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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.

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Passirung von Friedrichsort erst wieder in Kiellinie abbrechen und erst außen
wieder aufmarschiren Z auch von einem Holtenauer Binnenhafen könnten sie trotz
dessen großer Nähe von der See nicht sofort in Schlachtordnung auslaufen.

Allerdings muß nun, wenn die Föhrde mit Eis belegt ist, zum Aus¬
laufen der Flotte eine größere Strecke aufgeeist werden, als wenn das Etab¬
lissement bei Holtenau läge: aber mittelst eiserner Dampfer, welche wie in
den schwedischen Häfen am Vorsteven einen förmlichen Eispflug haben und mit
demselben die Schollen von unten herauf aufklappen und bei Seite schieben,
wird sich das ohne allzugroße Schwierigkeit und Zeitversäumniß ausführen
lassen. Für kleine Fahrzeuge wird überdies die Verbindung mit der Nord¬
see durch den Eidercanal von Friedrichsort völlig gedeckt.

Die Entfernung Ellerbecks von Kiel ist nun bedeutend genug, damit die
Handelsmarine durch die Kriegsmarine in keiner Weise (nicht etwa wie 1864
in Swinemünde) genirt werde: die Moorings (verankerte Tonnen) und Duc
d'Alben (in den Grund gerannte Pfahlgruppen) zum Festlegen der Schiffe,
befinden sich weit außerhalb des Kieler Fahrwassers. Der für Bauten ge¬
eignete Platz bei Ellerbeck genügt für Herstellung ganz bedeutender Etablisse¬
ments, da'er etwa 200 Ruthen Länge bei durchschnittlich SO Ruthen Breite,
also etwa SS Morgen Areal enthält, soviel wie die ganze Neustadt von Kiel,
und da außerdem eine Erweiterung nach Norden, wo allerdings schon Häuser
stehn, möglich ist. Die Nähe der Stadt Kiel mit ihren reichen Hilfsquellen
aller Art und die Nähe des Gaardner Etablissements ist natürlich auch ein
hoher Vorzug vor Holtenau. Auch eine Eisenbahnverbindung mit Kiel würde
sich hier ohne jede Schwierigkeit direct herstellen lassen, mit Ueberbrückung
des Bachs von Dorfgaarden, dessen Privatetablissements dann unmittelbar
mit der königlichen Werft verbunden würden, während den letzteren die Her¬
anschaffung von Material und Mannschaften aus dem Hinterkante aufs vor¬
theilhafteste erleichtert wäre. Freilich wird die Befestigung von Ellerbeck
wohl in der Weise erfolgen müssen, daß beide Ufer der inneren Föhrde in
dieselbe hineingezogen werden.

Infolge der angeführten Vorzüge Ellerbecks hat denn auch im Juli vori¬
gen Jahres eine königliche Cabinetsordre diesen Platz definitiv zum Haupt¬
kriegshafen mit allen Einrichtungen für Ausrüstungs-, Constructions- und
Reparaturzwecke bestimmt. Die Regierung hat bereits das Terrain vom Be¬
sitz des Gaftwirths Heuer bis zum zweiten Wirthshause in Ellerbeck erwor-
ben. bis dahin, wo sich die Chaussee rechts durch den Ort wendet, und zwar
unter ziemlich günstigen Bedingungen, da von den einundvierzig betheiligten
Grundbesitzern nur neun Expropriation verlangt, zweiunddreißig sich dagegen
mit der Taxation der Commission zufrieden erklärt haben. Seitdem sind die
Anlagen und Bauten energisch in Angriff genommen worden; die Vorarbeiten


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Passirung von Friedrichsort erst wieder in Kiellinie abbrechen und erst außen
wieder aufmarschiren Z auch von einem Holtenauer Binnenhafen könnten sie trotz
dessen großer Nähe von der See nicht sofort in Schlachtordnung auslaufen.

Allerdings muß nun, wenn die Föhrde mit Eis belegt ist, zum Aus¬
laufen der Flotte eine größere Strecke aufgeeist werden, als wenn das Etab¬
lissement bei Holtenau läge: aber mittelst eiserner Dampfer, welche wie in
den schwedischen Häfen am Vorsteven einen förmlichen Eispflug haben und mit
demselben die Schollen von unten herauf aufklappen und bei Seite schieben,
wird sich das ohne allzugroße Schwierigkeit und Zeitversäumniß ausführen
lassen. Für kleine Fahrzeuge wird überdies die Verbindung mit der Nord¬
see durch den Eidercanal von Friedrichsort völlig gedeckt.

Die Entfernung Ellerbecks von Kiel ist nun bedeutend genug, damit die
Handelsmarine durch die Kriegsmarine in keiner Weise (nicht etwa wie 1864
in Swinemünde) genirt werde: die Moorings (verankerte Tonnen) und Duc
d'Alben (in den Grund gerannte Pfahlgruppen) zum Festlegen der Schiffe,
befinden sich weit außerhalb des Kieler Fahrwassers. Der für Bauten ge¬
eignete Platz bei Ellerbeck genügt für Herstellung ganz bedeutender Etablisse¬
ments, da'er etwa 200 Ruthen Länge bei durchschnittlich SO Ruthen Breite,
also etwa SS Morgen Areal enthält, soviel wie die ganze Neustadt von Kiel,
und da außerdem eine Erweiterung nach Norden, wo allerdings schon Häuser
stehn, möglich ist. Die Nähe der Stadt Kiel mit ihren reichen Hilfsquellen
aller Art und die Nähe des Gaardner Etablissements ist natürlich auch ein
hoher Vorzug vor Holtenau. Auch eine Eisenbahnverbindung mit Kiel würde
sich hier ohne jede Schwierigkeit direct herstellen lassen, mit Ueberbrückung
des Bachs von Dorfgaarden, dessen Privatetablissements dann unmittelbar
mit der königlichen Werft verbunden würden, während den letzteren die Her¬
anschaffung von Material und Mannschaften aus dem Hinterkante aufs vor¬
theilhafteste erleichtert wäre. Freilich wird die Befestigung von Ellerbeck
wohl in der Weise erfolgen müssen, daß beide Ufer der inneren Föhrde in
dieselbe hineingezogen werden.

Infolge der angeführten Vorzüge Ellerbecks hat denn auch im Juli vori¬
gen Jahres eine königliche Cabinetsordre diesen Platz definitiv zum Haupt¬
kriegshafen mit allen Einrichtungen für Ausrüstungs-, Constructions- und
Reparaturzwecke bestimmt. Die Regierung hat bereits das Terrain vom Be¬
sitz des Gaftwirths Heuer bis zum zweiten Wirthshause in Ellerbeck erwor-
ben. bis dahin, wo sich die Chaussee rechts durch den Ort wendet, und zwar
unter ziemlich günstigen Bedingungen, da von den einundvierzig betheiligten
Grundbesitzern nur neun Expropriation verlangt, zweiunddreißig sich dagegen
mit der Taxation der Commission zufrieden erklärt haben. Seitdem sind die
Anlagen und Bauten energisch in Angriff genommen worden; die Vorarbeiten


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[0231] Passirung von Friedrichsort erst wieder in Kiellinie abbrechen und erst außen wieder aufmarschiren Z auch von einem Holtenauer Binnenhafen könnten sie trotz dessen großer Nähe von der See nicht sofort in Schlachtordnung auslaufen. Allerdings muß nun, wenn die Föhrde mit Eis belegt ist, zum Aus¬ laufen der Flotte eine größere Strecke aufgeeist werden, als wenn das Etab¬ lissement bei Holtenau läge: aber mittelst eiserner Dampfer, welche wie in den schwedischen Häfen am Vorsteven einen förmlichen Eispflug haben und mit demselben die Schollen von unten herauf aufklappen und bei Seite schieben, wird sich das ohne allzugroße Schwierigkeit und Zeitversäumniß ausführen lassen. Für kleine Fahrzeuge wird überdies die Verbindung mit der Nord¬ see durch den Eidercanal von Friedrichsort völlig gedeckt. Die Entfernung Ellerbecks von Kiel ist nun bedeutend genug, damit die Handelsmarine durch die Kriegsmarine in keiner Weise (nicht etwa wie 1864 in Swinemünde) genirt werde: die Moorings (verankerte Tonnen) und Duc d'Alben (in den Grund gerannte Pfahlgruppen) zum Festlegen der Schiffe, befinden sich weit außerhalb des Kieler Fahrwassers. Der für Bauten ge¬ eignete Platz bei Ellerbeck genügt für Herstellung ganz bedeutender Etablisse¬ ments, da'er etwa 200 Ruthen Länge bei durchschnittlich SO Ruthen Breite, also etwa SS Morgen Areal enthält, soviel wie die ganze Neustadt von Kiel, und da außerdem eine Erweiterung nach Norden, wo allerdings schon Häuser stehn, möglich ist. Die Nähe der Stadt Kiel mit ihren reichen Hilfsquellen aller Art und die Nähe des Gaardner Etablissements ist natürlich auch ein hoher Vorzug vor Holtenau. Auch eine Eisenbahnverbindung mit Kiel würde sich hier ohne jede Schwierigkeit direct herstellen lassen, mit Ueberbrückung des Bachs von Dorfgaarden, dessen Privatetablissements dann unmittelbar mit der königlichen Werft verbunden würden, während den letzteren die Her¬ anschaffung von Material und Mannschaften aus dem Hinterkante aufs vor¬ theilhafteste erleichtert wäre. Freilich wird die Befestigung von Ellerbeck wohl in der Weise erfolgen müssen, daß beide Ufer der inneren Föhrde in dieselbe hineingezogen werden. Infolge der angeführten Vorzüge Ellerbecks hat denn auch im Juli vori¬ gen Jahres eine königliche Cabinetsordre diesen Platz definitiv zum Haupt¬ kriegshafen mit allen Einrichtungen für Ausrüstungs-, Constructions- und Reparaturzwecke bestimmt. Die Regierung hat bereits das Terrain vom Be¬ sitz des Gaftwirths Heuer bis zum zweiten Wirthshause in Ellerbeck erwor- ben. bis dahin, wo sich die Chaussee rechts durch den Ort wendet, und zwar unter ziemlich günstigen Bedingungen, da von den einundvierzig betheiligten Grundbesitzern nur neun Expropriation verlangt, zweiunddreißig sich dagegen mit der Taxation der Commission zufrieden erklärt haben. Seitdem sind die Anlagen und Bauten energisch in Angriff genommen worden; die Vorarbeiten 27*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_286711/231>, abgerufen am 02.07.2024.