Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.Ergebniß war ein gemeinsamer Sieg Preußens und Italiens. Wirklich hatten In der That ward dadurch eine Intimität der Beziehungen zwischen Die italienischen Staatsmänner täuschten sich nicht darüber, daß der Ergebniß war ein gemeinsamer Sieg Preußens und Italiens. Wirklich hatten In der That ward dadurch eine Intimität der Beziehungen zwischen Die italienischen Staatsmänner täuschten sich nicht darüber, daß der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0395" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287107"/> <p xml:id="ID_1004" prev="#ID_1003"> Ergebniß war ein gemeinsamer Sieg Preußens und Italiens. Wirklich hatten<lb/> Baiern und Sachsen wenige Wochen vor der Unterzeichnung des Handels¬<lb/> vertrags, die mit jener Klausel am 31. December erfolgte, das Königreich<lb/> Italien anerkannt, ein Entschluß, der ihnen bekanntlich erleichtert wurde durch,<lb/> ihre Gereiztheit gegen Oestreich, das noch immer nicht zur „Bundespolitik"<lb/> zurückkehren wollte. Preußen schlug nun Italien vor, es möge sich mit der<lb/> Anerkennung der Mehrzahl der Zollvereinsstaaten begnügen, um den Handels¬<lb/> vertrag perfect zu machen, da es ihm unbillig scheine, die Mehrheit der<lb/> deutschen Länder unter dem Uebelwollen einer schwachen Minderheit der Re¬<lb/> gierungen leiden zu lassen. Infolge dessen wurde vereinbart, daß der Han¬<lb/> delsvertrag sofort in Kraft treten könne, aber in provisorischer und wider¬<lb/> ruflicher Weise, und daß er erst im Fall der Anerkennung Italiens durch<lb/> sämmtliche deutsche Staaten definitiv werden solle. Dadurch war nicht blos<lb/> Preußen sondern auch die Mehrzahl der anderen Staaten gewissermaßen ver¬<lb/> pflichtet, auf die noch unter Oestreichs Einfluß widerstrebenden Vereinsglieder<lb/> Druck auszuüben. Dies gelang denn auch vollkommen; schließlich widerstreb¬<lb/> ten nur noch Hannover und Nassau, die beide bald darauf aufhören sollten,<lb/> selbständige Staaten zu sein, die aber wenigstens mit dem Bewußtsein star¬<lb/> ben, sich nicht durch die Anerkennung des Königreichs Italien befleckt zu<lb/> haben. — Die politische Wichtigkeit dieser Verhandlungen scheint Jacini so er¬<lb/> heblich, daß er sagt: sie verhalten sich zu den Ereignissen von 1866 wie<lb/> die Theilnahme Piemonts am Krimkrieg zu den Ereignissen von 1859.</p><lb/> <p xml:id="ID_1005"> In der That ward dadurch eine Intimität der Beziehungen zwischen<lb/> Preußen und Italien hergestellt, welche erlaubte, daß bereits im Sommer<lb/> 1865 ein Gedankenaustausch bezüglich der Eventualität einer gemeinsamen<lb/> Action Preußens und Italiens gegen Oestreich stattfand. Graf Bismarck<lb/> begünstigte diese Idee. Nicht daß er damals absolut den Krieg wollte, wohl<lb/> aber war er entschlossen, selbst um den Preis eines Krieges den Rivalitäts¬<lb/> streit mit Oestreich siegreich zu Ende zu führen. Es war im August 1865.<lb/> als in Florenz im Auftrage des Grafen Bismarck über die Geneigtheit Ita¬<lb/> liens, einen gemeinsamen Krieg gegen Oestreich zu führen, eine mündliche<lb/> Anfrage gestellt wurde. Darauf wurde sofort gleichfalls mündlich erklärt, die<lb/> Gefühle der italienischen Regierung gegen Oestreich seien bekannt; indessen<lb/> Möge das berliner Cabinet seinen Vorschlag Präcisiren, woraus ihm unver¬<lb/> züglich die bestimmten Absichten der italienischen Regierung mitgetheilt wür¬<lb/> den. Anstatt einer Antwort traf die Nachricht vom Abschluß des gastein er<lb/> Vertrags ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1006" next="#ID_1007"> Die italienischen Staatsmänner täuschten sich nicht darüber, daß der<lb/> gasteiner Vertrag keine definitive Lösung war. Indessen daß dieser Vertrag<lb/> abgeschlossen wurde unmittelbar nach jenen vertraulichen Eröffnungen der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0395]
Ergebniß war ein gemeinsamer Sieg Preußens und Italiens. Wirklich hatten
Baiern und Sachsen wenige Wochen vor der Unterzeichnung des Handels¬
vertrags, die mit jener Klausel am 31. December erfolgte, das Königreich
Italien anerkannt, ein Entschluß, der ihnen bekanntlich erleichtert wurde durch,
ihre Gereiztheit gegen Oestreich, das noch immer nicht zur „Bundespolitik"
zurückkehren wollte. Preußen schlug nun Italien vor, es möge sich mit der
Anerkennung der Mehrzahl der Zollvereinsstaaten begnügen, um den Handels¬
vertrag perfect zu machen, da es ihm unbillig scheine, die Mehrheit der
deutschen Länder unter dem Uebelwollen einer schwachen Minderheit der Re¬
gierungen leiden zu lassen. Infolge dessen wurde vereinbart, daß der Han¬
delsvertrag sofort in Kraft treten könne, aber in provisorischer und wider¬
ruflicher Weise, und daß er erst im Fall der Anerkennung Italiens durch
sämmtliche deutsche Staaten definitiv werden solle. Dadurch war nicht blos
Preußen sondern auch die Mehrzahl der anderen Staaten gewissermaßen ver¬
pflichtet, auf die noch unter Oestreichs Einfluß widerstrebenden Vereinsglieder
Druck auszuüben. Dies gelang denn auch vollkommen; schließlich widerstreb¬
ten nur noch Hannover und Nassau, die beide bald darauf aufhören sollten,
selbständige Staaten zu sein, die aber wenigstens mit dem Bewußtsein star¬
ben, sich nicht durch die Anerkennung des Königreichs Italien befleckt zu
haben. — Die politische Wichtigkeit dieser Verhandlungen scheint Jacini so er¬
heblich, daß er sagt: sie verhalten sich zu den Ereignissen von 1866 wie
die Theilnahme Piemonts am Krimkrieg zu den Ereignissen von 1859.
In der That ward dadurch eine Intimität der Beziehungen zwischen
Preußen und Italien hergestellt, welche erlaubte, daß bereits im Sommer
1865 ein Gedankenaustausch bezüglich der Eventualität einer gemeinsamen
Action Preußens und Italiens gegen Oestreich stattfand. Graf Bismarck
begünstigte diese Idee. Nicht daß er damals absolut den Krieg wollte, wohl
aber war er entschlossen, selbst um den Preis eines Krieges den Rivalitäts¬
streit mit Oestreich siegreich zu Ende zu führen. Es war im August 1865.
als in Florenz im Auftrage des Grafen Bismarck über die Geneigtheit Ita¬
liens, einen gemeinsamen Krieg gegen Oestreich zu führen, eine mündliche
Anfrage gestellt wurde. Darauf wurde sofort gleichfalls mündlich erklärt, die
Gefühle der italienischen Regierung gegen Oestreich seien bekannt; indessen
Möge das berliner Cabinet seinen Vorschlag Präcisiren, woraus ihm unver¬
züglich die bestimmten Absichten der italienischen Regierung mitgetheilt wür¬
den. Anstatt einer Antwort traf die Nachricht vom Abschluß des gastein er
Vertrags ein.
Die italienischen Staatsmänner täuschten sich nicht darüber, daß der
gasteiner Vertrag keine definitive Lösung war. Indessen daß dieser Vertrag
abgeschlossen wurde unmittelbar nach jenen vertraulichen Eröffnungen der
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