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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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auf ihrem rechten Ufer und ihr parallel ins Land hineingegraben sei; den
Theil westlich vom Kanal nach der Seine hin füllen größtentheils die Bas¬
sins aus, den östlichen Theil dagegen, zwischen dem Kanal und dem Hügel-
züge, bedecken die Häuser des alten Havre. Die letzteren treten indessen nicht
hart an die See heran: vielmehr sind sie von derselben durch einen mächtig
breiten und langen Platz geschieden, den früher die Fortificationswerke ein¬
nahmen: und auf diesem gewaltigen, langgestreckten Platze zwischen See*)
und Stadt hat man das A usstellungs gebaute erbaut.

Ganz analog der vorigjährigen pariser Ausstellung hat man es bei diesem
Gebäude vermieden, eine hochgethürmte. architectonisch wirksame Construction
aufzuführen. Vielmehr hat man einzig und allein die praktische Brauchbar¬
keit ins Auge gesaßt: um alle Treppen zu vermeiden, gab man dem Ganzen
eine einzige Etage, und um überall die günstigste Beleuchtung zu erzielen,
brachte man Oberlicht an und gab man dem Gebäude einen so colossalen Hof,
daß die gegenüberliegenden Theile keinem Saale im Geringsten Licht entzo¬
gen. Der Grundriß des ganzen Gebäudes stellt somit ein unregelmäßiges
Viereck dar; die vier langen Flankengebäude umschließen einen colossalen
freien Raum (wozu ja die Oertlichkeit genügenden Platz bot) und dieser
Raum ist als ein innerer Park genau in derselben Weise eingerichtet und
gestaltet, wie es mit dem äußeren Park vor einem Jahre in Paris der Fall
war, also als ein Park, bei welchem für jedes Bosquet, jeden Rasenfleck ein
Pavillon das Centrum bildet, in dem ein Aussteller seine Sachen dem Pu¬
blikum zur Schau stellt. In der Mitte des Parks und somit der ganzen
Ausstellung befindet sich aber das große Seewasseraquarium, im Aeußeren
der Fingalshöhle nachgebildet, auf das wir unten zurückkommen.

Derjenige Theil des Ausstellungsgebäudes, welcher sich eigentlich auf die
Marine im engeren Sinne bezieht, nimmt nur den Nordostflügel des Aus¬
stellungsgebäudes ein. Wir wandeln hier durch eine Anzahl Säle von un¬
geheurer Länge, deren Decke mit bunten Flaggen ganz verhängt ist, während
die Wände mit Karten, nautischen Zeichnungen und Rissen bedeckt sind: an
beiden Seiten aber ziehen sich in langen Fronten Tische und Schränke mit
Modellen und nautischen Apparaten hin. und in gleicher Weise ziehen sich
zwei, drei oder vier Reihen ebensolcher Tische oder Schiffsmodelle, Bote 2c.
in der Längenrichtung der Räume hin, zwischen denen bequeme Gänge ge¬
lassen sind, sodaß der Besucher Alles ganz in der Nähe betrachten kann.
Gleich am Kopfende stoßen wir auf die sinnreichen pneumatischen Appa¬
rate, mittelst deren wie mit Telegraphen, der Kapitän seine Befehle blitz-



") Auf dem Strande selbst, von den Wellen bespült zieht sich indessen noch eine einzelne
Reihe Gebäude hin, Bäder. Werften u. s. w,, sodaß der große Platz eigentlich zwischen diesen
Strandgebäuden und der Stadt liegt.
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auf ihrem rechten Ufer und ihr parallel ins Land hineingegraben sei; den
Theil westlich vom Kanal nach der Seine hin füllen größtentheils die Bas¬
sins aus, den östlichen Theil dagegen, zwischen dem Kanal und dem Hügel-
züge, bedecken die Häuser des alten Havre. Die letzteren treten indessen nicht
hart an die See heran: vielmehr sind sie von derselben durch einen mächtig
breiten und langen Platz geschieden, den früher die Fortificationswerke ein¬
nahmen: und auf diesem gewaltigen, langgestreckten Platze zwischen See*)
und Stadt hat man das A usstellungs gebaute erbaut.

Ganz analog der vorigjährigen pariser Ausstellung hat man es bei diesem
Gebäude vermieden, eine hochgethürmte. architectonisch wirksame Construction
aufzuführen. Vielmehr hat man einzig und allein die praktische Brauchbar¬
keit ins Auge gesaßt: um alle Treppen zu vermeiden, gab man dem Ganzen
eine einzige Etage, und um überall die günstigste Beleuchtung zu erzielen,
brachte man Oberlicht an und gab man dem Gebäude einen so colossalen Hof,
daß die gegenüberliegenden Theile keinem Saale im Geringsten Licht entzo¬
gen. Der Grundriß des ganzen Gebäudes stellt somit ein unregelmäßiges
Viereck dar; die vier langen Flankengebäude umschließen einen colossalen
freien Raum (wozu ja die Oertlichkeit genügenden Platz bot) und dieser
Raum ist als ein innerer Park genau in derselben Weise eingerichtet und
gestaltet, wie es mit dem äußeren Park vor einem Jahre in Paris der Fall
war, also als ein Park, bei welchem für jedes Bosquet, jeden Rasenfleck ein
Pavillon das Centrum bildet, in dem ein Aussteller seine Sachen dem Pu¬
blikum zur Schau stellt. In der Mitte des Parks und somit der ganzen
Ausstellung befindet sich aber das große Seewasseraquarium, im Aeußeren
der Fingalshöhle nachgebildet, auf das wir unten zurückkommen.

Derjenige Theil des Ausstellungsgebäudes, welcher sich eigentlich auf die
Marine im engeren Sinne bezieht, nimmt nur den Nordostflügel des Aus¬
stellungsgebäudes ein. Wir wandeln hier durch eine Anzahl Säle von un¬
geheurer Länge, deren Decke mit bunten Flaggen ganz verhängt ist, während
die Wände mit Karten, nautischen Zeichnungen und Rissen bedeckt sind: an
beiden Seiten aber ziehen sich in langen Fronten Tische und Schränke mit
Modellen und nautischen Apparaten hin. und in gleicher Weise ziehen sich
zwei, drei oder vier Reihen ebensolcher Tische oder Schiffsmodelle, Bote 2c.
in der Längenrichtung der Räume hin, zwischen denen bequeme Gänge ge¬
lassen sind, sodaß der Besucher Alles ganz in der Nähe betrachten kann.
Gleich am Kopfende stoßen wir auf die sinnreichen pneumatischen Appa¬
rate, mittelst deren wie mit Telegraphen, der Kapitän seine Befehle blitz-



") Auf dem Strande selbst, von den Wellen bespült zieht sich indessen noch eine einzelne
Reihe Gebäude hin, Bäder. Werften u. s. w,, sodaß der große Platz eigentlich zwischen diesen
Strandgebäuden und der Stadt liegt.
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[0287] auf ihrem rechten Ufer und ihr parallel ins Land hineingegraben sei; den Theil westlich vom Kanal nach der Seine hin füllen größtentheils die Bas¬ sins aus, den östlichen Theil dagegen, zwischen dem Kanal und dem Hügel- züge, bedecken die Häuser des alten Havre. Die letzteren treten indessen nicht hart an die See heran: vielmehr sind sie von derselben durch einen mächtig breiten und langen Platz geschieden, den früher die Fortificationswerke ein¬ nahmen: und auf diesem gewaltigen, langgestreckten Platze zwischen See*) und Stadt hat man das A usstellungs gebaute erbaut. Ganz analog der vorigjährigen pariser Ausstellung hat man es bei diesem Gebäude vermieden, eine hochgethürmte. architectonisch wirksame Construction aufzuführen. Vielmehr hat man einzig und allein die praktische Brauchbar¬ keit ins Auge gesaßt: um alle Treppen zu vermeiden, gab man dem Ganzen eine einzige Etage, und um überall die günstigste Beleuchtung zu erzielen, brachte man Oberlicht an und gab man dem Gebäude einen so colossalen Hof, daß die gegenüberliegenden Theile keinem Saale im Geringsten Licht entzo¬ gen. Der Grundriß des ganzen Gebäudes stellt somit ein unregelmäßiges Viereck dar; die vier langen Flankengebäude umschließen einen colossalen freien Raum (wozu ja die Oertlichkeit genügenden Platz bot) und dieser Raum ist als ein innerer Park genau in derselben Weise eingerichtet und gestaltet, wie es mit dem äußeren Park vor einem Jahre in Paris der Fall war, also als ein Park, bei welchem für jedes Bosquet, jeden Rasenfleck ein Pavillon das Centrum bildet, in dem ein Aussteller seine Sachen dem Pu¬ blikum zur Schau stellt. In der Mitte des Parks und somit der ganzen Ausstellung befindet sich aber das große Seewasseraquarium, im Aeußeren der Fingalshöhle nachgebildet, auf das wir unten zurückkommen. Derjenige Theil des Ausstellungsgebäudes, welcher sich eigentlich auf die Marine im engeren Sinne bezieht, nimmt nur den Nordostflügel des Aus¬ stellungsgebäudes ein. Wir wandeln hier durch eine Anzahl Säle von un¬ geheurer Länge, deren Decke mit bunten Flaggen ganz verhängt ist, während die Wände mit Karten, nautischen Zeichnungen und Rissen bedeckt sind: an beiden Seiten aber ziehen sich in langen Fronten Tische und Schränke mit Modellen und nautischen Apparaten hin. und in gleicher Weise ziehen sich zwei, drei oder vier Reihen ebensolcher Tische oder Schiffsmodelle, Bote 2c. in der Längenrichtung der Räume hin, zwischen denen bequeme Gänge ge¬ lassen sind, sodaß der Besucher Alles ganz in der Nähe betrachten kann. Gleich am Kopfende stoßen wir auf die sinnreichen pneumatischen Appa¬ rate, mittelst deren wie mit Telegraphen, der Kapitän seine Befehle blitz- ") Auf dem Strande selbst, von den Wellen bespült zieht sich indessen noch eine einzelne Reihe Gebäude hin, Bäder. Werften u. s. w,, sodaß der große Platz eigentlich zwischen diesen Strandgebäuden und der Stadt liegt. ' Grenzboten lit. 18V8. 34

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/287>, abgerufen am 04.07.2024.