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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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gestiegen sind, so auch bei uns. Es hat seit 1830 eine allgemeine Steige¬
rung im Preise von Grundeigenthum stattgefunden, die durch große Spe¬
kulationen in den Jahren 1833 und 1836 übertrieben wurde, bis ihr das
Jahr 1837 ein höchst gebieterisches Halt zurief. Die Folgen dieses unglücks¬
vollen Jahres machten sich, von einer magern Ernte 1838 unterstützt, bis zum
Jahre 1839 sehr bemerklich und trugen stark zur Billigkeit des Lebens bei,
sodaß 1839 der Unterschied zwischen Deutschland und den Ver. Se. in den
Kosten des Lebens lange nicht so stark war wie 1850.

Vom Herbst 1839 bis Anfang 1861 steuerte das Land aus höhere Preise
los, aber der Bürgerkrieg begann und arbeitete dem natürlichen Gange der
Dinge mit solcher Macht entgegen, daß in den Jahren 1861 und 1862 Häuser,
Waaren und andere Werthobjecte billiger zu haben waren als seit Jahren
Mit dem Steigen des Goldagios und der daraus hervorgehenden Steigerung
der Preise von begehrten importirten Waaren näherten sich auch Grundstücke
ihrem früheren Werthe, um in kurzer Zeit bei den tollen Sprüngen des Gold¬
agios als eine sichere Capitalanlage, wenn auch zu mäßigem Zinsfuße, be¬
vorzugt zu werden. Der Krieg wurde beendigt und mit dem größtentheils
nur imaginären Bedürfnisse nach Waaren und Arbeitern für den Süden,
wenigstens rücksichtlich der Waaren, machte sich eine rapide Preissteigerung
alles Kausbaren, besonders aller zum Bau und zur Einrichtung von Häusern
nöthigen Materialien, sowie auch eine starke Erhöhung der meisten Arbeits¬
löhne geltend. Die amerikanischen Fabriken bezahlten in Folge des starken
Waarenabsatzes zu hohen Preisen, 25°/<> -- 40"/<> Dividenden, der gewöhn¬
liche Gewinn an Importen, 10"/<,, wurde doppelt, dreifach und in vielen
Fällen in noch größerer Vervielfältigung realisirt. Aber die Masse des Volkes,
die Arbeiter, mußten um leben zu können natürlich für ihr Product, das
was sie jeden Tag mit ihren Händen hervorbringen konnten, besser bezahlt
werden und wurden es auch um so leichter, als die aus den Reihen der
Armee in das bürgerliche Leben zurücktretenden sieben oder acht Hunderttausend
Männer sich im Herbste 1865 und dem darauf folgenden Winter sehr wenig
um Arbeiten d. h. Produciren kümmerten, sondern sich größtentheils der
angenehmen Aufgabe widmeten, den eben ausgezahlten rückständigen Sold
mehrerer Monate sowie die ihnen vom Congresse und den einzelnen Staaten
bewilligten Prämiengelder, einen Betrag von 100 bis 800 Dollars pro
Mann, in möglichst kurzer Zeit durchzubringen.

Was der wirkliche und imaginäre Bedarf des Südens nicht that, das
that im höchsten Grade der Norden durch Verschwendung der zurückgekehrten
Krieger: eben den Schwindel auf die Spitze zu treiben.

Der Trunkenheit folgte die Reaction, die leider eine lange, zum Theil
noch dauernde und für Viele sehr bittere geworden ist. Die meisten Fabriken


gestiegen sind, so auch bei uns. Es hat seit 1830 eine allgemeine Steige¬
rung im Preise von Grundeigenthum stattgefunden, die durch große Spe¬
kulationen in den Jahren 1833 und 1836 übertrieben wurde, bis ihr das
Jahr 1837 ein höchst gebieterisches Halt zurief. Die Folgen dieses unglücks¬
vollen Jahres machten sich, von einer magern Ernte 1838 unterstützt, bis zum
Jahre 1839 sehr bemerklich und trugen stark zur Billigkeit des Lebens bei,
sodaß 1839 der Unterschied zwischen Deutschland und den Ver. Se. in den
Kosten des Lebens lange nicht so stark war wie 1850.

Vom Herbst 1839 bis Anfang 1861 steuerte das Land aus höhere Preise
los, aber der Bürgerkrieg begann und arbeitete dem natürlichen Gange der
Dinge mit solcher Macht entgegen, daß in den Jahren 1861 und 1862 Häuser,
Waaren und andere Werthobjecte billiger zu haben waren als seit Jahren
Mit dem Steigen des Goldagios und der daraus hervorgehenden Steigerung
der Preise von begehrten importirten Waaren näherten sich auch Grundstücke
ihrem früheren Werthe, um in kurzer Zeit bei den tollen Sprüngen des Gold¬
agios als eine sichere Capitalanlage, wenn auch zu mäßigem Zinsfuße, be¬
vorzugt zu werden. Der Krieg wurde beendigt und mit dem größtentheils
nur imaginären Bedürfnisse nach Waaren und Arbeitern für den Süden,
wenigstens rücksichtlich der Waaren, machte sich eine rapide Preissteigerung
alles Kausbaren, besonders aller zum Bau und zur Einrichtung von Häusern
nöthigen Materialien, sowie auch eine starke Erhöhung der meisten Arbeits¬
löhne geltend. Die amerikanischen Fabriken bezahlten in Folge des starken
Waarenabsatzes zu hohen Preisen, 25°/<> — 40"/<> Dividenden, der gewöhn¬
liche Gewinn an Importen, 10"/<,, wurde doppelt, dreifach und in vielen
Fällen in noch größerer Vervielfältigung realisirt. Aber die Masse des Volkes,
die Arbeiter, mußten um leben zu können natürlich für ihr Product, das
was sie jeden Tag mit ihren Händen hervorbringen konnten, besser bezahlt
werden und wurden es auch um so leichter, als die aus den Reihen der
Armee in das bürgerliche Leben zurücktretenden sieben oder acht Hunderttausend
Männer sich im Herbste 1865 und dem darauf folgenden Winter sehr wenig
um Arbeiten d. h. Produciren kümmerten, sondern sich größtentheils der
angenehmen Aufgabe widmeten, den eben ausgezahlten rückständigen Sold
mehrerer Monate sowie die ihnen vom Congresse und den einzelnen Staaten
bewilligten Prämiengelder, einen Betrag von 100 bis 800 Dollars pro
Mann, in möglichst kurzer Zeit durchzubringen.

Was der wirkliche und imaginäre Bedarf des Südens nicht that, das
that im höchsten Grade der Norden durch Verschwendung der zurückgekehrten
Krieger: eben den Schwindel auf die Spitze zu treiben.

Der Trunkenheit folgte die Reaction, die leider eine lange, zum Theil
noch dauernde und für Viele sehr bittere geworden ist. Die meisten Fabriken


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/518>, abgerufen am 04.07.2024.