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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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Werft in Danzig gebaut werden soll, also nothwendig ein Holzschiff sein
muß (wie übrigens alle französischen Panzercorvetten) beschafft werden wird.
Für die weitere Zukunft dagegen unterliegt es keinem Zweifel, daß nament¬
lich das Gaardener Etablissement uns vom Auslande für die Reparaturen
und auch für den Bau von Panzerschiffen gänzlich unabhängig stellen
wird, ein Punkt, dessen Wichtigkeit nicht hoch genug geschätzt werden kann.

Noch eher dagegen wird es sich vielleicht als wünschenswert^ herausstellen,
außer dem erwähnten Trockendock noch ein großes schwimmendes Dock her¬
zustellen, für das nicht'erst neue Favricationszweige zu schaffen sind, wie für
die Panzerplatten, sondern das mit den '/-i zölligen und °/j zölligen Platten,
welche Gaarden verarbeitet, bequem gebaut werden kann. Und es ist sehr
wichtig, daß die leichten Kriegsschiffe gleich im Kriegshafen ein solches vor¬
finden, namentlich wenn die andern Docks von schweren Schiffen besetzt sind.
Für Herstellung desselben durch eine Privatgesellschaft sprechen verschiedene
Gründe. Einmal wird erfahrungsgemäß durch Private das Anlagecapital
schärfer ausgenutzt, als bei Regierungsbauten, und dann wird das Privat¬
dock, so lange kein Kriegsschiff außer den in der Regierungs-Dockanlage be¬
findlichen reparaturbedürftig ist, auch der Handelsmarine dienen können, und
zweifellos eine bedeutende Rentablität erlangen, sodaß es im Frieden dem
Lande nichts kostet, im Kriege aber dennoch der Kriegsmarine aushelfen
kann.

So wird denn das Gaardener Privatetablissement binnen weniger Jahre
im Stande sein, vollständig den Zwecken zu genügen, die bei seiner Grün¬
dung angestrebt wurden. Um das Unternehmen zu begünstigen, hat sich
auch die preußische Marineverwaltung bereit erklärt, nicht mehr blos aus¬
ländische Etablissements, sondern auch, unter Voraussetzung gleicher Solidi¬
tät und Preiswördigkeit, vorzugsweise die Gaardener Gesellschaft mit
dem Bau von Panzerschiffen und anderen großen Kriegsschiffen oder mit der
Reparatur solcher Schiffe zu beauftragen; die Zustcherung der Bestellung auf
ein Panzerschiff ist bereits gegeben worden.

Aber auch sonst sind die finanziellen Aussichten des Unternehmens sehr
günstig, da sich hervorragende englische und deutsche Kapitalkräfte dabei be¬
theiligt haben und unter Anderen die Herzöge von Ujest und von Ratibor
deutscherseits, die Herren Lloyd Foster aus Wednesbury und Benson aus
Birmingham englischerseits, Mitglieder des Gründungsausschusses und Ver¬
waltungsraths sind und ein Anlage- und Betriebscapital von 10 Millionen
Thalern sicher gestellt haben. Technischer Director des Ganzen ist Herr
Howaldt, der besonders im Eisenschiffbau bewährte langjährige Dirigent und
Mitbesitzer der bekannten Maschinenfabrik von Schweffel und Howaldt in
Kiel.


Werft in Danzig gebaut werden soll, also nothwendig ein Holzschiff sein
muß (wie übrigens alle französischen Panzercorvetten) beschafft werden wird.
Für die weitere Zukunft dagegen unterliegt es keinem Zweifel, daß nament¬
lich das Gaardener Etablissement uns vom Auslande für die Reparaturen
und auch für den Bau von Panzerschiffen gänzlich unabhängig stellen
wird, ein Punkt, dessen Wichtigkeit nicht hoch genug geschätzt werden kann.

Noch eher dagegen wird es sich vielleicht als wünschenswert^ herausstellen,
außer dem erwähnten Trockendock noch ein großes schwimmendes Dock her¬
zustellen, für das nicht'erst neue Favricationszweige zu schaffen sind, wie für
die Panzerplatten, sondern das mit den '/-i zölligen und °/j zölligen Platten,
welche Gaarden verarbeitet, bequem gebaut werden kann. Und es ist sehr
wichtig, daß die leichten Kriegsschiffe gleich im Kriegshafen ein solches vor¬
finden, namentlich wenn die andern Docks von schweren Schiffen besetzt sind.
Für Herstellung desselben durch eine Privatgesellschaft sprechen verschiedene
Gründe. Einmal wird erfahrungsgemäß durch Private das Anlagecapital
schärfer ausgenutzt, als bei Regierungsbauten, und dann wird das Privat¬
dock, so lange kein Kriegsschiff außer den in der Regierungs-Dockanlage be¬
findlichen reparaturbedürftig ist, auch der Handelsmarine dienen können, und
zweifellos eine bedeutende Rentablität erlangen, sodaß es im Frieden dem
Lande nichts kostet, im Kriege aber dennoch der Kriegsmarine aushelfen
kann.

So wird denn das Gaardener Privatetablissement binnen weniger Jahre
im Stande sein, vollständig den Zwecken zu genügen, die bei seiner Grün¬
dung angestrebt wurden. Um das Unternehmen zu begünstigen, hat sich
auch die preußische Marineverwaltung bereit erklärt, nicht mehr blos aus¬
ländische Etablissements, sondern auch, unter Voraussetzung gleicher Solidi¬
tät und Preiswördigkeit, vorzugsweise die Gaardener Gesellschaft mit
dem Bau von Panzerschiffen und anderen großen Kriegsschiffen oder mit der
Reparatur solcher Schiffe zu beauftragen; die Zustcherung der Bestellung auf
ein Panzerschiff ist bereits gegeben worden.

Aber auch sonst sind die finanziellen Aussichten des Unternehmens sehr
günstig, da sich hervorragende englische und deutsche Kapitalkräfte dabei be¬
theiligt haben und unter Anderen die Herzöge von Ujest und von Ratibor
deutscherseits, die Herren Lloyd Foster aus Wednesbury und Benson aus
Birmingham englischerseits, Mitglieder des Gründungsausschusses und Ver¬
waltungsraths sind und ein Anlage- und Betriebscapital von 10 Millionen
Thalern sicher gestellt haben. Technischer Director des Ganzen ist Herr
Howaldt, der besonders im Eisenschiffbau bewährte langjährige Dirigent und
Mitbesitzer der bekannten Maschinenfabrik von Schweffel und Howaldt in
Kiel.


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[0236] Werft in Danzig gebaut werden soll, also nothwendig ein Holzschiff sein muß (wie übrigens alle französischen Panzercorvetten) beschafft werden wird. Für die weitere Zukunft dagegen unterliegt es keinem Zweifel, daß nament¬ lich das Gaardener Etablissement uns vom Auslande für die Reparaturen und auch für den Bau von Panzerschiffen gänzlich unabhängig stellen wird, ein Punkt, dessen Wichtigkeit nicht hoch genug geschätzt werden kann. Noch eher dagegen wird es sich vielleicht als wünschenswert^ herausstellen, außer dem erwähnten Trockendock noch ein großes schwimmendes Dock her¬ zustellen, für das nicht'erst neue Favricationszweige zu schaffen sind, wie für die Panzerplatten, sondern das mit den '/-i zölligen und °/j zölligen Platten, welche Gaarden verarbeitet, bequem gebaut werden kann. Und es ist sehr wichtig, daß die leichten Kriegsschiffe gleich im Kriegshafen ein solches vor¬ finden, namentlich wenn die andern Docks von schweren Schiffen besetzt sind. Für Herstellung desselben durch eine Privatgesellschaft sprechen verschiedene Gründe. Einmal wird erfahrungsgemäß durch Private das Anlagecapital schärfer ausgenutzt, als bei Regierungsbauten, und dann wird das Privat¬ dock, so lange kein Kriegsschiff außer den in der Regierungs-Dockanlage be¬ findlichen reparaturbedürftig ist, auch der Handelsmarine dienen können, und zweifellos eine bedeutende Rentablität erlangen, sodaß es im Frieden dem Lande nichts kostet, im Kriege aber dennoch der Kriegsmarine aushelfen kann. So wird denn das Gaardener Privatetablissement binnen weniger Jahre im Stande sein, vollständig den Zwecken zu genügen, die bei seiner Grün¬ dung angestrebt wurden. Um das Unternehmen zu begünstigen, hat sich auch die preußische Marineverwaltung bereit erklärt, nicht mehr blos aus¬ ländische Etablissements, sondern auch, unter Voraussetzung gleicher Solidi¬ tät und Preiswördigkeit, vorzugsweise die Gaardener Gesellschaft mit dem Bau von Panzerschiffen und anderen großen Kriegsschiffen oder mit der Reparatur solcher Schiffe zu beauftragen; die Zustcherung der Bestellung auf ein Panzerschiff ist bereits gegeben worden. Aber auch sonst sind die finanziellen Aussichten des Unternehmens sehr günstig, da sich hervorragende englische und deutsche Kapitalkräfte dabei be¬ theiligt haben und unter Anderen die Herzöge von Ujest und von Ratibor deutscherseits, die Herren Lloyd Foster aus Wednesbury und Benson aus Birmingham englischerseits, Mitglieder des Gründungsausschusses und Ver¬ waltungsraths sind und ein Anlage- und Betriebscapital von 10 Millionen Thalern sicher gestellt haben. Technischer Director des Ganzen ist Herr Howaldt, der besonders im Eisenschiffbau bewährte langjährige Dirigent und Mitbesitzer der bekannten Maschinenfabrik von Schweffel und Howaldt in Kiel.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/236>, abgerufen am 02.07.2024.