Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

Bild:
<< vorherige Seite

28--31 Fuß, dagegen 37 Mal 32^2^34 Fuß Wasser waren, was für die größten
Kriegsschiffe genügt und ein günstigeres Verhältniß als die holländischen, franzö¬
sischen und die meisten englischen Häfen darstellt. Die Breite des Fahrwassers auf
der Barre aber gestattet den größten Kriegsschiffen nicht blos das Durch¬
dampfen, sondern selbst das Einsegeln, während kleinere Schiffe sogar laviren
können. Nach Anbringung genügender Tonnen und Leuchtfeuer ist die Ein¬
fahrt als völlig sicher und bequem zu betrachten, während andererseits nach
Wegnahme dieser Seezeichen im Kriegsfall die Sandbänke einen natürlichen
Schutz gegen feindliche Kriegsschiffe bieten, die dann weiter entfernt bleiben
müssen als ihre Kanonen tragen. Im Interesse der Vertheidigungsfähigkeit
dürfte sich aber noch empfehlen, die Insel Wangerooge zu befestigen. Auch
schweben dem Vernehmen nach augenblicklich Verhandlungen zwischen Preußen
und Oldenburg, wonach letzteres Wangerooge abtreten und der vielbesproche¬
nen Last der Erhaltung des Leuchtthurmes und der Sicherung der Insel
(Schutzmauer für diese und den Leuchtthurm) enthoben werden soll. Die
letztere nämlich verliert jedes Jahr mehr Land durch Abspülungen (besonders
18S5), und da nicht blos die Insel an sich ihren Werth hat, sondern da be¬
sonders der Kirchthurm ein wichtiges Seezeichen für die Schifffahrt ist, muß
man versuchen, die Insel durch Uferbauten wie bei Brunsbüttel zu sichern --
doch ist auch vorgeschlagen worden, ein zweites Feuerschiff an die Schlüssel¬
tonne zu legen, zum Ersatz des Wangerooger Thurmes, dessen Erhaltung
Oldenburg so schwer fällt. Uebrigens hat sich Oldenburg bei allen Verhand¬
lungen in d-ieser Hafenfrage in einer Weise benommen, die den nationalen
Interessen wenigstens nie hinderlich gewesen ist, im directesten Gegensatze zu
der unverantwortlichen Politik Hannovers. Mag man, meint mit vollstem
Recht ein.bremer Blatt, von dem deutsch-nationalen Standpunkt aus heute
über die Bedingungen, welche Oldenburg bei den Verträgen mit Preußen
stellte, denken wie man will, man wird es dem oldenburger Ländchen nicht
verargen können, daß es aus Preußens Streben, eine Seemacht zu werden,
auch für sich möglichst Profit zu ziehen suchte: man wird aber auch den
beiderseitigen Regierungen die Anerkennung nicht versagen können, daß sie
schon in einer sehr schwungloser, ja trüben Zeit den Gedanken einer natio¬
nalen Aufgabe von äußerster politischer Tragweite zu fassen und zu ver¬
körpern gewußt haben, deren. Ausführung jetzt dem wiedergebornen Deutsch'
land den Schutz seiner Küsten und seines Handels für immer sicher stellt.

Es war am 20. Juli 1833 als zwischen Oldenburg und Preußen ein
Vertrag abgeschlossen wurde, dahin gehend, daß Oldenburg zur Anlage eines
Kriegshafens westlich der Jahdemündung ein Stück der Küste von 1211
Preußischen Morgen, den Kirchspielen Heppens und Neuende zugehörig, und
ebenso östlich der Jahdemündung zur Anlage von Strandbatterien bei Eck-


28—31 Fuß, dagegen 37 Mal 32^2^34 Fuß Wasser waren, was für die größten
Kriegsschiffe genügt und ein günstigeres Verhältniß als die holländischen, franzö¬
sischen und die meisten englischen Häfen darstellt. Die Breite des Fahrwassers auf
der Barre aber gestattet den größten Kriegsschiffen nicht blos das Durch¬
dampfen, sondern selbst das Einsegeln, während kleinere Schiffe sogar laviren
können. Nach Anbringung genügender Tonnen und Leuchtfeuer ist die Ein¬
fahrt als völlig sicher und bequem zu betrachten, während andererseits nach
Wegnahme dieser Seezeichen im Kriegsfall die Sandbänke einen natürlichen
Schutz gegen feindliche Kriegsschiffe bieten, die dann weiter entfernt bleiben
müssen als ihre Kanonen tragen. Im Interesse der Vertheidigungsfähigkeit
dürfte sich aber noch empfehlen, die Insel Wangerooge zu befestigen. Auch
schweben dem Vernehmen nach augenblicklich Verhandlungen zwischen Preußen
und Oldenburg, wonach letzteres Wangerooge abtreten und der vielbesproche¬
nen Last der Erhaltung des Leuchtthurmes und der Sicherung der Insel
(Schutzmauer für diese und den Leuchtthurm) enthoben werden soll. Die
letztere nämlich verliert jedes Jahr mehr Land durch Abspülungen (besonders
18S5), und da nicht blos die Insel an sich ihren Werth hat, sondern da be¬
sonders der Kirchthurm ein wichtiges Seezeichen für die Schifffahrt ist, muß
man versuchen, die Insel durch Uferbauten wie bei Brunsbüttel zu sichern —
doch ist auch vorgeschlagen worden, ein zweites Feuerschiff an die Schlüssel¬
tonne zu legen, zum Ersatz des Wangerooger Thurmes, dessen Erhaltung
Oldenburg so schwer fällt. Uebrigens hat sich Oldenburg bei allen Verhand¬
lungen in d-ieser Hafenfrage in einer Weise benommen, die den nationalen
Interessen wenigstens nie hinderlich gewesen ist, im directesten Gegensatze zu
der unverantwortlichen Politik Hannovers. Mag man, meint mit vollstem
Recht ein.bremer Blatt, von dem deutsch-nationalen Standpunkt aus heute
über die Bedingungen, welche Oldenburg bei den Verträgen mit Preußen
stellte, denken wie man will, man wird es dem oldenburger Ländchen nicht
verargen können, daß es aus Preußens Streben, eine Seemacht zu werden,
auch für sich möglichst Profit zu ziehen suchte: man wird aber auch den
beiderseitigen Regierungen die Anerkennung nicht versagen können, daß sie
schon in einer sehr schwungloser, ja trüben Zeit den Gedanken einer natio¬
nalen Aufgabe von äußerster politischer Tragweite zu fassen und zu ver¬
körpern gewußt haben, deren. Ausführung jetzt dem wiedergebornen Deutsch'
land den Schutz seiner Küsten und seines Handels für immer sicher stellt.

Es war am 20. Juli 1833 als zwischen Oldenburg und Preußen ein
Vertrag abgeschlossen wurde, dahin gehend, daß Oldenburg zur Anlage eines
Kriegshafens westlich der Jahdemündung ein Stück der Küste von 1211
Preußischen Morgen, den Kirchspielen Heppens und Neuende zugehörig, und
ebenso östlich der Jahdemündung zur Anlage von Strandbatterien bei Eck-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0484" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287196"/>
            <p xml:id="ID_1235" prev="#ID_1234"> 28&#x2014;31 Fuß, dagegen 37 Mal 32^2^34 Fuß Wasser waren, was für die größten<lb/>
Kriegsschiffe genügt und ein günstigeres Verhältniß als die holländischen, franzö¬<lb/>
sischen und die meisten englischen Häfen darstellt. Die Breite des Fahrwassers auf<lb/>
der Barre aber gestattet den größten Kriegsschiffen nicht blos das Durch¬<lb/>
dampfen, sondern selbst das Einsegeln, während kleinere Schiffe sogar laviren<lb/>
können. Nach Anbringung genügender Tonnen und Leuchtfeuer ist die Ein¬<lb/>
fahrt als völlig sicher und bequem zu betrachten, während andererseits nach<lb/>
Wegnahme dieser Seezeichen im Kriegsfall die Sandbänke einen natürlichen<lb/>
Schutz gegen feindliche Kriegsschiffe bieten, die dann weiter entfernt bleiben<lb/>
müssen als ihre Kanonen tragen. Im Interesse der Vertheidigungsfähigkeit<lb/>
dürfte sich aber noch empfehlen, die Insel Wangerooge zu befestigen. Auch<lb/>
schweben dem Vernehmen nach augenblicklich Verhandlungen zwischen Preußen<lb/>
und Oldenburg, wonach letzteres Wangerooge abtreten und der vielbesproche¬<lb/>
nen Last der Erhaltung des Leuchtthurmes und der Sicherung der Insel<lb/>
(Schutzmauer für diese und den Leuchtthurm) enthoben werden soll. Die<lb/>
letztere nämlich verliert jedes Jahr mehr Land durch Abspülungen (besonders<lb/>
18S5), und da nicht blos die Insel an sich ihren Werth hat, sondern da be¬<lb/>
sonders der Kirchthurm ein wichtiges Seezeichen für die Schifffahrt ist, muß<lb/>
man versuchen, die Insel durch Uferbauten wie bei Brunsbüttel zu sichern &#x2014;<lb/>
doch ist auch vorgeschlagen worden, ein zweites Feuerschiff an die Schlüssel¬<lb/>
tonne zu legen, zum Ersatz des Wangerooger Thurmes, dessen Erhaltung<lb/>
Oldenburg so schwer fällt. Uebrigens hat sich Oldenburg bei allen Verhand¬<lb/>
lungen in d-ieser Hafenfrage in einer Weise benommen, die den nationalen<lb/>
Interessen wenigstens nie hinderlich gewesen ist, im directesten Gegensatze zu<lb/>
der unverantwortlichen Politik Hannovers. Mag man, meint mit vollstem<lb/>
Recht ein.bremer Blatt, von dem deutsch-nationalen Standpunkt aus heute<lb/>
über die Bedingungen, welche Oldenburg bei den Verträgen mit Preußen<lb/>
stellte, denken wie man will, man wird es dem oldenburger Ländchen nicht<lb/>
verargen können, daß es aus Preußens Streben, eine Seemacht zu werden,<lb/>
auch für sich möglichst Profit zu ziehen suchte: man wird aber auch den<lb/>
beiderseitigen Regierungen die Anerkennung nicht versagen können, daß sie<lb/>
schon in einer sehr schwungloser, ja trüben Zeit den Gedanken einer natio¬<lb/>
nalen Aufgabe von äußerster politischer Tragweite zu fassen und zu ver¬<lb/>
körpern gewußt haben, deren. Ausführung jetzt dem wiedergebornen Deutsch'<lb/>
land den Schutz seiner Küsten und seines Handels für immer sicher stellt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1236" next="#ID_1237"> Es war am 20. Juli 1833 als zwischen Oldenburg und Preußen ein<lb/>
Vertrag abgeschlossen wurde, dahin gehend, daß Oldenburg zur Anlage eines<lb/>
Kriegshafens westlich der Jahdemündung ein Stück der Küste von 1211<lb/>
Preußischen Morgen, den Kirchspielen Heppens und Neuende zugehörig, und<lb/>
ebenso östlich der Jahdemündung zur Anlage von Strandbatterien bei Eck-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0484] 28—31 Fuß, dagegen 37 Mal 32^2^34 Fuß Wasser waren, was für die größten Kriegsschiffe genügt und ein günstigeres Verhältniß als die holländischen, franzö¬ sischen und die meisten englischen Häfen darstellt. Die Breite des Fahrwassers auf der Barre aber gestattet den größten Kriegsschiffen nicht blos das Durch¬ dampfen, sondern selbst das Einsegeln, während kleinere Schiffe sogar laviren können. Nach Anbringung genügender Tonnen und Leuchtfeuer ist die Ein¬ fahrt als völlig sicher und bequem zu betrachten, während andererseits nach Wegnahme dieser Seezeichen im Kriegsfall die Sandbänke einen natürlichen Schutz gegen feindliche Kriegsschiffe bieten, die dann weiter entfernt bleiben müssen als ihre Kanonen tragen. Im Interesse der Vertheidigungsfähigkeit dürfte sich aber noch empfehlen, die Insel Wangerooge zu befestigen. Auch schweben dem Vernehmen nach augenblicklich Verhandlungen zwischen Preußen und Oldenburg, wonach letzteres Wangerooge abtreten und der vielbesproche¬ nen Last der Erhaltung des Leuchtthurmes und der Sicherung der Insel (Schutzmauer für diese und den Leuchtthurm) enthoben werden soll. Die letztere nämlich verliert jedes Jahr mehr Land durch Abspülungen (besonders 18S5), und da nicht blos die Insel an sich ihren Werth hat, sondern da be¬ sonders der Kirchthurm ein wichtiges Seezeichen für die Schifffahrt ist, muß man versuchen, die Insel durch Uferbauten wie bei Brunsbüttel zu sichern — doch ist auch vorgeschlagen worden, ein zweites Feuerschiff an die Schlüssel¬ tonne zu legen, zum Ersatz des Wangerooger Thurmes, dessen Erhaltung Oldenburg so schwer fällt. Uebrigens hat sich Oldenburg bei allen Verhand¬ lungen in d-ieser Hafenfrage in einer Weise benommen, die den nationalen Interessen wenigstens nie hinderlich gewesen ist, im directesten Gegensatze zu der unverantwortlichen Politik Hannovers. Mag man, meint mit vollstem Recht ein.bremer Blatt, von dem deutsch-nationalen Standpunkt aus heute über die Bedingungen, welche Oldenburg bei den Verträgen mit Preußen stellte, denken wie man will, man wird es dem oldenburger Ländchen nicht verargen können, daß es aus Preußens Streben, eine Seemacht zu werden, auch für sich möglichst Profit zu ziehen suchte: man wird aber auch den beiderseitigen Regierungen die Anerkennung nicht versagen können, daß sie schon in einer sehr schwungloser, ja trüben Zeit den Gedanken einer natio¬ nalen Aufgabe von äußerster politischer Tragweite zu fassen und zu ver¬ körpern gewußt haben, deren. Ausführung jetzt dem wiedergebornen Deutsch' land den Schutz seiner Küsten und seines Handels für immer sicher stellt. Es war am 20. Juli 1833 als zwischen Oldenburg und Preußen ein Vertrag abgeschlossen wurde, dahin gehend, daß Oldenburg zur Anlage eines Kriegshafens westlich der Jahdemündung ein Stück der Küste von 1211 Preußischen Morgen, den Kirchspielen Heppens und Neuende zugehörig, und ebenso östlich der Jahdemündung zur Anlage von Strandbatterien bei Eck-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/484
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/484>, abgerufen am 04.07.2024.