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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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Der Ausstrom der Jcchde selbst geht nun, wie wir oben erwähnten, in
einer Breite von 1200 Ruthen (7s Meile) und 4 Meilen Länge bis zur
offenen See fast gerade gegen Norden. Links (westlich) begleitet ihn als
Ufer das Rustringer- und weiterhin das Wangerland. rechts (östlich) zunächst
das nur 2 Meilen breite Butjadingerland mit Eckwarden, und weiterhin
nach Norden die Sandbänke und Untiefen, welche Reste früheren Festlandes
(Marschlandes) sind (Hoheweg) und den Jahdestrom vom Weserstrom schei¬
den. Jener wird nun durch die Bänke derart eingeengt, daß er für große
Seeschiffe nur die an sich allerdings immer noch sehr beträchtliche Breite
von 300 Ruthen (1300 Schritt) behält, bei einer Tiefe von 3 Faden (30
Fuß): ein Stück vor seinem Austritt in die Nordsee hat er sogar 600 Ruthen
Breite und 7 Faden (42 F.) Tiefe. Von hier ab. beinahe in der Höhe der
Insel Wangerooge, beginnt die Außenjahde; sie theilt sich beim Durchbruch
durch die äußerste Kette der Sandbänke in 3 Arme und überschreitet die
Barre in 3 Stromrinnen, welche sich der Insel Wangerooge gegenüber
wieder in ein Fahrwasser vereinigen und neben dem Weserfahrwasser in die
Nordsee treten, wobei das Jahdefahrwasser durch eine Adlertonne, das Weser¬
fahrwasser durch eine Schlüfseltonne bezeichnet ist*).

Bon den drei erwähnten Stromrinnen -- beide Hauptarme haben durch¬
schnittlich 3--7 Faden Wasser bei niedrigem Stand -- ist die westlichste die
Wangerooger Fahrt, welche an der Nordostseite der gleichnamigen Insel hin¬
führt; in der Mitte läuft das Mittel- oder Nörder-Fahrwasser, das übrigens
unbedeutend und darum nicht durch Tonnen markirt ist; die östlichste ist die
Weserfahrt, welche sich mit dem eigentlichen Weserstrom vereinigt"").

Auch in England sind die Häfen meist nur bei Fluth anzukaufen, und
selbst im Hauptkriegshafen Portsmouth begegnete es bei der vorjährigen
Revue vor dem Sultan der Panzerfregatte "Valiant". daß sie beinahe auf
der Barre festgerathen wäre -- die schweren Schiffe müssen immer erst auf
der Rhede (allerdings nicht außerhalb derselben) die Fluth abwarten. Rechnen
Kir nun auch hier beim Jahdefahrwasser die gewöhnliche Fluth von 10 Fuß
Höhe hinzu, so erhalten wir das vergleichsweise sehr günstige Ergebniß, daß
der flachsten Stelle der Wangerooger Fahrt in 4 Jahren nur 6 Mal




') Hier in der Außenjahde wird auch vom Herbst nächsten Jahres ab ein Feuerschiff sea-
'oniren. dessen Bau gegenwärtig auf der königl. Werst zu Danzig in Angriff genommen ist,
- h- ein kleines Schiff von kurzem und starkem Bau. das stets in diesem Fahrwasser ver-
""kerk liegt und auf der Spitze seines kurzen Maseh eine Laterne trägt, sodaß es gleichsam
^ schwimmender Leuchtthurm dient.
"
) Die seit 18S8 allmonatlich ausgeführten Peilungen ergeben das günstige Resultat,
bei Ebbe, also niedrigstem Wasserstande die Wangerooger Fahrt gewöhnlich 24 Fuß, höch¬
stens 28'/, Fuß und wenigstens 18 Fuß. die Weserfahrt dagegen gewöhnlich 19-/z Fuß. hoch-
>"us 21 Fuß und wenigstens 16-/, Fuß Wasser hatte.
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Der Ausstrom der Jcchde selbst geht nun, wie wir oben erwähnten, in
einer Breite von 1200 Ruthen (7s Meile) und 4 Meilen Länge bis zur
offenen See fast gerade gegen Norden. Links (westlich) begleitet ihn als
Ufer das Rustringer- und weiterhin das Wangerland. rechts (östlich) zunächst
das nur 2 Meilen breite Butjadingerland mit Eckwarden, und weiterhin
nach Norden die Sandbänke und Untiefen, welche Reste früheren Festlandes
(Marschlandes) sind (Hoheweg) und den Jahdestrom vom Weserstrom schei¬
den. Jener wird nun durch die Bänke derart eingeengt, daß er für große
Seeschiffe nur die an sich allerdings immer noch sehr beträchtliche Breite
von 300 Ruthen (1300 Schritt) behält, bei einer Tiefe von 3 Faden (30
Fuß): ein Stück vor seinem Austritt in die Nordsee hat er sogar 600 Ruthen
Breite und 7 Faden (42 F.) Tiefe. Von hier ab. beinahe in der Höhe der
Insel Wangerooge, beginnt die Außenjahde; sie theilt sich beim Durchbruch
durch die äußerste Kette der Sandbänke in 3 Arme und überschreitet die
Barre in 3 Stromrinnen, welche sich der Insel Wangerooge gegenüber
wieder in ein Fahrwasser vereinigen und neben dem Weserfahrwasser in die
Nordsee treten, wobei das Jahdefahrwasser durch eine Adlertonne, das Weser¬
fahrwasser durch eine Schlüfseltonne bezeichnet ist*).

Bon den drei erwähnten Stromrinnen — beide Hauptarme haben durch¬
schnittlich 3—7 Faden Wasser bei niedrigem Stand — ist die westlichste die
Wangerooger Fahrt, welche an der Nordostseite der gleichnamigen Insel hin¬
führt; in der Mitte läuft das Mittel- oder Nörder-Fahrwasser, das übrigens
unbedeutend und darum nicht durch Tonnen markirt ist; die östlichste ist die
Weserfahrt, welche sich mit dem eigentlichen Weserstrom vereinigt"").

Auch in England sind die Häfen meist nur bei Fluth anzukaufen, und
selbst im Hauptkriegshafen Portsmouth begegnete es bei der vorjährigen
Revue vor dem Sultan der Panzerfregatte „Valiant". daß sie beinahe auf
der Barre festgerathen wäre — die schweren Schiffe müssen immer erst auf
der Rhede (allerdings nicht außerhalb derselben) die Fluth abwarten. Rechnen
Kir nun auch hier beim Jahdefahrwasser die gewöhnliche Fluth von 10 Fuß
Höhe hinzu, so erhalten wir das vergleichsweise sehr günstige Ergebniß, daß
der flachsten Stelle der Wangerooger Fahrt in 4 Jahren nur 6 Mal




') Hier in der Außenjahde wird auch vom Herbst nächsten Jahres ab ein Feuerschiff sea-
'oniren. dessen Bau gegenwärtig auf der königl. Werst zu Danzig in Angriff genommen ist,
- h- ein kleines Schiff von kurzem und starkem Bau. das stets in diesem Fahrwasser ver-
""kerk liegt und auf der Spitze seines kurzen Maseh eine Laterne trägt, sodaß es gleichsam
^ schwimmender Leuchtthurm dient.
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) Die seit 18S8 allmonatlich ausgeführten Peilungen ergeben das günstige Resultat,
bei Ebbe, also niedrigstem Wasserstande die Wangerooger Fahrt gewöhnlich 24 Fuß, höch¬
stens 28'/, Fuß und wenigstens 18 Fuß. die Weserfahrt dagegen gewöhnlich 19-/z Fuß. hoch-
>«us 21 Fuß und wenigstens 16-/, Fuß Wasser hatte.
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[0483] Der Ausstrom der Jcchde selbst geht nun, wie wir oben erwähnten, in einer Breite von 1200 Ruthen (7s Meile) und 4 Meilen Länge bis zur offenen See fast gerade gegen Norden. Links (westlich) begleitet ihn als Ufer das Rustringer- und weiterhin das Wangerland. rechts (östlich) zunächst das nur 2 Meilen breite Butjadingerland mit Eckwarden, und weiterhin nach Norden die Sandbänke und Untiefen, welche Reste früheren Festlandes (Marschlandes) sind (Hoheweg) und den Jahdestrom vom Weserstrom schei¬ den. Jener wird nun durch die Bänke derart eingeengt, daß er für große Seeschiffe nur die an sich allerdings immer noch sehr beträchtliche Breite von 300 Ruthen (1300 Schritt) behält, bei einer Tiefe von 3 Faden (30 Fuß): ein Stück vor seinem Austritt in die Nordsee hat er sogar 600 Ruthen Breite und 7 Faden (42 F.) Tiefe. Von hier ab. beinahe in der Höhe der Insel Wangerooge, beginnt die Außenjahde; sie theilt sich beim Durchbruch durch die äußerste Kette der Sandbänke in 3 Arme und überschreitet die Barre in 3 Stromrinnen, welche sich der Insel Wangerooge gegenüber wieder in ein Fahrwasser vereinigen und neben dem Weserfahrwasser in die Nordsee treten, wobei das Jahdefahrwasser durch eine Adlertonne, das Weser¬ fahrwasser durch eine Schlüfseltonne bezeichnet ist*). Bon den drei erwähnten Stromrinnen — beide Hauptarme haben durch¬ schnittlich 3—7 Faden Wasser bei niedrigem Stand — ist die westlichste die Wangerooger Fahrt, welche an der Nordostseite der gleichnamigen Insel hin¬ führt; in der Mitte läuft das Mittel- oder Nörder-Fahrwasser, das übrigens unbedeutend und darum nicht durch Tonnen markirt ist; die östlichste ist die Weserfahrt, welche sich mit dem eigentlichen Weserstrom vereinigt""). Auch in England sind die Häfen meist nur bei Fluth anzukaufen, und selbst im Hauptkriegshafen Portsmouth begegnete es bei der vorjährigen Revue vor dem Sultan der Panzerfregatte „Valiant". daß sie beinahe auf der Barre festgerathen wäre — die schweren Schiffe müssen immer erst auf der Rhede (allerdings nicht außerhalb derselben) die Fluth abwarten. Rechnen Kir nun auch hier beim Jahdefahrwasser die gewöhnliche Fluth von 10 Fuß Höhe hinzu, so erhalten wir das vergleichsweise sehr günstige Ergebniß, daß der flachsten Stelle der Wangerooger Fahrt in 4 Jahren nur 6 Mal ') Hier in der Außenjahde wird auch vom Herbst nächsten Jahres ab ein Feuerschiff sea- 'oniren. dessen Bau gegenwärtig auf der königl. Werst zu Danzig in Angriff genommen ist, - h- ein kleines Schiff von kurzem und starkem Bau. das stets in diesem Fahrwasser ver- ""kerk liegt und auf der Spitze seines kurzen Maseh eine Laterne trägt, sodaß es gleichsam ^ schwimmender Leuchtthurm dient. " ) Die seit 18S8 allmonatlich ausgeführten Peilungen ergeben das günstige Resultat, bei Ebbe, also niedrigstem Wasserstande die Wangerooger Fahrt gewöhnlich 24 Fuß, höch¬ stens 28'/, Fuß und wenigstens 18 Fuß. die Weserfahrt dagegen gewöhnlich 19-/z Fuß. hoch- >«us 21 Fuß und wenigstens 16-/, Fuß Wasser hatte. 57*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/483>, abgerufen am 04.07.2024.