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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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Die Befestigung würde also hiernach 4 Jahre früher fertig werden als
die Hafenanlagen: alle übrige Kraft aber wird auf Vollendung des Jahde-
hafens zu verwenden sein. Die angegebenen Kosten für den Kieler Hafen
sollen aus dem Extraordinarium des Etats (mit Einrechnung der Summen
aus der Marineanleihe) gedeckt werden, wobei für die Marine im Ganzen
etwa 8,000.000 Thlr. jährliche Einkünfte angenommen sind.

Nachdem wir so die Anlagen der Regierung bei Kiel betrachtet haben,
müssen wir noch auf das mehrfach erwähnte Privat-Etablissement der "Nord¬
deutschen Schiffsbau-Actiengesellschaft" eingehen, das an Bedeu¬
tung den ersteren Etablissements kaum nachsteht- Durch Gründung desselben
haben wir ebenso wie England den Vortheil, staatliche und private Werften
von ziemlich gleicher Bedeutung neben einander zu besitzen. Während die
ersteren für den Bedarf des Friedens genügen und der Kriegsmarine unbe¬
schränkt zur Disposition stehn, sind die letzteren bestimmt, für den Kriegsfall
das plötzlich nothwendig werdende Mehr von Arbeit zu leisten, da im
Kriege ihre sonstigen Arbeiten stocken -- zugleich aber kostet ihre Unterhaltung
dem Staat im Frieden nichts, denn da erhalten sie sich selber -- vielmehr
bauen sie als Privatetablissements dem Staat seine Schiffe noch billiger als
dieser selbst es zu thun vermöchte.

Die " norddeutsche Schiffsbauactiengesellschast" hat nun. wie oben be¬
merkt, ihr Etablissement bei Gaarden am innersten Theil der Kieler Föhrde
angelegt, und es versprechen die bereits fertig ausgearbeiteten Pläne des¬
selben die Herstellung eines Etablissements in großem Stil.

Besonders sinnreich ist der Plan zur Vergrößerung des Areals. Da sich
die große Tiefe der Föhrde, welche dem Schlosse gegenüber 36 Fuß rhein.
und in der Gegend des Bahnhofes immer noch 14 -- 18 Fuß beträgt, an
der inneren Spitze auf 10 Fuß und zuletzt auf 3 -- 4 Fuß vermindert, also
selbst kleinen Küstenfahrzeugen kein genügendes Wasser bietet, so ist dieser
innere Theil derselben natürlich sür die Schifffahrt nicht benutzbar, zugleich
aber auch für dieselbe sehr entbehrlich, weil die übrigen Theile des Hafens
so schon weit mehr Platz gewähren, als benutzt werden kann. Dieser flache
innere Theil der Föhrde wird nun nach jenem Plane durch einen großen
Damm abgeschnitten, welcher von der Stadt (in der Nähe des Kirchhofs)
nach dem bei Gaarden auf dem östlichen Ufer vom Kloster Preetz erwor¬
benen Grundstück der Gesellschaft geführt wird. Dieser Damm bekommt sodann
die Länge von 1100--1200 Fuß (früher nur auf 800 Fuß projectirt), und
gestattet die innere flache, sumpfige Spitze der Föhrde nach ihrer Trockenle-
gung als werthvolles Areal von 2800 Fuß rhein. Breite bei 1200--600 Fuß
Länge für die Anlagen zu benutzen, während er selbst eine bequeme und
kurze Verbindung der Gaardener Etablissements mit der Stadt zu bilden ver-


Die Befestigung würde also hiernach 4 Jahre früher fertig werden als
die Hafenanlagen: alle übrige Kraft aber wird auf Vollendung des Jahde-
hafens zu verwenden sein. Die angegebenen Kosten für den Kieler Hafen
sollen aus dem Extraordinarium des Etats (mit Einrechnung der Summen
aus der Marineanleihe) gedeckt werden, wobei für die Marine im Ganzen
etwa 8,000.000 Thlr. jährliche Einkünfte angenommen sind.

Nachdem wir so die Anlagen der Regierung bei Kiel betrachtet haben,
müssen wir noch auf das mehrfach erwähnte Privat-Etablissement der „Nord¬
deutschen Schiffsbau-Actiengesellschaft" eingehen, das an Bedeu¬
tung den ersteren Etablissements kaum nachsteht- Durch Gründung desselben
haben wir ebenso wie England den Vortheil, staatliche und private Werften
von ziemlich gleicher Bedeutung neben einander zu besitzen. Während die
ersteren für den Bedarf des Friedens genügen und der Kriegsmarine unbe¬
schränkt zur Disposition stehn, sind die letzteren bestimmt, für den Kriegsfall
das plötzlich nothwendig werdende Mehr von Arbeit zu leisten, da im
Kriege ihre sonstigen Arbeiten stocken — zugleich aber kostet ihre Unterhaltung
dem Staat im Frieden nichts, denn da erhalten sie sich selber — vielmehr
bauen sie als Privatetablissements dem Staat seine Schiffe noch billiger als
dieser selbst es zu thun vermöchte.

Die „ norddeutsche Schiffsbauactiengesellschast" hat nun. wie oben be¬
merkt, ihr Etablissement bei Gaarden am innersten Theil der Kieler Föhrde
angelegt, und es versprechen die bereits fertig ausgearbeiteten Pläne des¬
selben die Herstellung eines Etablissements in großem Stil.

Besonders sinnreich ist der Plan zur Vergrößerung des Areals. Da sich
die große Tiefe der Föhrde, welche dem Schlosse gegenüber 36 Fuß rhein.
und in der Gegend des Bahnhofes immer noch 14 — 18 Fuß beträgt, an
der inneren Spitze auf 10 Fuß und zuletzt auf 3 — 4 Fuß vermindert, also
selbst kleinen Küstenfahrzeugen kein genügendes Wasser bietet, so ist dieser
innere Theil derselben natürlich sür die Schifffahrt nicht benutzbar, zugleich
aber auch für dieselbe sehr entbehrlich, weil die übrigen Theile des Hafens
so schon weit mehr Platz gewähren, als benutzt werden kann. Dieser flache
innere Theil der Föhrde wird nun nach jenem Plane durch einen großen
Damm abgeschnitten, welcher von der Stadt (in der Nähe des Kirchhofs)
nach dem bei Gaarden auf dem östlichen Ufer vom Kloster Preetz erwor¬
benen Grundstück der Gesellschaft geführt wird. Dieser Damm bekommt sodann
die Länge von 1100—1200 Fuß (früher nur auf 800 Fuß projectirt), und
gestattet die innere flache, sumpfige Spitze der Föhrde nach ihrer Trockenle-
gung als werthvolles Areal von 2800 Fuß rhein. Breite bei 1200—600 Fuß
Länge für die Anlagen zu benutzen, während er selbst eine bequeme und
kurze Verbindung der Gaardener Etablissements mit der Stadt zu bilden ver-


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[0234] Die Befestigung würde also hiernach 4 Jahre früher fertig werden als die Hafenanlagen: alle übrige Kraft aber wird auf Vollendung des Jahde- hafens zu verwenden sein. Die angegebenen Kosten für den Kieler Hafen sollen aus dem Extraordinarium des Etats (mit Einrechnung der Summen aus der Marineanleihe) gedeckt werden, wobei für die Marine im Ganzen etwa 8,000.000 Thlr. jährliche Einkünfte angenommen sind. Nachdem wir so die Anlagen der Regierung bei Kiel betrachtet haben, müssen wir noch auf das mehrfach erwähnte Privat-Etablissement der „Nord¬ deutschen Schiffsbau-Actiengesellschaft" eingehen, das an Bedeu¬ tung den ersteren Etablissements kaum nachsteht- Durch Gründung desselben haben wir ebenso wie England den Vortheil, staatliche und private Werften von ziemlich gleicher Bedeutung neben einander zu besitzen. Während die ersteren für den Bedarf des Friedens genügen und der Kriegsmarine unbe¬ schränkt zur Disposition stehn, sind die letzteren bestimmt, für den Kriegsfall das plötzlich nothwendig werdende Mehr von Arbeit zu leisten, da im Kriege ihre sonstigen Arbeiten stocken — zugleich aber kostet ihre Unterhaltung dem Staat im Frieden nichts, denn da erhalten sie sich selber — vielmehr bauen sie als Privatetablissements dem Staat seine Schiffe noch billiger als dieser selbst es zu thun vermöchte. Die „ norddeutsche Schiffsbauactiengesellschast" hat nun. wie oben be¬ merkt, ihr Etablissement bei Gaarden am innersten Theil der Kieler Föhrde angelegt, und es versprechen die bereits fertig ausgearbeiteten Pläne des¬ selben die Herstellung eines Etablissements in großem Stil. Besonders sinnreich ist der Plan zur Vergrößerung des Areals. Da sich die große Tiefe der Föhrde, welche dem Schlosse gegenüber 36 Fuß rhein. und in der Gegend des Bahnhofes immer noch 14 — 18 Fuß beträgt, an der inneren Spitze auf 10 Fuß und zuletzt auf 3 — 4 Fuß vermindert, also selbst kleinen Küstenfahrzeugen kein genügendes Wasser bietet, so ist dieser innere Theil derselben natürlich sür die Schifffahrt nicht benutzbar, zugleich aber auch für dieselbe sehr entbehrlich, weil die übrigen Theile des Hafens so schon weit mehr Platz gewähren, als benutzt werden kann. Dieser flache innere Theil der Föhrde wird nun nach jenem Plane durch einen großen Damm abgeschnitten, welcher von der Stadt (in der Nähe des Kirchhofs) nach dem bei Gaarden auf dem östlichen Ufer vom Kloster Preetz erwor¬ benen Grundstück der Gesellschaft geführt wird. Dieser Damm bekommt sodann die Länge von 1100—1200 Fuß (früher nur auf 800 Fuß projectirt), und gestattet die innere flache, sumpfige Spitze der Föhrde nach ihrer Trockenle- gung als werthvolles Areal von 2800 Fuß rhein. Breite bei 1200—600 Fuß Länge für die Anlagen zu benutzen, während er selbst eine bequeme und kurze Verbindung der Gaardener Etablissements mit der Stadt zu bilden ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/234>, abgerufen am 02.07.2024.