifft, die gleich denen aller anderen Artikel in Folge der jetzigen eigenthümlichen Verhältnisse in den Ver. Staaten so hoch stehen sollen und die wir besonders ins Auge fassen Müssen, weil jenes die Producte sind, welche, wenn verhandelt, in viel größeren Massen exportirt werden könnten, so erinnere ich mich seit dem o5«hre 1851 keines niedrigeren Preises für ^xtra-state-Mehl, die Qualität von welcher die größten Massen verkauft werden, als 3^2 Dollars in Gold, und jetzt kostet diese Waare 8,^/i<>o Dollars Papier, macht bei einem Goldagio von 45°/g Dollars 6, 04 ä. Gold; im vergangenen October kostete sie Dollars 10. — macht A 140 Dollars 7. 14 Gold. Den Preis von Dollars 8 und zwar in Gold hat der Artikel in New- Nork aber früher auch schon mehrmals erreicht und im Jahre 1855 um 1-^-2 Dollars Gold überschritten und die Octobernotirung ist jedenfalls denselben Factoren größtentheils zuzuschreiben, die in England und auf dem Continente seit längerer Zeit die Brodstoffe hoch im Preise gehalten haben, den halben und ganzen Mißernten der letzten Jahre. In England z. B. hat das Quarter Weizen in der letzten Woche des October in den Jahren 1863, 1864, 1865, 1866, 1867 40 38/6 Ä. 42/4 6. 52/6 ä. 70/8 ä. gekostet, ohne daß Schutzzölle oder Papiergeld die Veranlassung dazu ge¬ gegeben hätten und trotzdem, daß England als Insel den Zufuhren aller Art, also auch von Brodstoffen leichter zugänglich ist als die meisten Staaten und deshalb dem möglicherweise entstehenden Mangel immer vorzugsweise leicht abhelfen kann. Die Preise von Weizen habe ich nicht angeführt, weil die des Mehls sie immer bestimmen. Nimmt man 5 Dollars in Gold als den Durchschnittspreis des Mehls in den Vereinigten Staaten in der Dekade 1860—60 an, was gewiß nicht zu niedrig gegriffen ist, so findet man jetzt also bei 8»/« Dollars ohne das jetzige Agio von 45°/o zu berücksichtigen nur eine Steigerung von etwas über 50°/«,, gewiß kaum so viel wie bei den meisten Ländern Europas seit zehn Jahren die Getreide- und Mehlpreise gestiegen sind. Darin liegt aber eine entschiedene Widerlegung der Ansicht, daß die Schutzzölle in den Ver. Staaten einen wesentlichen Einfluß auf die Steigerung aller Preise aus¬ geübt hätten. Wie in allen civilisirten Ländern seit 15 Jahren durch die Massen des dem Weltverkehr aus Californien und Australien zuströmenden Goldes der Werth dieses edeln Metalls beträchtlich gesunken ist, andere Gegenstände von stabileren Werthe, unter denen Grundeigenthum obenansteht, im Verhältniß 61*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/517>, abgerufen am 04.07.2024.