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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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für Werften und Docks sind am 23. März d. I. unter Leitung des
Hafenbaudireetors Martiny begonnen worden, und auch die zeitweise
Meinungsverschiedenheit von Regierung und Reichstag über die Marine¬
anleihe hat in diesen dringend nothwendigen Arbeiten keinen erheblichen
Stillstand verursacht. Bald werden sich hier stolze Quais aus den grünen
Fluthen der Föhrde erheben mit gewaltigen Krahnen zum Ausheben und
Einsetzen von Masten und Kesseln, geräumige Magazine mit Kohlen und
Proviant, mit Geschützen und Munition, mit Reserveschrauben, Ankern und
Ketten, mit Masten, Raaen und Tauwerk jeder Gattung, in Werkstätten
aller Art, Schmieden und Reepschlägerbahnen szur Anfertigung von Tauen);
auf den Wersten der Schiffszimmerleute und auf den Böden der Segelmacher
wird rüstiges Leben beginnen, ein dem Deutschen fast ganz neuer Pulsschlag
energischer Thätigkeit. Gewaltige Trockendocks, mitten im Lande ausge¬
graben, werden mit ihren massigen Granitwänden und deren Stufen zur
Aufnahme der allerschwersten Panzerfregatten bereit stehn, und hoffentlich ist
dann auch für leichtere, schneller auszuführende Reparaturen der minder
schweren Schiffe ein eisernes Schwimmdock vor der Werft zu schauen.*) Was
übrigens die Ausrüstungsstärke der außer Dienst gestellten Schiffe betrifft,
so fragt sich, ob es zweckmäßig ist, dieselben wie jetzt in den Magazinen zu
halten. Der Vorschlag eines ganz competenten Fachmanns geht dahin, den
Magazinen nur das wirkliche Reservegur zu lassen, den außer Dienst ge¬
stellten Schiffen aber, sobald sie nach der Abrüstung ausgebessert sind, alle
Ausrüstungsstücke, welche auf dem Wasser nicht dem Verderben ausgesetzt
sind, an Bord zu geben. Dann ist keinerlei Verwirrung und Verzögerung
bei Mobilmachungen zu fürchten, die eigene Mannschaft takelt das Schiff auf,
ohne erst einzelne Stücke an Bord holen zu müssen, und die Schlagfertigkeit
der ganzen Flotte gewinnt dadurch unendlich. Dann bleiben natürlich auch
stets alle Spritzen an Bord, und ein Feuer, wie es kürzlich die "Hertha"
beschädigt hat. kann stets im Keim erstickt werden.

Besondre, ausschließlich für die tgi. Werft bestimmte und für die Kriegs¬
marine reservirte Doks, wie wir sie oben erwähnten, sind wirklich nothwen¬
dig, obwohl die Nähe der Privatetablissements von Dorfgaarden mit ihren
Privatdocks solche Bauten überflüssig zu machen scheint. Denn wenn auch



") Für das erste Jahr ist der Bau eines Trockendocks und zweier Hallingc (d. h. Plätze
vorn und hinten offen, aber bedacht, wie Bahnhofshallen, auf denen man die Kiele der ein¬
zelnen Schiffe legt, die Spanten richtet und den Bau des Rumpfes vollendet) in Aussicht ge-
nommen: und schon im September nächsten Jahres soll, obwohl die Vorbereitungen dafür erst
theilweise fertig sind, in Gaarden eine Panzcrfregatte in Angriff genommen werden. Für
die Befestigung von der Landseite sind neuerdings noch sechs Forts beabsichtigt, während für
die Hafeneinfahrt 20--2S englische 600 Pfünder bestellt werden sollen, welche sich letzthin
bei Shoeburyneß sehr gut bewährt haben.

für Werften und Docks sind am 23. März d. I. unter Leitung des
Hafenbaudireetors Martiny begonnen worden, und auch die zeitweise
Meinungsverschiedenheit von Regierung und Reichstag über die Marine¬
anleihe hat in diesen dringend nothwendigen Arbeiten keinen erheblichen
Stillstand verursacht. Bald werden sich hier stolze Quais aus den grünen
Fluthen der Föhrde erheben mit gewaltigen Krahnen zum Ausheben und
Einsetzen von Masten und Kesseln, geräumige Magazine mit Kohlen und
Proviant, mit Geschützen und Munition, mit Reserveschrauben, Ankern und
Ketten, mit Masten, Raaen und Tauwerk jeder Gattung, in Werkstätten
aller Art, Schmieden und Reepschlägerbahnen szur Anfertigung von Tauen);
auf den Wersten der Schiffszimmerleute und auf den Böden der Segelmacher
wird rüstiges Leben beginnen, ein dem Deutschen fast ganz neuer Pulsschlag
energischer Thätigkeit. Gewaltige Trockendocks, mitten im Lande ausge¬
graben, werden mit ihren massigen Granitwänden und deren Stufen zur
Aufnahme der allerschwersten Panzerfregatten bereit stehn, und hoffentlich ist
dann auch für leichtere, schneller auszuführende Reparaturen der minder
schweren Schiffe ein eisernes Schwimmdock vor der Werft zu schauen.*) Was
übrigens die Ausrüstungsstärke der außer Dienst gestellten Schiffe betrifft,
so fragt sich, ob es zweckmäßig ist, dieselben wie jetzt in den Magazinen zu
halten. Der Vorschlag eines ganz competenten Fachmanns geht dahin, den
Magazinen nur das wirkliche Reservegur zu lassen, den außer Dienst ge¬
stellten Schiffen aber, sobald sie nach der Abrüstung ausgebessert sind, alle
Ausrüstungsstücke, welche auf dem Wasser nicht dem Verderben ausgesetzt
sind, an Bord zu geben. Dann ist keinerlei Verwirrung und Verzögerung
bei Mobilmachungen zu fürchten, die eigene Mannschaft takelt das Schiff auf,
ohne erst einzelne Stücke an Bord holen zu müssen, und die Schlagfertigkeit
der ganzen Flotte gewinnt dadurch unendlich. Dann bleiben natürlich auch
stets alle Spritzen an Bord, und ein Feuer, wie es kürzlich die „Hertha"
beschädigt hat. kann stets im Keim erstickt werden.

Besondre, ausschließlich für die tgi. Werft bestimmte und für die Kriegs¬
marine reservirte Doks, wie wir sie oben erwähnten, sind wirklich nothwen¬
dig, obwohl die Nähe der Privatetablissements von Dorfgaarden mit ihren
Privatdocks solche Bauten überflüssig zu machen scheint. Denn wenn auch



") Für das erste Jahr ist der Bau eines Trockendocks und zweier Hallingc (d. h. Plätze
vorn und hinten offen, aber bedacht, wie Bahnhofshallen, auf denen man die Kiele der ein¬
zelnen Schiffe legt, die Spanten richtet und den Bau des Rumpfes vollendet) in Aussicht ge-
nommen: und schon im September nächsten Jahres soll, obwohl die Vorbereitungen dafür erst
theilweise fertig sind, in Gaarden eine Panzcrfregatte in Angriff genommen werden. Für
die Befestigung von der Landseite sind neuerdings noch sechs Forts beabsichtigt, während für
die Hafeneinfahrt 20—2S englische 600 Pfünder bestellt werden sollen, welche sich letzthin
bei Shoeburyneß sehr gut bewährt haben.
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[0232] für Werften und Docks sind am 23. März d. I. unter Leitung des Hafenbaudireetors Martiny begonnen worden, und auch die zeitweise Meinungsverschiedenheit von Regierung und Reichstag über die Marine¬ anleihe hat in diesen dringend nothwendigen Arbeiten keinen erheblichen Stillstand verursacht. Bald werden sich hier stolze Quais aus den grünen Fluthen der Föhrde erheben mit gewaltigen Krahnen zum Ausheben und Einsetzen von Masten und Kesseln, geräumige Magazine mit Kohlen und Proviant, mit Geschützen und Munition, mit Reserveschrauben, Ankern und Ketten, mit Masten, Raaen und Tauwerk jeder Gattung, in Werkstätten aller Art, Schmieden und Reepschlägerbahnen szur Anfertigung von Tauen); auf den Wersten der Schiffszimmerleute und auf den Böden der Segelmacher wird rüstiges Leben beginnen, ein dem Deutschen fast ganz neuer Pulsschlag energischer Thätigkeit. Gewaltige Trockendocks, mitten im Lande ausge¬ graben, werden mit ihren massigen Granitwänden und deren Stufen zur Aufnahme der allerschwersten Panzerfregatten bereit stehn, und hoffentlich ist dann auch für leichtere, schneller auszuführende Reparaturen der minder schweren Schiffe ein eisernes Schwimmdock vor der Werft zu schauen.*) Was übrigens die Ausrüstungsstärke der außer Dienst gestellten Schiffe betrifft, so fragt sich, ob es zweckmäßig ist, dieselben wie jetzt in den Magazinen zu halten. Der Vorschlag eines ganz competenten Fachmanns geht dahin, den Magazinen nur das wirkliche Reservegur zu lassen, den außer Dienst ge¬ stellten Schiffen aber, sobald sie nach der Abrüstung ausgebessert sind, alle Ausrüstungsstücke, welche auf dem Wasser nicht dem Verderben ausgesetzt sind, an Bord zu geben. Dann ist keinerlei Verwirrung und Verzögerung bei Mobilmachungen zu fürchten, die eigene Mannschaft takelt das Schiff auf, ohne erst einzelne Stücke an Bord holen zu müssen, und die Schlagfertigkeit der ganzen Flotte gewinnt dadurch unendlich. Dann bleiben natürlich auch stets alle Spritzen an Bord, und ein Feuer, wie es kürzlich die „Hertha" beschädigt hat. kann stets im Keim erstickt werden. Besondre, ausschließlich für die tgi. Werft bestimmte und für die Kriegs¬ marine reservirte Doks, wie wir sie oben erwähnten, sind wirklich nothwen¬ dig, obwohl die Nähe der Privatetablissements von Dorfgaarden mit ihren Privatdocks solche Bauten überflüssig zu machen scheint. Denn wenn auch ") Für das erste Jahr ist der Bau eines Trockendocks und zweier Hallingc (d. h. Plätze vorn und hinten offen, aber bedacht, wie Bahnhofshallen, auf denen man die Kiele der ein¬ zelnen Schiffe legt, die Spanten richtet und den Bau des Rumpfes vollendet) in Aussicht ge- nommen: und schon im September nächsten Jahres soll, obwohl die Vorbereitungen dafür erst theilweise fertig sind, in Gaarden eine Panzcrfregatte in Angriff genommen werden. Für die Befestigung von der Landseite sind neuerdings noch sechs Forts beabsichtigt, während für die Hafeneinfahrt 20—2S englische 600 Pfünder bestellt werden sollen, welche sich letzthin bei Shoeburyneß sehr gut bewährt haben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/232>, abgerufen am 02.07.2024.