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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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mag: diese Verbindung ist fünfmal kürzer als sonst, und zugleich kann der
Damm, nachdem einige wenig kostspielige Baggerungen vor ihm bis auf 30
Fuß Tiefe ausgeführt worden sind, den größten Panzerschiffen als Quai
dienen.

Der Betrieb des Etablissements hat bereits Ende Juli 1867 begonnen,
und obgleich bis-jetzt nur die nothwendigsten Einrichtungen hergestellt sind,
so hat die Werft doch schon einen Schraubendampfer von 16 Pferdekraft
(nommat) gebaut, während ein Passagierschraubendampfer von 160 Fuß
Länge und 300 Tons (also etwa wie unser vom Vulean bei Stettin gebau¬
tes Schraubentransportschiff " Rhein ") der Bollendung nahe ist. Die
große bereits im Betriebe befindliche Werkstatt mit allen ihren Maschinen
kann 1600--2000 Arbeiter bequem beschäftigen, während anfangs daselbst
nur etwas über hundert Mann arbeiteten: das ganze Etablissement wird
aber 4--5000 deutsche und englische Arbeiter lohnen. Das Programm dieses
Sommers ist der Bau einer großen Kesselschmiede und der Bau des Docks,
für welches ein solider 35 Fuß tiefer Thonboden gefunden ist. Uebrigens
muß dieses Dock solche Dimensionen erhalten, daß es auch die allergrößten
Panzerschiffe von 420 Fuß Länge und 27 Fuß Tiefgang aufzunehmen ver¬
mag, wie unsern "Wilhelm" oder etwa späterhin zu erbauende Schiffe von
der Größe des englischen "Minotaur" oder "Warrior". Es muß eben jedes
Schiff unserer Kriegsmarine in Deutschland ausgebessert werden können, ja
es ist angebracht bei uns Docks herzustellen, die Schiffe einer andern Macht, die
auf einer Kreuzfahrt Schaden gelitten haben. und zwar Schiffe jeder Art auf¬
nehmen und die Kosten der Reparatur dem heimischen Schiffbau sichern können.
An Herstellung von Panzerplatten, die ganz besonders schwierig zu beschaf¬
fende Maschinen erfordern, ist allerdings vorläufig noch nicht zu denken;
und da gegenwärtig in Deutschland kein einziges*) Etablissement im Stande
ist. massive Platten von 4'/s, 6 oder gar 8 Zoll Stärke zu liefern, so wer¬
den wir für die erste Zeit in dieser Beziehung immer noch auf das Ausland
angewiesen sein. Doch kann man natürlich die Schiffe im Inlande bauen,
und die Panzerplatten dazu aus dem Auslande beziehen: und dies ist viel-
leicht der Weg. auf dem das eiserne Panzerschiff, das von der Privatindustrie
des Inlandes geliefert und die Panzercorvette "Hansa", die auf der tgi.



-) Wir sehen von dem östreichischen Eisenwerke von Störe in Steuermark ab. welches die
vorzüglichen 4-'/, Zollplatten der östreichischen Panzerschiffe geliefert hat. Die Erweiterung
des Kruppschen Etablissements für diesen Zweig, wovon die Zeitungen berichten, scheint uns
vorläufig in seinen Erfolgen noch problematisch, da der Gußstahl bis jetzt bei den Proben
noch nicht die Zähigkeit des guten Walzcisens gezeigt hat. Der Grusonsche Hartguß aber hat
diese Eigenschaft natürlich noch weniger, und kann daher nur in sehr dicken Platten etwa"
nützen, die vielleicht, wenn sie nicht zu spröde find, für Landbcfestigungen aber nicht für
Schiffe taugen.

mag: diese Verbindung ist fünfmal kürzer als sonst, und zugleich kann der
Damm, nachdem einige wenig kostspielige Baggerungen vor ihm bis auf 30
Fuß Tiefe ausgeführt worden sind, den größten Panzerschiffen als Quai
dienen.

Der Betrieb des Etablissements hat bereits Ende Juli 1867 begonnen,
und obgleich bis-jetzt nur die nothwendigsten Einrichtungen hergestellt sind,
so hat die Werft doch schon einen Schraubendampfer von 16 Pferdekraft
(nommat) gebaut, während ein Passagierschraubendampfer von 160 Fuß
Länge und 300 Tons (also etwa wie unser vom Vulean bei Stettin gebau¬
tes Schraubentransportschiff „ Rhein ") der Bollendung nahe ist. Die
große bereits im Betriebe befindliche Werkstatt mit allen ihren Maschinen
kann 1600—2000 Arbeiter bequem beschäftigen, während anfangs daselbst
nur etwas über hundert Mann arbeiteten: das ganze Etablissement wird
aber 4—5000 deutsche und englische Arbeiter lohnen. Das Programm dieses
Sommers ist der Bau einer großen Kesselschmiede und der Bau des Docks,
für welches ein solider 35 Fuß tiefer Thonboden gefunden ist. Uebrigens
muß dieses Dock solche Dimensionen erhalten, daß es auch die allergrößten
Panzerschiffe von 420 Fuß Länge und 27 Fuß Tiefgang aufzunehmen ver¬
mag, wie unsern „Wilhelm" oder etwa späterhin zu erbauende Schiffe von
der Größe des englischen „Minotaur" oder „Warrior". Es muß eben jedes
Schiff unserer Kriegsmarine in Deutschland ausgebessert werden können, ja
es ist angebracht bei uns Docks herzustellen, die Schiffe einer andern Macht, die
auf einer Kreuzfahrt Schaden gelitten haben. und zwar Schiffe jeder Art auf¬
nehmen und die Kosten der Reparatur dem heimischen Schiffbau sichern können.
An Herstellung von Panzerplatten, die ganz besonders schwierig zu beschaf¬
fende Maschinen erfordern, ist allerdings vorläufig noch nicht zu denken;
und da gegenwärtig in Deutschland kein einziges*) Etablissement im Stande
ist. massive Platten von 4'/s, 6 oder gar 8 Zoll Stärke zu liefern, so wer¬
den wir für die erste Zeit in dieser Beziehung immer noch auf das Ausland
angewiesen sein. Doch kann man natürlich die Schiffe im Inlande bauen,
und die Panzerplatten dazu aus dem Auslande beziehen: und dies ist viel-
leicht der Weg. auf dem das eiserne Panzerschiff, das von der Privatindustrie
des Inlandes geliefert und die Panzercorvette „Hansa", die auf der tgi.



-) Wir sehen von dem östreichischen Eisenwerke von Störe in Steuermark ab. welches die
vorzüglichen 4-'/, Zollplatten der östreichischen Panzerschiffe geliefert hat. Die Erweiterung
des Kruppschen Etablissements für diesen Zweig, wovon die Zeitungen berichten, scheint uns
vorläufig in seinen Erfolgen noch problematisch, da der Gußstahl bis jetzt bei den Proben
noch nicht die Zähigkeit des guten Walzcisens gezeigt hat. Der Grusonsche Hartguß aber hat
diese Eigenschaft natürlich noch weniger, und kann daher nur in sehr dicken Platten etwa«
nützen, die vielleicht, wenn sie nicht zu spröde find, für Landbcfestigungen aber nicht für
Schiffe taugen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/235>, abgerufen am 02.07.2024.